Tomaten rüberretten

Wenn das Irrenhaus überfordert ist

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Propeller
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Tomaten rüberretten

Beitrag von Propeller »

N'Abend!
Ich lebe in einer sehr seenreichen Gegend mit einem Klima, das Tomatenpflanzen überhaupt nicht mögen.
Bei Freilandanbau kann man davon ausgehen, daß noch vor der Haupternte alles Kraut- bzw. Braunfäule hat. Im Folienzelt ist es ein wenig besser, aber spätestens wenn die ersten Spätsommernächte mit starker Taubildung kommen, ist auch hier bald Feierabend.
Umso erfreuter war ich, als ich in diesem Jahr Pflanzen bekommen habe, die super getragen haben und sich auch als recht robust erwiesen. Natürlich habe ich keine Ahnung, wie die Sorte heißt. :(
Im August habe ich mal ein paar abgeknipste Geiztriebe in Kübel gesteckt und in meinen unbeheizten, einfach verglasten Wintergarten gestellt. Daraus haben sich bald über 2,50m hohe Pflanzen entwickelt, die selbst jetzt noch absolut gesund sind. Die Hütte ist nicht wärmer als 5°C und voller Kondensat! Sowas ist normalerweise das Todesurteil für Tomaten. Natürlich haben sie aufgrund der Temperaturen das Wachstum eingestellt, aber es sind tatsächlich nicht die geringsten Anzeichen irgendwelcher Pilzerkrankungen etc. feststellbar.
Deshalb möchte ich versuchen, die Pflanzen irgendwie ins nächste Jahr rüberzuretten, um sie vegetativ zu vermehren.
Wie stelle ich das am Besten an? Ich könnte jetzt jede Menge Stecklinge machen und in die warme Wohnung stellen, aber bis April sind die sicherlich hoffnungslos vergeilt. Den ganzen Winter werden die Pflanzen so aber auch nicht überleben.
Irgendwelche Ideen?

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Hansele
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Hansele »

Hi,

was spricht dagegen direkt das Saatgut zu retten und dann neu anzupflanzen?

Grüßle
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Fritzler
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Fritzler »

Da ist die Frage womit sich das gekreuzt haben könnte wenn nch andere Tomaten daneben standen.
Ansonsten eben die Samen den Früchten entnehmen.
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Propeller
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Propeller »

Das ist sehr wahrscheinlich eine Hybridsorte, deren Nachkommen völlig andere, meist schlechtere Eigenschaften haben. :x
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Hansele
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Hansele »

Hmm, in dem Fall würde ich tatsächlich versuchen viele Stecklinge zu ziehen
und diese ggf. immer wieder als neue Stecklinge hernehmen.

Gegen massives ausgeilen, könnte ein Ventilator helfen der die Pflänzchen gut durchschüttelt,
ggf. noch stellenweise mit einer potenten Lampe (Osram Vitalux?) etwas UV dazugeben.

Grüßle
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Fritzler
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Fritzler »

Dann kannste wirklich nur Stecklinge machen mit nem "Growlight" gegen den Geiz.
Is eben nur die Frage nach wievielen "Absteckungen" die Pflanzen schwächeln.
Bei Erdbeeren kannstes ja auch nicht unendlich lange fortsetzen.

Nächstes Jahr hätteste das Problem ja dann wieder.
Da hilfts dann wohl nur weiter zu experimentieren mit samenfesten Sorten welche als resistente Freilandtomaten gelten.
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Propeller
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Propeller »

Hm, da wird wohl tatsächlich nicht viel was anderes übrig bleiben. Ich hatte gehofft, daß ich noch irgendeine Idee übersehen habe.

Mal sehen, wie lange das gut geht. Es gibt ja Pflanzen, die seit Ewigkeiten vegetativ von einer einzigen Mutation vermehrt werden.
Beispielsweise Korkenzieherweide oder die von mir hier überall verteilte, dauerblühende salix continua.
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Joschie
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Joschie »

Hallo Propeller,

mein Vater hat die Tomatensamen stets aus überreifen Tomaten entnommen und damit nachgezogen.
Was das Interessante daran ist, ist das die Pflanzen sich über Jahre an unser Klima angepasst haben.

Am stärksten hat man dies beim Basilikum gesehen, die ersten zwei Jahre hatte dieser massive Probleme mit dem Klima bei uns, im dritten Jahr wurde es besser und heute, ca. 14-15 Jahre später wächst unser Basilikum wie verrückt.

Einen präzisen Tipp zum Überwintern habe ich dir leider nicht.

Grüße
Josef
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Fritzler
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Fritzler »

Wobei dieses Jahr ja besonders feucht und tomatenfeindlich war.
Ein paar Sortentipps für robustes:
Sunviva, Primabella, Philamina, Vivagrande, Sungold

Gibts nen Kartoffelfeld in der Nähe?
Wenn du da jedes Jahr sone Probleme hast, dann wird da auch viel an Sporen im Boden sein.
Daher vllt maln paar Jahre anner anderen Ecke pflanzen?
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Propeller
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Propeller »

Ich erinnere mich noch daran, wie ich als fünfjähriger mit meinen Eltern im Urlaub in Rumänien war. Bei einem abendlichen Spaziergang kamen wir durch eine Kleingartenkolonie, wo in einem Garten riesige Fleischtomaten wuchsen. Sowas kannten wir nicht. Meine Eltern kauften dem etwas irritierten Kleingärtner seine drei größten Tomaten ab und trockneten die Kerne sorgfältig auf dem Hotelbalkon.
Zu Hause riß sich im nächsten Jahr das halbe Dorf um die Pflanzen, die wir nachzogen. :lol: Nach ein paar Jahren war es aber einfach vorbei. Die Früchte wurden kleiner, das Saatgut keimte immer schlechter und die Pflanzen wurden immer empfindlicher.
ca. 14-15 Jahre später wächst unser Basilikum wie verrückt.
Gibt es Chancen, an solches Saatgut heran zu kommen? :o
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Propeller
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Propeller »

@ Fritzler: Danke für die Empfehlungen.
Kartoffeln baut hier jeder an, inklusive uns. Die Problematik mit den Infektionen ist mir wohlbekannt, aber ich kann da relativ wenig unternehmen. :cry:
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Fritzler
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Fritzler »

Ja, da wollt ich drauf hinaus, dass die sich gegenseitig anstecken.
Also direkt mal nochn Faktor mehr.

