Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Der chaotische Hauptfaden

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Geistesblitz
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Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Geistesblitz »

Mein Vater ist an mich herangetreten, weil sein Autopilot fürs Boot nicht mehr richtig funktioniert. Dieser richtet sich nach einem Kompassensor und stellt über Motor und Getriebe den Lenkwinkel des Bootes ein, damit dieses den Kurs hält. Da sind auch ein paar Steckkontakte, wahrscheinlich für das Seekarten-Navigationssystem, muss ich nochmal nachfragen. In dem Getriebe sind auch optische Sensoren und Lochscheiben für die Positionserkennung verbaut. Nach seiner ersten Beschreibung dachte ich, dass irgendwas mit der Endstufe nicht in Ordnung sei, allerdings scheint es was anderes zu sein. Er hatte mir das vorgestern mal im Trockenen demonstriert, wenn man den Kompass in eine Richtung dreht, bewegt sich der Motor langsam, bis die Sollposition erreicht ist. Dreht man ihn jedoch in die andere Richtung, so dreht sich der Motor mit maximaler Drehzahl in die andere Richtung, auch über die Sollposition hinaus, bis man den Kompass wieder leicht in die andere RIchtung gedreht hat. Ich versuch ihn mal zu überreden, dass ich das Gerät mal mit nach Hause nehmen kann, dann kann ich das vielleicht mal etwas genauer untersuchen. Bilder werd ich dann wohl auch mal nachliefern. Hat da vielleicht jemand eine Idee, woran das liegen könnte? Ich kann mir das Verhalten gerade nicht so recht erklären. Das Gerät hatte bei ihm schon 10 Jahre lang funktioniert, bis es dann mal den Geist aufgegeben hat. Er hat auch noch eine Platine von so einem Gerät mit einer verkohlten Stelle bei den Leistungsmosfets und er meinte, dass sich da einer selbst ausgelötet hätte.
Mirqua
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Mirqua »

Leider hast du nix über den Typ geschrieben, aber egal,
bei älteren Geräten gibt es oft Probleme mit der gealterten Schmierung.
Es kommt dann zu Verzögerungen, höherer Stromverbrauch, Ungenauigkeit
in der Nachführung bis zur Selbstzerstörung der Endstufe.
Reinigen und ?? Motor ersetzen hilft meist.
MfG
Andreas
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zauberkopf
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von zauberkopf »

Muss gerade grinsen.. gestern erst ein Segelboot auf dem Hänger gesehen mit dem Namen "Plan B"... :lol:
Azze
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Azze »

Ist ähnlich gut wie "Unsinkbar II"

Aber das ist jetzt schon off-topic
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ferdimh
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von ferdimh »

Guck dir den Encoder im Getriebe genauer an.
Möglicherweise liefert der in eine Richtung keine sauberen Impulse mehr, so dass die Steuerung den Motor auf Anschlag aufreißt (Solche Fehlerbilder kenne ich von CNC-Servos).
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Geistesblitz
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Geistesblitz »

Also von dem Getriebe hat mein Vater auch schon Ersatz herumliegen, wahrscheinlich von Bekannten denen dieses Modell hops gegangen ist, also wird er damit wohl schon herumgespielt haben. Ich denk auch mal eher, dass es sich um elektronische Probleme handelt. Jedenfalls hab ich jetzt mal Bilder von dem Gerät gemacht:
2017-09-26 10.14.09.jpg
2017-09-26 10.14.29.jpg
2017-09-26 10.15.45.jpg
2017-09-26 10.16.01.jpg
2017-09-26 10.16.17.jpg
2017-09-26 10.17.34.jpg
Das Modell heißt dann wohl "Sportpilot" von Raytheon. Hab auch mal nach Infos gesucht, aber anscheinend soll man als Nutzer nicht in den Innereien pfuschen dürfen. Mein Vater meinte irgendwas, dass die nicht mehr hergestellt werden und zur Reparatur schicken nicht möglich sei.

Als Encoder wirken wohl die geschlitzte Scheibe als auch das Schneckenrad selbst, das auf der einen Seite weiß angemalt wurde. Die Sensoren dafür sitzen unter diesen bogenförmigen schwarzen Plastikteilen am Rand der Platine, ich schätze mal dass die über Reflektion arbeiten dürften. in dem Abtrieb ist einiges an Spiel feststellbar, sieht aber auch so aus, als müsse das so. Beim Drehen hatte ich jedenfalls gesehen, wie die Schrauben in den Langlöchern vom Abtrieb bei Richtungswechsel die Seite wechseln.
berlinerbaer
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von berlinerbaer »

Ich würde die ganze Antriebsgeschichte erstmal zerlegen, entgubbeln, an den richtigen Stellen und nur dort wieder fetten.

Möglicherweise ist auch Fett/Gubbel auf einen optischen Sensor gekommen.

Wenn Du ein komplettes Ersatzmodul mit bekanntem Defekt hast, kannst Du ja auch vergleichend messen.

Der schwarze Elko zwischen den MosFETs sieht so aus, als ob er eventuell den Deckel aufgemacht hätte.
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Geistesblitz
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Geistesblitz »

Nee, die Elkos sind eigentlich noch alle zu, das sieht auf dem Bild wohl nur so aus. Da ist bei allen nur ein Klecks dunkelblaue Farbe drauf, sieht aus wie Edding oder sowas. Deckel sind weder verbeult noch anderweitig kaputt.

