Unerklärliche Spannungsunterschiede

Der chaotische Hauptfaden

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Schneewittchen
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Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Schneewittchen »

Im Voraus, ich bin im elektronischen Bereich den Anfängern zuzurechnen.

Folgendes Phänomen tritt beim Testen von Bleiakkus auf:

Ich versuche einen Bleigel- oder Fliesakku auf Kapazität zu testen. Der Akku hat 12V und 65Ah. Das Ladegerät ist ein Akkumaster C3 von H-Tronic.
Der Akkumaster kann nur 2A aber das sollte egal sein. Das "Ladekabel" und das "Messkabel" besteht aus hochflexiblem Silikonkabel und beide sind ca. je 80cm lang mit 2² Querschnitt.

Messe ich mit dem Multimeter beim Entladevorgang direkt am Akku habe ich ca. 0,8V mehr auf dem Tacho als wenn ich direkt am Lader messe. Erstaunlicherweise ist es beim Laden genau umgekehrt. Am Kabelwiderstand kann das ja nun nicht liegen oder?

Messe ich über Kreuz, also ein Kabel am Akku, das andere am Lader dann halbiert sich die Differenz. Nach welchen Werten richtet sich zum Geier dann das Ladegerät?

Ich hoffe ich hab das verständlich dargestellt, lasst mich nicht dumm sterben :mrgreen:
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Finger
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Finger »

Du hast also an jedem Anschluss 200mOhm (0.4V/2A) Übergangswiderstand. Dein reines Kabel wird bei 2qmm so in etwa 7mOhm haben. Also machen den Rest Klemmen, Crimpungen und so weiter. Da könntest du mal schauen, wie die Anschlüsse gemacht sind.

Dein Ladegerät "sieht" natürlich nur, was an seinem Ende der Strippen passiert, sonst hättest du eine Vierleitermessung (siehe z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Vierleitermessung). Was also tun? Zeig mal deine Anschlüsse, Klemmen und so weiter...
Erstaunlicherweise ist es beim Laden genau umgekehrt.
Sogar sinnvoll. Auch Strom fließt nur bergab :mrgreen:
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RMK
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von RMK »

...und prüf auch nochmal die Kabelquerschnitte - sind das wirklich 2qmm? oder sehen die nur von aussen so aus?

hab schon Messkabel gesehen mit "extra dicker Isolierung" und nur drei feinen Litzen in der Mitte... #-)
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Mista X
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Mista X »

Die von RMK genannte Variante eignet sich bei Strömen um die 1A oder so hervorragend als Werkstattheizung.
Bei größeren Strömen als Brandstifter oder olfaktorische Beleidigung :mrgreen:

Ich hab auch schon schlechte Pressstellen in solchen Laborkabeln als Übeltäter gefunden. Das ging bis zur Unterbrechung - blöd wenn man damit eine Testschaltung zusammenhäkelt und dann sich einen Wolf sucht warum das nicht funktioniert.
andreas6
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von andreas6 »

So ein Akkumaster ist ein ziemlich schlaues Gerät. Das schaltet zum Messen der Spannung den Strom kurzzeitig ab. Somit spielt der Zuleitungswiderstand kaum eine Rolle. Du solltest immer am Akku messen, das ist der gesuchte Wert. Der kann auch wackeln, je nachdem, was das Ladegerät gerade treibt.

MfG. Andreas
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Schneewittchen
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Schneewittchen »

Die Kabel hab ich selber gemacht. Mit den Originalmeßstrippen hab ich das gleiche Ergebnis.

