Arbeiten in der Sardinendose

Wenn das Irrenhaus überfordert ist

Moderatoren: Heaterman, Finger, Sven, TDI, Marsupilami72, duese

Antworten
Benutzeravatar
Cubicany
Beiträge: 3543
Registriert: Sa 15. Feb 2020, 17:48
Wohnort: Soest

Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Cubicany »

Ich bin aktuell in einer Abteilung, wo ich neben 12 anderen im Großraumbüro sitze und von dort dann
eben Aufträge zur Reparatur, Aufbau im Labor usw. bekomme. Ich sitze also Gott sei Dank nicht permanent da drin.

Aber die 1-2 Stunden am Tag reichen mir schon.

Ständig wird telefoniert, die Tastatur wird bedient, als müsse man die Tasten durch den Tisch dreschen, laufend
frisst irgendwer Äpfel oder anders lautes Zeug. Dann gibt es am Automaten nur so Trinkpackungen, mit denen
dann beim dran saugen geblubbert wird. Darüber legt sich dann ein Dunst aus Döner, Schnitzelbrötchen, Nikotin
von draußen und Schweiß bzw. einer dort riecht wirklich nach Kacke. Kein Vorwurf, vielleicht riecht er es
selber nicht.

Zum Glück bin ich dort auch nur für 3 Monate eingeteilt.

Wie hält man sowas permanent aus?

Also ich wär nach einem Jahr wohl reif für die Balla Balla Burg.

Und ich merke ja selber, wie man dort stressempfindlicher wird. Also gesund kann das auch nicht sein.

Ist hier wer, der auch in so einer "Sardinendose" seinen Dienst verrichtet?

Schreibt doch mal eure Meinungen dazu!
Benutzeravatar
StrippenLümmel
Beiträge: 706
Registriert: Mo 16. Mai 2016, 15:46
Wohnort: Heiligenberg

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von StrippenLümmel »

Ja, kenn ich.
Wird aber noch schlimmer wenn aktiv gequarzt wird, und trockener brockenhusten durch die duftreiche melange Luft wabert. Work around: Unrealistisch ist den Ganzen Tach Press atmer anhaben, unangenehm ist ne gasmaske und schaut auch noch deppert aus. Belüftung kann man machen wenn die möglichkeit besteht, oder in gänze sich radikalisieren: Febrez raumduft und kabelbinder werden zur bürogranate... Lass dich nicht dabei erwischen. Kaffee zb onko in einer schahle bindet im kleinen umfeld die Düfte. Und ja, det macht marode im oberstübchen. Andere Lösungen sind mir nun nicht gekommen. Kopf hoch, Bohnen futtern und rohe zwiebeln. Dann nen red bull drauf und zum gegenangriff blasen... Pruffffruth!
caprivi
Beiträge: 585
Registriert: Mi 9. Mär 2016, 14:44
Wohnort: Am ehemaligen Schorbaer Berg.

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von caprivi »

Cubicany hat geschrieben: Do 22. Jul 2021, 14:44 Ständig wird telefoniert, die Tastatur wird bedient, als müsse man die Tasten durch den Tisch dreschen, laufend
frisst irgendwer Äpfel oder anders lautes Zeug. Dann gibt es am Automaten nur so Trinkpackungen, mit denen
dann beim dran saugen geblubbert wird.
Ja, bei Kaugeräuschen und Schlürfen geh ich auch ballistisch, genauer gesagt will das nach 10 Minuten der Mageninhalt. Man kann das aber niemandem verbieten, denn der Kobold, der das anstellt, sitzt ja im eigenen Kopf. Meine Lösung: Aktive geräuschunterdrückende Kopfhörer und eine App, die Regen auf Blechdach simuliert („Infinite Storm“). Das ist so nahe am Rauschen, dass es das Meiste gut kompensiert. Man kann‘s ja laut stellen. Man bekommt allenfalls den Ruf, unkollegial ungesellig zu sein, dann kann man ganz diplomatisch und vorsichtig den Grund andeuten, alle sind etwas betreten, man hat seine Schublade als Sonderling weg und ab da geht es ohne Probleme.
Heinz
Beiträge: 427
Registriert: Do 15. Aug 2013, 19:32
Wohnort: Altehrwürdige Uni-Stadt in der Mitte von Baden-Württemberg

