Fertiggestelltes Projekt: Kupplungstausch am Kramer.
Nach nun nur 347Tagen inner Garage, teilzerlegt, hab ich es endlich geschafft meinen kleinen "Allesschaffer" wieder zu einem Selbstfahrer zu machen.
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Problem war das die Kupplungsscheibe verschlissen war (nach 65 Jahren). An und für sich ja kein großes Problem, wäre da nicht Herr Murphy.
Bevor ich anfange, eine kurze Aufbaubeschreibung. Bei diesem Traktor sitzt das Getriebe Paralell zum Motor. Die Kraftübertragung zwischen Motor und Getriebe wird über eine einfach Rollenkette (5/16") realisiert. Diese Kette läuft in einem zweiteiligen Kettenkasten aus Guss. Die Kupplung sitzt auf einem Kupplungsträger welcher im Kupplungsgehäuse mittels zweier Kugellager auf dem Kupplungsträgerbolzen sowie dem Pilotlager über die Getriebeeingangswelle gelagert ist. Dieser Träger wird von der Rollenkette angetrieben und beinhaltet die eigendlche Kupplung die in die Getriebeeingangswelle greift.
Angefangen hats damit das ich zuerst den Kupplungsträgerlagerbolzen nicht aus dem Kupplungsglockendeckel bekommen habe. Wenn man den Bolzen nicht raus bekommt bekommt man den Deckel von der Kupplungsglocke nicht ab. Der Kupplungsträger geht aber auch nicht raus da die Kette im Weg ist.
Also musste zu erst die Kette raus. Das Kettenschloss bekommt an aber nur in der Kupplungsglocke auf. Also Kette mit einem auf ein Flacheisen geschweißten Stichsägeblatt abgesägt (da ist kein Platz, nicht mal der Druckluftstabschleifer hatte genügend Platz). Nun konnte die Kette rausgezogen werden und der gesamte Kupplungsträger samt Kupplung und Gehäusehälfte konnte abgenommen werden, natürlich musste dafür nur der Kotflügel und die Mähwerksmimik entfernt werden.
Die Kupplung wurde so dann zerlegt und die Kupplungsscheibe sollte eigendlich im Austausch getauscht werden.
Das Scheibchen meinem Teilehändler des Vertrauens aufn Tisch gelegt, einen Tag später die Tauschscheibe mitgenommen und gottseidank zuerst mal versucht auf die Getriebewelle zu schieben.
Ha toll die Verzahnung passt nicht.
Also zurück, jetzt hatte er jedoch meine Scheibe schon weggeschickt.
Bis ich meine Scheibe wieder hatte dauerte es gute 3 Monate, erst als wir seinem Händler eine Nachfertigung durch ZF-Sachs androhten (kosten ca. 1600 Euro) kam Bewegung in die Geschichte.
Nach dem ich meine Kupplungsscheibe (unüberholt, gottseidank) wieder hatte habe ich diese zusammen mim Kupplungsautomat nach Bielefeld zu ZF-Sachs zur Überholung geschickt.
Hierbei konnte auch mein Sonderwunsch nach einem Ölfesten Belag für nasse Kupplungen ausgeführt werden. Dies ist nötig da das Kupplungsgehäuse zur Schmierung der Rollenkette mit einer Mischung aus Fliesfett und Öl gefüllt wird (es muss dazu gesagt werden das ich zuerst wie die meisten anderen auf Trockensystem bzw. Minimalmengenschmiersytem umrüsten wollte, wovon mir jedoch von den Technikern von IWIS massiv abgeraten wurde da die Kette sonst nur ca. 25% ihrer Lebensdauer erreicht).
Diese Sonderanfertigung benötigte nochmals knapp 4 Monate (Beläge mussten in Spanien gefertigt werden).
Zwischenzeitlich habe ich auf der Werkstattpresse den Kupplungsträgerbolzen ausgepresst (knapp 16to warn nötig). Der Bolzen hatte ein Übermaß von kanpp nem Zehntel, kein wunder das der in den Lagern wie verschweißt saß. Also musste dieser auf der Drehbank auf Passung geschliffen werden.
