VW Pumpe Düse: Leistungsoptimierung

Der chaotische Hauptfaden

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tschäikäi
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VW Pumpe Düse: Leistungsoptimierung

Beitrag von tschäikäi »

Moin,

ich hab heute mal ein bisschen an meiner Motorsteuerung (VW 1.9 TDI ASZ im A3 8L) rumgespielt.
VCDS Messwertblock 4 "Synchronisationswinkel" heißt das Zauberwort.
Beim Zahnriemenwechsel kriegt man den nämlich nie genau hin, ich halte +-5° KuWe für realistisch.
Negativer Winkel heißt Frühverstellung der NoWe, positiver Winkel halt spät.
Getestet:
-1°: gute Verbrauchswerte lt. Kombiinstrument, guter Anzug unter 2k rpm, ab 3k zäh. Dreht bis knapp 4 und dann is Schluss.
-6°: hoher Verbrauch, schlechter Anzug bis 2k rpm, darüber recht kräftig, viel Drehzahl (ca.4500 rpm, vielleicht höher, hab mich da nicht getraut alles zu testen)
-4°: Verbrauch wie bei -1°, sehr drehfreudig, guter Anzug übers gesamte Band bis 5!!!000 rpm.

Nochmal zum Vergleich: bei -1° war Vmax 205 leicht bergab, bei -4° 220-225 (man schaut bei solchen Geschwindigkeiten nicht so genau aufn Tacho) berghoch auf der AB.
Es war nicht zwei mal der gleiche Berg, aber beide Male für Autobahnverhältnisse recht steil.

Also meine Empfehlung: Wer nen Pumpe Düse fährt und an VCDS ran kommt: Sofort hin laufen und den Steuerwinkel überprüfen.
Ich bin echt begeistert, mit wieviel Aufwand man das hin bekommt.
Man muss auch nicht viel machen:
Motor an, VCDS anwerfen, Messwertblock 4 wählen und gucken was das Ding sagt. Motor aus.
Zahnriemenabdeckung ab, bei egal welcher NoWe- /KuWe- Stellung die 3 Klemmschrauben der NoWe lösen
(8- Ventiler hat nur eine, beim BKD oder anderen 16- Ventilern sinds zwei Nockenwellen)
und die Nockenwelle selbst (18er SW im Zentrum ein paar Zehntel oder nen halben mm nach rechts (=früher) oder links (=später) drehen,
Klemmschrauben !gleichmäßig! mit 30Nm fest ziehen und Motor anwerfen.
An den Schrauben muss man nichts messen, einfach mal ein paar Bruchteile eines Millimeters verdrehen,
man sieht ja wie sich die Schrauben gegenüber den Langlöchern bewegen.
Im VCDS nachgucken ob man beim passenden Winkel landet und Probefahrt machen.
Ich würde keinesfalls früher als -6° gehen, bei meinem ASZ- Motor sind die -4° wie gesagt optimal.

Zahnriemenspannung bei der Gelegenheit erfühlen und gegebenenfalls vorm Probefahren korrigieren.

Dieselracing ahoi,
Gruß Julian
TDI
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Re: VW Pumpe Düse: Leistungsoptimierung

Beitrag von TDI »

tschäikäi hat geschrieben:Moin,

beim Zahnriemenwechsel kriegt man den nämlich nie genau hin, ich halte +-5° KuWe für realistisch.

Dieselracing ahoi,
Gruß Julian
Wie stellt die Fachwerkstatt das denn nach dem Wechsel ein?
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tschäikäi
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Re: VW Pumpe Düse: Leistungsoptimierung

Beitrag von tschäikäi »

Entweder mit der beschriebenen Methode auf 0° oder nur rein mechanisch (also gar nicht).

Selbst wenn die Winkel überprüft werden... man verschenkt massiv Leistung.
Vielleicht stellen das manche auf Kundenwunsch ein wenig früher. Aber das bietet sich dann gerade als Anlass, die Gewährleistung abzulehnen.

