wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Wenn das Irrenhaus überfordert ist

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KalleGrabowski
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von KalleGrabowski »

Da passt ganz gut die Idee, in die Schulausbildung (wieder) mehr grundsätzliche Lebensthemen einfließen zu lassen. Meine Frau Mutterin hat z.B. ganz damals unter Anleitung ein Verlängerungskabel angefertigt. Das ist mittlerweile ja der Elektrofachkraft vorbehalten, aber so grundsätzliche Dinge wie ein kleinwenig Nähen, ein klitzebischen Kochen, ein Hauch Steuererklärung, einen Nagel in die Wand hauen und wie geht 13er Schlüssel halte ich für sinnvoll.

Dazu gehören natürlich auch die in diesem Forum so unbeliebten Fächer wie Kunst, Sport, Religion, einfach, um zumindest in diese Nischen mal einen Einblick gehabt zu haben.

„Wozu brauch ich das denn?“
Na, um einfach mal ein kleines bisschen über den Tellerrand sehen zu können, und nicht zum Fachidioten zu mutieren.

Ob man das genau so benoten sollte, wie die Basics Lesen, Schreiben, Sprechen, Rechnen sei mal dahingestellt.

Und Edith sacht, Medienkompetenz wäre auch mal so ein Ding. Wie geht grundsätzlich Netzwerk, was ist eine Datei, warum nicht jeden Scheiß anklicken, ab wann ist eine Datei groß, warum nicht überall alles von sich posten, wie hinterfrage ich Informationen usw.

Manipulation und gängige Methoden waren bei uns Unterrichtsbestandteil, keine Ahnung, wie das heute ist.

Was mir noch einfällt: Die Menge an Bau- und Heimwerkermärkten, die Fülle an Ersatzteilangeboten Online und die zahlreichen How-To-Videos (natürlich in breiter Qualitätsspanne) zeigen doch, daß es weiterhin eine nicht unerhebliche Menge an Selbermachern zu geben scheint.
berferd
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von berferd »

Das hab ich auch öfter gehört, vor allem aus dem Familienumfeld:
"was bastelst und programmierst Du denn da ständig? Kann man damit Geld verdienen? Mach doch was gescheites, so wie dieser Kim
(https://de.wikipedia.org/wiki/Kim_Dotcom)" (Kim Schmitz galt damals unter Computerlaien noch als fähig und erfolgreich)
oder (Anfang der 90er):
"Modem? Für was brauchst Du denn ein Modem? Von deinen Freunden hat doch keiner eins, wen willst Du denn da anrufen?"
oder:
"Wozu brauchst Du denn die ganzen Widerstände, die kannst Du doch im Leben nie alle verbauen?"

Was dabei keiner sieht: diese privaten Basteleien haben mir meinen Berufsweg stark vereinfacht, sehr wahrscheinlich sogar erst ermöglicht. Die erworbenen Fähigkeiten haben mir auch sonst schon öfter den Arsch gerettet, weil ich in kritischen Situationen (z.B. drohende Überschwemmung des Kellers) wusste, welche Handgriffe zu tun sind. Oft auch eine Menge Geld gespart, da man auch mal hinterfragen konnte, was der Handwerker den Eltern da aufschwatzen wollte.

Könnte mich auch nicht erinnern, dass mir in den letzten 20 Jahren mal langweilig gewesen wäre, gibt eigentlich immer Ideen und Projekte. Grade in der Covid-Krise ist das "sich auch mal still beschäftigen können" Gold wert für die geistige Gesundheit.

Ich verstehe, dass die meisten Leute eine Abneigung dagegen haben, im Müll zu stöbern, auch wenn es nur der Sperrmüll ist, und die habe ich auch. Es ist ein Stigma, und man bekommt komische Blicke: irgendwo zwischen Ekel, Spott und Amüsiertheit. Aber wenn man mal ein paar echte Schätze von dort gerettet hat, relativiert sich das etwas. ("Höhöhö... und, haste was im Müllhaufen gefunden, hähähä? Wie, das geht auf ebay für 50 Euro weg?? Liegen da noch mehr davon? *hinflitz*). Man muss halt ein Auge dafür haben, was etwas wert ist und was nicht, und was man wie reinigen kann, und was man besser liegen lässt.
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Hightech
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Hightech »

Mir wird manchmal von Kollegen vorgeworfen:
Ja DU kannst das. DU weisst das ja. Wir andern können das nicht mal eben so.

Als wenn das etwas wäre, was ich einfach so geschenkt bekommen habe, so wie zB volles Haar. Dafür kann ich nun gar nichts, hab ich auch nichts für getan.

Nein, man muss es mal ganz klar sagen: Es ist Jahrzehnte lange Übung. Und ein Interesse an den Dingen die man täglich in der Hand hat.

Ich staune manchmal nicht schlecht, wie wenig viele andere von den Sachen allgemein nichts verstehen, die sie umgeben.
Und das ist beim Arzt zB auch so. Ich will genau wissen was ich für Medikamente nehme und was die machen und wie die das machen. So was steht heute zum Glück bei Wikipedia.
Dabei habe ich nie das Ziel das ich das alles verstehe, aber ich will es wenigstens mal gelesen haben.
Gruselig, all die Leute die 20 Pillen täglich schlucken, aber weder einen Überblick haben, noch wissen wofür eigentlich. Hauptsache die Blauen und die Roten.
Mario20v
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Mario20v »

Hallo,

Wenn ich mein Auto repariere auf der Strasse
bekomme ich auch ab und zu zu hören,
ob sich reparaturen an dem alten Auto noch lohnen.

Oder wenn die beiden Antennen am Auto erspäht werden,
"Quatschts du mit Aliens?" (Das macht SETI)
"Das macht doch keiner mehr!" (Ja ne 71000 allein in DE)
"Es gibt doch Internet!" ( Ja und? Kann jeder)

Bekannter von mir war Schlosser,
hat vor 10 Jahren umgeschult zum Immo-Kaufmann,
jetzt kann er nichmal ein 8er Loch in die Bohren ohne das es desaströs wird.
Nello
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Nello »

Je länger ich darüber nachdenke, um so mehr komme ich zu der Überzeugung, daß letztlich alles zusammenhängt und die Menschen in zwei Hälften teilt.
Die Desinteressierten, die nichts wissen wollen, Bereicherung für den einzigen Lebensinhalt halten und Empathie für Schwäche. Ein Bastler ist für sie eine Ressource, die nicht auszubeuten dumm wäre.

Und die anderen, deren Interesse an nahezu allem letztlich jenseits von Religion auf schiere Verzweiflung angesichts der Frage zuläuft, warum nicht Nichts ist - oder andersherum, warum es überhaupt irgend etwas gibt. Das ist das Vakuum, das mit Basteln gefüllt wird.
KalleGrabowski
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von KalleGrabowski »

Najaa, das ist ja schon eine negative Sicht auf die Dinge.

Eine Einteilung der Menschheit in zwei Lager ist schon eine ziemliche Schwarz-Weiß Sicht, und die ist fast immer nicht die ganze Wahrheit. Da gibt es eine ziemliche Bandbreite mit fließendem Übergang.

Die meisten Nichtbastler- was ist das überhaupt? - horten gar keine Kohle, die geben sie sofort aus für alles Mögliche. Sei es Dienstleistungen, sei es schöne, funkelnde Dinge, sei es Reisen und Aktivitäten.

Nicht alle Menschen nutzen andere aus, wenn sie Dinge tun lassen, die sie selbst nicht können. Oft gibt es dann doch eine Gegenleistung. Du reparierst mein Dings, ich koch Dir ein Bums. Ihr entkernt mein Haus, ich grille Euch ins Koma.

