Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Der chaotische Hauptfaden

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ESDKittel
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Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von ESDKittel »

Habe mit Arndt die Prüfecken von Röhricht übernommen: Klicks
Dort ist zum einen ein Trenntrafo verbaut der auf eine Steckdose OHNE Schutzleiterkontakte geht; soweit alles klar.
Desweiteren sind dort weitere Steckdosen MIT Schutzleiterkontakten verbaut.
L und N gehen direkt aufs Netz; die Schutzleiterkontakte sind nur über einen Kondensator 47nF/1000V mit PE verbunden.
Das ist von Hersteller wohl so bewusst vorgesehen worden, es sind entsprechende Hinweisschilder angebracht.
Bild

FRAGE: Wozu dient diese Konstruktion? Was sind Vor-/Nachteile? Ist sowas denn zugelassen (gewesen)?

Mal angenommen ein angeschlossenes Gerät hätte einen Schluß nach Gehäuse/PE;
Der durch den Kondensator bei Netzspannung/Frequenz fließende Strom würde dann aber einen FI/RCD nicht unbedingt zum Auslösen bringen.
Dieser Fehler bliebe quasi unbemerkt bis der Bediener durch Anlangen für mehr Ableitstrom sorgt...
Zuletzt geändert von ESDKittel am Di 24. Dez 2013, 13:00, insgesamt 1-mal geändert.
Henning
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Re: Kapazitive Erdung an Steckdosen

Beitrag von Henning »

Ist wohl eher für Hochfrequenz gedacht, 50Hz sollen da nicht unbedingt durch.


Gruß
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Chaoskreator
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Re: Kapazitive Erdung an Steckdosen

Beitrag von Chaoskreator »

Zu der grundsätzlichen Frage mag ich nichts sagen, nur dass diese Kondensatoren oftmals defekt sind. Sie können Isolationsfehler im MOhm-Bereich haben oder auch fast 0 Ohm-Kurzschlüsse.
Mir ist genau einer aus der Serie (Wima Durolit, Epoxidharzgehäuse, rote Schrift) mit einem Mordsknall explodiert. Er war als X-Kondensator am Netzeingang eines Hybridfernsehers aus Ende der 60er.
Also wenn die Kondensatoren drin bleiben sollen, dann bitte gegen moderne Y-Kondensatoren ersetzen!
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ESDKittel
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Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von ESDKittel »

Falls ich keine schlüssige Erklärung für diese Konstruktion finde, werde ich das umbauen auf direkte Erdung.
Ist ja durch die verbauten Schraubklemmen einfach möglich das umzuklemmen.

Das Thema mit den Kondensatoren kenne ich von X- und Y- Kondensatoren von RIFA;
wenn die Risse in der (über die Jahre versprödete) Vergussmasse bekommen ist es bald vorbei...
Dazu gab es vor einiger Zeit auch mal einen Artikel in Funkamateur der das Thema näher betrachtet hat.
Henning
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von Henning »

Möchtest du nicht hören?

Die Kondensatoren dienen zur Ableitung von hochfrequenten Störungen.

50 Hertz bei einem Erdschluss werden praktisch geblockt.
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ESDKittel
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von ESDKittel »

Das diese Konstruktion sich so verhält ist mir klar.
Bleibt nur die Frage nach dem Grund dies genau so implementieren zu wollen.
Welche Anwendung steckt dahinter?
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Harry02
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von Harry02 »

Hi,
Die kapazitive (HF-) Erdung zur würde doch nur hinter dem Trenntrafo Sinn machen und nicht bei einer Steckdose die direkt an L;N hängt, oder?
Nach dem Trenntrafo darf man ja keinen PE mehr anschliessen, davor wäre er jedoch Pflicht.
Lg, Harald
Felix_W
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von Felix_W »

Also Wikipedia gibt dir Recht, allerdings ist der Peaktech Trenntrafo, den es bei Reichelt gibt sekundär definitiv nicht erdfrei. Die Schutzleiterfeder ist hier mit PE verbunden. War das erste, was geändert wurde, als wir das Teil in der Arbeit angeschafft hatten. :?

Gruß, Felix
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reutron
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von reutron »

Wikipedia naja......wenn an einen Trenntrafo mehr als eine Steckdose mit Schutzleiteranschluß angeklemmt werden ist zwischen diesen ein Potenzalausgleich vorzusehen.
Man sollt auch immer im Auge haben das man früher nicht von DAU ausging sonder ein Gerät so baute das der qualifizierte und verantwortungsvolle Nutzer es gefahrenfrei benutzen konnte. ;)
Felix_W
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von Felix_W »

Ja, Wikipedia ist eine eher zweifelhafte, aber eben oft die erstbeste Quelle, schon klar. Dennoch macht das Sinn und im Tabellenbuch E-Technik steht nichts anderes. Potentialausgleich bei mehreren Geräten ist eh klar, aber der ergibt sich bei Verwendung einer Steckdosenleiste ja automatisch.