Als ich alles wieder zusammen hatte konnte der Wiederzusammenbau beginnen. Also alles wieder den Kupplungskasten rein, Kette aufgelegt mim Schloss verschlossen und den Kupplungsgehäusedeckel wieder montiert. Doch irgendwie hakte das ganze beim Durchdrehen am Schluss.
Also alles wieder auseinnander.
Ahh toll die neue Kette passt nicht zu 100% auf die alten Kettenräder (welche noch neuwertig waren).
OK also neue Kettenräder anfertigen lassen. Zum Austausch des Antriebskettenrads muss ja nur der komplette Gusskettenkasten weg und die Schwungscheibe vom Motor runter. Ein Spaß.
Nachdem das alles erledigt war wieder alles zusammengebaut, wieder ein neuer Satz Lager in den Kupplungsträger (die vorigen neuen hatte ich beim Ausbau etwas beleidigt) und flutsch war alles Montiert. An sich schon alles wieder sauber Montiert (Haube, Elektrik, ectr.) da fällt mir auf das ich kein Kupplungsspiel habe. Der Ausrückhebel steht schon voll am Gehäuse an.
Zefix was ist das schon wieder. Also das ganze Konglomerat wieder auseinnander gebaut und wieder den Kupplungsträger rausgewuchtet (wieso hab ich Depp nur schon Kotflügel und alles montiert?).
Ahh toll, bei ZF-Sachs hatte man sich nicht zu 100% an meine Anweisung auf dem Schreiben gehalten und den Kupplungsautomaten falsch eingestellt.
Beim K12 und K18 von Kramer muss die Druckscheibe 2mm über den Federdomen laufen, bei allen anderen Schleppern zwischen 6 und 10mm.
Natürlich war er auf 7mm eingestellt.
Also neue Einstellschrauben bei ZF geordert. Hier muss ich wirklich den Service vom ZF-Sachs Reparaturwerk in Bielefeld loben, mir wurde sofort angebot das ich alles zurückschicke zum anderst einstellen, wir sind dann so verblieben das mir die Schrauben kostenfrei zugesandt wurden und ich das Einstellen selbst durchführe.
Nachdem die Einstellung vorletzte Woche dann endlich sauber gepasst hat (ich weiß nicht mehr wie lang ich daran getüftelt habe das alle drei Ausrückarme gleich greifen) war der Zusammenbau ja keine Kunst mehr, haben wir ja schon oft genug gemacht.
Am verg. Samstag passierte es dann doch noch endlich, der Allesschaffer bewegte sich wieder aus eigener Kraft aus der Garage nachdem ich dem Deutz Motor gut zugeredet hatte. Der Kettenkasten hält dicht und das Ombroleum bleibt sogar da wos sein soll..
Was ich nach dieser ganzen Reparatur sagen kann ist das meiner, einer der allerletzten die aus der Maunfaktur Kramer kommen, wohl aus zweiter Wahl Teile gefertigt wurde. Sämtliche Passungen auf denen Lager laufen sind massiv Übermaßig, Lagersitze teilweise auch, Gewindebohrungen im Gussgehäuse sind teilweise so schief gesetzt das der Guss beim Zusammenbau (damals im Werk) schon gerissen ist, teilweise wurden Konstruktionen angefertigt wo man sich fragt wie soll das jemand mal richten. Alle Dichtungen waren mit Wasserglas verklebt. Alleine die Abdichtung des Kettenkastens ist, nun ja ehrlich gesagt dürftig mit einem Rückförderspiralring ausgeführt. Wird das Ombroleum zu dünn (zu viel Getriebeöl) suppts da raus und wird mit Schwung durch die Schwungscheibe rund herrum verteilt.
Was man jedoch zu gute halten muss ist das die Konstruktion aus dem Anfang der 30er Jahre stammt und das diese kleinen Traktoren damals sehr sehr viel in der Landwirtschaft bewegt haben.
Ohne diese Technisierung mit den (für heutige Maßstäbe gesehen) kleinen Traktoren wäre eine Ernährung der Bevölkerung m.A.n. nicht mehr möglich gewesen und an einen Aufbach nach 1945 gar nicht zu denken.
Von daher muss man den Hut vor den Maschinen und auch vor den Konstrukteuren von damals ziehen die aus dem wenigen was sie hatten das maximal mögliche gemacht haben.
Grüße
Josef