Klar, ich kenne auch Leute, die kommen ganz gut, wenn nicht besser, klar, wenn sie sich um möglichst vieles nicht selbst kümmern und auch nichts hinterfragen. Wie die Sache mit den Medikamenten: Klar kann ich alle bunten Pillen ergoogeln, aber da vermutlich selbst bei Placebos eine Latte Nebenwirkungen im Beipackzettel steht, kann hier Unwissenheit von Vorteil sein.
Man macht sich deutlich weniger Sorgen, was sein könnte, und wartet, bis wirklich was ist. Und dann soll sich einer kümmern. Bis dahin hat man sorgenfrei gelebt.

So Spinner wir ich machen sich dauernd Gedanken, das ist auch krank.

Edit: Natürlich kenne ich auch die Extremfälle, auch die klassischen Klischeebürger, in deren Horizont nicht reinpasst, daß man freiwillig Dinge repariert.
Nein, ich fahre und repariere dieses Auto nicht, weil ich mir kein anderes leisten kann, sondern, weil ich mir kein anderes leisten will. Und erst recht nicht so eine Ludenschaukel...

Nein, ich habe kein Abofernsehen, weil da nix läuft, was ich vermisse.

Nein, ich lache mich nicht kaputt über die furzende Alexa, aber das heißt nicht, daß mir die Art von Humor zu komplex ist....
Nello
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Nello »

Das funktioniert aber nicht, wenn man sich nichts aus Essen macht. Und die Wandlung von Geld in Ware ist keine Schmälerung von Reichtum.

Aber da hast Du schon Recht: Die Welt ist heute etwas dunkelgrau. :|
Mario20v
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Mario20v »

Nello hat geschrieben: So 31. Jan 2021, 16:37Die Welt ist heute etwas dunkelgrau. :|
Wenn mein Opa oder mein Vater immer erzählt haben,
was sie in ihrer jugend angestellt haben, oder wenn sie aus nix Drachen gebaut haben, im Wald aus umgefallenen Bäumen Baumhäuser gebaut haben, würde ich gerne mal Mäuschen in dieser Zeit Spielen und mal schauen, ich hab manchmal den Eindruck, Kinder hatten in Relation ein haufen Spass bzw. mehr bunt mit einfachen und selbst gebauten Dingen und pre/post WW2.

Heutzutage würde der Sani Gewehr bei Fuß im Wald neben dran stehn müssen. die Flugsicherung beim überfliegen vom Nachbar-Acker mit dem Drachen.
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Mista X
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Mista X »

Hmppfff... die Aussage:
Woher kannst du das?
Wie hast du denn den Fehler gefunden?

Hab ich schon öfters gehört.
Ich selbst habe Prozessleitelektroniker gelernt. Diese Ausbildung brachte mir einen Haufen nützliches Wissen bei. Bleibst du dabei und kannst das bist du Fachmann.
Dann habe ich als IT Systemelektroniker Jubelelektronik und Schlepptops repariert. So wurde ich zum guten Fachmann.
Dann beschäftige ich mich seit ich 8 bin mit allem was mit Strom zu tun hat. So wurde ich zum Bastler.
Diese 3 Wissensgebiete kombiniert und eine gesunde Portion Bauchgefühl und Erfahrung (Das hab ich schon mal so ähnlich gehabt und gemacht) - Dazu noch das allgemeine Verständnis von Strom, Spannung, Widerstand usw. und ich finde jeden Fehler in 10 bis 90 Minuten heraus oder habe zumindest eine grobe Ahnung woher der Wind weht.
Dazu noch Wissen was man mal gelesen, gesehen oder gehört hat - fertig. (Rödersteine, Tantalperlen usw. und warum man die auch tauschen sollte wenn diese noch gut aussehen)

Den 0815 Telekomiker der bei der pinken Pest was gelernt hat verbleibt bei Punkt 1. Er ist in dem Gebiet Fachmann, bleibt bei seinem Teller und fertig. Versucht er aber etwas mit 230V zu bauen geht das mächtig schief - und sei es nur von der VDE her usw.
Zum Fachidioten mutiert so einer, wenn er trotz Belehrung es anders zu machen auf seinem Standpunkt verbleibt: Das wurde schon immer so gemacht / Das funktioniert doch!
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gafu
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von gafu »

Mista X hat geschrieben: Fr 29. Jan 2021, 10:23 Das beschämende ist, dass denen die so eine Huddelei und Pfusch bauen in den seltensten Fällen was passiert oder die Butze Schaden nimmt. Ergo schaltet deren Hirn auf: Oh, das funktioniert ja, also wiederhole ich das beim nächsten Problem.
Das wirklich schlimme ist aber: Es sind meistens Frickler aus der Elektro / Elektronikbranche die so was anstellen.
Nein, dem ist zu widersprechen. Dir fällt es vielleicht bei elektrischen dingen mehr auf.
Das betrifft irgendwie alle berufsgruppen, und scheint zuzunehmen.
Der maler der nicht richtig abklebt und technische einrichtung mit farbe vollkleckert. (ich hab ein bild von einem mit fassadenfarbe komplett überstrichenen klingeltableau)
Der ka-eff-zetti der den ABS-Block tauscht "rückförderpumpe defekt", und hinterher die kaputte blattsicherung findet, aber den neuen block drinne lässt.
Der sanitärer der so wenig befestigungselemente hat, dass sich das rohrgefälle elastisch ändert, und dann alle 3 jahre zum abluss reinigen kommt
Der Heizungsbauer der zur reparatur gerufen wird, aber nichts repariert und einen neuen brenner für 3800 euro anbietet.
Der ITler mit PHP 5.x
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gafu
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von gafu »

Azze hat geschrieben: Fr 29. Jan 2021, 23:57 Bestes Beispiel: Auto. Früher habe ich was auch immer notwendig war an meinen Karren selbst erledigt
[...]
Ich bin inzwischen bei einem Stand der Technik angelangt, wo bereits neue Bremsbeläge mit dem Steuergerät bekannt gemacht werden müssen. Bremsen entlüften geht schon nicht mehr, ohne über das Steuergerät im Servicemenü den ABS-Block strangweise zu spülen. Da hab ich schon gar keinen Bock mehr drauf und auch nicht die Gerätschaften dazu. Also zahlt man halt die Werkstatt, allerdings halt nicht den Freundlichen, sondern was Freies.
Das ist auch etwas kurz gedacht, man legt es sich halt zurecht.
Ein diagnosegerät mit grundlegenden funktionen die man für die wartung braucht, ist nicht teuer, und auch nicht kompliziert. Das ist einfach nur ein modernes Werkzeug was heutzutage für die reparatur notwendig ist.
Das ist wie schlagbohrmaschine und bohrhammer. Früher waren die wände aus mauerwerk, heute sind die aus beton. Trotzdem kannste mit dem passenden werkzeug einen druchbruch für das kabel von deinem faxgerät da durchbohren.
Ebenso muss nicht bei jedem bremsen entlüften der ABS-Block gespült werden, sondern sollte nur bei bremsflüssigkeitswechsel passieren, oder wenn vorn der behälter leer war und luft ins system kam.
Bremsen entlüften geht sehr wohl auch ohne diagnosegerät, die plörre wird ja nicht in den metall-leitungen am abs-block schlecht, sondern durch die feuchtigkeit die durch die gummischläuche an den bremsen hineindiffundiert.
Wie macht man das heute: Man gibt 1,2 Bar druck auf den vorratsbehälter, das bremsenöl läuft dann von allein wenn man den entlüfter öffnet. Klar kann man das mit einem spezialgerät mit automatischer nachspeisung machen, es reicht aber auch ein durchbohrter ersatzdeckel für den bremsflüssigkeitsbehälter und ein eingebauter druckluft-stecknippel, und man füllt dann halt nach jeder bremse manuell den viertelliter nach.
Nach der bremsenwartung soll man eh die bremsen einbremsen, und dann noch ne bremsung mit abs-auslösung machen.

