Der Nachfolger des Dorfschmieds

Seiten: (1) | 2
Zurück zur Startseite

pforks

07.07.13 14:46

Aus unterschiedlichen Gründen freue ich mich immer wieder über dieses Forum und seine GestalterInnen.
Computerthemen und Lobgesänge sind hier nicht so erwünscht, wohl aber "feedback", also Antwort auf erfolgreiche Vorgänge und Informationen im Forum.
Mein Freund R. und ich haben Grund, uns besonders zu freuen und die beteiligten Forumsmitglieder zu informieren, deshalb habe ich die Angelegenheit etwas "verpackt"

"Der Nachfolger des Dorfschmieds"
Bei einem Frickler mit eigenem Haus und Hof fallen immer wieder mal Arbeiten an, die man nicht selbst erledigen kann.
Diverse Arbeiten ließ man früher immer beim Schmied machen.
In unserem Dorf gibt es leider keine Schmiedewerkstatt mehr, wo man ab und an etwas schweißen, abkanten, richten
oder zuschneiden lassen konnte. Die 2 letzten Schmiede sind einfach "ausgestorben".
Ein Schmied ist auch immer ein Philosoph, man konnte von ihm so manchen wohlgemeinten Rat erhalten - und auch der Spaß kam nie zu kurz.
Diese "Aufgaben" wurden in unserem Kaff glücklicherweise vom Autoschlosser Meister R. übernommen, wo auch leidgeprüfte Alt-Auto-Besitzer Trost und Hilfe finden können.
Ich gehörte jahrelang auch zu den selbigen, bis ich meinte, daß ein neuer Wagen auf den langen Strecken doch etwas zuverlässiger ist. Daß ich bald eines Besseren belehrt wurde, ist ein anderes Thema. (Nie wieder Opel)
Mein jetziger X-Trail ist mittlerweile 9 Jahre alt und nach Überwindung der Garantiezeit mit den Eigenheiten der
Nissan-Fach-Werkstatt ("An der Schaltung können wir nichts einstellen, das ist zu verwinkelt",
"Das Geräusch kommt vom Fahrwerk, das ist bei allen so", "Daß die Gurte so schlecht aufrollen, das liegt am Staub")
bin ich bei Meister R. gelandet. Der IXI ist nach 115.000 km noch in Topform. Die Schaltung hakt nicht mehr, das Klappern der hinteren Getriebeaufhängung ist beseitigt. Den Unterboden haben wir von Anfang an gepflegt.
Für die unterschiedlichsten Typen von Automobilen und deren Besitzern, die in der freien Werkstatt auftauchen, braucht der Meister neben viel Verständnis, Humor, martialischen Werkzeugen und Vorrichtungen auch einige mit intelligenten Halbleitern bestückte Gerätschaften, deren Betreuung ich gerne übernommen habe.
Wir beide (R. und ich) sind uns darin einig, daß Autos und Computer nicht unbedingt zu den essentiellen Dingen
unseres Lebens gehören, auch wenn wir damit Geld verdienen können bzw. müssen.
Aber manchmal ereilt einen von uns selbst die Defekthexe, und da können wir uns, jedenfalls was Autos oder Computer angeht, gegenseitig selbst helfen.
Daß diese Aktionen immer auch von munteren Reden begleitet werden, führte dazu, daß man sich regelmäßig trifft
- auch wenn kein Reparaturfall anliegt.
Außerdem ist mein Freund R. ein "anonymer Frickler", er macht nur nicht viel Aufhebens davon.
Weil der Meister R. auch noch Klimaanlagen und Zusatzheizungen einbauen und reparieren kann, ist er der richtige Mann für viele Fälle.
Aber im Rahmen seines Berufes hat er ja jeden Tag unterschiedliche Aufgaben und "alte Schätzchen" in seiner "Schrauberbude" stehen. Die eigene Technik muß da manchmal "hart ran".
So auch vor 2 Wochen:
