manuel hat geschrieben: ↑Di 28. Nov 2023, 01:01
IPv6: es klingt so als würdest du denken dir gönnt niemand was, und das wäre das Hauptproblem. Ich denke dein Frust hat sehr unspektakuläre Erklärungen die in drögen Geschäftsmodellen begründet sind anstatt in einem vermeintlichen bösen Menschen.
Das interpretierst du völlig falsch.
Ich persönlich kann mich null beklagen, ich habe einen Vollzeitjob im Homeoffice, liege gehaltlich in den oberen 10 % für mein Alter (und da ist der ganz ansehnliche Dienstwagen noch nicht eingerechnet) und pflege einen sparsamen Lebensstil - so ist auch der Hausbau nächstes Jahr möglich.
Mir geht es darum, dass es lange nicht allen so gut geht. Ich habe das Glück, dass meine Interessen und Fähigkeiten sich damit decken, was gerade am Markt extrem gesucht ist. Das bietet Optionen zum Verhandeln und Jobwechsel, die ich denke ich ganz gut genutzt habe. Ich bin keineswegs jemand, der versucht mit minimalem Aufwand durchzukommen, aber unbezahlte Überstunden, mal im Urlaub paar Mails abarbeiten usw gibts bei mir auch nicht, auch wenn einige meiner Kollegen das für selbstverständlich halten. Da bin ich dann doch zu viel "junge Leute" dafür.
Leider weiß ich aus meinem Umfeld, dass es vielen Leuten mit ähnlicher Ausbildung nicht so gut geht. Da werden Entwickler nach der ganzen Kriese mit Corona und Ukraine schon wieder in Kurzarbeit geschickt weil die Auftragslage nicht so rosig ist. Anschließend wird gejammert dass die halbe Entwicklungsabteilung kündigt.
Da werden jährlich Benefits zusammengestrichen und Gehaltserhöhungen seit Jahren blockiert und trotzdem fährt der Inhaber mit der fetten Karre vor, die er sich in der Kriesenzeit leisten konnte.
Solange weiter so mit der "Mangelware" Fachkräfte umgegangen wird werde ich jeden gegen das "die jungen Leute wollen nichts reißen und sind unloyal" verteitigen, der mit einem anderen Jobangebot dem Vorgesetzten die Pistole auf die Brust setzen, der wegen Geld woanders hin geht, der seine Arbeitszeit reduziert weil es sich eh nicht lohnt und der auf der Arbeit nur das allernötigste arbeitet. Und ich werde gegen den Fachkräftemangel schreiben wenn jemand meint, dass 50k im Jahr ein (eigentlich zu) fettes Gehalt ist und man dafür doch bitte gerne die besten Arbeitnehmer bekommen sollte.
Edith hat was vergessen:
Du hast da was Schönes gesagt.
manuel hat geschrieben: ↑Di 28. Nov 2023, 01:01
Wenn du mehr Geld verdienen möchtest dann: Einflussfaktoren ermitteln, Strategie entwickeln, umsetzen, prüfen, und von vorn. Leider ohne Garantie auf Erfolg.
- Verkauf dich gut
- Verlange ein Gehalt, von dem du ordentlich leben kannst. Will es Firma A nicht bezahlen, versuche es bei Firma B, C, D, E und F, bevor du deine Anforderungen runterschraubst
- Fordere regelmäßig mehr Gehalt ein. Dank Inflation bekommst du sonst Jahr für Jahr weniger. Auch dein Arbeitgeber erhöht regelmäßig seine Preise
- Sollten sich Versprechen als leer rausstellen, kündige
- Sei generell nie einer Kündigung gegenüber abgeneigt. Wo anders gibts auch schöne Firmen
- dein Arbeitgeber und dein Job sollten nicht der Mittelpunkt deines Lebens sein
- Überall werden Leute gesucht, denke über einen Branchenwechsel nach (hin zu einer Branche, die allgemein mehr bietet)
- dein Arbeitgeber zahlt dir Gehalt X für Y Arbeitsstunden. Nicht mehr und nicht weniger. Jede unbezahlte Überstunde ist verschenktes Geld
- Homeoffice ist oftmals toll. Arbeitgeber, die das mit Tradition und fadenscheinigen Argumenten verhindern, sind fragwürdig
- Denke über Teilzeit nach. Fehlt am Ende gar nicht mal so viel auf dem Konto, mehr Freizeit ist toll. Vor allem, wenn man es sich leisten kann (siehe Punkt 2&3), Familie hat etc. Lebenszeit ist kostbar.
Aber genau das sind doch dann wieder die Punkte, wegen denen gejammert wird, dass sich niemand mehr reinkniet, angeblich zu hohe Gehaltsvorstellungen herrschen würden, alle nur noch Teilzeit ins Homeoffice wollen etc.
Das Beste für den Arbeitnehmer ist halt nicht das Beste für den Arbeitgeber.
Und da kann ich jedem Arbeitnehmer nur empfehlen, nur auf sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse zu schauen. Da braucht man keine falsche Rücksicht nehmen.