Rein mechanische Einstellung hat ca. 5° Toleranz in beide Richtungen.
Absteckwerkzeug an NoWe sitzt meist recht spielfrei, KuWe- Absteckwerkzeug hat relativ viel Spiel. Dazu kommt die Dehnung des Zahnriemens, den man bei stehendem Motor nie so spannen kann, wie nachher im Betrieb. Diese 5° (oder irgendwas in dem Bereich) hören sich viel an, sind aber an den Absteckpunkten nur wenige Zehntel Millimeter, da v.a. der wirksame Kurvenradius klein ist. das Zahnriemenrad der KuWe hat etwa 35 bis 40mm Durchmesser (geschätzt).
Dazu kommt wie gesagt noch der dehnbare Zahnriemen.
Ich habe meinen Zahnriemen in den letzten Jahren 3 mal gewechselt (dieses Mal das erste Mal mit VCDS überprüft) und hatte danach jedesmal eine andere Motorcharakteristik. Das fällt definitiv auf.

Ich kann natürlich nicht für alle Fachwerkstätten sprechen, aber mein Kollege, der mal bei ner offiziellen VW- Werkstatt gearbeitet hat, kannte die Methode nicht.
https://community.dieselschrauber.de/vi ... hp?t=14944

Gruß Julian
E_Tobi
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Re: VW Pumpe Düse: Leistungsoptimierung

Beitrag von E_Tobi »

Im Zweifelsfall mit Hilfe eines geeichten und kalibrierten Hochpräzisions-Filzstiftes, dessen Anwendung das beibehalten der ursprünglichen Steuerzeiten sicherstellt (Edit:um nicht zu sagen, garantiert!) :roll:
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tschäikäi
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Re: VW Pumpe Düse: Leistungsoptimierung

Beitrag von tschäikäi »

Naja, die "Fach"werkstätten mögen das so machen,
aber wünschenswert ist es mit Sicherheit nicht.
Ich jedenfalls werde so schnell nicht wieder auf 0° zurückgehen.

Ich gebe zu, dass ich die Idee hier abgekupfert habe:
https://community.dieselschrauber.de/vi ... php?t=5408

Gruß Julian
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itchy
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Re: VW Pumpe Düse: Leistungsoptimierung

Beitrag von itchy »

Moin,

interessant! beim Common-Rail-Motor wird der Drehwinkel Kurbelwelle der Kurbelwelle durch einen Hallsensor ermittelt (ich meine durch einen 58+2 Teiler). Auf der Nockenwelle sitzt ebenfalls ein Geber. Durch geschickten Versatz der Signale ermittelt das Motorsteuergerät den KW-Drehwinkel genau genug, um den Einspritzbeginn auf ca. 1° genau vorzugeben.
Ich meine, beim Pumpe-Düse-TDI kommt bereits ebenfalls diese Sensorik zum Einsatz.

Eine verstellte Nockenwelle stört das Steuergerät nicht. Durch die fehlenden 2 Zähne auf der Kurbelwelle ist schnell eine Referenz gefunden, das Signal der Nockenwelle wird darauf syncronisiert und schon stimmt wieder alles. Klar läuft der Motor schlechter, wenn die Nockenwelle und damit die Ventile nicht sauber zur Kurbelwelle stimmen. Das wird jedoch vom Einspritzteitpunkt nicht kompensiert.

Tendenziell ist eine Frühverstellung moderner Dieselmotoren ein beliebtes Mittel um den Wirkungsgrad (auf Kosten der Emissionen) zu verbessern.
Im Auslieferungszustand spritzt man (auch außerhalb des Versuchslabors) spät ein, um geringere Brennraumtemperaturen zu erhalten, um damit NOx zu reduzieren.
Komfortabler Nebeneffekt: der Motor klingt ruhiger.

Chiptuner bieten "Ecotuning" an - geringere Verbrauch bei gleicher Leistung - und setzen genau hier an.
VW erlaubt mit VCDS Ähnliches zu erreichen?
Eine kurze Recherche zum VCDS Messwertblock 4 "Synchronisationswinkel" ergibt hier nichts klares - es wird hauptsächlich als Logging-Tool beschrieben...