Die Sensoren hatte mein Vater auch schonmal gereinigt. Was uns noch aufgefallen war, dass sich diese Kunststoffteile über den Sensoren leicht hin- und herdrehen lassen, mit diesem angeschmolzenen Stück, das durch ein Loch geht, als Drehpunkt. Aber eigentlich sollte das ja nicht groß stören, oder?
Uli
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Uli »

Ich würde erst einmal die MOSFETs prufen, ob da einer oder mehrere zum Vollleiter mutiert sind. Erinnert mich an einen typischen Fehler bei Akkuschraubern, die nur noch Vollgas können.
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Geistesblitz
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Geistesblitz »

Nagut, ich hab nochmal mit meinem Vater geredet und nun haben wir mal vorsorglich ein paar von den Transistoren bestellt, kosten ja nicht viel. Mal sehen, ob sich nach dem Wechsel wieder was tut. Würd ihm ja gerne dann auch beim Wechsel helfen, da er nur nen billigen Lötkolben ohne Regelung hat, aber muss morgen wieder zurückfahren. Werd dann mal berichten, obs geholfen hat.
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Geistesblitz
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Geistesblitz »

So, mein Vater hat die Transistoren jetzt komplett getauscht, aber gebracht hats nix, Fehlerbild ist unverändert. Die Transistoren sollte man daher schonmal ausschließen können, wirds vielleicht doch was mit dem Encoder sein. Wahrscheinlich wandert das Ganze aber wieder irgendwo in die Ecke wie ich hn kenne, bis irgendwann nochmal ein Einfall oder ein Ersatzteil kommt.
berlinerbaer
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von berlinerbaer »

Die Diagnose sollte vor der Therapie stattfinden.
Was ihr macht, ist einen Reifen nach dem anderen zu wechseln, in der Hoffnung irgendwann werde der Motor schon wieder anspringen.

Mit einer zweiten Einheit zum Vergleichen, einem Multimeter, einem Transistortester, einer Lupe (kalte Lötstellen/gerissene/kurzgeschlossene Leiterbahnen) und etwas Grips sollte sich herausfinden lassen, was da kaputt ist. Vor allem, wenn es in die eine Richtung noch einwandfrei funktioniert.

Vielleicht habt ihr ja auch ein RepairCafé oder einen hackerspace in der Nähe, wenn ihr da lieb fragt, sollte das recht flott gehen.
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Geistesblitz
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Geistesblitz »

Wird wohl so schnell nix, wär vielleicht wirklich besser gewesen, wenn ich das Teil mitgenommen hätte, denn bei meinen Eltern gibts sowas glaub ich nicht wirklich. Mein Vater hat von Elektronik kaum Ahnung, aber trotzdem irgendwie die Hoffnung das irgendwie nochmal repariert zu bekommen (er wollte es auch gerne mit den Transistoren wechseln probieren). Vor Ort konnte ich Mangels geeigneter Ausrüstung auch nicht viel überprüfen, leider. Würden wir an eine funktionierende Einheit rankommen, bestünde das Problem ja nicht mehr.
Anse
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Anse »

Das erste was ich prüfen würde wäre der Encoder. Wenn der in beide Richtungen saubere Signale gibt hätte ich noch die Ansteuerung der Brückenschaltung im Verdacht.
shaun
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von shaun »

> Die Diagnose sollte vor der Therapie stattfinden.
Was ihr macht, ist einen Reifen nach dem anderen zu wechseln, in der Hoffnung irgendwann werde der Motor schon wieder anspringen.

Dankedankedanke! Ich bekomme gefühlt täglich Geräte zu sehen, bei denen das Allheilmittel "Elkokur" komischerweise nichts gebracht hat bzw danach noch mehr kaputt war.

Ein Repair Cafe ist dafür glaube ich eher keine gute Wahl, wer weiss was er tut, würde nicht ohne den Kompass und die Rudermaschine drumrum an der Platine rumprökeln (hey, da ist Software drauf, da kann man nicht einfach Signal von Anfang bis Ende verfolgen, sobald da irgendwelche Plausibilitäten geprüft werden wird das etwas komplexer), und wer es nicht weiss wird den Fehler sowieso nicht finden. Das Ganze muss man als Regelkreis verstehen und auch genau so testen.

Im "lebenden" Objekt mit Oszi die Encodersignal checken wäre das Minimum.
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Bastelbruder
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Re: Fehlerdiagnose Bootsautopilot

Beitrag von Bastelbruder »

Wenn der Motor sich entweder nur gaanz langsam oder mit (annähernd) maximaler Geschwindigkeit bewegt, dann sind das die idealen Voraussetzungen um die korrekte Funktion der Encoder sogar mit einem Zeigerinstrument oder mit manchen (bevorzugt älteren) DVMs festzustellen.
So lassen sich low- und high-Pegel, Symmetrie und Phasenverschiebung (Spanung zwischen den Kanälen) auch ohne Scope feststellen.
Ich vermute daß ein Kanal total ausgefallen ist. Ansonsten müßte Ruckeln und unregelmäßige Aktion, oft auch nur an bestimmten Positionen, auftreten.
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