Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Der chaotische Hauptfaden

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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Leider geht es hier nicht vorwärts, ich warte noch immer auf das Radio.
Vor 10 Tagen gekauft und angeblich am Montag verschickt, aber ohne eine Sendungsnummer anzugeben. In der Packstation ist bislang nichts angekommen, obwohl DHL hier sehr schnell und zuverlässig ist, länger als 3 Tage habe ich noch nie auf ein Paket gewartet.
Ich habe den Verdacht, dass das Radio immernoch nicht unterwegs ist.

Also mal den Verkäufer kontaktieren und weiter abwarten.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Ein Wunder ist geschehen, ich habe das Radio!
Nachdem das Paket nicht in die Packstation gepasst hat und ich entgegen der Aussage der Sendungsverfolgung nicht informiert wurde konnte ich soeben das Paket von der Post holen.

Daher hier mal schnell ein paar Bilder vorneweg, bevor ich zum nächsten Termin muss.
Das Radio macht einen unverbastelten Eindruck, die Schrauben an der Rückseite haben sich mit einem Knacksen gelöst, im Inneren springen einem zumindest auf den ersten Blick keine losen Drähte oder neu aussehende Komponenten entgegen.
Den Transport hat das Radio halbwegs gut überstanden, die Ferritantenne lag leider lose im Inneren. So wie ich das sehe sind das aber bloß zwei Drähte, die wieder anzulöten sind. Der Ferritstab selber scheint nicht gebrochen zu sein.

Als nächstes kommt dann wohl das Chassis raus und das Frontglas in Sicherheit. Dann gibt es weitere Bilder und eventuell die ersten Fragen.

Ach, ich freue mich :D

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Herrmann
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Herrmann »

Glückwunsch, sieht wirklich gut erhalten und vor allem unverbastelt aus.
Zwei Sachen: in der Vergrößerung sieht der Becherelko aus, als hätte er sich schon ausgekotzt, also vor der ersten Inbetriebnahme bitte gründlich prüfen.
Zweitens: Komm bitte niemals :!: auf die Idee, die Skalenscheibe von hinten putzen zu wollen. Das ist höchst empfindlicher Siebdruck der beim kleinsten Wischer mit Sidolin das Zeitliche segnet. Frag nicht, woher ich das weiß :roll: :roll:
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Ja, der Elko sieht in der Tat etwas unglücklich aus.
An den Strom darf das Ding eh erst wenn die ganze Stromversorgung durchgemessen wurde. Zwar hat es den Verkäufer scheinbar ausprobiert aber sicher ist sicher.

Das mit der Skalenscheibe habe ich jetzt schon ein paar mal gelesen, das werde ich berücksichtigen. Also mal an einem verdeckten Stück ein wenig mit einem Wattestäbchen wischen und wenn der Lack das mitmacht werden die kleinen Fensterchen damit gereinigt. Beim lichtundurchlässigen Teil ist der Dreck auf der Rückseite ja eh egal.

Die erste Frage ist auch schon aufgetaucht: Ist das Stück bröselige Pappe hinter der Skalenscheibe erhaltenswert (putzen, weiß anmalen,..) oder schneide ich da einfach aus weißem Karton ein neues Stück passend aus?
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Herrmann
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Herrmann »

sollte es wirklich nur Pappe sein, raus damit und neu machen...meistens ist es aber weiss lackiertes Blech
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Hm, bei mir ist es definitiv bröselige Pappe. Blech hätte ich auch schöner gefunden.
Also ein mal neu.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Und hier wären dann auch schon die ersten Fragen.

Elkos habe ich geprüft, einer der beiden in dem Becher scheint in Ordnung zu sein, der andere verliert 100 V in ca. 3 Sekunden und hat auch längst keine 50 µF mehr. Ich werde da zwei neue reinmachen, entweder von unten verbauen (Platz ist da mehr als genug) oder neue Elkos in den Becher stecken. Mal sehen vermutlich entscheide ich mich für die einfache Variante und lasse den alten Elko nur als Deko drin.

Nachdem ich die Stromversorgung soweit geprüft hatte durfte das Radio dann ohne Röhren Spannung sehen, langsam immer weiter hochgedreht.
Die gleichgerichtete Spannung ist zu niedrig und fällt von 210 V nach 30 Sekunden auf 170 V. Die Stromaufnahme steigt dabei netzseitig von 130 mA auf 200 mA, der Selengleichrichter wird ordentlich warm. Ich gehe davon aus, dass das nicht normal ist und dass der Gleichrichter defekt ist.
Vermutlich lässt sich da auch nichts mehr retten, oder?
Falls nein kommt da wohl etwas aus Silizium rein (was irgendwie fast schade wäre) plus entsprechenden Lastwiderstand als Selenersatz.