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Heinz »

O ja, die Sardinenbüchse hatte ich vor vielen Jahren auch schon mal. Allerdings nur mit 3 Sardinen. Der Kollege hatte Schweißfüße ohne Ende, und wenn er ins Telefon zu seiner Freundin gesäuselt hat, hat's mir den Vogel rausgehauen.
Wenigstens darf in Großraumbüros nicht mehr geraucht werden, aber es gibt noch genügend andere Nerv-Faktoren.
Am Do war ich in meiner Funktion als Werkstattrat in einer Reha-Werkstatt zu Besuch, die montags eröffnet worden war. Ca. 30 Leute in einer großen Halle, ständig ist wer am Reden, Stühle knarren und die Raumakustik ist eine Katastrophe. Jedes Geräusch hört man im ganzen Raum in voller Lautstärke. Und dabei konzentriert arbeiten? :evil:
Wie gesagt, vor einer Woche eröffnet.
Benutzeravatar
sukram
Beiträge: 3063
Registriert: Sa 10. Mär 2018, 18:27
Wohnort: Leibzsch

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von sukram »

Dafür gibt es "eigentlich" von den BGn strenge Vorschriften zum Lärmschutz. Je nachdem, wer die Arbeitsschutzseite betreut (also beauftragte Firma oder interne) kann es aber dazu kommen, das solche unbequemen Sachen ausgeklammert werden... Ob es zwischen den einzelnen Branchen (die BGn sind sich auch nicht immer einig :? ) große Unterschiede gibt, weiß ich aber nicht.

Bei uns (die Abteilung in die ich seit kurzem gewechselt bin) war es andersrum, da wurde mehrere Monate der Lärmpegel gemessen und nach Auswertung der Raum akustisch optimiert: die abgehängte Moduldecke anders bestückt, Doppelfußboden mit Teppichelementen beklebt, mehrere Trockenbau-Akustikelemente eingebracht, die den Schall schlucken. Alles in allem Maßnahmen für wenige 1000€. Bringt aber die Produktivität nach vorne. Zusätzlich wurden die Tischtelefone ausgemustert und Noisecancelling-Headsets verteilt. Telefonie läuft jetzt über eine integrierte Kommunikationssoftware (ziemlich gut imho). Seit Cortana ist es noch entspannter geworden, der Raum wird nicht über 50% ausgelastet, meist sind nur 1-2 Leute da. Der Rest ist mittels mobile Working unterwegs oder zuhause am Arbeiten.
Benutzeravatar
Cubicany
Beiträge: 3543
Registriert: Sa 15. Feb 2020, 17:48
Wohnort: Soest

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Cubicany »

Sitze gerade woanders, weil mein Zuständiger Urlaub hat.

Da hat einer so eine unwahrscheinlich laute Cherry Tastatur.

Die könnte ich dem jedes Mal hinten rein stopfen und mit dem Hammer nachdreschen.

Denn alle anderen haben leise normale Tastaturen oder direkt Laptops.
Benutzeravatar
Mechatronk
Beiträge: 445
Registriert: So 28. Feb 2021, 23:47

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Mechatronk »

Hatte ich auch mal. Unser Chef hat bevor wir umgezogen sind Noise-Cancelling Kopfhöhrer für die ganze Belegschaft gekauft. Damit ging es ganz gut.
berferd
Beiträge: 1327
Registriert: Mi 3. Apr 2019, 23:45

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von berferd »

Das Problem sind nicht die Leute an sich, jeder macht irgendwo Geräusche. Wenn man zu dritt oder zu viert in einem Büro sitzt und nicht grade Marketing und Engineering zusammen sitzen, ist das überhaupt kein Problem. Das Problem sind (selbst mit Schalldämmung) die Großraumbüros.
Es gab vor so 2 Jahren ca. eine Analyse (mit Hilfe von technischen Hilfsmitteln), dass die Interaktionen (persönlicher Kontakt) deutlich nachlassen, wenn man von Kleinbüros auf Großraumbüros umstellt. Der Effekt auf die Psyche ist wohl ein "zu viel", und als Reaktion ein automatisches sich-Abschotten, um sich zu schützen. Die Produktivität und Stimmung ist im allgemeinen ebenfalls deutlich schlechter.