Das "kann man heute gar nicht mehr machen" ist doch nur das "ich will nicht lernen wie das 100 euro diagnosegerät funktioniert" problem.
Azze
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Azze »

Du hast ja nicht ganz Unrecht, der Punkt ist bei mir eben inzwischen, dass ich keinen Bock habe, noch mehr Spezialwerkzeug anzuschaffen und Dinge zu lernen, die ich nur alle Jubeljahre mal brauch. Ist ja nicht so, als ob ich täglich an der Karre rum schrauben würde - würde oder müsste ich das tun, wäre das auch was anderes. Ich brauche ja bislang auch kein Oszi, nur weil ich irgendwann mal einen gegrillten Widerstand austauschen möchte. Wäre nun Elektronikbasteln mein Hauptlebenszweck, dann wäre das sicher anders.

Das Interesse verlagert sich einfach mit der Zeit auch mal oder wird im ein oder anderen Sektor "flacher", an anderer Stelle dafür vertieft.
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tschäikäi
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von tschäikäi »

Ein Kumpel bringt mir öfter mal Aufträge ein.
Kannst du mal Inspektion an Onkels neuem Motorrad machen und nach der Steuerkette gucken, ob die noch gut is?
Kannst du Bremsen und Hydros am W202 machen, hab ich nem Kollegen verkauft? Ach, ja Bremsleitungen und -Rohre auch grad.
Kannst du mal gucken, der Bus springt nicht mehr an? Kannst du mal den Motor von der RS125 machen? Radlauf einschweißen, Dieselpumpe am 3L V6 TDI...
Der Kollege ist nicht der übliche Schlipsträger, sondern hat seit Wochen die gleiche Engelberthose an. Ist Zweiradmechaniker und Karosseriebauer.
Macht der mal was mit Karren sind es die einfachsten Jobs. Er hat wohl einfach wenig Bock drauf sich anzustrengen, mal was zu recherchieren,
Leute zu fragen. Sein Automatikgetriebe an der 100L/km Amikiste hat er auch inklusive Karre bei ner Firma abgegeben und fast 3k hingelegt.
Dabei hat er ne riesige Halle, die steht voll mit Autos, Motorrädern und allerlei Gerümpel, was es mal billig gab.
Steht halt einfach da, ist dank kompletter Zumüllung nicht nutzbar, kostet aber jeden Monat ordentlich Miete.
Er hat lieber nen 0815- Job und lässt sämtliches Potential ungenutzt brachliegen. Da kann man halt abends auf die Couch
und wenn was komplizierteres zu tun ist, kann er ja mich anrufen.
Die letzte Autoschrauberei, die er selbst gemacht hat war Bremsbeläge hinten am Vito und das dauerte nen ganzen Nachmittag, wurde vom Zugucken schon nervös.
Ich mag den, er hilft mir gelegentlich mal mit schwerem Gerät aus, bekomme gute Aufträge rein und er übernimmt das Gelaber mit den Kunden.
Könnte nicht besser laufen. Aber warum er seine eigene Bude nur zum Geldverbrennen benutzt geht mir nicht in den Kopf.
Sparsamkeit: Fehlanzeige. Mühe geben: Fehlanzeige. Mal übern Tellerrand gucken: ebenso.
Dabei hätte er finanziell und vom Werkzeug her ( zwei Hebebühnen, Richtbank, Sandstrahler des Todes, Punktschweißmaschine etc) viel mehr Möglichkeiten als ich.
Aber wenn der Ratschenkasten mit Wasser voll läuft kann man nicht mal die Nüsse rausnehmen und kauft halt nen neuen Kasten.. (oder nicht).

Ich hab ne kleinere Halle, musste erst mal den ganzen Schrott von den Vormietern ausräumen, ein Jahr lang nebenbei renovieren.
Alle die es gesehen haben "mach doch lieber Autos, die Bude haste doch eh nur gemietet". Ja stimmt, bringt mir nix ein, aber ich will nicht im Dreck leben.
Ich will da Licht und ne Heizung und Fenster ohne Löcher. Und ein Tor, was man hoch und runter fahren kann. Und keine schwarzen Wände. Und Druckluftdosen an der Wand.
Hebebühne ist immer noch keine drin, aber kommt noch. Dazu nen Ratschenkasten vom Aldi, Spezialnüsse finden sich meist im Müll der Vormieter oder einfach aufm Boden.
Habe so viel Material investiert wie der Kollege im Monat Miete für seine Halle zahlt.
Dafür monatelang geschuftet, was den Vermieter erfreut hat, der die Halle eigentlich nach 60 Jahren Runternutzung schon abgeschrieben hatte.
Entsprechend günstig ist die Miete und ich kann mittlerweile Teilflächen untervermieten, so dass ich selbst auf 0 raus komme.

Gruß Julian

PS: das passt alles nicht so ganz zum Thema, aber anders würde ich nur das wiederholen, was andere schon geschrieben haben.
Dann trotzdem noch kurz dazu: du hast heutzutage (nein, ich bin erst 32) so viele Möglichkeiten, mit Null Kohle und ein bisschen Motivation
aus Scheiße was ordentliches zu machen, dass man das Unterlassen dessen eigentlich nur mit Faulheit erklären kann.
Und faule Menschen verachte ich mittlerweile, egal ob die sich Frickler nennen oder nicht.
"Frickler", die jeden Schrott ankarren und dann in der Ecke versauern lassen nur um noch mehr Schrott anzukarren und damit dann auch nix zu machen. Da sind mir die Leute,
die ne Bude nach ihren Bedürfnissen bewohnen (Kaffeemaschine, Kühlschrank, Sofa, Glotze, ne kleine Schublade mit dem nötigsten Werkzeug) schon lieber.
Die sind wenigstens ehrlich und sagen "ich kann das nicht" (ich sage dann "ich bin auch nicht aus meiner Mutter gefallen und konnte das alles")
statt so zu tun als seien sie Frickler/ Handwerker/ Hobbywissenschaftler und in Wahrheit eigentlich nur Schrott anhäufen, mit dem sie nichts machen.
Begrifflichkeit: Macht man was sinnvolles damit, wird Schrott zu Bastelmaterial, stehts nur rum, wird Schrott zum Problem.

Es gibt ja diese Menschen, die zum all you can eat pilgern, fressen bis der Magen platzt und sie drei Tage im Bett verbringen nur weils billig is.
Das geht auch mit Schrott...
Thorhall
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Thorhall »

in dem Zusammenhang faellt mir das Buch ein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zen_und_d ... _zu_warten
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Mista X
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Mista X »

Ich war gestern bei einer älteren recht rüstigen Renterin zu Besuch und um 2 Fernseher aufzubauen und einzustellen.
Beim Smalltalk während die Kisten den Sendersuchlauf abnudeln fragte sie was ich denn sonst so mache.
Ich meinte: Och, ich hab ein Haus, da hat man immer was zu tun. Dann halt noch meine Werkstatt...
Ja, am Haus ist immer was zu tun, aber man sollte das auch vernünftig machen!
Ich hab dann erzählt, dass der Vorbesitzer eine Biberkotzeplatte für draußen ein Dach benutzt hat.
Kommentar: Das tut doch schon beim nachdenken weh, wie ist das erst wenn man den Murks auch dann montiert.
Als es dann an die gute Bezahlung ging für 2h diversen Technikkram zu fixen meinte sie nur: Och, gute Arbeit muss man auch gut bezahlen. Ich kenne mich mit Elektrik nicht aus, daher rufe ich sie an.
Könnte ich noch so wie ich wollte, wäre mein Garten auch schon fertig.
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Arndt
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Arndt »

Ich habe gerade noch diesen wunderschönen Artikel zum Dunning-Kruger-Effekt gelesen
https://www.geo.de/wissen/23942-rtkl-ps ... obal-de-DE

Also im Wesentlichen geht es um den "Kehrwert" zu Sokrates' Aussage "Ich weiß, dass ich nichts weiß", also der Fähigkeit zu erkennen, was man kann/Weiß und was nicht.

