Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Der chaotische Hauptfaden

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Propeller
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Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Propeller »

Hallo,
ich beschäftige mich gerade mit diesem Apparat:

Bild

Es handelt sich um einen LD- Motor aus einem ROBUR- Reisebus. (3345cm³ Saugdiesel mit sportlichen 70PS)
An diesem Motor wurde der Öffnungsdruck der Einspritzdüsen zwecks besserer Verneblung leicht angehoben. Damit verschiebt sich der Einspritzbeginn natürlich ein wenig in Richtung spät. Um die Pumpe entsprechend einzustellen müßte ich also im Idealfalle den tatsächlichen Einspritzbeginn während des Betriebes erfassen. Die Frage ist nur, wie? Kann man irgendwie das Überschreiten der maximale Amplitude des Druckanstieges z.B. mit Piezomaterial erfassen und ein Stroboskop triggern?

Wen es interessiert, der kann sich den Motor >hier bei der ersten Wiederbelebung ansehen< (Achtung: .mp4 mit 70MB Größe)

Danke und beste Grüße
Peter

EDIT: Link repariert
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Nicki
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Nicki »

Das ist doch eine Reiheneinspritzpumpe, oder?
Zumindest die von MB in den 80ern verbauten haben seitlich einen Stopfen, hinter dem ein Metallnupsi vorbeifliegt.
Dort lässt sich ein Induktivgeber einschrauben.
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Bastelbruder
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Bastelbruder »

Das Pulsen der Einspritzleitungen läßt sich mit einem "Kohlemikrofon" aus MOS-Schaum und einer Wäscheklammer recht einfach detektieren. Am Kopf des Ottos lassen sich Klingelgeräusche abnehmen. Bloß ob ähnliches beim Rudolf so deutlich auftritt?
ZBPDT4MWM
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von ZBPDT4MWM »

Propeller hat geschrieben:Um die Pumpe entsprechend einzustellen müßte ich also im Idealfalle den tatsächlichen Einspritzbeginn während des Betriebes erfassen. Die Frage ist nur, wie? Kann man irgendwie das Überschreiten der maximale Amplitude des Druckanstieges z.B. mit Piezomaterial erfassen und ein Stroboskop triggern?
Die Antwort lautet:

1. WKD DieselCheckomat von Walter Krupp Dieseltechnik
Leider muss hier ein Piezosensor zwischen Pumpe und Düse geschraubt werden (vor oder hinter der Leitung ist egal). Das Gerät ist etwas sperrig... Da meiner gerade einen undichten Sensor hat und ich ihn nicht verschicken mag, hilft er nicht wirklich...

2. CZ Sincro
Eine schicke handliche Zündblitzpistole für den Diesel. Es werden kleine Messclips auf die Leitung gesetzt und somit ohne Öffnen der Leitung gemessen. Die CZ Sincro meines Kumpels hat eine Durchgefratzte Platine und sein Schwager hat noch keinen Ersatz gebaut - hilft Dir leider auch nicht...

3. Nachbauten/Geschwisterprodukte der CZ Sincro

Bedenke aber dass die Motorenhersteller meist nicht den Einspritzzeitpunkt angeben, sondern nur den Förderbeginn der Pumpe. Also bei Werkskonfiguration den Einspritzzeitpunkt herausmessen und dann angleichen - aber das weißt Du sicher so gut wie ich :)

Gruß Philipp

EDIT: Um wieviel Bar hast Du den Öffnungsdruck denn angehoben?
Hesselbach
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Hesselbach »

Hallo Leute,

Ich suche auch schon lange so einen Drucksensor den ich auf die Einspritzleitung des ersten Zylinders klemmen kann. Ich habe mehrere Stroboskop-Lampen mit induktivem Geber für Benziner, da würde ich gern eine umbauen für Diesel. Ich würde auch gerne eine defekte Dieselblitzpistole bei der vermutlich der Sensor noch o. k. ist kaufen. Ich habe bei meinem Aro ein Peugeotdiesel XD3 eingebaut und aufgrund der Einbaulage ist es nicht möglich auf die übliche Art den Förderbeginn einzustellen weil direkt hinter dem Hochdruckkopf der Bosch VE-Pumpe absolut kein Platz mehr ist für eine Meßuhr anzuschrauben.