Umso weniger verstehe ich, warum manche Firmen ("Miesens" ist ein prominentes Beispiel) an Großraumbüros fast schon mit religiösem Eifer festhalten. Welcher Ingenieur, der seinen Job halbwegs wählen kann, tut sich so was an? Warum machen die Firmen das? Man weiß doch, wo sich Menschen wohlfühlen, und wo nicht. Bei den Hühnern achten wir auf artgerechte Haltung, aber bei Menschen ist das alles egal?
Ich war bereits 2x auf Berwerbungsgesprächen, bei denen fachlich etc alles klar war, bei denen ich dann aber abgesagt habe aus genau einem Grund: Großraumbüro!
Ich verstehe es nicht! Geht es darum, alles möglichst auf Mittelmaß zu halten? Da brüsten sich die Firmen mit "wir suchen die besten Leute", und dann stecken sie die in einen Schuhkarton (Cubicle) oder eine Halle (Großraumbüro), um die Motivation nicht zu groß werden zu lassen? So viel Platzersparnis bringt ein Großraumbüro doch nicht, als dass das der Grund sein könnte?

Dieser Dilbert-Cartoon bringt es gut auf den Punkt, hier mit den "Cubicles", aber die Aussage trifft auf Großraumbüros ebenso zu:
https://dilbert.com/strip/1998-05-11
https://dilbert.com/strip/1998-05-12
Benutzeravatar
PowerAM
Beiträge: 4535
Registriert: Di 13. Aug 2013, 23:14
Wohnort: JO62rr

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von PowerAM »

Der allerletzte Rotz sind Großraumbüros ohne feste Platzzuteilung. Jeder hat nur ein verschließbares Köfferchen mit dem nötigsten persönlichen Gerümpel.

Man setzt sich damit irgendwo hin, wo gerade frei ist. Die Fensterplätze sind natürlich zuerst weg oder die wenigen mit Personenbindung, z. B. für die Büroprinzessin vom Chef und den Sohn von seinem Schwager.

Ein eigener Schreibtischkalender gilt als erzkonservativ und wird nicht gern gesehen. Man soll per Direktive alle Termine in den Outlook-Kalender eintragen. Und natürlich haben wir keine Geheimnisse, weshalb die Termine des Arbeitsgebiets stets öffentlich sind. Oh, der Abteilungsleiter kommt am Freitag etwas später, er hat morgens einen Termin beim Urologen.

Leicht klebt die Tastatur auf dem gewählten Tisch, dem Geruch nach könnte es Cola gewesen sein. Durch die offene Tür direkt hinter dem Rücken weht eisig die Zugluft vom zu jeder Jahreszeit angekippten Klofenster herüber. Das muss so sein, sonst hält man den Pissegeruch von den Wandpinkelbecken nicht aus. Irgendwer hat auch die Klotür offen stehen lassen. Die Bürotür zu schließen, das kommt nicht in Frage, schließlich hat die Büroprinzessin stets die Hände voll, wenn sie von der Raucherpause und vom Kaffeeautomat zurück kommt.

Da macht es nichts, dass der Hörer vom Telefon nach kaltem Rauch riecht. Irgendwas riecht auch unter dem Tisch?! Ach ja, im Papierkorb die leeren Kaffeebecher vom Vorgänger, eine nicht ganz aufgegessene Banane und die im Kaffeebecher ausgedrückten Zigaretten von der Hofpause. Dieser Geruch mischt sich mit dem aufdringlich spitzen Deo von der Kollegin am Nachbartisch. Den undefinierbaren Fleck auf dem Bürostuhl sieht man zum Glück nicht, wenn man drauf sitzt. Hoffendlich war das wirklich nur Kaffee?!

