Finger´s elektrische Welt

Trennlinie

Das Forum für den durchgeknallten Bastler

Zurück zur Gallerie

Trennlinie


Käse fräsen

Totaler Käse

Was macht man mit einer CNC-Fräse als geneigter Hobbyfrickler ? Ich habe keine Ahnung. Aber eine Menge Leute scheinen das ganz toll zu finden, also dachte ich mir : bauste halt auch mal eine.

Nach kurzem Fräsen, äh, Googlen bin ich auf die Definition der Käsefräse gestossen. Also Gorgonzola zu fräsen sollte kein Problem darstellen. Wenn man aber Parmesan bearbeiten will, so muß man sich schon ein paar Gedanken mehr machen. Dachlatten fallen also flach. Mal kurz geschaut, was Alukonstruktionen so aushalten :

und siehe da, sieht stabil aus und biegt sich schon unter kleinen Kräften toll durch. Genau richtig für italienischen Hartkäse.

Was nehmen wir als Motor ? Eine Oberfräse. Die hat einen halbwegs genormten Hals und Spannzangen. Die braucht natürlich einen Halter, und so muss ich wie immer ohne Planscheibe durchs Dreherleben gehen. Aus einer Tür eines Druckbehälters ein Stück Alu rausgesägt, Lochsäge brüllt ein grobes Rund hinein und los :

Zwei Winkel dran, einen Schlitz reingesägt und fertig ist die Aufnahme :

Aus zwei Alufrontplatten zwei passende Stücke gesägt und an das zweite Stück hinten einen Wagen mit Stahlrollen drangeklatscht

Die Verbindung der Platten wird durch Linearkugellager einigermaßen Spielfrei. Jetzt weiss ich endlich, wozu ich den Kram 10 Jahre gesammelt habe.

Ein Lineakaktuator übernimmt das Auf- und Ab.

Ich hab zwar keinerlei technische Daten, aber die Grenzwerte werden wir dann mal Anhand der Erwärmung ermitteln.

Damit das Spiel kleiner wird kommen noch zwei dieser wunderbaren Rillenumlaufkugellager hinten dran :

Ein Hallsensor TLE4905 übernimmt die Rolle des Referenzschalters

und die Spildel des Aktuators wird in ein Mitnahmeklötzchen geschraubt, welches ich aus einem Handtuchhalter gesägt habe :

Hinten kommt ein Magnet in eine Bohrung

und eine LED signalisiert mir die Endlage.

Der Wagen soll auf Rundstahl aus zwei Tintenstrahlern laufen.

Die biegen sich leider heftigst durch, also muß Unterstützung her. Eine Rille im Vierkantmaterial nimmt die Stangen auf

welche mit M8-Muttern links und rechts fixiert werden :

Damit sind die Achsen Z und Y im Groben fertig.

Mädler hat Gewindespindeln für schmales Geld im Angebot, aber die Flanschmuttern sind unglaublich teuer. Also die Gasbuddeln hervorgekramt

und zwei Sechskantmuttern zusammengelötet für die Spindelaufnahme.

Das Ding wird hinten an den Wagen geschraubt

und ist statisch so dermaßen Überbestimmt, das die Spindel tierisch klemmt. Aber nichts, was man nicht mit ein paar Papierstückchen lösen könnte.

Den Antrieb übernimmt ein fetter Schrittmotor, den ich für schmales Geld samt Elektronik auf dem Teileflohmarkt erstehen konnte.

Die Schrittmotorkarte sitzt hinten dran. Eine vollständige Doku zu dem Ding (Berger Lahr D450) findet sich hier.

Die andere Seite der Spindel sollte schon etwas fester sitzen, damit die Position sich nicht verschiebt. Hierzu dient das obere Lager eines Rührgerätes.

Aus dem stammen auch die fetten Frontplatten.

Die Mutter zur Sicherung ist geteilt und mit Madenschrauben als Anti-Rausdreh versehen.

Für die Z-Achse musste ich eine eigene Steuerung frimeln. Die wird direkt hinten dran geschraubt.

Weil ich kein Bock auf die 25 Jahre alte Kombi L297/L298 hatte, habe ich mir mal was neues ausgedacht. Wer sich dafür interessiert, findet hier auch den Schaltplan dazu. Drinnen werkelt ein PIC18F252, die zugehörige Software gibts natürlich auch. Mithilfe eines kleinen DA-Wandlers ist die Schaltung sogar mikroschrittfähig (265 Schritte pro Vollschritt des Motors). Die Brücke sitzt hinter dem kleinen Messingblech. Dieses ist der Kühlkörper.

Die beiden anderen Achsen laufen mit o.g.Steuerung D450. Damit die auch per Hand bedienbar ist, kommt noch eine kleine Hilfsschaltung dran :

Die X-Achse wird über einen Riementrieb geschoben, damit der Motor aus dem Weg ist. Die kleine Rolle verhindert, das der Riemen seiner Neigung zum Entgleiten allzu ungehemmt nachgehen kann.

Die elektrische Anpassung an die Druckerschnittstelle, die Versorgung der Optokoppler, die zentrale Besaftung der Motoren und ein paar schaltbare Steckdosen für PC, Absaugung und so weiter finden sich auf einer übergeordneten Plattform wieder. Der große Taster vorne stammt aus einem Poker-Automaten und ist jetzt der Not-Aus-Schalter :

Teile der Anordnung umweht noch der Geist der einstigen Reichs-Lüsterklemmenverordnung von 1871, die jedoch unter dem Gröfaz in der "Nationalen Reichsordnung zur Lüsterklemmung" aufging :

Bakelit ist natürlich mittlerweile aus der Mode gekommen. Also noch ein kritischer Blick

und der Möller kann samt Schwingungsdämpfern auf die Arbeitsplatte gewuchtet werden.

Als Software hatte ich mir NC-FRS ausgesucht. Mal sehen, wie sich das so macht. Ist Freeware und wird scheinbar auch gepflegt. Und hat diese wunderbare Mischung kruder Bedienung und lausiger Dokumentation, deren Geruch allen Programmen dieser Kathegorie anhängt. Muss wohl so sein. Ein erster Spielbericht folgt in Kürze. Nur so am Rande : bisher hat der Bau etwa 120 Euronen verschlungen. Will bestimmt der eine oder andere später wissen.

Jetzt ist ca. ein Jahr vergangen und es war wie immer. Sobald ein Apparat fertig ist wird er für mich langweilig. Ich hatte meinen Spaß beim Fummeln, aber es wird Zeit sich zu trennen und etwas neues anzufangen. Also hat der Eimer ein neues Zuhause gefunden und verlässt per Palette unser Heim :

Vielleicht versorgt mich Sirell ja später einmal mit Bildern vom zweiten Leben der Käsefräse. Derzeit ist hier erstmal Schluss mit dem Thema. Und ich freue mich über den frei gewordenen Platz in der Werkstatt.

Zurück zur Gallerie
Zurück zur Gallerie

Trennlinie
© 2000 FINGER

Trennlinie