Finger´s elektrische Welt

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Das Forum für den durchgeknallten Bastler

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Vergurktes für die Tonne - Kettensägen


Egay versprach einen Nachmittag kurzweiliges Frickeln mit Erfolgserlebniss :

2 Elektrokettensägen an Bastler

Sie können hier 2 Elektrokettensägen ersteigern: 1.Kettensäge Fa.OK, Typ EKS 1840, 400mm Schnittlänge,9m/sec,220V-50Hz,1800 Watt,ohne Kette 2.Kettensäge Fa Einhell, PES 1435 350mm Schnittlänge,11m/sec,230V-50Hz,1400 Watt,ohne Kette.Motoren beider Sägen ok,lediglich der Antrieb ist defekt.

Also den Krempel für einen Euro nach Hause geholt und in freudiger Erwartung ausgepackt und zerlegt. Das heißt, zuerst die gröbsten Dreckplocken abgeschlagen, um die Schrauben überhaupt finden zu können.

Zuerst den Einhell-Ofen "Made somewhere". Ran an den Wandsteckverbinder vom EVU. Motor jault, Ritzel dreht sich, das Ritzel vorne am Schwert lechzt nach Öl.

FREU

Schalter loslassen ****KNRISCH****.

OK, das ist wohl doch nicht ganz so einfach. Also mal den Deckel ab. Das Innenleben macht einen ganz guten Eindruck. Das Getriebe samt Träger ist aus Metall, alle wichtigen Dinge kugelgelagert. Der Öltank ist etwas sehr klein, wohl eher für Mickey Mouse konzipiert. Die Kohlen sind wohl mal etwas heiss geworden und am Rand zerbröselt.

Aber was knirscht da ? Irgendwie kommt mir hier ein Verdacht :

Das hat sich wohl vom Originalzustand etwas entfernt. An diesem Punkt habe ich den Entschluss gefasst : "Du kriegst das hin. Egal wie! Und für 0 Euro!". Schliesslich lasse ich mir doch von so einem Schrotthaufen nicht den Auspuff zugipsen.

Also die nächste Gurke zerlegt. Hier ist sogar noch eine Kette drauf, welche sich vorne ins Schwert gefressen hat. Die Mechanik ist komplett zugesifft mit betonfestem Dreck und Giddel. Erstmal WD40 drauf und eine Nacht einweichen lassen. Danach ein ernüchternder Blick ins Innenleben.

Ich hätte nie gedacht, das man so wenig Metall in einer 1.8kw-Kettensäge verbauen kann. Getriebe und Träger sind komplett aus Plastik, und dazu noch in einem überraschend guten Zustand. Nur das Ritzel sieht nicht mehr gut aus :

Das wird wohl nichts mehr, ein neues muss her. Das Alte wird erstmal grob gereinigt und die Löcher mit Feinspachtel zugeschmiert

Dann wird Silikon drübergegloddert und nach dem Aushärten das Zahnrand wieder freigeschnitten.

In den Hohlraum kann man dann Wachs giessen und erhält so einen Rohling :

Der kann dann im klassischen Guss in verlorener Form wieder in Metall abgeformt werden :

Ein bischen fusselig, aber mal schauen, was man damit machen kann. Muß vielleicht in der Drehbank noch etwas Rundlauf kriegen.

Nächstes Problem : die Ölpumpe. Ist das überhaupt eine ?

Das Funktionsprinzip ist mir ein absolutes Rätsel. Zumal das Kackding nicht funktioniert. Aber der Einhell-Haufen gibt ja auch eine her :

Sieht aus wie eine Espresso-Wasserpumpe in klein. Also mal flugs 230V dran und schauen, was passiert.

Zuerst nichts. Auch nicht das typische Rödeln solcher Pumpen. Dann ein leises Zischen. Dampf steigt auf. Und dann ein lautes Plöpp und Öl verteilt sich dampfend über den Tisch. Da kann man schon mal krawallig werden.

Der rausgeflogene Deckel offenbart eine Spule und zwei kleine Metallzylinder, einer davon mit einem Gummieinsatz. Wie soll dass denn mal funktioniert haben ? Erstmal die alte Säge analysiert und festgestellt, das die Spule hinter den Motorwicklungen angeschlossen war, also viiiiiiieeel weniger als 230V hatte. Das erklärt die Rauchentwicklung.

Aber was sollte das Ding bewirken? War das nur ein Magnetventil ? Lief das Öl per Schwerkraft in Richtung Kette ? Was für eine unglaubliche Primitivität. Und in meiner neuen Säge nicht anwendbar weil der Tank zu tief sitzt.

Seufz

Immerhin konnte ich das Ding mal von Innen sehen.

Aber das mit der Pumpe bringt mich auf eine Idee. Eine Saecopumpe

mit 15Bar Wasserdruck wird doch auch Öl fördern können.

Einen Kondensator davor um die Leistung zu drosseln und ein Nadelventil zur Regulierung drangetackert -> Fertig ist der Allgebrauchsöler. Ok, das mit dem Kondensator funktioniert selbst bei 4uF nicht, also weg mit dem Ding. Braucht eh nur Platz. Aber mit dem Altwasser im Gehäuse erzeugt das Ding echt hochwertige Emulsionen. Entmischt sich auch nach Tagen nicht. Nur wo soll die Pumpe im Gehäuse hin ? Passt nicht, muß also servicefreundlich draussen angebracht werden :

Nun kann der Deckel endlich wieder drauf. Die Griffergonomie hat dabei leider etwas gelitten :

Nächste Baustelle. Das Schwert ist ein Fest für jeden Schrottverwerter und auch nur noch für diese Berufsgruppe sinnvoll anwendbar.

Der Einheller glänzt auch hier (wie sollte es auch anders sein) mit völliger Inkompatibilität. Glücklicherweise ist der Schlitz schmaler, so daß man hier mal ganz entspannt die Feile ansetzen kann :

D3er örtliche Eisen-Fritze hält gebrauchte und geschärfte Ketten für einen Heiamann bereit. Also kommt so eine Kette auf das Gerät :

Damit wird auch klar, worin sich billige und teure Ketten unterscheiden : die besseren haben mehr Zähne. Jetzt kann es losgehen. Die erste Aktion kann mit einem Klick auf das Bild angesehen werden (MPG, 13MB) :

Die Kettenspannung war noch nicht optimal, aber das größere Problem zeigt sich im zweiten Film (MPG, 6MB) Film, nämlich die wohl abgeschrabbelte Kupplungsglocke. Sprich : die Kette wird nicht richtig angetrieben.

Herr, bitte gib mir Geduld.

Also wieder aufschrauben den Kackeimer. Aaaaarrrggghhhhh. Das hier ist die Klauenkupplung ohne den Ausrückhebel. Der drückt den ausgeleierten Klapperatismus schon im Ein-Zustand halb auseinander.

Also mal das Lager abgezogen und die Feder

genauer angesehen. 2mm auseinanderziehen und schon hat das Ding eine andere Form. Das soll Federstahl sein ?

An dieser Stelle muß ich dann doch mal einen Sicherheitshinweis aussprechen. Auf keinen Fall nachmachen. Aber auch sowas von garnicht nachmachen, sonst

Das was jetzt kommt ist nicht mehr koscher : ich bau die Ausrückmechanik aus. Dann funktioniert der Schnellstop nicht mehr, aber die Kupplung kuppelt wieder. Jetzt muß das aber laufen!

Fazit : Billigwerkzeug lohnt nicht, ausser man hat einen ausgeprägten Frickeldrang, und will der Wegwerfkultur ein Schnippchen schlagen. Und das lohnt sich immer.

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