Und die Krönung sind aber fettige Fingerabdrücke auf dem LCD-Monitor von irgendwem, der seiner Kollegin darauf etwas zeigen musste. Da stört es dann kaum noch, dass Stuhlhöhe und Tischhöhe nicht passen und irgendwer den Monitor ganz tief gestellt hat. Dafür ist er aber schräg gekippt, damit sich das flimmernde Leuchtstoffröhrenlicht darin spiegeln kann. Ach ja, das Licht ist immer an, auch bei Sonnenschein. Sonst wäre es in der Raummitte irgendwem zu dunkel. Allzu groß ist der Wohlfühlfaktor mit dem Leuchtstoffröhrenlicht ohnehin nicht. Die bestimmt 40 Röhren mit konventionellem Vorschaltgerät hängen alle auf einer Phase. Besondere Akzente setzt die Gemischtbestückung aus warm-, neutral- und kaltweiß, wobei in diesem Lichtspiel die phantastisch hellblau herausstechenden 6500 K-Röhren das sind, was das Salz auf dem Brötchen mit den Eierscheibchen ist. Wusste ich doch, dass es Krümel vom Eigelb sind, die mein Fingernagel gerade aus dem Gewebe von Mauspad puhlt!

Während ich noch von einem vorbeilaufenden Kollegen angepflaumt werde, dass Ohrstöpsel mit Musik antikommunikativ seien, folgt ihm das Odeur der zwei in der Mikrowelle erwärmten Stinkebuletten. Sie ertränkt der Kollege an seinem Platz gleich mit Gewürzketchup aus der Literflasche, bevor er sie runterwürgt. Auf den Kollegen muss ich nachher aufpassen! Wenn der kurz vor mir auf dem Klo war, dann wundert mich die auf dem Rücken liegende tote Fliege auf dem Fensterbrett auch nicht.

Noch schlimmer sind nur noch die Sammelbestellungen von Kollegen beim Pizzadienst. Mittelmäßiger Geschmack, dafür wenigstens teuer. Und nicht den einen Euro Trinkgeld vergessen, den der bestellende Kollege stets von jedem mit einkassiert, denn schließlich ist es sein Sohn, der mit dem Pizzadienst-Motorroller kommt. Und deshalb wird auch nur dort bestellt, selbst wenn der weitere Anfahrtweg dafür sorgt, dass die Pizza nur lauwarm ankommt. Zum Aufwärmen gibt es ja die Mikrowelle. Aber leider wird man den Geruch über Stunden nicht wieder los. Also doch besser selber zum Dönermann an der Ecke laufen! Wenn der Kollege mich schon mit dem Odeur seiner Stinkebuletten belästigt, dann darf mein Döner wenigstens "knobi/scharf" sein!


(Aus dem wahren Leben! Zum Glück bin ich dort vor 12 Jahren weg gekommen.)
enebk
Beiträge: 607
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:51
Wohnort: Dorsten

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von enebk »

Schöner Text, erinnert an “Stenkelfeld - 100 Meisterwerke" :D
Miraculix
Beiträge: 1126
Registriert: So 27. Mai 2018, 17:35
Wohnort: Landkreis Karlsruhe

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Miraculix »

Mir graut es. Bis vor kurzem hatte ich ein zweier Büro. Ab irgendwann (wenn Handwerker mal fertig sind) gibt es dort keine Wände mehr. Labor und Büro werden eins.

(Ich warte nur auf den ersten ausraster wenn wieder einer Geräte mit 1khz Tönen misst. :lol: )

Ein Glück verbringe ich die meiste Zeit derzeit im auto.
Oder bei einem anderen AG. Mal sehen was so kommt.

Wenn man ein bisschen was auf dem Kasten hat ist es kein allzu großes Problem einen anderen Job zu bekommen. Der eigene Wille zu wechseln, seine „treue“ zu brechen ist da oftmals sehr viel schwieriger.