Die Heizspannung der Röhren liegt in Leerlauf bei um die 7 V, was denke ich mal in Ordnung ist. Das wird ja unter Last noch einbrechen.
Der Trafo scheint also in Ordnung zu sein!

Und noch eine mechansiche Frage: Gibt es einen Trick, um die ganzen Schalter zu säubern? Da sind ja obendrauf zig Bauteile und auch die ganzen Spulen mit den feinen Drähten, dadurch lässt sich die ganze Schaltereinheit nur schlecht ausbauen.

EDIT:
Moment, da fällt mir was auf!
Wenn netzseitig 200 mA geflossen sind, sind die auch auf der Sekundärseite vom Trafo verbraucht worden. Das hat den Gleichrichter mächtig überlastet (der ist ja bloß für 75 mA ausgelegt) und er ist vielleicht daher warm geworden. Hoffentlich habe ich ihn damit nicht getötet.
Irgendwas muss also hinter dem Gleichrichter Strom gezogen haben. Womit wir wieder bei den Elkos wären, die für den Test natürlich angeschlossen waren.
Also bevor ich wegend em Gleichrichter in Panik verfalle sollte ich das Ganze erstmal mit zwei ordentlichen Elkos testen.

Hier noch ein paar Bilder, auf denen etwas mehr zu erkennen sein sollte als auf den ersten.

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Herrmann
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Herrmann »

Auf der Rückwand steht doch sicherlich die Leistungsaufnahme in Watt. Das kannste umrechnen (P/U = I ) ein bisschen noch drauflegen, da wir ja heutzutage 240 V haben und Du hast einen Richtwert
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Name vergessen »

Meine Info zu Seelengleichrichtern ist:

- Sie sind nicht für die Ewigkeit, eher so ~30 Jahre, können aber auch deutlich länger leben.
- Sie vertragen Überlastung sehr gut und werden auch im Betrieb ggfs. warm, was OK ist.
- Sie sterben schleichend, da sich ihr Innenwiderstand immer weiter erhöht.
- Sie dürfen keinesfalls naß werden, der Lack muß unbedingt intakt bleiben.
- Kleinere Macken sind erstmal OK (große Plattenfläche), aber dadurch kommt Feuchtigkeit rein und zerfrißt den langsam -> überlackieren.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Am Stelltrenntrafo kann ich ja exakt 220 V einstellen.
Die Leistungaufnahme liegt ohne Röhren schon ungefähr bei der Nennleistung (200 mA an 220 V, Leistung ist mit "max. 55 W" angegeben).
Das verheizt hier fast alleine der Gleichrichter.

Ist nur eben die Frage ob der Gleichrichter das verheizt weil er defekt ist oder weil hinter dem Gleichrichter irgendwas zu viel Strom zieht (Elko wird bei hohen Spannungen leiten oder sowas). Ich werde mal messen, ob hinter dem Gleichrichter nennenswerter Strom fließt. Wenn der Gleichrichter altert, indem sein innenwiderstand steigt, spricht das eher für letzteres. Das Multimeter wird es in Kürze klären.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Name vergessen »

Ich habe auch einen, der mit Kurzschluß gestorben ist, allerdings paßt das auch nicht in Dein Fehlerbild, also würde ich auch eher auf Elkos tippen. Das merkt man ja ganz schnell, wenn hinter dem GL nichts mehr angeschlossen ist.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Elkos abgeklemmt, schon fließt hinter dem Gleichrichter kein Strom mehr. Netzseitig fließen da noch 50 mA, was Blindstrom und ein wenig Trafoverluste sein dürften. Das sieht soweit vernünftig aus.
Ohne Elkos sind hinter dem Gleichrichter auch 300 V DC zu messen.

Also erstmal 2x 47 µF 400 V auftreiben. Mit Elkos formieren fange ich da sicher nicht an, aus dem Becher ist oben schon was ausgelaufen, das kommt lieber neu.