Ein Interessanter Punkt ist durchaus dieser:
"Die beiden Forscher gehen davon aus, dass Wissenserwerb die Kompetenz steigert und damit der Ignoranz entgegen wirkt."
Und ich denke, dass vielen von uns dieses Thema unterschwellig/intrinsisch ein Antrieb ist.

Schlimm finde ich hingegen diesen Punkt, welcher auch im Berufsleben leider viel zu häufig anzutreffen ist:
"Wissen richtig einschätzen
Ihr Fazit: Einsteiger gehen mit Respekt an eine Sache heran und Halb-Anfänger neigen dazu, sich zu überschätzen und sich für Experten zu halten. "

Also Aus der Praxis, für die Praxis, statt einer vernüftigen Schulung mit Prüfung, Qualifikation usw. darf sich der Mitarbeiter halt einfach ein paar YT-Tutorials anschauen...
Dann wird dem Kunden verkauft, er arbeite mit den absoluten Profis auf dem Gebiet zusammen und Qualität habe halt ihren Preis.
Dann schält sich im Projekt heraus, dass die Sache dann doch nicht so einfach ist und es wird irgendwas halbherzig zusammengefrickeltes in Betrieb genommen und übergeben
Und dann nimmt man möglichst schnell die Beine in die Hand und sieht zu, dass man die Verantwortung zu der Kiste los wird....

Brave new world!

Ach, Du bildest Dich privat richtig fort und willst mehr Gehalt?
Sei glücklich mit dem, was Dir geboten wird!

Also versteht mich nicht falsch, aber ich bin derzeit echt von Industrie und Mittelstand enttäuscht, weil ehrliche Kompetenz und reines Wissen hierzulande weder gefördert, noch geschätzt wird. Was ist aus den Tugenden geworden? Dem Land der Dichter und Denker? Bescheidenheit und und Qualität?
Es scheint mir mehr denn jeh, als versuche man überall nurnoch irgendwie "durch die Lücke" zu kommen...
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Geoschreiner
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Geoschreiner »

Ich weiß, fast OT, aber: Das ist mit ein Grund für viel Frust im Job und für einige Selbstständigkeiten. Letztere resultiert dann eben nicht aus dem Wunsch nach eigenständigem Arbeiten, sondern vielmehr aus dem Frust aufgrund verkrusteter Strukturen, unfähiger Chefs und Kollegen und allgemein schlicht aus Unzufriedenheit.

Allerdings halte ich von der Zettelsammlerei auch nichts, denn eine teure Fortbildung ergibt zum Abschluss meist eine Zertifikatsprädikatsurkunde. Dafür wird bezahlt, nicht für die Vermittlung von Wissen. Es gibt reihenweise unfähige Meister und Ingenieure und gleichzeitig Leute auf einem auf Papier niedrigeren Niveau, die aber unglaublich fit sind, weil sie sich dafür interessieren und einen gewissen Anspruch an sich selbst haben. Ob jemand etwas kann und können will, zeigt sich letztlich erst mit der Zeit.

Die, um aufs Thema zurück zu kommen, sogenannten schrägen Leute haben genau wegen der stark schwankenden Kompetenzen und damit einhergehender schlechter Erfahrungen eben teils auch große Skrupel, einen Profi zu engagieren.
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Hightech
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Hightech »

Ich verstehe auch nicht, wie man in der Technikerausbildung Leut mit durchzieht, die nichts auf die Reihe bekommen und dann einen auf dicke Hose machen.
Ich Techniker! Ich mehr Geld! Ich bin der Macher!
Und der Kollege kann sich sehr gurt als der Super-Techniker verkaufen, das ist aber auch alle.
Den letzten Knaller den er brachte:
Nein, das Gerät können wir nicht mehr reparieren, das ist ja auch schon 30 Jahre alt. Wir können es den Kunden zurückschicken oder halt verschrotten.
Dieses Gerät stammt aus der Firma wo er seit 20 Jahren arbeitet und das Gerät ist eine eigene Entwicklung unserer Firma. Wir haben alles von dem Teil.
Die einzige Spezialität von dem Gerät, es hat 3 extra BNC-Buchsen. Sonst unterscheidet es sich nicht von dem Brot-und-Buttergerät was er täglich repariert und wartet.
Aber mehr als Steckkarte tauschen ist nicht drin.
Das Oszi steht seit seiner Ausbildung auch nur als Deko an seinem Platz, aber er war der, der am lautesten geschriehen hat, er braucht unbedingt ein neues digitales Oszi!

Nachdem ich dann angedroht habe, es Zuhause selber zu reparieren, kam dann: DC/DC Wandler auf Karte 1getauscht. Gerät repariert an den Kunden geschickt.
10 Monate hat das gedauert

Und der Depp darf sich "staatlich geprüfter Techniker" nennen.
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Raja_Kentut
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Raja_Kentut »

Jetzt hört mal mit dem Geschimpfe auf über Leute die einen Wisch in der Tasche haben und in irgendwelchen Nahrungsketten über euch rumschwimmen.
Deppen gibt's überall! Das Problem: Der Depp mit Wisch kommt in der Welt der "geraden" Leute weiter als der Schlaue ohne.
Also wer ist nun der Depp?
Ich hab aufgehört Menschen zu verschubladen und versuche auch mit Leuten konstruktiv umzugehen die ICH für schräge Deppen halte. Irgendwas können die nämlich auch. Von totalen Nullingern halte ich mich nach erkennen der Lage eben fern. Wenn das im Beruf nicht geht, ärgere ich mich nicht mehr darüber. Dafür ist mir meine Lebenszeit zu schade.
emil17
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von emil17 »

Arndt hat geschrieben: So 14. Feb 2021, 21:16 Also versteht mich nicht falsch, aber ich bin derzeit echt von Industrie und Mittelstand enttäuscht, weil ehrliche Kompetenz und reines Wissen hierzulande weder gefördert, noch geschätzt wird. Was ist aus den Tugenden geworden? Dem Land der Dichter und Denker? Bescheidenheit und und Qualität?
Das passt leider zur Hauptsache Billig Mentalität, sich im Fachgeschäft beraten lassen, danke ich überlegs mir noch und dann in China bestellen.
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Toddybaer
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Toddybaer »

Die Preisgestaltung muss aber auch im Rahmen bleiben.

Das man im Laden mehr zahlt als über Online ist schon logisch. Aber gleich das Doppelte? So dicke hab ich das dann doch nicht

So gehabt bei Staedler Bundstifte. Große Packung. Online keine 13 € mit Versand. Im Laden über 24€
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Cubicany
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Cubicany »

Hab ja auch überlegt später, den Techniker hinten dran zu machen, aber wie ich mehrfach hörte, ist das höchstens
eine "Ausbildung Plus" und die Chancen später, nennenswert mehr zu verdienen eh nicht so toll.

Wobei das viele mit Ingenieurstellen vergleichen, aber studieren sehe ich mich nicht.

Wer ist denn hier Techniker und kann mal berichten, wie es tatsächlich ist?

Lohnt sich das?

Wäre ja ein Jahr Vollzeit bzw. zwei Halbzeit.

Wenigstens kostet es mich an der Partnerschule der Firma nichts.
Anse
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Anse »

Cubicany hat geschrieben: Mi 24. Feb 2021, 21:54 Wer ist denn hier Techniker und kann mal berichten, wie es tatsächlich ist?
Was wills Du wissen?
Als "Ausbildung Plus" würde ich es nicht bezeichnen. Der Fokus liegt schon deutlich mehr auf eigenständiger Arbeit. Es werden zwar ähnliche Themenfelder bearbeitet wie in der Ausbildung aber mit deutlich mehr Tiefgang. Zu dem auch noch eine ordentliche Portion Allgemeinbildung. Mathe und Physik. Aber auch Mitarbeiterführung, Arbeitsrecht und Unternehmensfinanzen .