(Sage ich mal so locker flockig raus, der in einer kleinen technischen Branche arbeitet…)
xanakind
Beiträge: 12537
Registriert: So 11. Aug 2013, 21:55

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von xanakind »

PowerAM hat geschrieben: Fr 6. Aug 2021, 15:04 Der allerletzte Rotz sind Großraumbüros ohne feste Platzzuteilung. Jeder hat nur ein verschließbares Köfferchen mit dem nötigsten persönlichen Gerümpel.
Super, vielen Dank für diesen tollen Text.
Das erinnert mich irgendwie an dieses scheckliche VW Büro:
Bild
Quelle:
https://www.handelsblatt.com/unternehme ... IgysTR-ap3
Mal von diesen nicht höhenverstellbaren Spiegelbildschirmen abgesehen, würde ich in solch einem "Büro" niemals arbeiten wollen. Das hat was von einem Computerraum in einer Schule.
bastl_r
Beiträge: 1746
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 15:58
Wohnort: Net weit vo Schtuagert

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von bastl_r »

Ach, was sollen nur die vielen Leute ohne eigenes Büro oder am Fließband sagen... Jammern auf hohem Niveau. 8-)

Berfreds links ließen mich spontan an diesen Kumpel denken : https://m.youtube.com/watch?v=Z0ppN7Zn37M :mrgreen:
Benutzeravatar
Cubicany
Beiträge: 3543
Registriert: Sa 15. Feb 2020, 17:48
Wohnort: Soest

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Cubicany »

bastl_r hat geschrieben: Sa 7. Aug 2021, 18:20 Ach, was sollen nur die vielen Leute ohne eigenes Büro oder am Fließband sagen... Jammern auf hohem Niveau. 8-)

Berfreds links ließen mich spontan an diesen Kumpel denken : https://m.youtube.com/watch?v=Z0ppN7Zn37M :mrgreen:
Video geht leider nicht. :(
Benutzeravatar
Cubicany
Beiträge: 3543
Registriert: Sa 15. Feb 2020, 17:48
Wohnort: Soest

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Cubicany »

Ich halte von dem "Shared Desk" Prinzip aber auch nicht viel.

Wenn ich schaue, wie viele (auch jüngere) Mitarbeiter sich "häuslich" einrichten mit Begrünung, Bildern
oder was anderen, verstehe ich nicht, warum es Hip sein soll, als "Wanderhure" die Plätze zu wechseln.

In ein paar Jahren soll das hier wohl auch kommen und es gibt einige, die sagen, dass sie dann
erwägen von dannen zu ziehen.
duese
Beiträge: 6059
Registriert: So 11. Aug 2013, 17:56

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von duese »

Das ist deshalb bei Firmen "hip" weil so weniger Arbeitsplätze damit weniger Fläche und damit kleinere Gebäude gebraucht werden. Es spart immens Geld. Der aktuelle Neubau hier in der Firma wurde mit Mitarbeiter: Arbeitsplätze 11:10 geplant. Und das war vor der Zunahme der Mobilarbeit.
Benutzeravatar
MadEngineer
Beiträge: 109
Registriert: Fr 26. Jun 2015, 12:19

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von MadEngineer »

Ich hab da auch so meine Erfahrungen gemacht..
Hippe Firma, super Kollegen, Büro im renoviertem denkmalgeschütztem Industriebau aus den 50/60ern mit großer BBC Schaltanlage direkt neben dem Schreibtisch. Eigentlich ein cooles Ambiente, aber der Teufel steckt im Detail:
Quasi ein riesiger Raum mit ca. 35x10m und mindestens 6m Deckenhöhe,
sehr viel Beton und Stahl (Boden, Wände, Decke), ein paar Akustikelemente über den Schreibtischen.
Bei Vollbesetzung mit 25 Leuten kann man sich die Lautstärke gut vorstellen, immer ist wer am telefonieren, im Teams in Besprechungen oder mit einem Kollegen am quatschen. Dort habe ich die Vorzüge von Noise-Cancelling Kopfhörern und Homeoffice kennen und lieben gelernt. Denn ohne ist an konzentriertes Arbeiten nicht zu denken.

