Es war der olle Geiger, der 1928 den gleichnamigen Zähler erfunden hat. Als ob es zu viele von ihm
gegeben hätte. Auf jeden Fall brauche ich im Rahmen des
Röntgengerätes einen solchen, um mir nicht die Familienplanung zu durchleuchten oder andere Dinge zu verstrahlen.
In der Realschule hatte ich mal einen Geigerzähler aus Platinenmaterial, einer Batterie, einem Lautsprecher, einem NE555 und
einem versteckten Poti gebaut. Die Lehrer haben verdammt dämlich ais der Wäsche geglotzt wenn ich den Aparillo auf
sie gerichtet habe und das Teil höllemäßig anfing zu knacken. Dann noch was von "völlig verstrahlt der Mann" gemurmelt
und fertig war die Show.
Ein Eigenbau war mir zu aufwendig und Egay hielt diesen wundervollen Apparat für mich bereit :
Wen es interessiert, der kann sich hier die Originalanleitung dazu ansehen.
Damit konnte der deutsche Landser Anno 1962 direkt im Strahlungsfeld der russischen Atombombe hantieren und seinen Friseurtermin
bei Bedarf absagen. Der Detektor hat eine Papierabdeckung, was mich etwas stutzig machte.
Das Innenleben war auch nicht geeignet, meinem verwirrten Hirn etwas Erhellung zu verschaffen. Ich vermute mal, das es sich hier
um eine sehr primitive Ionisationskammer handelt. Diese wurde offenbar durch einen Strahler, welcher natürlich entfernt worden ist,
vorionisiert, so das eine lineare Messung möglich wurde.
Also vollkommen wertlos das Teil. Ich könnte kotzen.
Bemerkenswerterweise ist dieses Teil hier nicht der Probestrahler wie ich inzwischen weiss, sondern nur eine Trockenpatrone :
Kennt noch jemand "Bratz das Vieh" ? Danach wäre mir jetzt. Ich wollte doch nur günstig an ein Zählrohr kommen.
Also habe ich dann doch angefangen, mir ein Zählrohr selber zu häkeln. Das erste Messingrohr ist mir leider
kurz vor Schluss aus dem Futter gehüpft und hat seine strukturelle Integrität eingebüsst :
Nummer zwei war dann gnädiger gestimmt. Der Ring vorne stützt das Fenster :
Auf der Rückseite sieht man die kleinen Rohre für die Gasfüllung sowie die Drahtanode
Ein Objektträger, ein stumpfer Glassschneider und eine Kombizange vollbringen dann das Wunder einer fast runden
Glasscheibe. Diese wird mit 2K-Kleber eingesetzt.
Die Drahtanode wird ebenfalls mit 2K-Kleber eingesetzt. Der Draht hat einen Durchmesser von nur 0.35mm um
mit möglichst kleinen Spannungen auf die nötige Feldstärke von 10^6 V/m zu kommen. Die Messinmgteile sind miteinander
verlötet.
Ob das so gut ist weiss ich selber allerdings nicht so genau.
Die Acryltube für die Scheibe war natürlich eingetrocknet. Also an der Seite ein Loch gebohrt und die nötige Menge
in eine Spritze gefüllt :
Die vordere Scheibe bekommt so ihre eigentliche Dichtung :
Nach dem Spülen mit Argon 4.6 kam dann noch ein Tropfen unvergälltes Ethanol als Löschgas hinzu. Einige
Leute vom Fallturm in Bremen
waren mir dann beim Evakuieren auf 10mBar Restdruck behilflich (vielen Dank nochmal).
Das Ganze lief dann in etwa so ab : Pumpe einschalten, Restdruck sofort auf 1mBar abgesunken. Mist. Röhre wieder belüftet und
Argon suchen gegangen. Röhre wieder gespült und mit Ethanol geimpft. Pumpe mit Drosselventil versehen und ein weiteres
mal evakuiert. Dann das Messingröhrchen zugekniffen, umgebogen und verlötet.
Eigentlich hätte ich jetzt zumindest eine gewisse Nullrate messen müssen. Aber nichts ist passiert. Bis 1000V ist
rein gar nichts passiert. Nicht ein Furz von Entladung. Es hat nur dezent nach Ozon gestunken.
Das kann eigentlich nur bedeuten, das das Rohr wieder Normaldruck hat. Ich könnte kotzen.
Also zurück ans Reissbrett und umdenken. Man bekommt wiedersprüchliche Informationen. Die einen Quellen sprechen
von 100mBar Restdruck, andere wieder von 10 mBar. 100mBar könnte ich auch mit meiner Drehschieberpumpe herstellen :
Mit laufender Pumpe kann ich das Rohr zumindest in Wasser tauchen und das Innenleben bleibt trocken.
Ich werde also mal etwas Argon in einem Lufballon mitbringen und das Rohr an meine Pumpe anklemmen und mit
laufender Pumpe messen was passiert. Ein professioneller Geigerzähler zeigt an meiner Röntgenkiste ab 40kV zumindest
schon deutlich höhere Werte als normal an. Eine Strahlungsquelle hätte ich also jetzt im Haus.
Wenn es das Baby dann tut, muss ich mir nur noch überlegen, wie ich das Rohr nach dem Evakuieren wirklich verschliessen kann.
Eine Möglichkeit wäre, ein Glasrohr anzubringen, welches mit laufender Pumpe zugeschmolzen werden könnte.
Ein Ballon hat sich als ungeeignet erwiesen, er verliert den Druck zu schnell. Ein alter Getränkekarton mit
Heisskleber zugekleistert tut hier bessere Dienste. So gespült und mit
laufender Pumpe
habe ich dann die nächsten Messungen unter der Röntgenröhre gemacht. UND WIEDER NICHTS ! GRRRRRRrRrRrRr
Also habe ich ein Glasrohr angeklebt und dieses bei laufener Pumpe und 100 mBar Restdruck zugeschmolzen :
Nach einem Tag habe ich dann testweise den Lötzinntropfen am Füllstutzen geschmolzen und mußte feststellen, dass
der Druck wieder Normalzustand erreicht hatte. Und das ist jetzt der Punkt, an dem ich den Müll aufgebe.
Bei der Gelegenheit habe ich dann noch meine Schaltung etwas umgebaut :
Den Schaltplan findet ihr hier. Jetzt fehlt mir nur noch ein geeignetes Gehäuse für
den Kram. In dem kleinen Glasröhrchen befindet sich die Asche eines alten Petromax-Glühstrumpfes, welche auch
noch nach 15 Jahren eine gewissen hektische Aktivität verbreitet. Auch dies war eine freundliche Spende.
Entgegen sonstiger Gwohnheit habe ich jetzt mal 10 Euronen für ein Gehäuse investiert und den ganzen Kram mit
Heisskleber darin positioniert. Die rote Kappe zeigt an, wo der Sensor
sitzt :
Oben sitzt noch ein Griff aus einem 19"-Rack und ein simpler Kippschalter. Der Lautsprecher befindet sich im Boden.
Damit schliesse ich dieses Teilprojekt ab und wende mich wieder der
Röntgenkiste zu.
Zuhause habe ich dann einen kleinen DC-DC-Wandler gefrickelt und einen Kopfhörerverstärker dazugetütelt.
An dieser Stelle kam ein freundlicher Ritter um die Ecke und hat mir mit einer edlen Spende den Arsch gerettet.
Aus einer Studienarbeit ist noch ein Zählrohr übrig geblieben und genau dieses durfte ich entgegen nehmen.
Diese (sehr interessante)
Arbeit findet ihr hier.
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