Den Vorteil später ist ganz klar die bessere Position bei der Gehaltsverhandlung. Bei Unternehmen sind Techniker durchaus beliebt, da sie beides, Praxis und Theorie kennen. Die späteren Jobs sind oft mehr Theorie lastig. Muss man mögen.

Ob es sich lohnt muss man selbst entscheiden. Es ist günstiger als ein Meister aber ähnlich oder besser bezahlt.
Matt
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Registriert: So 24. Aug 2014, 21:22

Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Matt »

Arndt hat geschrieben: So 14. Feb 2021, 21:16

Also versteht mich nicht falsch, aber ich bin derzeit echt von Industrie und Mittelstand enttäuscht, weil ehrliche Kompetenz und reines Wissen hierzulande weder gefördert, noch geschätzt wird. Was ist aus den Tugenden geworden? Dem Land der Dichter und Denker? Bescheidenheit und und Qualität?
Es scheint mir mehr denn jeh, als versuche man überall nurnoch irgendwie "durch die Lücke" zu kommen...
So ist es.

Meine Arbeitsgeber ist da sehr schlecht. Schreibt gerne Stelle-Angebote in Intranet und nach meine Wissen hat nichtmal Handvolle Leute Chance darauf. Ich kenne nur paar Leute, der befördert wird (weil Stelle doch freigeworden ist)
Dafür gewinnt zunehmend superhochqualifizierte Leute mit Robbe-Hände. Ich zeige bereits Resignation bei dieser Punkt und überlasse manchere Scheiss an ihm Ergebnisse: teilsweise Katastrophe, dass ich Prüfmittel nachbearbeiten darf. Es gibt bereits Problem für mich, wenn Personalabteilung von ihre Geblubberei und super-Papier getäuscht wird. Das ist nur Kampf gegen Windmühle.

Ich habe Personalabteilung und Produktionsleiter gesagt: Wenn ich Gelegenheit habe, bin ich weg von Laden mit Hauch nach Behörde-Starrsinn und Wasserkopf-Symptome. Deswegen war ich echt frustierend, dass man mit 35hA Landwirtschaft nicht wirklich gut leben kann, sonst hätte ich längst Vogel zu dieser Laden gezeigt. Kunuu Bewertung von dem ist schlechter als Playmobil-Frima (der finstere Ruf bei Betriebsrat-Thema hat)
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Cubicany
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Cubicany »

Das was mich abhält ist ja, dass ich hörte, dass Techniker eben nicht so oft eine Stelle finden (sollen) wie normale
Facharbeiter.

Vorteil wäre, dass die Techniker Weiterbildung bei uns verpartnert ist die Kosten übernommen werden.

Ich bin nur unsicher, ob man das neben der Arbeit machen sollte oder dann besser ein Jahr aussteigen, konsequent
durchziehen und dann wieder neu angreifen.

Momentan habe ich eh genug mit Ausbildung zu tun, da brauche ich erst mal noch nicht dran denken.
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Hightech
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Hightech »

Mancher frisch gebackene Techniker meint, er bekommt "nur" weil er den Schein hat, gleich eine Stelle mit jährlich 6stellig.
Die Firmen wollen zwar sehr gerne Techniker mit Berufserfahrung auch für Stellen mit einfacheren Tätigkeiten, aber nicht so viel dafür bezahlen.

Bei uns war das auch so:
Stellenausschreibung für den Außendienst war Techniker. Bezahlen wollten die aber nur Geselle.
Für den Außendienst bei uns braucht man aber keinen Techniker, sondern jemanden mit der Fähigkei eigenständig im Feld klar zu kommen.
Der Job ist nicht fürstlich entlohnt, da winken die Techniker schnell ab.
Das hab ich meiem Chef auch klar erklärt, das es draußen im Feld fast egal ist, was für einen Zettel der Bewerber hat, er muss den Job erledigen können, ohne das er 24/7 bei mir am Ohr hängt.
sysconsol
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von sysconsol »

Das mit den Gehaltsvorstellungen wurde uns zur Technikerweiterbildung auch schon erzählt - von den Lehrkräften.
Ich habe das damals schon für unrealistisch gehalten.

Der Techniker durchläuft eine schwerpunktmäßig fachliche Weiterbildung, der Meister durchläuft eine schwerpunktmäßig wirtschaftliche Weiterbildung.

Als Techniker darf ich nicht ausbilden.

Was die Technikerweiterbildung (korrekt Aufstiegsweiterbildung) zumindest für Elektrotechnik angeht:
Zwei Jahre Vollzeit oder vier Jahre Teilzeit.
Selbstständiges Arbeiten ist Grundvoraussetzung. Dazu gehört es auch, sich Dinge selbst anzueignen.
Man wird nur zur Quelle geführt, saufen muss man selbst.
Die Kosten nicht unterschätzen.

Meine Erfahrung mit diesem Abschluss und Bewerbungen:
Wenige wissen, was ein "staatlich geprüfter Techniker" ist. Wenige interessierte es.
Nach Details wurde bei der Berufserfahrung gefragt (Wie decken sich ihre Vorstellungen von der Stelle bei uns mit ihrer bisherigen Erfahrung?)
Wenn sich das nicht halbwegs zusammenpasst, hat man wenig Chancen.
"Sich einarbeiten können" interessiert leider auch wenige.

Ob sich das lohnt?
Meine Meinung: Solange die Erfahrung reicht, in Bereiche mit gewünschten Tätigkeiten hereinzukommen - nein.
Ansonsten ist "ich habe eine Weiterbildung gemacht, um mich neu zu orientieren" eine adäquate Begründung auf oben geschriebene Fragestellung.

Lohnt sich ein Studium?
Eher als der Techniker. Wer es sich leisten kann (finanziell und geistig), der erarbeitet sich theoretisches Wissen als durchaus brauchbares Hilfsmittel.
Das kommt aber auch wieder darauf an, was man nach dem Studium beruflich machen möchte.

Ich habe erst vor ein paar Tagen mit einem Vertriebler mit Doktortitel über messtechnische Probleme gesprochen.
Das im Rahmen von Studium und Promotion erarbeitete Wissen ist nicht immer zwingend notwendig, aber doch sehr hilfreich.
Das Gespräch war sehr informativ, ich fühlte mich technisch gut beraten.
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Mista X
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Mista X »

Da hätte ich doch noch eine Anekdote aus meiner alten Firma...

Ein werter Herr Ingenieur möchte eine chemische Anlage bauen.
Da drin bewegt sich unter anderem Schwefelsäure, Chlor usw.
Es geht an die Materialauswahl der Durchflussmesser... Ing: Wir nehmen Edelstahl überall, das muss reichen!
Ich: Nein, in den Nachbarbetrieben die nehmen immer mindestens Titan bzw. PTFE ausgekleidet.
Ing: Ach, die übertreiben. Ich bestell die schonmal laut Liste.

Geräte kommen, werden montiert, Wasserfahrt alles OK
Dann kommt das Produkt - und eine Woche später messen alle durchweg nur noch Blödsinn.
Instandhaltung flitzt rum und spielt mit der Software herum...
Am Abend dann die Ernüchterung: Alle Geräte durchgefressen und abgesoffen.

Herr Ing. versucht die Schuld mir in die Schuhe zu schieben, ich hätte ihn falsch beraten.
Blöd nur, dass in meiner Revision der Liste PTFE ausgekleidet stand, in der vom Ing. die er dannach zum bestellen nahm Edelstahl.