In der aktuellen Firma zeichnet sich eine Art "Floating Desk" auch langsam ab. Grund ist aber nicht eine Kosteneinsparung, sondern ein krasses Wachstum. Sitze eigentlich mit 3 weiteren Kollegen in einem 4er Büro. Und jetzt kann es schon sein, dass man mal ins Büro kommt und dann schon 2 Kollegen aus einer anderen Abteilung da sitzen und von dort Teams-Meetings abhalten. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir weitere neue Kollegen bekommen.
Ich muss sagen, dass ich ein sehr großer Freund des Homeoffice geworden bin und die neue Wohnung hat bald ein 16qm "Arbeitszimmer" und die Vorfreude ist riesig. Mir persönlich würde es reichen nur 1-2x die Woche in die Firma zu fahren. Primär dann für die Arbeit an Prototypen, Messungen und Prüfungen, aber auch für den Austausch und Plausch mit den Kollegen.
Das von zuhause Arbeiten wird auf jedenfall ein interessantes Thema blieben, aber auch aus steuerlichen oder arbeitsrechtlichen Gründen.
Die Arbeit "unter Spannung" zuhause ist bestimmt arbeitsrechtlich auch recht eindeutig: BG sagt nein :mrgreen:
Sir_Death
Beiträge: 3446
Registriert: Mo 11. Mai 2015, 22:36
Wohnort: südlich von Wien

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Sir_Death »

Ich habe vom Einzelbüro bis zum Großraum mit 18 Personen alles hinter mir.
Aktueller Job ist ein 3er Büro, wo wir aber alle 3 immer am telefonieren sind, und die beiden Nachbarbüros (gehören zur Abteilung) auch mit nochmal 3+2 Personen ständig telefonieren.

Seit 1,5 Jahren Homeoffice hat bei allen Spuren hinterlassen:
-) weit mehr Output - merkt inzwischen auch der Chef
-) lautstarkes schimpfen und fluchen (weil zu Hause hört einen eh niemand).... :shock: :roll: :lol:

Unsere Konzernleitung wollte eigentlich, dass wir mit 01.09. voll ins Büro zurückkommen. Das gab so massive Proteste und massenhafte Kündigungen (knapp 13% der Belegschaft des Gesamtkonzerns!!!), dass die Konzernleitung auf Druck der Mitarbeiter und des Betriebsrates andenkt, auf MA: Arbeitsplätze 5:1 zu reduzieren. Sprich: Wir brauchen nur noch einmal die Woche ins Büro fahren. Wäre für mich absolut Obergeil. - ca. 7 Stunden mehr Lebenszeit pro Woche!
Shared Desk ist mir völlig egal - ich habe zwar noch einen Papier-Notizblock, der reicht jetzt aber schon 2 Jahre. Ansonsten nur noch mein Laptop, Handy und Headset. - Darum geht das Homeoffice auch Problemlos. Musste es auch vorher schon, da wir manchmal an einen 2. Standort müssen, und dann auch nicht mehr als das haben.

Die restlichen 80% Gebäudefläche sollen verkauft oder vermietet werden.
berferd
Beiträge: 1327
Registriert: Mi 3. Apr 2019, 23:45

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von berferd »

Bin zwiegespalten bei Home Office. Ist gut und schön ab und zu, aber: man muss auch den Raum haben für ein extra Arbeitszimmer. Aktuell habe ich das nicht. Der Wohnungsmarkt ist insgesamt angespannt, es ist nicht so leicht was zu finden aktuell. Und größere Wohnung kostet natürlich auch mehr, und durch den angespannten Markt nochmal teurer bei Wechsel im Moment.