Mit freundlichen Bastlergrüßen

Hesselbach
ZBPDT4MWM
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von ZBPDT4MWM »

Hesselbach hat geschrieben:Hallo Leute,

Ich suche auch schon lange so einen Drucksensor den ich auf die Einspritzleitung des ersten Zylinders klemmen kann.
Kannst Du bei Matthies (für, ich glaube, um die 60€) in versch. Leitungsdurchmessern kaufen!

Gruß Philipp
Hesselbach
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Hesselbach »

Kannst Du mir mail oder tel sagen?
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Propeller
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Propeller »

ZBPDT4MWM hat geschrieben: Bedenke aber dass die Motorenhersteller meist nicht den Einspritzzeitpunkt angeben, sondern nur den Förderbeginn der Pumpe. Also bei Werkskonfiguration den Einspritzzeitpunkt herausmessen und dann angleichen - aber das weißt Du sicher so gut wie ich :)
EDIT: Um wieviel Bar hast Du den Öffnungsdruck denn angehoben?
Herzlichen Dank schonmal!
Das mit dem Förderbeginn weiß ich natürlich, aber ich gehe davon aus, daß die Erhöhung des Öffnungsdruckes den Einspritzbeginn verschiebt.
Original- Sollwert ist 100 - 110bar, ich bin zunächst mal auf 120bar gegangen. Ob das letztendlich viel ausmacht wäre herauszufinden.
Eine Matthies- Filiale habe ich hier ganz in der Nähe. Da werde ich morgen mal gleich ranfahren und nach so einem Sensor fragen. Ist das Signal von der Stärke her vergleichbar mit dem eines induktiv abgenommenen Zündsignals? Dann könnte ich das Ding ja tatsächlich einfach ein eines meiner Stroboskope dranhäkeln. :shock: Bei 60,-€ würde ich glatt mal zugreifen.

PS @Hesselbach: www.matthies.de
Robby_DG0ROB
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Diese Klemmgeber bestehen ja nur aus einem aufgeschnittenem Piezoring, der durch die Druckwellen in der Leitung gestaucht wird. Die messbare Spannung ist sehr klein, meines Wissens nach viel kleiner als die kapazitiven Klemmen, die man bei Otto-Motoren am Zündkabel anbrachte. Die Elastizität der Einspritzleitung wirkt hier ja bereits als mechanischer Tiefpass.
Matt
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Matt »

Robby_DG0ROB hat geschrieben:Diese Klemmgeber bestehen ja nur aus einem aufgeschnittenem Piezoring, der durch die Druckwellen in der Leitung gestaucht wird. Die messbare Spannung ist sehr klein, meines Wissens nach viel kleiner als die kapazitiven Klemmen, die man bei Otto-Motoren am Zündkabel anbrachte. Die Elastizität der Einspritzleitung wirkt hier ja bereits als mechanischer Tiefpass.
Kapazitive Klemme, sicher ? Alle Zündpistole ich gesehen habe, arbeitet mit Stromwandler.

Grüss
Matt
Gary
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Gary »

An der Einspritzpumpe sind Druckhalteventile, die Leitungen bleiben unter Druck. Wird der Druck an den Einspritzdüsen erhöht, dann erhöht sich auch der Haltedruck. Es verschiebt sich da, gerade von 110 auf 120 bar nicht viel.
Aber ich würde einfach eine Markierung setzen und 2/3 Grad nach früh drehen. Wenn er seine Glühkerzen "frißt" ist es zu früh.

Wenn er gut anspringt ist alles in Ordnung...
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Joschie
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Joschie »

Hallo Peter,

es gab früher pieozoelektrische Abnehmer zum auf die Leitung aufklemmen für die Drehzahlermittlung bei AU-Geräten. Wie genau (ich meine jetzt im Bezug auf Genauigkeit) kann ich dir nicht sagen.

Was deinen Motor angeht, wie man den Förderbeginn statisch klassisch ermittelt weist du ja, ansonsten das ist eine ganz nette Methode:
https://www.youtube.com/watch?v=_POejNfENBE

Das Weißrauchen deines Motors schätze ich eher auf nicht verbrennten Kraftstoff, hast du die Düsen aufm Prüfstand abgedrückt? Wie war das Spritzbild? Evtl. Einsätze tauschen.
Hast du die Kompression gemessen (hätte sich angeboten wenn die Düsen eh zum Druckeinstellen herausen sind) ist die i.O.?
Ach ja, da müssten doch wenn ich micht ganz irre auch Kupferringe unter den Düsenstücken im Kopf sein, hast du die nach dem Düsenausbau erneuert? (da kann gut Kompression abhauen, selbst schon erlebt)