Wäre irgendwie schön, wenn der Gleichrichter bleiben könnte.
Zuletzt geändert von IPv6 am Mi 27. Mär 2019, 22:13, insgesamt 1-mal geändert.
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ferdimh
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von ferdimh »

Ich weiß, das kommt jetzt etwas spät aber: Glühlampe vorschalten!
Dann ist der Strom begrenzt... und der Elko kann sich eventuell wieder formieren. Wenn aber schon Kapazität fehlt, ist es Zeit für Ersatz.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Glühlampe vorschalten habe ich mir gespart, ich habe einfach die Spannung ganz langsam hochgedreht und dabei die Stromaufnahme im Auge behalten.
Die Fassung liegt zwar bereit, aber glaubst du ich konnte auch nur eine einzige Glühbirne in der Wohnung finden?!
Vielleicht morgen mal schauen ob ich eine aus dem Keller klauen kann :D
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video6
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von video6 »

Glühbirne hab ich etliche da mir wurden auch einige veraalt.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Spätestens am Wochenende bin ich bei meinen Eltern, da liegen auch noch haufenweise Glühbirnen rum.

Da montiere ich einfach eine Fassung auf dem Stelltrafogehäuse, zusammen mit einem Schalter, der die Glühbirne überbrückt.
Als Sicherung ist das nicht verkehrt, die Glühlampe begrenzt natürlich sofort, so schnell kann ich gar nicht die Spannung zurückdrehen falls die Stromaufnahme plötzlich durch die Decke geht.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Heute habe ich zwei neu 47 µF Elkos für die Spannungsversorgung besorgen können.
Darauf hin die Röhren in die Fassungen gepackt und vorsichtig Spannung drauf gegeben. Natürlich mit angeschlossenen Lautsprechern.

Sobald die Röhren geheizt sind fließt auch Strom, wunderbar.
Allerdings scheint mir der Gleichrichter verschlissen zu sein. Am Trafo kommen sekundärseitig 230 V AC raus, der Gleichrichter macht daraus bloß 230 V DC statt wie im Schaltplan angegeben 266 V. Die Heizspannung liegt dabei bei 6,5 V, wobei die Skalenbeleuchtung defekt ist. Wenn die Beleuchtung mit insgesamt 0,6 A auch noch mit an der Heizspannung hängt sollte der Wert wohl recht genau bei 6,3 V liegen.

Aber die gute Nachricht: Das Ding empfängt UKW! Trotz niedriger Anodenspannung und ohne Antenne kommen die starken Sender rein.
LW, MW und KW konnte ich nicht testen, da die Ferritantenne noch nicht repariert wurde. Vermutlich ist auf den Frequenzen hier eh kaum was los, wobei ja Frankreich und die Schweiz nicht weit weg sind, vielleicht sind da noch AM Sender in Betrieb?

Das magische Auge funktioniert zwar, ist aber recht schwach. Verbaut ist eine EM80, da scheint es ja noch Ersatz zu geben.
Die russischen Vergleichstypen haben ja scheinbar einen leicht verdrehten Sockel. Das wäre bei meinem Radio blöd, da der Sockel auf das Chassis genietet ist. Der Anzeigeteil der Röhre sollte ja schon möglichst nach vorne zeigen. Hat da jemand einen Tipp?

Weiter werde ich jetzt Bauteile messen und eine Einkaufsliste schreiben.
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ferdimh
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von ferdimh »

Bevor du den Selengleichrichter für tot erklärst, stell sicher dass der Arbeitspunkt der Endröhre stimmt. Wenn der Koppelkondensator dort Wasser zieht, wandert der Arbeitspunkt gerne in Richtung "Igor mehr Strom". Da die Endröhre der Hauptverbraucher in dem Gerät ist, hat das auch entsprechend starken Einfluss auf die Betriebsspannung.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Da habe ich eine Angabe vergessen: Die Stromaufnahme beträgt 54 mA direkt hinter dem Gleichrichter, laut Schaltplan sollen das im Normalbetrieb 66 mA sein. Das könnte in Anbetracht der niedrigeren Spannung schon halbwegs plausibel sein.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Alle Bauteile, die nicht in Blechkästen versteckt sind, sind überprüft, die Werte sind im Schaltplan notiert.
Bei den ganzen Teerkondensatoren habe ich mir nicht überall die Mühe gemacht sie zu messen, die fliegen eh alle raus.
Ersatz ist so eben bestellt worden. So ein paar Kondensatoren, Widerstände und allgemein längst überfälliges Zubehör wie Kontaktspray (die ganze Reihe) sind teurer als das Radio an sich :D

Was würdet ihr mit dem magischen Auge machen? Drin lassen solange es noch ein wenig leuchtet oder auch nach Ersatz umsehen? Und wenn ja wo, damit es auch passt?
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AVRbrutzel
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von AVRbrutzel »

Hallo!
Zum magischen Auge habe ich das hier gefunden:

http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren ... egener.htm

Das sollte dir weiter helfen oder als Anregung dienen. 8-)

73s
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Herrmann
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Herrmann »

Die russische 6E1P ist das Equivalent zur EM80, da passen auch die Winkel. Du musst nur aufpassen, das an der Fassung der EM80 wirklich nur die Stifte angeschlossen sind, die gebraucht werden und freie Stifte nicht anderweitig als Stützpunkt Verwendung finden
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Und es geht ein wenig weiter.

