digitalmultimeter berner

Der chaotische Hauptfaden

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gafu
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digitalmultimeter berner

Beitrag von gafu »

kennt zufällig jemand das OEM modell zu diesem Berner Digitalmultimeter. Waren mal richtig teuer, wird noch verkauft.
Bild
bei berner onlineshop

Mir wurde das ding zugetragen ob ich das reparieren kann.
Das hat zwei leiterplatten übereinander am drehschalter. Problem: beim Durchgangstest (mit piepser) ist mal 230V auf die meßstrippen gekommen, weil bei einer beschädigten leitung 230V auf dem PE anlag.
Nun macht es dauerpiep, und ein >2W schichtwiderstand zum schutz ist thermisch so überhitzt das die farbringe nicht mehr entzifferbar sind.
normale Meßbereiche wie spannung und strom funktionieren noch, der ADC und 7seg coder laufen also noch.

Leider enthält das Handbuch keinen schaltplan und ist nur auf den werkzeughändler gelabelt.
Sonst könnte ich maximal direkt bei berner mal nachfragen ob die mir etwas weiterhelfen möchten.
Jannyboy
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von Jannyboy »

Untersuche mal die Platinen... meisten steht da die org. Beziechung drauf.
Teileweise auch der OEM-Hersteller.

Ist bei den Netzteilen von Manson Voltcraft und Peaktech auch der Fall.
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Sascha
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von Sascha »

Der Controller ist höchstwarscheinlich gegrillt, Reparatur kannst vergessen.
Das Ding war vielleicht mal vor 20-30 Jahren teuer, mittlerweile gibt es gleichwertige Multimeter für 10€ im Baumarkt. Die Tatsache dass es Durchgangsmessung an 230V nicht überlebt hat, ist eigentlich ein eindeutiges Zeichen dafür dass es nix taugt und nicht sicher ist. Kauf dir für ~50€ ein UT61x bei Reichelt, dann hast was ordentliches.
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Hightech
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von Hightech »

Das "gute" Stück ist ein Billig-Standart-China-Multimeter.
Deshalb ist es ja auch kaputt gegangen an 230V.
Wenn es sonst funktioniert und jetzt nur Dauerpieeeepst hat es lediglich den Transistor für den Piesper erwischt, der schaltet
jetzt hat dauernd durch.
Also am Drehschalter schauen wo die Leitungen hin gehen wenn es auf Durchgangsprüfung steht.
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Bastelbruder
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von Bastelbruder »

Uuunglaublich, daß heutzutage sowas noch angeboten wird. Sogar bei Pollin gibts solche Geräte mit der offensichtlich gefälschten Angabe
Double insulation: 600V Cat. II/ 300 V Cat. III
nicht mehr, seit jemand festgestellt hat daß ein in die ausschließlich dafür bestimmte Prüfbuchse eingesteckter Metallgehäusetransistor ernsthafte Bißwunden verteilen kann wenn man die dafür bestimmten Prüfstrippen beispielsweise in eine 230V-Steckdose hält.
Allerdings ist es vielleicht möglich, daß dieses Verbot nur für die dummen €uropäer oder die außergewöhnlich tumben Deutschen gilt, das Angebot ist schließlich nur für den
http://shop.berner.eu/berner/export/productgroup/780669/W...
bestimmt, wasimmer auch das sein mag.

Dieser Hinweis ist laut Forenreglement zwar OT, denn Sicherheitseinrichtungen sind Innovationsbremsen! Aber man sollte das einfach wissen.

Nichtsdestotrotz würde ich das Teil höchstens noch ausschlachten, falls da ein paar brauchbare Teile drin sein sollten. Es ist anzunehmen, daß die spezifizierte Genauigkeit dramatisch gelitten hat und das Display im entscheidenden Moment heimtückisch gefälschte Werte absondert. Beispielsweise wenns drum geht, die Ladeschlußspannung einer LiIon-Zelle zu beurteilen.
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gafu
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von gafu »

Sascha hat geschrieben:Kauf dir für ~50€ ein UT61x bei Reichelt, dann hast was ordentliches.
es ist ja nicht meins, ich wurde gebeten mal zu sehen ob man "noch was machen kann".
würde es nach dem einschalten einfach irgendwelche phantasiewerte anzeigen wäre auch mein tipp gewesen, sich für einen 10er nen neues zu holen.
Nun bin ich aber kein freund davon, alles gleich wegzuwerfen.

der tipp mit dem schalter und transistor war gut. danke dafür.
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gafu
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von gafu »

so, nu hab ich das ding seziert.

sehr mystisches gerät. leiterbahnen gehen 1 cm durch "die gegend" und enden blind in einer durchkontaktierung, und solche späßchen. ich vermute das soll auf parasitäre effekte hinwirken, bzw. entgegenwirken.

Am eingang ist scheinbar ein NPN transistor durchlegiert.
Ungewöhnlich finde ich die beschaltung.
Es ist ein NPN-Transistor SS9013 Datenblatt
Basis und Kollektor ist zusammengebrückt auf Masse und der Emitter geht zum Drehschalter.
Warum nimmt man in dem Fall nicht einfach eine normale Diode?
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ESDKittel
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von ESDKittel »

Der Transistor ist als Diode geschaltet.
Die B-E Diode hat für diesen Fall bessere Eigenschaften als z.B. eine stinknormale 1N4148 (z.B. Geschwindigkeit, parasiäre Kapazität).
Nur ist halt die Sperrpannung gering ~5..7V.
Hier dient die sicherlich als "Schutzdiode" die bei Überlastung durchlegiert und das dahinterliegende IC schützen soll.

