SchuesselTech hat geschrieben:naja egal, ich werde da erstmal hinfahren, hab ja nix zu verlieren... ausser etwas sprit und zeit im zweifelsfall ist's n gutes WarmUp für die kommenden vorstellungsgespräche...
Die Fahrtkosten vom Wohnort zu einem Vorstellungsgespräch muss der AG erstatten. Es wäre z.B. ein gutes Zeichen, wenn er es von sich aus anbietet.
Wenn er es nicht von sich aus erwähnt, und das Gespräch doof lief, kannst du es ansprechen bzw. einfordern.
WarmUp / Übung ist eine sehr gute Sache -> du wirst erfahrener, ruhiger, und kommst bei den nächsten Gesprächen souveräner rüber. Die interessanteren Gespräche daher lieber später führen.
Auch so mancher Arbeitgeber (AG) ohne professionelle Personalabteilung, der mit Mitarbeitersuche beginnt, lädt sich die uninteressantesten Bewerber zuerst ein, um zu üben
Noch ein paar Hinweise von der anderen Seite, außerhalb vom Üblichen (Quali, Lebenslauf, Ziel,..):
Versuche dich nicht zu verbiegen, und authentisch zu bleiben. Prahle am Anfang nicht zu sehr mit deinen Fähigkeiten, sondern versuche nach-und-nach im Gespräch Gelegenheiten zu erhaschen, um bei passenden Gesprächsthemen dein Wissen nach-und-nach darzustellen.
Der AG wird dich entsprechend deines späteren Einsatzgebietes beurteilen, d.h. er versucht sich vorzustellen, wie/ob du den vorgesehenen Job meistern kannst. Eine gute Vorbereitung wäre, vorher das Aufgabengebiet mit Erwartungen an dich in Gedanken durchzuspielen -> dadurch beantworten sich einige Fragen, und wirkst kompetenter, durchdachter.
Hinter einer geplanten Einstellung steckt ein Problem bzw. Überlastung in diesem Bereich. Du sollst ihm ein Teil der Arbeit aus dem Kreuz schaffen, mit möglichst kurzer Einarbeitungszeit, die Andere zusätzlich belastet.
Der AG wird dich im Gespräch evtl. locker an der langen Leine lassen, dich reden lassen, aber dabei genau beobachten.
Worauf wird geachtet? Erscheinungsbild incl. Klamotten, Blick, Aufmerksamkeit, Auftreten, Wesen, Gesinnung, Händedruck, Kontaktaufnahme, zudem evtl. auch: mit welcher Karre in welchem Pflegezustand kommst du auf den Hof gefahren? Wie bewegst du dich auf dem Parkplatz? Körpersprache? Geruch / Raucher? Nach dem Gespräch: Körpersprache / Gang / Anspannung? Evtl. auch vorherige Recherche in Guhgel und sozialen Medien.
Im Vorstellungsgespräch versucht sich der AG eine Meinung auf Fragen zu bilden wie:
"ist der vor mir sitzende Kerl geeignet, um ihn alleine auf die Maschine / Kunde / Projekt / etc. loszulassen?"
"passt die Eigenständigkeit und Cleverness, um mir (AG) möglichst schnell, viel, effektiv und für AG stressfrei Arbeit abzunehmen?"
"Wirkt der Bewerber vertrauenswürdig und loyal?"
"Passen Sympathie, Teamfähigkeit zur Stelle und vorhandenen Struktur?"
Das Bewerberprofil muss zur Stelle passen. Es gibt keine Multitalente für alle Jobs, und du musst "nur" auf diesen Job passen!
Es gibt sogar viele Jobs, bei denen aus AG-Sicht die Soft-Skills nicht zu hoch sein dürfen, damit die Arbeit nicht unterfordert, und auch langfristig Spaß macht.
Beispiele (ohne jemanden zu nahe treten zu wollen): ein Fließbandarbeiter darf nicht zu ehrgeizig, eigenkreativ oder nach höheren Zielen strebend sein.
Bei uns waren mal Estrichleger, und einer davon schippte von den ganzen Tag Sand/Kiesberge in die Maschine. Wenn der Berg weg war, kam der nächste LKW und kippte Sand hin. Beim Job er machte einen zufriedenen Eindruck. Das schafft mental nicht jeder. Allerdings konnte man den Typ (übertrieben gesagt) nicht mal nach der Uhrzeit fragen, wäre somit nicht für jeden Job geeignet.
Anderes Extrem: spezielle Ansprüche an Wesen/Verhalten/Durchsetzungsvermögen/Teamgeist eines Liquidators oder Anwalts.
Groß verbiegen, um die Erwartung zu erfüllen, ist mit Vorsicht zu genießen, weil dich der AG dann falsch einschätzen wird, evtl. eine nicht auf dich passende Stelle anbietet, mit der du später unzufrieden sein könntest.
Wenn du anschließend beurteilen möchtest, wie das Gespräch bim AG ankam, gibt es ein paar gute/schlechte Zeichen.
Gute Zeichen wären: AG nahm sich viel Zeit (trotz Zeitmangel -> Interesse an dir), lockeres Gespräch mit vom AG eingestreuten Smalltalkelementen außerhalb Jobthema, detaillierte Selbstdarstellung AG und Arbeitsplatz, Firmenführung, gegenseitiges Sympathieempfinden, AG möchte direkt weiteres Vorgehen/Schritte besprechen, Angebot Fahrtkostenübernahme, herzliche Verabschiedung, gutes Bauchgefühl.
Viel Glück, und bleibe lässig