Gruß, Felix
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Lukas_P
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von Lukas_P »

für mich ergibt das schon sinn... hochfreqentes wird gegen erde geschickt umd wenn man reinlangt, verhält sich die erdung als ob sie nicht da währe... auserdem is da noch der trenntrafo der seine arbeit.macht...
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ferdimh
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von ferdimh »

Ein Trenntrafo ist primär dazu da, Messungen an der hochliegenden Schaltung zu ermöglichen. Und gegen eine Messgerätemasse richtet son Kondensator mal gar nichts aus. Wer sich zum Personenschutz auf einen Trenntrafo verlässt, wird früher oder später einen schmerzvollen Fehler machen.
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Bastelbruder
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von Bastelbruder »

Es gab schon Fälle, da wurde ein Oszilloskop mit irgendwelchen Fäden an der Decke aufgehängt um die beim Messen störende Kapazität zu reduzieren. Die hat sonst nämlich unerwünschte Ströme eingespeist. Wenn irgendwo eine kapazitive Erdung gebraucht wird, dann mit Sicherheit nicht dort wo man sie gerade mühevoll aufgetrennt hat.

Bei mir ist der Trenntrafo zweischenklig mit geerdetem Kern und die Steckdose auf der Sekundärseite zweipolig ohne Kragen. Da gibts vollautomatisch keine Verwechslungsgefahr. Und das
reutron hat geschrieben:Wikipedia naja......wenn an einen Trenntrafo mehr als eine Steckdose mit Schutzleiteranschluß angeklemmt werden ist zwischen diesen ein Potenzalausgleich vorzusehen.
Man sollt auch immer im Auge haben das man früher nicht von DAU ausging sonder ein Gerät so baute das der qualifizierte und verantwortungsvolle Nutzer es gefahrenfrei benutzen konnte. ;)
kann ich voll bestätigen.

Als junger Bub war ich es gewohnt, daß es leicht gebrizzelt hat wenn ich das Nachttischradio an den Kanten berührt habe wo der Kräusellack ab war. Das hat die Sinne geschärft. Den heutigen Usern fehlt sowas.

achja: 47nF ist auch als Y-Kondensator schon etwas viel. Das Radio hatte 5nF parallel mit 10Megohm.
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ESDKittel
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von ESDKittel »

Lukas_P hat geschrieben:für mich ergibt das schon sinn... hochfreqentes wird gegen erde geschickt umd wenn man reinlangt, verhält sich die erdung als ob sie nicht da währe... auserdem is da noch der trenntrafo der seine arbeit.macht...
Die Konstruktion mit der kapazitiven Erdung ist NICHT an der EINEN Steckdose hinter dem Trenntrafo!!! Diese EINE Steckdose ist
Bastelbruder hat geschrieben:...zweipolig ohne Kragen...
Die kapazitive Erdung ist an 6 anderen Steckdosen bei denen L und N DIREKT auf dem Netz hängen.
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ESDKittel
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Re: Frage: Kapazitive Erdung an Steckdosen?!?

Beitrag von ESDKittel »

Reutron hat geschrieben:Man sollt auch immer im Auge haben das man früher nicht von DAU ausging sonder ein Gerät so baute das der qualifizierte und verantwortungsvolle Nutzer es gefahrenfrei benutzen konnte.
Es ist halt immer von Vorteil wenn man weis was man tut und was man nicht tun sollte... ;)
Wenn man diesen Aspekt, das Alter der Prüfecken und die Herkunft (Radio-/Fernsehwerkstatt) mit einbezieht ergibt diese Schaltung langsam einen Sinn:

Die Kondensatoren im PE sollen anscheinend netzfrequente Erdschleifen zwischen den angeschlossenen Meßmitteln verhindern und
eine Wiederherstellung des (direkten) Erdbezuges am zu prüfenden Gerät [hinter dem Trenntransformator!]
bei Nutzung erdbezogener Meßmittel (z.B. Oszi) verhindern.
Erkauft wird dies allerdings mit einem Sicherheitsrisiko im Falle eines Gehäuseschlusses eines der angeschlossenen Meßmittel.

Hier eine Zusammenfassung der Posts und meiner Überlegungen:
1)+ Der Kondensator im PE hält Nieder-(Netz-)frequente Erdschleifen im Zaum
2)+ Höherfrequente Störungen werden zum PE abgeleitet.
3)- Höherfrequente Schleifen werden NICHT unterbunden
4)+ eine Wiederherstellung des (direkten) Erdbezuges am zu prüfenden Gerät [hinter dem Trenntransformator!]
bei Nutzung erdbezogener Meßmittel (z.B. Oszi) wird vermieden
5)+ Meßmittel mit Massebezug auf PE (z.B.Oszi's) können Masseseitig (in Grenzen) auf höheres Potential gelegt werden
6)- Ein Schluß gegen Gehäuse setzt selbiges unter Strom, FI/RCD ist in erster Instanz wirkungslos
7)- In Verbindung mit (bei modernen Geräten eigendlich immer verbauten) Y-Kondensatoren ergibt sich ein kapazitiver Spannungsteiler
der eine Netzfrequente (Brumm-)Spannung auf das Gehäuse / die Schaltungsmasse des angeschlossenen Gerätes gibt.
8)- Ein Berühren der Gehäuse (zusammenschieben auf dem Labortisch) von kapazitiv und nichtkapazitiv geerdeten Geräten untereinander stellt wieder einen Erdbezug her (gilt auch für Geräte vor nach einem Trenntrafo...)
9) -Ein Defekt des Kondensators im PE kann unbemerkt wieder einen Massebezug herstellen.

Werde die Steckdosen umklemmen auf direkte Erdung.
Für Arbeiten an direkt mit Netzspannung betriebenen Geräten gibt es den Trenntrafo.
Oszinutzung geht bei mir in soeinem Fall entweder über einen differenziellen Tastkopf oder es wird gleich an einen zweiten Trenntrafo gestöpselt.
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