Und die Moral von der Geschicht?
Auch ein hochtrabender Titel schützt nicht davor den Vogel abzuschießen.
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Fritzler
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Fritzler »

Ich empfehle Ultraschalldurchflussmesser, das spart sogar noch Übergangsstellen, denn diese werden nur außen ans Rohr angeklemmt :mrgreen:

Aber am Rest der Rohe war schon ein PTFE Inliner, nur an den Messtellen nicht?
Sonst kannste ja alles austauschen.
Blechei
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Blechei »

Ehrlich gesagt geht mir die Stänkerei gegen Ingenieure so allmählich auf den Sack. Ich bin nämlich auch einer,
das hat mich ein paar Jahre meines Lebens "gekostet" in denen ich SEHR VIEL auch über Informationsbeschaffung,
-anwendung und Ausbildung gelernt habe. Interessanterweise kommen die Anmuffungen immer so nach dem Motto "Ätsch, ich habe
keinen staatlichen Titel bin aber trotzdem besser/schlauer/schöner".
Janee, is klar. Sorry für OT aber das mußte mal raus.
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Hightech
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Hightech »

Mein Vater ist auch ein Top-Ingenieur Bj 1950.
Sein Brüder sind das auch allesamt. Das sind wirklich alle 4 sehr sehr gefragte Fachleute die in ihrem Gebiet absolute Spezialisten sind.
Bei den Jungs rührt sich nix bei Einsätzen wenn da nicht 400Euro die Stunde kommen. Bei Einzelaufträgen zumindest.

Aber manchmal wundere ich mich auch bei meinem Vater, der kann im Prinzip alles, aber damals schon war es für ihn nicht drin, den Videorekorder zu programmieren oder die Senderliste am Fernseher in Ordnung zu halten.
Hatte der einfach keinen Bock drauf. Der hat damals Anfang der 90er mit so komischen Steckkarten am PC rumhantiert wo der PC startete wenn man da anrief. Dann konnte man sich damit verbinden.
Oder so Steckkarten mit BNC-Anschluss und irgendwas mit Novell - Netware.
Dann kam er damit, das es ein neues Betriebsystem für den PC geben soll, das nichts kostet und Multitasking kann. Ich glaub er meinte Linux.

Wenn der was nicht kann, meint er meistens eher, das er kein Bock hat sich damit zu beschäftigen.

Ich denke es ist wie immer:
Die Deppen fallen hat extrem auf und sorgen für ein schlechtes Image.
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Bastelbruder
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Bastelbruder »

Es sind meist nur wenige die eine ganze Sippe / Kaste / Berufsgruppe in Verruf bringen. Aber man hat immer das Gefühl daß der Anteil solcher Musterkotzbrocken ständig im Steigen begriffen ist.

Das Multitasking-Betriebssystem war wahrscheinlich OS/halbe.
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RMK
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von RMK »

ich hab auch den Techniker gemacht (nicht ausbilden dürfen ist übrigens nicht korrekt, es gibt ein
freiwilliges Zusatzmodul mit Prüfung, danach darf man dann), das hat mir in meinen späteren
Jobs nicht unbedingt den riesigen Geldregen gebracht, aber viel (Hintergrund)Wissen was ich
dann und wann anbringen konnte und irgendwie öfters den Eindruck "hoppla, der kennt sich da ja
auch aus" beim Gegenüber hinterlassen hat.
Positive Eindrücke sind ja an und für sich nicht verkehrt.

Danach hab ich dann noch den Technischen Betriebswirt (jetzt heisst der "Master Professional in
Technical Management" :? ) gemacht, das hat obigen Effekt dann noch etwas verstärkt...

Nein, beides ist kein Ingenieursstudium, aber zumindest für mich hilfreich.

Und es ist doch wie fast überall, wenn man sich bemüht, selber denkt, sich auch mal selbstständig
informiert ("fortbildet") und allgemein engagiert ist, kommt - normalerweise - auch vorwärts.
Wer meint mit dem Dipl. Ing. für immer fertig zu sein mit dem Lernen - nunja. Lorbeeren und Ausruhen...
sysconsol
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von sysconsol »

RMK hat geschrieben: Do 25. Feb 2021, 23:29 [...] (nicht ausbilden dürfen ist übrigens nicht korrekt, es gibt ein freiwilliges Zusatzmodul mit Prüfung, danach darf man dann) [...]
Eben, das meinte ich. Der Techniker muss ein "Zusatzmodul", bei uns nannte man das AdA-Schein, machen.
Das hatte mit dem Techniker an sich aber nichts zu tun.
Der (Handwerks-?)Meister darf ausbilden, weil er Meister ist. Ohne Zusatzmodul. Siehe § 22 HwO
Der Ingenieur darf ebenso ausbilden (Der Bachelor auch? Nur in technischen Berufen? :? )
Auch die "REFA-Grundausbildung 2.0" hat nichts mit dem Techniker zu tun, obwohl ich die im Rahmen der Aufstiegsweiterbildung gemacht habe ;)

Ob man dann ausbilden kann, ist eine andere Frage.
Ich habe auch Umschüler betreut - das kann man als eine Form der Erwachsenenbildung betrachten. Dürfen darf ich das nicht :lol:
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Mista X
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Mista X »

Ich hatte damals auch einen Ingi bei Bayer - Seit 10 Jahren in dem Betrieb, kannte jede Schraube und Mutter beim Namen.

Neuling komplett grün hinter den Ohren kommt ins Team.
Thema: Umbau Kühlwasserpumpen und Soleanlage

Teamsitzung - 3 Ingis, 2 Meister, 2 Montageleute, Leitung PLT und meine Wenigkeit als Planungstechniker
Neuer: Blabla ... dann müssen wir noch die KA31 PA003 auf Umrichter umrüsten sonst ...
Alter: Kannste mal machen, aber dann steht uns die Kacke bis zum Hals irgendwann.
Meister 1 + 2 grinsen breit, Montagemann 1 wippt feixend vor und zurück...
Neuer guckt doof, holt den Plan auf den Tisch.
Aaaaach sooooo KL und nicht KA ... KA war die Fäkalien und Abwasserhebeanlage.

Furztrocken der Alte ... aber gut! :lol:
Gary
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Gary »

Der Industrie Meister braucht ebenfalls das Zusatzmodul, wobei das meist gleich mit angeboten wird.
Beim Handwerksmeister ist es Teil der Ausbildung, der hat auch mehr Betriebsführung als der Industriemeister.
Blechei
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Blechei »

Als Ing. durfte ich wegen abgeschlossener Lehre (Schlosser, Prüfung IHK) ausbilden.
Voraussetzung: die Jungs mußten einige Kurse bei der Innung (Metall- und Kunsstofftechnik) absolvieren.
Hinterher wurde ich dann von denen gebrieft;-)
Ich glaube aber das inzwischen wieder eine Zusatzqualifikation notwendig ist.
Im Zweifel entscheidet im Handwerk (Betrieb muß in der Rolle eingetragen sein) die zuständige Kammer,
ansonsten die IHK.
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Cubicany
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Cubicany »

Ich bin ja aktuell in der Instandhaltung und wundere mich bei manchen Leuten dort.
Ich will in keiner Hinsicht anmaßend sein, aber das hat mich erstaunt.

Wir hatten kürzlich einen steinalten Antrieb auf dem Tisch, bei dem der Motor eine
glatte Scheibe besitzt und eine andere mit einem gummierten Ring darauf drückt. Diese
geht auf ein Getriebe und die Drehzahlverstellung geht darüber, dass man die Scheiben
gegeneinander aus der Flucht schiebt.

Den galt es zu demontieren.

Zwei Facharbeiter standen da etwa 3 Stunden ratlos wie "Jugend forscht" um das Ding herum.
Ein Mechaniker und ein Mechatroniker.

Die bekamen die glatte Scheibe einfach nicht runter bzw. kamen nicht auf die Lösung.

Nach dem Frühstück mussten die zwei weg, also die Chance ergriffen und mal probiert.

Es musste hinten bloß die Bremse runter, dann kam an der Welle eine Fräsung für einen Maulschlüssel zu
Tage, aus der glatten Scheibe konnte man einen Stopfen ziehen, hinter dem ein Gewinde lag.
Schraube rein, mit dem Schlüssel gegen gehalten und die Scheibe kam runter. So konnte dann der Motor
ganz ab und der neue drauf. Insgesamt dauerte das so 20 Minuten.