Zur Werkstattausrüstung gehört auch eine Achsvermessungsmaschine mit Meßwertaufnehmern für jedes Rad und optischer Meßausrüstung (Infrarot-Sender und Empfänger) und einer speziellen Auswerteelektronik, über RS232 an einen (offen im Gehäuse der Maschine liegenden) PC AT386DX angeschlossen mit Tastatur und Monitor. Die Tastatur ist über aufgeklebte Schablone mit "Funktionstasten" versehen, alle anderen Tasten sind im Anwendungsprogramm deaktiviert. Die Kfz-Daten werden regelmäßig über Diskette eingelesen und in einer Datenbank auf der Festplatte abgelegt. Die Fahrzeugdaten des Prüflings werden ausgedruckt.
Urplötzlich, inmitten einer Achsvermessung, hatte die gute alte Beissbarth-Maschine (Lieferung 1999, aber techn. Stand ca. 1995) kein Bild mehr auf dem Monitor.
Ein Neustart brachte nur vorübergehend ein Bild, das aber nach kurzer Zeit wieder ohne Fehlermeldung verschwand.
Weil ich vor 4 Jahren schon einmal das Mainboard getauscht hatte
(die ausgelaufene NICd-Stützbatterie hatte das Board regelrecht durchgefressen!),
wurde sofort in dieser Richtung geforscht.
Das Betriebssystem ist ein MS-Dos 5.0, die Software entsprechend. Ein schnellerer Prozessor hätte unter
Umständen Probleme gemacht, analog der Umstellung der alten Turbo-Pascal Programme.
Die Herstellerfirma hätte sicherlich ein Angebot gemacht, das sich aber nicht amortisieren würde.
So oft werden die Achsen ja auch wieder nicht vermessen....
Ich hatte damals noch ein 386DX40 Board (fast das gleiche wie das Originale) aus meinen Beständen eingebaut, den leeren und oxidierten Akku ausgebaut, eine Stützbatterie aus 3 R6-Zellen (longlife) eingefügt - und gut wars.
Die Stützbatterie war an langen Drähten, weit entfernt vom Board untergebracht.
Tja, das Board tat es trotz neuer Zellen nicht mehr.
Erst hatte ich das Netzteil in Verdacht (-12 V), aber die Meßwerte waren die gleichen wie bei dem gerade noch gefundenen Ersatznetzteil.
Nach dem Ausbau des Boards sahen wir die Bescherung: der leere und oxidierte NiCd-Akku (der vor 5 Jahren ausgebaute) hatte doch seine Kalilauge ins Board injiziert, die in den 5 Jahren in einem nicht sichtbaren Layer in die Nachbarschaft gekrochen und dort wieder zutage getreten ist.
2 Leiterbahnen der Stromversorgung und 1 Chip (DIL, 7400er) waren angefressen.
Man hätte es vielleicht mittels Lötkolben wieder richten können, aber der Erfolg sicher nicht von Dauer, deshalb erst einmal ein Hilferuf an die Fricklergemeinde!
Innerhalb weniger Stunden hatte ich Angebote von Omega, Herrmann, Augustamars, Censer, Kopfmurks, Uxlaxel.
Alle haben mir Hilfe angeboten, selbst Heranschaffen von entfernt ligenden Lagerorten.
Herrmann konnte am schnellsten schicken - wahrscheinlich noch bevor das Porto bei ihm war!
- ein super Board 386DX50 mit viel RAM und einem Chip mit integrierter (und noch funktionierender) Stützbatterie. Ich mußte nur das RAM-timing im BIOS etwas langsamer einstellen - fertig.
Für den RTC-Chip gibt es Anleitungen, wie man eine neue Zelle "huckepack" draufsetzen kann.
Jetzt läuft die Kiste wieder, und es liegen Ersatzteile mit dabei: AT-Netzteil, 170 MB-Festplatte vorinstalliert,
ein Board kommt noch von Axel - der Nähe wegen können wir es bei Gelegenheit persönlich übergeben.
Ich muß mir wegen meines Bestandes an "Halbzeugen", alten Geräten und vielen Neu- und Altteilen so Einiges von meinen Mitmenschen anhören. Man hat trotzdem noch zu wenig Vorräte...
Gut, daß auch andere Bastler nicht gleich alles wegwerfen, sondern Altteile lagern - trotz teilweise geringem WAF!
V

Desinfector

07.07.13 14:53

sorry, aber gehts nur mir so, dass ich nach ca 20 Zeilen Text aufgegeben habe?

pforks

07.07.13 14:58

Leider ist es mir im Überschwang der Freude nicht gelungen, mich kürzer zu fassen.
Ich habe wohl die max. Textlänge überschritten.