Was die Wissenschaft angeht die um den Förderbeginn angeht gemacht wird. Markiere die momentane Lage, löse die Schrauben leicht und verdreh die Pumpe in die Richtung wo du meinst um an Muggaseggel, schraub se wieder fest und guck was er macht. Läuft er besser OK, läuft er schlechter wieder zurück.
So wird das beim Perkins im laufenden Betrieb gemacht (und das sogar nach Handbuch!).
Aber ganz ehrlich, ich würd den Motor erst mal so rennen lassen und erst mal einige Stunden warmfahren und dann richtig schinden damit er sich wieder "Freibrennt".

Grüße
Josef
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Propeller
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Propeller »

Hey, danke! Die Druckluftmethode finde ich ziemlich originell. Das muß ich mal ausprobieren.
Das Foto und das Video entstanden kurz nach dem ersten Start nach jahrelangem Stillstand und nicht sehr sachgerechter Lagerung.
Die Kompression konnte ich noch nicht messen, da mein Tester verborgt ist und ich weiß nicht wohin. :x Vielleicht nutze ich die Gelegenheit und besorge mir gleich mal einen richtigen Druckverlusttester. Alle Düsen haben ein ordentliches Spritzbild und öffnen gleichmäßig bei 120bar. Und natürlich sind die Kupferringe neu.
Ich messe dem Weißrauch zunächst mal nicht so sehr große Bedeutung zu, zumal der Motor von Hause aus nur eine relativ geringe Verdichtung hat und man ihn ohne Last nicht vernünftig warm bekommt. Auf Temperatur kommt er nur, wenn man ihn einbaut und fährt. Auf dem "Prüfstand" den Lüfterkeilriemen runter zu nehmen traue ich mir nicht so recht. Also kommt er erst einmal so rein und dann schauen wir mal. Dadurch, daß der Motor beim Robur samt Getriebe auf einem Schlitten sitzt, der einfach nach vorn rausgezogen werden kann, geht ein Wechsel sehr schnell.

Eigentlich schreit der Motor danach, ganz sachte aufgeblasen zu werden. Im Werk gab es dazu mal Versuche und man hatte den Motor ohne größere sonstige Modifikationen damit von 50 auf 62 kW gebracht und den spezifischen Verbrauch von 320 auf 288 g/kWh reduziert. Klingt eigentlich ganz interessant. Irgendwann will ich mit dem Bus ja auch mal ins Hochgebirge und wer Halter einer Frau ist weiß auch, welche Folgen reichlich vorhandener Stauraum hat...
basti1
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von basti1 »

In meinen Golf war ein Turbolader verbaut der nur zusätzlich Luft in die Zylinder drückt ohne eine wirklich Leistungssteigerung. Aber der Motor verbraucht etwas weniger als sein sauger Kollege und hatte 6ps mehr.

Der Motor hätte aber zusätzlich Kolbenboden Kühlung. Wurde auch immer empfohlen wenn man auf den sauger einen Turbolader montieren wollte.


MFG Sebastian
Matt
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Matt »

Golf II Diesel ? Hatte den gehabt, mag ihm nicht.

Vergiss nicht, dass Turbo-60PS auch noch Kat hat.
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Nicki
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Nicki »

Naja, mit Mut zum Ruß kann man dem mechanisch geregelten Turbodiesel noch etwas Mehrleistung abtrotzen, ein Ladeluftkühler schadet auch nicht.
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Joschie
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Re: Diesel: Förderbeginn dynamisch ermitteln

Beitrag von Joschie »

Propeller hat geschrieben:...Eigentlich schreit der Motor danach, ganz sachte aufgeblasen zu werden....
& ...Irgendwann will ich mit dem Bus ja auch mal ins Hochgebirge und wer Halter einer Frau ist weiß auch, welche Folgen reichlich vorhandener Stauraum hat...
Würde ich nicht machen, lass den Diesel laufen wie er läuft.
Mir wäre zum einen der Aufwand zu groß und dann der ganze Spaß mit Neuabnahme des KFZ, Änderung der FZ-Papiere, Ermittlung der Emisionsklasse, ectr. ectr. pp.

Wegen dem Hochgebirge, dann fährsch hald 5km/h langsamer hoch. Das tuts doch auch.
Und wegen der Frau, entwederns den "Stauraum" verkleinern oder schieben lassen :lol:

Grüße
Josef
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