Aber ich lerne ja "Nur Elektroniker und habe keine Ahnung" ;)
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Desinfector
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Desinfector »

Cubicany hat geschrieben: Mi 5. Mai 2021, 21:21 Wir hatten kürzlich einen steinalten Antrieb auf dem Tisch, bei dem der Motor eine
glatte Scheibe besitzt und eine andere mit einem gummierten Ring darauf drückt.
nennt sich Reibrad ;)


Das Nichtverständnis so mancher Leute macht doch recht oft die Funde interessant.
-Auch für andere Leute ;) :mrgreen:

vor'm fiddl Jahr hatte ich ja so'n kleinen Composter gefunden (Alienware X51)
Stand offen im Rauhreif.

das Ding versieht hier statt des DC-DC Wandlers jetzt mit nem 1HE 230V-Netzteil regelmässig seinen Dienst.
Dafür kam eine Alt-Gurke weg.
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Roehricht
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Roehricht »

Hallo,
das fällt mir auch noch ne Geschichte zu ein. Das war Ende 80 . Ein hamburger Krankenhaus hatte eine neue Telefonanlage bekommen. Mein Einsatzleiter und Vorgesetzter schickte mich und einen Kollegen dorthin um der Firma die die neue Anlage geliefert hatte bei den Umschaltarbeiten zu helfen. Soweit sogut, also Kollege dahin geeiert. Der Mitarbeiter der Firma war informiert das wir kommen und gab uns ein Packen Schaltzettel die nun abzuarbeiten waren. Im Gleichrichterraum nebenan war nach ca einer Stunde etwas lautstärke Diskussion über irgendwelche Schaltungen zu vernehmen. Dann kam ein Kollege von der Bauabteilung die für solche Neuanalagen zuständig ist in Wählersaal. Er: Habt Ihr da was geschaltet? Ich: Ja , dafür sind wir ja abkommandiert worden. Er: Nee, ich meinte habt ihr an den Leitungen von der neuen Anlage was abgeklemmt ? Ich: Nee wir schalten nur neue Teilnehmer die wir jeweils von der alten Anlage 1:1 umrangieren.
Er: Ja , äähh, die PSA geht nicht. Ich: Die ist doch auch an der Sonderleiste am HVt rausgeführt. Warum sollte ich da schalten, da hab ich kein Auftrag. Er: Hätte ja sein können. Ich: Geben Sie mal die Führung, ich kuck mal ob der Draht drauf ist. Er: ok. Er dann Wusch um die Ecke. Ich denk was ist denn nun? Wollt grad hinterher da kommt ein Fernmelder der Firma in Wählersaal gehuscht. ...! Hier die Führung" Und reicht mir ein Zettel. Ich hin zu der Stelle wo die Sonderleiste am HVt hängt und check die Rangiernug. Alles so wie soll.
Nun gehe ich in den besagten Glechrichterraum um da Bescheid zu sagen das am HVt alles ok ist. Der Raum der eigentlich so klein ist das da keine fünf Leute da reinpassen war voll. Der Kollege (Ing. ??), der Betriebsing vom Krankenhaus, 2 Fernmelder von der Telefonbaufirma , einer davon Ober Revisor, was der wirklich war weiss ich nicht, konnte aber wichtig tun.
Mit mir dann 5 Leute. Ich sehe an der Wand das PSA* Gestell von ANT Nachrichtentechnik. Ich frag den Menschen vonne Firma ob er denn die Anlage "sieht" mit seinem Prüfhörer. Anwort: nein. Im gleich Moment sehe ich den Anschalteplan der da auf dem Tisch rum lag.
Es gibt verschieden Übertragungstechniken mit der so eine and TK Anlagen angeschaltet werden können. Meist ist es ein analoger Amtssatz oder E&M. In diesem Fall kommt eine 2-Draht Leitung über eine sogenannten Querverbindungs Übertragung, Betriebsart: Gleichstrom Simultan (QS-SIM)** . Da kann ein Prüfhörer nichts dran hören weil die Technik gegen Erde hochomig signalisiert. Erde an a belegt, und Anlage quittiert mit Erde an b. Ich zu dem vor der Anlage knieendem Fernmelder: Klemm mal die Funktionserde an" auf den Hacken gedreht und wieder rübergegangen. Dazu muss man sagen QS-SIM wurde selten bis gar nicht an PSA benutzt. Das war wohl nur deswegen so weil an der alten HDW Anlage solche Übertragungen noch vorhanden waren als die PSA gebaut wurde. Aber die Firma die die Anlage geliefert haben müssten das gewusst haben, denn in der neuen Anlage steckte ja ne Karte dazu und der Anschalteplan lag auf dem Tisch.

Am nächst Tag kam mein Vorgesetzter und frug was da los war. Ich musste erstmal fragen um was es dageht. Vorgesetzter: Der Kollege hat sich beschwert das du dich da eingemischt hast. Ich: Ich habe mich nicht eingemischt, die PSA ging nicht und das Erste was war mir der Kollege unterstellte das ich/wir ne Rangierung rausgezupt zu haben.
Und auf dem zufällig rumliegendem Plan hatte ich den vermutlichen Fehler gesehen und nur drauf aufmerksam gemacht. Ich weiter: Und deswegen ist der angepisst?
Vorgesetzter: Die suchten schon vorgestern nach dem Fehler, und nun kommt son "Kabelneger" vom Betrieb und sagt wie es geht. Und es war tatsächlich die Erde nicht dran.
Vorgesetzter: Ist alles ok, ich werden mit dem Kollegen das mal allein und ganz in Ruhe klären. Kurze Zeit später der Oberboss auf dem Flur getroffen, der grinste als er mich sah. Er: Den Kollegen müssen Sie nicht ernst nehmen, obwohl er Ing ist hat er von den praktischen Sachen wenig Ahnung. ich kenne meine Leute. Der Herr ist in der Abteilung Neubau und Beschaffung: Er hat sich sich auf den Schlips getreten gefühlt. Die wollten die Endabnahme machen und die PSA geht nicht.

* PSA: Personen Such Anlage
** QS-SIM: Prehistorische Gleichstrom Zweidraht Übertragungstechnik zur Kopplung von räumlich getrennten Telefonanlagen bei der auch Amtsgespräche in die Gegenanlage vermittelt werden können. Benötigt Funktionserde. ca 30dB Reichweite. Entspricht ca 25km mit 0,8er Leitung.

73
Wolfgang
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Cubicany
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Cubicany »

Heute gab es wieder so ein Schlüsselmoment.

4 Rollen Klebepunkte sollten so angebracht werden, dass man die Etiketten
über eine Kante zieht, wobei sie sich vom Träger lösen und einfach abnehmbar sind.

Eigentlich sollte ein anderer Azubi das lösen, aber ich hatte die Lösung quasi direkt.

Man nimmt zwei Aluprofile, bohrt an beiden Enden ein Loch, schraubt die dann gefedert
zusammen, dass die Profile die Rollen klemmen und darüber ein dünner gebogener Blechstreifen.
Darber kann man dann die Etiketten abrollen und hat immer Zug drauf, damit die Rollen nicht
durchdrehen und man stramm über die Kante ziehen kann.

Das ist das selbe Prinzip, wie die Etikettendrucker, die überall stehen, die Schilder auswerfen.
Einfach nur auf das aktuelle Problem übertragen.

Selbst der seit 15 Jahren fest angestellte Schichtleiter fand die Idee einfach genial.

Scheinbar ist das Frickeln doch für spontane Kreativität gut. ;)
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Mista X
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Mista X »

Gestern wieder mal so einen kleinen AHA Moment gehabt.