Ich reiche hiermit die versprochenen Bilder nach:

Vielen Dank, auch im Namen von Meister R. !

- hier sieht man das verätzte Board und die langen Kabel:





- hier die Maschine


- und ein Bildschirmfoto der Anwendung


- das Herz des defekten Boards


Desinfector

07.07.13 15:07

ich habe kürzlich viel alten PC Kram ausgemustert und verkloppt,
von daher wäre ich ein schlechter Bastler

könnte man nicht den Akku irgendwie "besser einpacken"?
falls sich in solchem Ding noch Druck aufbauen will
und das Zeug weiträumig verteilen will?

doofi

07.07.13 15:47

Desinfector:

könnte man nicht den Akku irgendwie "besser einpacken"?
falls sich in solchem Ding noch Druck aufbauen will
und das Zeug weiträumig verteilen will?


Hmm. Ich habe bei meinem Abgastester (auch so ein uralt 486-Board verbaut) den Akku rausgeschmissen und eine Lithium-Stuetzbatterie eingesetzt.

Desinfector

07.07.13 16:38

is die auslaufsicher?

Hightech

07.07.13 17:58

Desinfector:
sorry, aber gehts nur mir so, dass ich nach ca 20 Zeilen Text aufgegeben habe?

Ja

Bastl_r

07.07.13 18:09

Desinfector:
sorry, aber gehts nur mir so, dass ich nach ca 20 Zeilen Text aufgegeben habe?


Ganz Klar NEIN
Dafür ist das zu gut geschrieben!

bastl_r

kalmi01

07.07.13 19:20

Hightech:
Desinfector:
sorry, aber gehts nur mir so, dass ich nach ca 20 Zeilen Text aufgegeben habe?

Ja

Glaube ich auch.
Das Ende war viel zu abrupt.
Hätte gern länger sein dürfen.

Desinfector

07.07.13 19:25

ick hevv de tied dorför nich.

ich lese so lange beiträge quer

Jan_Tuks

07.07.13 19:27

Der Dorf-Hacker (Oder Funker, der das gleiche Problem mit irgendwelchen Motorola-Funken hat) hätte wahrscheinlich BOCHS oder nen anderen i386 Simulator genommen, und irgende eine gerade rumliegende Hardware...




Zuletzt bearbeitet: 07.07.13 19:28 von Jan_Tuks

ferdimh

07.07.13 20:00

Der Dorf-Hacker (Oder Funker, der das gleiche Problem mit irgendwelchen Motorola-Funken hat) hätte wahrscheinlich BOCHS oder nen anderen i386 Simulator genommen, und irgende eine gerade rumliegende Hardware...

Was auf die Nase fällt, sobald dabei bestimmte Ports der Maschine kreativ genutzt werden sollen.
Hier fehlt ein Stück software, das unter DOS auf nem modernen PC läuft und Portzugriffe wirklich 1:1 weiterreichen (bzw nur in Details anpassen) kann.

Jan_Tuks

07.07.13 20:22

Mit Bochs habe ich schon Eprommer und deres gleichen schon zum laufen gebracht, in dem ich Bochs wirklich vollen zugriff auf die Schnittstelle gewährt habe.


ferdimh

07.07.13 20:25

Das mag gehen, solange "Standardports" verwendet werden. Ich bin aber eigentlich bereit, zu wetten, dass ich einen Fall finde, wos nicht tut. Und zwar genau dann, wenn meine 386-Boards alle sind.

Jan_Tuks

07.07.13 20:27

Du : Ich konstruiere dir mal nen Fall :
Du hast ne ziemlich spezielle ISA-Karte.

Jetzt wird es richtig interessant ! ;-)



Zurück zur Startseite
Seiten: (1) | 2