Pullt Jungs!
Da steh ich so in der Innenstadt herum und warte vor mich hin. Da fällt mein Blick in ein Schaufenster und da steht ein Rudergerät, ein Waterrover.
Die sind recht teuer, aber sehr leise, weil der Widerstand über ein Paddel in einem Wasserbecken realisiert wird.
Ich hatte die Gelegenheit, ein solches Modell zu vermessen und genauer unter die Lupe zu nehmen.
Das ganze Trum soll man senkrecht an die Wand stellen können, damit es wenig Platz wegnimmt. Und hier sieht man mal direkt, was die Wellendichtung zu leisten vermag:
Nämlich NICHT abzudichten. Die Pfützen dahinter stammen aus dem langsam leerlaufenden Tank. Der ist aus zwei Hälften zusammengeklebt und vom Hersteller gibt es Klebesets, deren Existenz das Vertrauen in diese Konstruktion nicht zu steigern vermochte.
Ein Gurt dreht das Paddel über eine Freilaufmechanik und spannt gleichzeitig über einen zweiten Gurt ein Gummiband unter dem Gerät, um den Zuggurt zurückzuholen
Der Sitz läuft auf 8 Rollen
Also mal Freecad angerissen und grob meine Gedanken skizziert:
Als nächstes aus dem Messikabinett zwei alte Buchenarbeitsplatten hervorgezerrt und die Kreissäge ihre Dienste verrichten lassen
Die Rollen sind aus dem Ersatzbedarf für Rollschuhe. Der Sitz wird geleimt und geschraubt
und läuft auf Kunsstoffschienen um Spuren im Holz zu vermeiden:
Die verbindungen werden mit Schrauben und Quermuttern hergestellt
Die Leistung des Ruderers soll ebenfalls Wasser aufnehmen, aber in einem Fass ohne Naht, um Havarien vorzubeugen:
Der Deckel ist natürlich krumm wie Lumpi, deshalb werden Achsaufnahme und der ganze Rest durch WKT184 stabilisiert, verschraubt und mit Karosseriekleber abgedichtet.
Überlegt hatte ich mir, das eine Gangschaltung doch ziemlich cool wäre. Ausserdem brauche ich ja einen Freilauf, damit sich nicht stumpf alles abspuhlt und Riemensalat macht. Also flugs eine Dreigangsnabe organisiert
und geschlachtet.
Der Bremskonus kommt raus und wird durch einen Distanzring ersetzt.
Dadurch kann die Achse umgekehrt betrieben werden, die Nabe nimmt den Gurt auf und das Ritzel übernimmt den Abtrieb. Das ginge auch mit einer Achse ohne Bremse, aber hier würde der Aufbau mit einem Umwerfer zu groß werden:
Die folgenden Aufbauten werden testweise ersteinmal aus Holz per CNC gefertigt:
um zu schauen, ob die Idee überhaupt taugt:
Die übertragung erfolgt per kurzer Kette, damit der Aufbau einigermaßen Flach bleibt und ich keine Wellenkupplung konstruieren muss.
Nachdem ich ein paar mal Riemen auf-und abgespuhlt hatte war ein wenig Vertrauen entstanden und das Ganze konnte in Pexiglas und WKT184 final aufgebaut werden:
Die kleinen Schrauben passen durch die Speichenöffnungen der Nabe:
Der Zuggurt wird verschraubt
und die Umlenkrollen aus alten Prüffingern für Lichtgitter (kein Witz!) drehen und führen ihn an die passende Position
Position und Anstellwinkel des Stemmbretts habe ich kurzerhand empirisch ermittelt
Und zusammen mit dem Faßträger
ergeben sich so langsam die ausufernden Dimensionen des Aparillos. Vom Gewicht ganz zu schweigen.
Um die Details kümmern wir uns später. Ein Satz, der einem GRUNDSÄTZLICH vor die Füße fällt. In diesem Fall ist die Gurtführung natürlich ein wesentliches Detail, erst recht, wenn kein Platz mehr dafür vorhanden ist. Also muß er aussen lang
und über Rollen geführt werden. Die sind natürlich auch aus Buche und quietschen wie blöde.
Aber das lässt sich durch Kerzenwachs regeln. Die Verbindung zwischen Gummi und Rückführgurt geschieht über eine Quetschberbindung aus Messung und eine Schrauböse, die an den Gurz genäht wird.
Ein Drehteil hinten nimmt das Gummi auf:
Die Ruderstange bekommt Ablagen aus POM gedreht und gefräst, der Gurt auch hier noch eine Umlenkrolle:
Das Stemmbrett braucht natürlich Aufnahmen für die Füße. Diese sollte verstellbar sein, damit man seine Hufe da auch bequem unterbekommt. Das Innenleben aus Buchensperrholz nimmt Klettgurte auf
und soll in einer Tasche gleitend die Position der Gurte ändern. Also die Oberfräse mit einem größeren Gleitschuh und Kopierhülse ausgerüstet, eine Vorlage gebaut und losgefräst.
Dummerweise muss ich mich irgendwie mit der Tiefe verklimpert haben und das Ganze sah eher aus wie ein Ameisennest.
Also freute sich der Ofen darüber und das Ding wurde mit Umspannen und Antasten auf der Käsefräse neu hergestellt:
Ein wenig Wachs an die beweglichen Teile und fertig ist das Stemmbrett
Jetzt kommt der spannenden Moment und der Tank wird das erste mal geflutet
Die kleine Zahnrandpumpe drückt 20l Wasser in den Tankstutzen
Nch den ersten Zügen wurde mir klar, das die Mechanik zwar funktioniert, aber die Bude trotzdem schwamm, weil das Fass nicht richtig zugeschraubt war. Während der Boden trocknet drück ich mir mal eben einen kleinen Computer aus dem Hirn
der batteriebetrieben eine einstellbare Zeit und Strecke messen soll. Quellcode findet ihr hier. Letztere wird mit einer Lochscheibe und Gabellichtschranke auf der Welle gemessen
und mit einer gedruckten Haube geschützt
So langsam wird es Zeit, das Monster fertigzumachen. Also alles wieder zerlegen, abzuschleifen
zu ölen und wieder zusammenzubauen.
Das gute Zeug von Trendwende macht eine tolle Oberfläche:
und einen netten Duft in der Werkstatt
Der Rudercomputer bekommt ein Holzgehäuse
und wird auf dem Stemmbrett platziert
Die Gurte werden endgültig vernäht
und ein Transportgestell gebaut, mit dessen Hilfe das Monster alleine bewegt werden kann
Erstes Fazit: das Fass dreht sich bei Benutzung (trotz richtiger Drehrichtung) langsam auf. Also zu erwartende, kleinere Probleme.