Hatte dasselbe bei meinem Metex M3860 / alias Peaktech 4390.
24V gemessen wollen und Multimeter stand auf Ohm...
Da waren die SMD Variante vom MPSA42/MPSA44 verbaut, ebenfalls gehen sollte 2N3904 oder dessen SMD Variante.

Wenns nur den "Eingangstransistor" erwischt hat :D .
Bei mir hatte es zusätzlich noch den HD44780 Klon erwischt...
Da hat dann ein 2x16 stelliges LCD spenden dürfen.
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gafu
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von gafu »

das könnte auf jeden fall einer der gründe sein, das es immer piept.

direkt neben dem eingang ist eine schaltung aus 2 ein reihe geschalteten 1n4007 dioden und einem dicken widerstand (2W). Der ist völlig abgebrannt und hat seine farbringe zu asche verbrannt.
der erste ist Rot, der zweite schwarz, der dritte und vierte (?) nicht mehr existent, der toleranzring gold (1%). Leider fehlt mir hier der multiplikator :(
Der widerstand ist leider unterbrochen.

Auf der platine ist leider auch nichts googlebares aufgedruckt. Ich werde wohl mal experimentell feststellen was da für ein widerstand reingehört, den piepser abklemmen und mal sehen ob der rest noch richtig musst.
Das abzwicken des emitters vom "Schutzdiodentransistor" allein hat jedenfalls noch nicht zum erfolg geführt.
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ESDKittel
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von ESDKittel »

Hier mal die Eingangsstruktur von nem Metex:
Bild
Eine ähnliche wie die von Dir beschriebene Bauteilkombination gibt es auch hier.
Die meisten Multimeter dieser Klasse sollten weitgehend ähnlich aufgebaut sein...
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gafu
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von gafu »

interessant, den PTC gibts hier auch.
Dann würde ich das mal mit 2 Kohm versuchen.

ansonsten seh ich mir nachher mal die anderen 5 transistoren nochmal genauer an.

edit: der Kamera-akku ist nun wieder aufgeladen :-)

Bild
So siehts von innen aus. Recht ordentlich, messinggewindehülsen für die meisten schrauben, ein extra träger für das display, eine ordentliche und saubere FR4 platine, kalibrierte strommeßwiderstände, goldbeschichtung an den displaykontakten und schalterbahnen.
Das SMD-Käferchen ist ein 4011, erzeugt wohl das rechtecksignal für den piezo. Über den kleinen scheibenkondensator und die zwei widerstände (wo seltsamerweise der Ohm-Wert statt der Bezcihnung R XX aufgedruckt ist) wird der piezo angesteuert. Die leiterbahn am Roten draht ist so eine die an der durchkontaktierung endet.

Bild

nicht wundern das an dem grauen widerstand ein beinchen abgezwickt ist - ich hatte ihn mal hochgeklappt in der hoffnung auf der unterseite noch reste der farbringe zu erkennen. Das war aber fehlanzeige, da drunter ist angekokeltes platinenmaterial und am widerstand ein schwarzer fleck.

Bild
Kornkreise :)
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flogerass
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von flogerass »

T3 ist definitiv auch durch.
Henning
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von Henning »

Da wäre mir die Zeit fürs Aufschrauben zu wertvoll. Das ist hier weder Fluke noch Gossen, und dem Gerät würde ich auch nach einer noch so vertrauensvoll wirkenden Reparatur nicht mehr trauen.

An einer Spannungsmessung hängt eventuell mal mein Leben.
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gafu
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von gafu »

die spannungsmessung funktioniert nach wie vor noch korrekt, beschädigt sind offenbar allerlei schutzbeschaltung und eben der durchgangspiepser.
eine vergleichsmessung mit meinem tischmultimeter gibt 0,01V abweichung bei 12V im 20V meßbereich.

der transistor t3 .. hatte ich noch gar nicht gesehen, aber auf dem foto scheint das licht gerade so günstig drauf, das man zusammen mit der vergrößerung doch eine unregelmäßigkeit sieht.
durchgangstest ist aber unauffällig, 0,7V auf der BE-diodenstrecke. vielleicht hat da nur jemand flussmittel drauf gekleckert.
die anderen scheinen auch ok.

IC 2 scheint ein TL062 nachbau von New Japan Radio Corp. zu sein.
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gafu
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Re: digitalmultimeter berner

Beitrag von gafu »

oki, wenn man 2 Kiloohm einlötet beim kaputten widerstand, dann gibt der durchgangspieps ruhe.

Der Rest funktioniert. Ich werde strom und Widerstandsmeßbereich auch nochmal ausprobieren, und den zusammenlegierten "Schutzdiodentransistor" austauschen. Ein BC337/40 wird den S9013-H ersetzen.
Bitte keine weiteren kommentare darüber, ob es sinnvoll ist, das multimeter zu reparieren oder nicht, darum gehts hier gar nicht.

Vielen Dank für die vielen Antworten.
Ganz verstanden mangels schaltplan und dank unübersichtlichem zweistöckigem drehschalter hab ich zwar nicht, was der widerstand in der schaltung genau macht, aber ich wills dabei nun bewenden lassen. Weitere defekte Bauteile konnte ich nicht ausmachen. Plausible Meßwerte werden ebenfalls angezeigt.
Und was gelernt hab ich auch dabei: Transistor-Diode aus Schutzdiode .. was es nicht alles gibt.
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