__Bild3.jpg
duese
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von duese »

Da wird auch an den Klemmen was abfallen. Miss doch auch mal im Betrieb zwischen Akkupol und an der Buchse vom Bananenstecker, der in der Klemme steckt.
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Schneewittchen
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Schneewittchen »

Hab ich schon gemacht, 1/10V Unterschied. Das erklärt aber nicht die Abweichunng von 0,8V am Gesamtergebnis.
duese
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von duese »

Naja, 1/10 an jeder Klemme sind 0,2V und das sind sch 25% Deines Gesamtspannungsabfalls. Dann nimmst Du noch die Kabel dazu, die Übergangswiderstände Kabel Bananenstecker und in Summe ist das nicht mehr so unplausibel.
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Schneewittchen
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Schneewittchen »

Korrektur, ich hab ne Null vergessen 0,01V soweit das Schätzeisen sowas überhaupt misst...
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Harry02
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Harry02 »

Also vom Akkupol auf die Banenbuchse der Krokoklemme sind es 0.01V, und von einem Kabelende zum anderen? Rein rechnerisch natürlich 0,39V, aber irgendwas ist ja hier faul...
Vielleicht macht der Lader Pulsladung oder schaltet den Strom mehrmals pro Sekunde zum messen ab und verwirrt das Spannungsmessgerät? Hast du mal mit dem Oszi geguckt?
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Schneewittchen
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Schneewittchen »

Ich hab zwar hier zwei Oszis rumstehen aber die Betonung liegt auf "rumstehen"!!! Ich weiß wahrscheinlich nicht mal wo vorn und hinten ist, bedienen schon gleich garnicht. :mrgreen:
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reutron
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von reutron »

Wenn du nicht anfängst das Gerät zu benutzen, lernst du es auch nicht. ;)
Robby_DG0ROB
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Bei Ladeprozessen mit Konstantspannung (Pb, Li) ist der Spannungsfall auf der Leitung egal, da dieser bei geringerem Strom ja auch kleiner wird. Bei vollen Akkus ist die Spannung von Lader und Akku ja dann irgendwann gleich. Das Laden dauert nur länger und bei Pb zeitgesteuerte Spannungsumschaltungen zur Säureumwälzung funktionieren bei offenen Akkus dann nicht richtig bzw. kommen beim Akku nicht an, aber bei gasdichten Zellen ist das nicht relevant.
Bei rein zeitgesteuerter I-Ladung spielen zusätzliche Impedanzen auch keine Rolle, wenn die Spannung der Quelle hoch genug ist bzw. die Bürde klein genug bleibt, wenn gleichzeitig keine Spannung gemessen wird. Wenn die Minusdelta-U-Abschaltung nur relativ wirkt, wäre die Fehlmessung sogar hier zu verschmerzen.
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Chefbastler
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Chefbastler »

Schneewittchen hat geschrieben:Ich hab zwar hier zwei Oszis rumstehen aber die Betonung liegt auf "rumstehen"!!! Ich weiß wahrscheinlich nicht mal wo vorn und hinten ist, bedienen schon gleich garnicht. :mrgreen:
Sollen wir nächsten Stammtisch Süd mal einen Grundkurs machen?

So schwer zu bedienen ist das nicht. :)
Kellerkind
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Kellerkind »

Moin,
du entdeckst sozusagen das Kirchoffsche Maschengesetz :geek:

https://www.leifiphysik.de/elektrizitat ... %20Gesetze

Es dürften die Summe der Überganswiderstände plus der Leitung sein. Da kommen die 0,2 Ohm schon zusammen denk ich.

Sowas kann natürlich verfälscht werden wenn da was pulst etc. und der Akku das dann glättet oder die Leitungen als Kondensator fungieren aber bei den Dimensionen denk ich eher nicht.
Oszi dranhängen und vorher den Voltbereich richtig einstellen is da jetzt nicht so tragisch. Sind nur 2 Kabel und kannst ja vorher kurz mit ner 1,5 Zelle üben.

Also Bild vom Oszi posten und wir sagen dir wodran usw. dauert 5 min. ;-)

Grüsse
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Schneewittchen
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Schneewittchen »

Chefbastler hat geschrieben:
Sollen wir nächsten Stammtisch Süd mal einen Grundkurs machen?