Der Charme eines Arbeitsplatzes vor Ort ist eben auch dass es der eigene ist, und ich da meinen Kram so aufbauen kann wie mir das passt, sowohl bei Laboraufbauten als auch aufm Schreibtisch. Dazu gehört auch ein bisschen Deko, seien es irgendwelche spaßigen Elektrotrümmer, erheiternde Ausdrucke oder eigene Pflanzen o.ä... wenn ich mich da jetzt aber dann an einen sterilen (sowohl gefühlt, als auch in der Covid-Praxis real sterilen) Schreibtisch setzen soll, und der dann auch noch wechselt... Seine Wohnung richtet man sich ja auch so ein wie es einem gefällt, und nicht als Standardwohnung von der Stange. Im Büro verbringt man weit mehr Zeit....
Benutzeravatar
Cubicany
Beiträge: 3543
Registriert: Sa 15. Feb 2020, 17:48
Wohnort: Soest

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Cubicany »

Also Homeoffice (obwohl ich als Betriebstechniker wohl eher weniger damit zu tun habe) hätte ich schon gerne.

Wenn man dann einmal die Woche hin fährt, um die Dinge zu regeln, die man nur da regeln kann, ist das doch super.
Man redet doch miteinander, kommt raus und ich persönlich bräuchte nicht mehr. Ich wage zu behaupten, dass ich
daheim sogar mehr schaffe. klar muss man dann alle Ablenkung draußen halten. Also kein Mutter, Vater, Omas Goldfisch etc.

Den sozialen Austausch, den ich brauche, gibt es eh erst nach Arbeitsende.
Benutzeravatar
Mista X
Beiträge: 3172
Registriert: Mo 28. Jul 2014, 20:30
Wohnort: Hückeswagen

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Mista X »

Ich würde einen Rappel bekommen wenn sich hier einer auf meinem Platz einrichtet.
Hab schon einen Kollegen zusammengeschissen was ihm einfällt in meinem Urlaub meinen 4m langen Arbeitsplatz (2 PCs (Normaler Rechenknecht + Kassenrechner zum testen) Bauteillager, Schraub und Lötplatz auf 2m zusammen zu schieben.
"Ich dachte du kommst nicht wieder" - Klaaar du Otto, guck mal in die Urlaubsverwaltung.
"Oh hast Recht." - Wo sind meine Sachen denn alle? - "Oh die hab ich weggeräumt, war doch eh nur Krempel."
Hat einen vollen Tag gedauert um alles wieder zu beschaffen und aufzubauen.

Trotzdem eiert der Vogel immer noch in meinem Dunstkreis rum und hat ab und zu so Anfälle Sachen wegzuräumen und auszumisten.

Ich hab mich auch mit Händen und Füßen dagegen gewehrt - und das erfolgreich - das unser Gang für das Kassenprojekt umzubauen.
Wir sitzen hier mit 3 Leuten auf 10m Werkbank - Plan der Geschäftsführung war es 4m davon zu nehmen und dort nur Kassenrechner zu stapeln beim Testlauf usw.
Wäre lustig geworden, wenn mein Drecksplatz plötzlich von 2 anderen Kollegen mit benutzt worden wäre...
Benutzeravatar
Cubicany
Beiträge: 3543
Registriert: Sa 15. Feb 2020, 17:48
Wohnort: Soest

Re: Arbeiten in der Sardinendose

Beitrag von Cubicany »

Mista X hat geschrieben: Di 10. Aug 2021, 13:24
Trotzdem eiert der Vogel immer noch in meinem Dunstkreis rum und hat ab und zu so Anfälle Sachen wegzuräumen und auszumisten.
Ja, das habe ich daheim auch.

Das nennt sich Mutter und passiert alle paar Wochen mal.

Zum Beispiel sorgfältig in eine Tablettendose für einen Monat sortierte Schrauben aus einem
Thermomix finde ich in einem leeren Gefrierbeutel im Müll. Das mal kurz angedrohte
"Aufräumen" ihres Basteltisches scheint aber jetzt doch die gewünschte Wirkung zu erreichen.

Auf der Arbeit bekäme ich auch einen Hut, wenn das kollegium meint, zwischen meiner Arbeit
aufzuräumen oder ihren Plunder auszubreiten. Ein Azubikollege hat das mal bei mir gemacht.

Da kam sogar der Chef an und fragte, was das wird, wenn es fertig ist.
Antworten