Ich weis ja jetzt nicht wie groß dein Grundstück ist, aber sortier da mal etwas um wenns geht.
Sodass die Tomaten (auch im Tunnel) mal an einer Stelle wachsen won paar Jahre keine Tomaten und Kartoffen wuchsen.
Zur Not eben Hochbeet/Kübel mit frischer Erde.
Kuddel hatte doch da son Hochbeettunnel gebaut, so als Anregung.
Irgendwas muss man ja für gute Tomaten machen :twisted:
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Bastelbruder
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Bastelbruder »

In unserer Gegend wachsen die robustesten Tomaten wild auf den Erdhaufen nahe Kläranlagen. Ochsenherzen wurden da zwar noch nicht gesichtet, aber der Boden dort scheint nicht diese schädlichen Pilze zu enthalten.
Etwas weiter soll jetzt am Kohlekraftwerk eine Klärschlammverbrennung installiert werden.

:idea: Vielleicht sollte man den ..initiativen ein weiteres Argument zuflüstern? :twisted:
Sebastian2
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Sebastian2 »

Wenn man die Bude irgendwie zusätzlich heizen könnte, nur soviel, daß die Kondensation weggeht, könnte man die Pflanzen vielleicht darin überwintern. Ansonsten ist Kunstlicht hilfreich, wenn man jetzt Stecklinge ziehen und deren Vergeilen verhindern will. Normale LED-Pflanzenlampen sollten gut sein. Welche Lichtwellenlänge effektiv das Längenwachstum bremst, ist gar nicht so klar: Die überlieferte Meinung ist zwar, daß da der Blauanteil um die 450 nm wirksam ist, aber eine Studie mit Sonnenblumen kommt zu einem fast gegenteiligen Ergebnis, wonach rotes, aber nicht dunkelrotes Licht, das Längenwachstum hemmen könnte...
Disukssion um Lichtfarben und deren Wirkung aus einem Aquaristikforum: https://www.flowgrow.de/threads/lichtfa ... tum.18243/
Die Studie mit den Sonnebnlumen: https://www.hswt.de/forschung/wissenstr ... mmung.html
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Propeller
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Propeller »

Hat sich dann erledigt. :evil:

Ich habe, wie in den anderen Jahren auch, einen billigen, elektrischen Heizlüfter reingestellt und über einen Temperaturschalter gesteuert.
Natürlich mußte in der kältesten Nacht der Motor von dem Ding festgehen und daraufhin die Heizdrähte abrauchen.
Der gesamte Wintergarten war dann stramm durchgefroren. Mal sehen, was da alles an Pflanzen über den Jordan gegangen ist. Manche sind über 40 Jahre alt.
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PowerAM
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von PowerAM »

Ach, die ertragen doch selbst draußen die eine oder andere Frostnacht, wenn sie weder Blüten haben, noch Früchte tragen. Rechne mit Verlusten, ganz sicher kommt aber irgendwas wieder hoch.
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sukram
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von sukram »

Ich weiss nicht, wie kalt dein Frost war, aber unsere Zitrus und Olivenpflanzen können durchaus auch mal ein, zwei Nächte bei -5 Grad überleben. Dafür stehen die aber im großen und ganzen relativ geschützt in der Hausecke.
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video6
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von video6 »

Wir hatten -12 Kurzzeitig wobei wir heute schon wieder +12 haben.
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Propeller
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Propeller »

Die Temperaturen da drin dürften locker unter -5°C gefallen sein. Ich schneide nun die Tomaten bis unten ab, und gucke, ob da noch was rauskommt.
Ansonsten sind im Raum alle Aloes Matsch. Bei den Kakteen muß ich sehen, was übrig bleibt. Einer davon war ein Geschenk zu meinem Schulanfang. Die fleischfressenden Pflanzen sind winterhart und die Oliven, Zitronen und Limetten können das mal ab. Die Küchenkräuter sind ersetzbar. Was aus den Orchideen wird, muß ich sehen.
Scheiße halt.
Flip
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Flip »

Erdbeerpflanzen kommen hier gefrostet an. Vieleicht kann man auch Tomatenableger schockfrosten?
Sebastian2
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Re: Tomaten rüberretten

Beitrag von Sebastian2 »

Schockfrosten, um Bildung von Eiskristallen zu verhindern? Ich weiß nicht so recht. Tomaten kommen aus Mittel- und Südamerika, wo es kaum richtig kalt wird. Erdbeeren hingegen haben eine natürliche Kälteresistenz und erfrieren auch hier im Winter selten ganz, obwohl sie durch den Frost Blätter verlieren. Eine Lagerung von Erdbeerpflanzen bei ca. -2°C konserviert diese lediglich, ein schnelles Abkühlen ist dabei nicht nötig. Tomaten machen das wahrscheinlich nicht mit.
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