So schwer zu bedienen ist das nicht. :)
Gute Idee, könnte von mir sein :mrgreen:

Hier mal ein Bild:
Bei dem Oberen muß der Strahl eingestellt werden sagte der Vorbesitzer...
Oben: HAMEG HM203-6
Unten: NORDMENDE TO 368
__Bild3.jpg
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MatthiasK
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von MatthiasK »

Bei Röhren-Oszis muss man in der Regel den Strahl manuell fokussieren, je nach Helligkeit neu. Dreh mal die Helligkeit "Intens" auf einen vernünftigen Wert runter und stell den Strahl dann mit "Focus" auf minimale Breite. Wenn der Strahl dann schief läuft, korrigierst du das mit dem "TR"-Poti.
Die kleinen Potis auf den Drehschaltern drehst du alle so, dass die Zeiger nach links zeigen. Die Potis rasten dabei deutlich hör- und fühlbar ein. Zum Schluss kontrollierst du noch, dass die Schalter "X-MAG" (unter dem Bildschirm) und "INVERT" der Kanäle 1 und 2 deaktiviert sind, dann ist das obere bereit zum Messen.
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Schneewittchen
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Schneewittchen »

Alles gemacht, der Strahl bleibt so fett...
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Mista X
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Mista X »

Da beschleicht mich doch der Verdacht das da mindestens ein Poti defekt ist...
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ESDKittel
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von ESDKittel »

Solange die Röhre noch IO ist, sind diese HAMEG's leicht wieder an den Start zu bekommen.
Schaltpläne gibts im Netz, aber auf das Suffix achten. Schauen was auf den Platinen steht. HAMEG hat da ganz gerne gemischt.
Matt
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Matt »

Mista X hat geschrieben:Da beschleicht mich doch der Verdacht das da mindestens ein Poti defekt ist...

Eher Kriechstrecke auf HV Board, ich habe 2x erlebt... 400-500v und ca 1.5mm Abstand , how dumb are you? Das hab ich gedachtet.
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Mista X
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Mista X »

Matt hat geschrieben:
Mista X hat geschrieben:Da beschleicht mich doch der Verdacht das da mindestens ein Poti defekt ist...

Eher Kriechstrecke auf HV Board, ich habe 2x erlebt... 400-500v und ca 1.5mm Abstand , how dumb are you? Das hab ich gedachtet.
Klar wäre auch ne Idee, aber ich hatte auch schon den Fall, dass der Schleifer vom Poti auf Grund des Alters in Kombination mit reichlich Dreck keinen Kontakt mehr hatte.
Da die meisten Potis eine Spannung bezogen auf Masse einstellen wäre eine Unterbrechung hier R = Max. oder R = unendlich - Je nachdem wie genau das Poti verbaut ist.
Dieser Fehler ist so konsequent, dass selbst intensives drehen keine Änderung bewirkt.
Hab bei der Gelegenheit auch schon 2 Schaltnetzteile in die Sicherheitsabschaltung gezwungen.
Sollwert sollen sein 12V - Ist waren irgendwas um die 8V
Drehe langsam am Poti nach oben... nichts tut sich, auf einmal 14V - patsch aus.
Nach Potitausch war alles normal.

Die Potis hier hab ich gefressen:
https://de.farnell.com/tt-electronics-b ... dp/1373578
Fehler:
Schleiferbahn hochohmig
Schleifer keinen Kontakt mehr
Einer der Kontakte ist weggefault / gebrochen - direkt an der Keramik. Kaum zu sehen und treibt einen dank WaKo Charakteristik in den Wahnsinn.
Matt
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Re: Unerklärliche Spannungsunterschiede

Beitrag von Matt »

Jepp, messen ist wichtig.

In meiner Fall verändert Focusspannung nur um paar Volt und gleichzeitig ist Kathodespannung zu niedrig und lässt auch davon beeinflussen.

Danke dir , mir fällt eine ReparaturMISSerfolg ein.
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