Wettersondenstart

Aus Fingers Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hier mal ein Bericht über meinen Besuch beim DWD Essen:

Ich bin auf Einladung hin in den Genuss gekommen, mir die Außenanlagen vom DWD in Essen anzuschauen. Auch habe ich mir den Autostartcontainer und den Mittagsstart einer Sonde direkt vor Ort ansehen dürfen. Der Container liegt etwas außerhalb des Geländes, direkt am Außenmessfeld des DWD Essen.

Der Container ist klimatisiert. Seit ca. 1 Jahr (Austausch des Autosondencontainers) wird der Ballon nicht mehr mit Wasserstoff, sondern mit Helium gefüllt. Im Inneren des Containers befindet sich eine Art "Karussell". Dort sind 24 Fächer enthalten, die jeweils mit RS92SGP-Sonden incl. Ballon und Abroller von den Mitarbeitern regelmäßig bestückt werden. Das Ballonventil ist so plaziert, dass automatisch von unten ein Füllstutzen in das Ventil einfahren kann. Die Sonden werden aus den Verpackungen genommen und mit dem Batteriekasten verbunden. Die Ballone vom DWD haben einen innenliegenen Fallschirm.

Dann wird jede Sonde auf ihre Funktion geprüft und die Sensoren geeicht sowie die Frequenz auf 405.300 MHz programmiert. Diese Daten werden in dem ebenfalls im Container vorhanden "Start-PC" hinterlegt und der Sonde wird ein Starttermin zugewiesen. Etwa 20 Minuten vor dem Start sucht der Autosondencomputer die jeweils vorgesehende Sonde heraus und schiebt diese dann aus dem Karussell, so dass der Ballon incl. Fallschirm außerhalb des klimatisierten Innenraumes liegt. Die Sonde selbst liegt immer noch im klimatisierten Bereich. Durch einen Mechanismus wird der Schalter an der Sonde gedrückt (bei dem Vorgängerautomaten wurde in der Gehäusevertiefung, die auch noch bei den mit Schalter vorhandenen Sonden zu sehen ist, durch ein Ventil Wasser in die "Wasserbatterie" gefüllt und diese aktiviert).

Die Sonde sendet jetzt in kleinster Leistung. Grund dafür ist: die Sonde sendet ja direkt neben dem Start-PC incl. Empfänger und um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern. Nun werden vom Start-PC alle Daten der Sonde nochmal überprüft und mit den vorhandenen Werten verglichen. Gleichzeitig ist der Füllstutzen ausserhalb in das Ventil gefahren und der Ballon wird befüllt. Die Füllmenge ist so gewählt, dass der Ballon eine bestimmte Steiggeschwindigkeit erreicht.

Dabei wurde mir erklärt, dass alle Starts überall so berechnet sind, dass alle Sonden innerhalb eines Zeitfensters eine gewissen Höhe erreicht haben müssen und das weltweit. Ist der Ballon befüllt, schwebt er innerhalb eines Trichters am Startcontainer. Während des gesamten Vorgangs wird die Sonde auf Funktion geprüft. Ist der Starttermin erreicht, öffnen sich zwei Klappen oben am Schacht, die so konstruiert sind, dass es auch bei Starkwind zu keinen Verwirbelungen kommen soll.

Der Ballon steigt nach oben, zieht die Sonde aus der der Halterung heraus und steigt nach oben. Dabei wickelt sich langsam die Schnur von dem Abwickler ab. Der Start-PC überwacht alle Daten. Ab ca. 400-500 Meter (in Essen, ist luftdruckabhängig), wird die Sonde automatisch auf volle Leistung geschaltet. Wird nun vom Start-PC z.B. erkannt, dass der Luftdruck steigt statt sinkt oder es werden keine Daten empfangen, interpretiert der Start-PC das als einen Fehlstart. Innerhalb von 30 Minuten (damit die Sonde im Zeitfenster bleibt) wird dann automatisch ein Nachstart durchgeführt. Dabei wird vom Start-PC eine entsprechende Sonde gewählt. Diese wird dann auf die Nachstart-Frequenz (404.100 MHz) programmiert und der ganze Startvorgang beginnt erneut.

Sollte die Sonde auch fehlerhaft sein, wird keine neue Sonde mehr gestartet, da das Zeitfenster nicht mehr erreicht werden kann und die Daten nicht in der weltweiten Berechnung genutzt werden können. Die empfangenen Daten werden direkt zur Zentrale des DWD nach Offenbach geschickt. Also die Mitarbeiter in Essen bekommen davon überhaupt nichts mehr mit. Ihre Aufgabe ist nur noch das "Karussell" im Sondencontainer jede Woche zu bestücken und wie auch alle anderen Messgeräte, die im nebenliegenden Messfeld stehen, zu überprüfen und zu warten.

Dort macht sich keiner Gedanken darüber, warum der Aufkleber das Symbol blau hat oder ob der gut oder schlecht klebt. Wenn die Sonde keinen Aufkleber hat, dann ist der auf dem "Karussell" innerhalb der Woche schon abgegangen oder der Mitarbeiter hat eben einen vergessen. Die Sonden werden dort wie ganz normales Arbeitsmaterial behandelt. So wie in anderen Betrieben das Kopierpapier usw.

Dass sich Leute damit beschäftigen, nach solchen Sonden zu suchen usw. war sehr überraschend für die Mtarbeiter des DWD Essen. Auf meine Frage nach Schäden durch Sonden usw. sagte man mir, dass es früher schon mal zu Meldungen kam, aber seit einiger Zeit bekommt man da in Essen auch nichts mehr mit, weil alle Meldungen zentral in einer anderen Stelle auflaufen. Zitat eines Mitarbeiters etwas frustriert: "Mein Beruf (Wetterbeobachter) gibt es bald nicht mehr. Früher wurden für den manuellen Ballonstart 4 Mann benötigt, heute kann das an für sich jeder." Er braucht nur die Dinger auspacken, Knopf drücken und dann ins Karussell einlegen. Dafür braucht man keine Ausbildung mehr.

Das war mein interessanter Tag beim DWD mit Livestartbeobachtung.

vy 73 Gerd

hm_krause