VG,
Holger
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tschäikäi
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Re: VW Pumpe Düse: Leistungsoptimierung

Beitrag von tschäikäi »

Moinsen,
interessant! beim Common-Rail-Motor wird der Drehwinkel Kurbelwelle der Kurbelwelle durch einen Hallsensor ermittelt (ich meine durch einen 58+2 Teiler). Auf der Nockenwelle sitzt ebenfalls ein Geber. Durch geschickten Versatz der Signale ermittelt das Motorsteuergerät den KW-Drehwinkel genau genug, um den Einspritzbeginn auf ca. 1° genau vorzugeben.
Ich meine, beim Pumpe-Düse-TDI kommt bereits ebenfalls diese Sensorik zum Einsatz.
Ja genau, so ist das auch schon beim 1.9er. Nur wo der Sensor der KuWe sitzt... wüsst ich jetzt gar nicht.
Ich glaube beim Wechsel des Zweimassenschwungrades was gesehen zu haben.. Auf der anderen Seite, am Zahnriemen is jedenfalls nichts.
Hallgeber am Nockenwellenrad kann ich bestätigen.

Mit VCDS kann man keine Steuerzeiten korrigieren, es wird lediglich der Winkelversatz (aus Messwerteblock 4 des Motorsteuergeräts) ausgelesen.
Eingestellt wird wie oben beschrieben mitm Schraubenschlüssel und dann per VCDS gecheckt, welchen Winkel man denn getroffen hat.
VCDS kommt nicht von VW, sondern von "Rosstech", einer Firma im Amiland. Ist sehr bekannt und nur für Fahrzeuge des VW- Konzerns zu gebrauchen.

Um jetzt mal ein bisschen tiefer in die Materie einzusteigen:
Der 0°- Winkel ist der vom Hersteller gewählte "beste" Winkel. Die Messfehler der Sensorik und die mechanischen Unzulänglichkeiten und Toleranzen mal außen vor gelassen.
Wenn man diesen "Idealwinkel" nach früh oder spät korrigiert, beeinflusst man (beim PD) nicht nur die Ventilöffnungszeiten, sondern auch die Stellung der Pumpe- Düse- Elemente
und damit den Druckaufbau des Kraftstoffs vor der Einspritzung. Wann eingespritzt wird, entscheidet das Magnetventil am PDE (bzw. das MSG, das es ansteuert).
Aber wenn mehr Druck da ist, wird natürlich auch mehr eingespritzt. Wie hoch der Druck gerade ist, kann man nur raten, aber es wird schon einen Unterschied geben.

Der Fahrzeugtechniker weiß, dass man den Maximaldruck im Brennraum 7° nach OT haben will, um möglichst effizient zu verbrennen
und so auch das größte Drehmoment abgreifen zu können.

Man hat einen gewissen Spielraum um diese 7°, beim Diesel (aufgrund des angestrebten Gleichdruckprozesses) etwas mehr als beim Benziner.
Also stellt man die Chose so ein, dass es unteren Drehzahlbereich noch nicht zu früh (Detonation vor oder um OT ist schlechter als gar keine Zündung)
und im oberen Drehzahlbereich nicht zu spät zündet.

Obenrum natürlich früher, da die Flammausbreitungsgeschwindigkeit eines gegebenen Gemischs und der gleichzeitig auftretende Druckaufbau
natürlich Zeit brauchen. Diese paar ms korrigiert man entweder mit Früheinspritzung, beim Benziner mit Verstellung des Zündzeitpunktes oder halt mit beidem.
Die ganz Schlauen bauen Systeme wie VTEC oder anders heißende variable Steuerzeiten.
Ventilöffnungszeiten (eigentlich sind das alles Winkel) variabel zu gestalten hat einen ähnlichen Effekt wie variable Einspritzwinkel oder variable Zündwinkel.
Die durchs Einlassventil einströmende Gassäule braucht ja auch ne gewisse Zeit, um einen akzeptablen Füllgrad im Zylinder zu ... machen.

Gruß Julian
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itchy
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Re: VW Pumpe Düse: Leistungsoptimierung

Beitrag von itchy »

Moin,

ok, jetzt verstehe ich was gemeint ist, danke für die Erläuterung.

Viele Grüße,
Holger
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