Wir hatten hier in Hückeswagen einen Energietag zum Thema nachhaltig leben und Müll reduzieren usw. - dazu passend ich mit meiner Reparaturwerkstatt auch mit dabei.
Ich mir also überlegt:
Ok, der Pavillion kann wegfliegen - ergo Seil + Stein dran.
Es könnte regnen - ergo alle Papiere in einen Sigma Organizer gepackt der wasserdicht ist - alles was draußen hängt mit Laserdruck und gutem Papier.
Man könnte improvisieren - Ergo Akkuschrauber + Bitsatz + Klebeband + Seilrolle + 2 Pakete Spaxschrauben eingepackt.

Aufbau ging schnell mit allem drum und dran war ich in 45 Minuten fertig.
Rechts von mir der Bergische Abfallverband und Links von mir ein Heizungsbauer - so wie es ausschaut Profis und nicht das erste mal auf einer Infoveranstaltung.
Es dauerte keine 20 Minuten als die vom Abfallverband ankamen: Könntest du mal unseren Aufsteller reparieren? Da ist das Plakat in die Wickeltrommel geflutscht....
2 Stunden später: Es kübelt wie aus Eimern und windet dazu. Ich sitz gemütlich auf meinem Stuhl und ess mir eine Stulle als 2 Stände rechts von mir auf einmal Panikgeschrei ist a la: Waaaah der Pavillion geht fliegen!!!
Links von mir lernen 2 Aufsteller das fliegen und landen scheppernd im Ausstellungswagen und auf dem Weg.

Man hilft ja gerne mal aus mit ein paar Metern Seil und weiteren Steinen und Klebeband weil die Zettelwirtschaft mitsamt Kartenständer umfällt.
Nach dem Stürmchen hatte ich jedenfalls ordentlich was zu reparieren, nur irgendwie nix am eigenen Stand... :lol:
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Cubicany
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Cubicany »

Ich hatte folgendes Erlebnis heute:

Wir Azubis brauchen den Urlaub nicht bis dann und dann einreichen, aber wenn man in den Abteilungen so
mit hört, sollen da alle möglichst alle Tage schon Anfang des Jahres einreichen.

Das wär ja mal so gar nicht meins.

Ich plane lieber spontan hier und da mal langes Wochenende, dann da mal ne Woche frei, dann vielleicht
doch lange Weihnachtsferien.

Geht das nur mir so oder findet jemand diese Praxis der Urlaubsplanung zu Jahresbeginn total für den Po?
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uxlaxel
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von uxlaxel »

ja, diese dämlichen urlaubsplanungen gibts wohl überall. meine frau und ich müssen uns prinzipell, wie fast alle anderen arbeitnehmer, mit unseren kollegen abstimmen, dass es keine überschneidungen gibt. trotzdem soll man von jetzt auf gleich verbindlich den urlaub zusagen, am liebsten gleichzeitig bei beiden AG.

... und meinen kollegen sollten die 3 wochen urlaub am stück streitig gemacht werden, obwohl wir uns in der abteilung alle einig sind. eine woche vor urlaubsantritt. zum glück hat der meister dicke eier in der hose und hat nen brüller nach oben gelassen.

... und spontan urlaub nehmen geht quasi nur dank kurzarbeit, ansonsten sind die total unflexibel.
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von MSG »

Cubicany hat geschrieben: Mo 5. Jul 2021, 11:54Geht das nur mir so oder findet jemand diese Praxis der Urlaubsplanung zu Jahresbeginn total für den Po?
Das macht ja schon Sinn für die Haupturlaubszeit:
- Man kann früh den Urlaub buchen - Geld gespart
- Die Leute in der Abteilung können sich aufteilen wer wann Urlaub macht (insbesondere die mit den schulpflichtigen Kindern).

Bei uns ist man da sehr flexibel, solang einer im Team da ist, ist alles ok. Angestellte mit schulpflichtigen Kindern haben Vorrang in den Ferien.
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Cubicany
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Cubicany »

MSG hat geschrieben: Mo 5. Jul 2021, 13:52
Cubicany hat geschrieben: Mo 5. Jul 2021, 11:54Geht das nur mir so oder findet jemand diese Praxis der Urlaubsplanung zu Jahresbeginn total für den Po?
Das macht ja schon Sinn für die Haupturlaubszeit:
- Man kann früh den Urlaub buchen - Geld gespart
Na ja, gut, ich fahre eigentlich eh nie weg. Irgendwie zieht es mich so gar nicht an irgendeinen Ort.

Nur vielleicht irgendwann mal zu einem Treffen von hier, aber das ist ja bloß übers Wochenende, also
auch sicher kaum Probleme zu bekommen.

Weihnachten ist hier eh zu, also kann ich durchaus dann frei machen, wenn alle Eltern wieder da sind.
Oftmals ist das Wetter außerhalb der Ferien eh besser. 8-)

Naja, mal sehen, was der nächste Betrieb sagt, denn hier ist eh keine Perspektive.
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ESDKittel
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von ESDKittel »

Seit froh daß ihr bei den Urlaubsplanungen mitreden könnt.
Es gibt auch Betriebe die haben feste Betriebsschließungszeiten.
Und noch mit Klingel für Arbeitsbeginn/Pausenzeiten/Arbeitsende.
Mal spontan einen Tag frei geht nur über vorher aufgebaute Überstunden.
Kleiner manufakturartiger Handwerksbetrieb im ländlichen Raum (Maßschneiderei, ca. 10 Beschäftigte).

Nein ich bin kein Schneider, kenne aber jemanden der dort Arbeitet.
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Cubicany
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Cubicany »

Bäh!

Da wäre ich dann aber nicht lange.

Sowas altbackenes gibt es selbst bei allen Firmen der Berufsschulklasse nicht mehr.

Da ist eher die Regel, dass man spontan länger/kürzer macht, so zum Beispiel der "kurze Freitag".

Urlaub wird mit den Kollegen überlegt, wer wann will und dann halt kurzfristig genommen.

Es muss dann bloß wenigstens einer oder zwei da sein.
Sir_Death
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Sir_Death »

Träumer.

Dann zeig mir mal, in welchem Produktionsbetrieb du immer einfach so kurzfristig frei nehmen kannst. Wenn keiner da ist um die eine Maschine in der einen Schicht zu bedienen steht die gesamte Produktion.
Sind alle aus der Arbeitsvorbereitung, dem Einkauf oder der z.B. der Buchhaltung auf Urlaub hat die Firma das gleiche Problem.
Die Verpflichtung frühzeitig die Urlaube abzustimmen kommt auch daher, dass Dienstpläne geschrieben werden müssen und die Leute rechtzeitig kapieren sollen, dass nicht die gesamte Abteilung in den ersten 3 Juli-Wochen auf Urlaub gehen kann.

Ich habe die Verpflichtung nicht offiziell - aber wir (8 Personen in der Abteilung) stimmen uns meist im Jänner ab, wer wann seinen Haupturlaub nimmt und wer wann die Ferien wegen Kinderbetreuung frei braucht. - Und das ist schon zu dem Zeitpunkt nicht einfach.

Und im Sommer ist für die Produktion 3 Wochen Pflichturlaub - da läuft nur die Verwaltung und Instandhaltung / Umbau. - die dafür auf Hochtouren.
Matt
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Re: wie machen das eigentlich die schrägen Leute?

Beitrag von Matt »

Es hat nicht mehr mit Ursprungstheard zu tun.

Bei mir ist etwas schlimmer als meiste Industrie und besser als Jan berichtete Fall mit Schneiderei.

Meine AG verlangt immer, dass wir unsere Urlaub bis auf 5 Tage Resturlaub in erste 3 Quartal verplanen muss.
Medizintechnikbranche hat traditionell immer starke Auftragsvolumen in letzte Quartal. (@zauberkopf, ist bei dir auch so ?)
Allerdings kann ich kurzfristig freinehmen, wenn ich Arbeit für dieser Tag erledigt habe bzw. andere Kollege es machen kann.

@Würfelirgendwelcher (eingedeutschte cubicany), ich schrieb dir schon damals: Herzlich Willkommen in Berufswelt. Verwechselt nicht ihm mit Ponyhof.
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