Die Schalter sind gereinigt worden und schalten nun wieder ohne Knacksen um.
Ersatzkondensatoren habe ich ebenfalls bereitliegen, da gehe ich nun ran.

Dummerweise habe ich mich bei der Bestellung an einer Stelle vertan und statt 4,7 nF zu bestellen habe ich einfach ein Exemplar mehr von den 47 nF Kondensatoren genommen. Ist irgendwie untergegangen.

Es ist der Kondensator von der Anode der Endröhre auf Masse, siehe dieses Bild:
http://www.magischesauge.de/Beispiel_Pr ... A_EL84.jpg

Im Angebot hätte ich 6,8 nF und 2,2 nF, da ich von jedem Wert einen mehr bestellt habe. Leider habe ich keine zwei 2,2 nF Typen übrig, parallel wären die sonst vermutlich ausreichend nahe an 4,7 nF.
Was macht der Kondensator an dieser Stelle? Wie kritisch ist der Wert? Wie das halt so ist möchte man nicht nochmal wegen einem Kondensator bestellen müssen, aber bevor das Probleme gibt...

Edit:
Ich sehe gerade, dass ich von den 10 nF Typen noch 3 Stück übrig hätte. Davon zwei in Serie dürfte das beste sein, oder?
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Bastelbruder
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Bastelbruder »

Tu 6,8 nF rein, dann kommen eventuell geringfügig weniger Höhen raus. Genauer: die durch diverse Gegenkopplungen gedämpfte Resonanzfrequenz des Ausgangstrafos in Kombination mit dem Kondensator sinkt um sqr(6,8/4,7).
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Hm, okay. Ich habe mal zwei 10 nF Kondensatoren in Serie gelötet, diese messen sich nun wie erwartet mit 4,6 nF. Das Konstrukt habe ich eingebaut, scheint auch zu funktionieren. Wenn da irgendwas mir Unbekanntes dagegenspricht ändere ich das noch.

Soweit sind nun alle Kondensatoren getauscht, das Radio spielt immernoch und ich bekomme mit einem halben Meter Draht als Antenne deutlich mehr Sender rein als mit den alten Kondesatoren. Sogar auf Kurzwelle kommt was Spanisches und was Englisches rein, recht schwach, aber gut zu verstehen. Langwelle konnte ich noch gar nicht testen da ich die abgerissene Ferritantenne noch nicht wieder eingebaut habe.

Als nächstes baue ich die Ferritantenne wieder ein und schaue mal, ob auf Lang- und Mittelwelle was zu empfangen ist.
Das Lautstärkepoti macht aktuell auch komische Sprünge, ich werde mal sehen, ob man das ausbauen und zum reinigen zerlegen kann. Da hängt ja noch sowas wie eine Loudnessschaltung dran.

Dann kümmere ich mich weiter im die Stromversorgung. Wenn jetzt die Spannung immernoch deutlich zu niedrig ist muss der Selengleichrichter wohl ersetzt werden. Die Heizspannung kontrolliere ich nochmal mit der nun ersetzten Skalenbeleuchtung. Das sollte nun nahezu perfekt sein.

Anschließend möchte ich das Radio neu abgleichen. Dazu muss ich mir allerdings erst einen Funktionsgenerator ausleihen, meiner geht nur bis 2 Mhz und kann keine Modulation.

Weiter geht es dann mit ein paar mechanischen Sachen. Das Rad auf der FM-Box, auf dem das Skalenseil läuft, ist an einer Stelle angebrochen und läuft daher unrund. Ein anderes Skalenseil hängt arg durch und möchte gespannt werden. Die Lagerung der Drehknöpfe will auch gereinigt und gefettet werden.

Und dann bloß noch ein paar Feinheiten mit dem Gehäuse und der Optik.

Ich bin ja schon froh dass das Ding überhaupt (noch) spielt :D
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Bastelbruder
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Bastelbruder »

Bevor an irgendwelchen Spulenkernen gedreht wird: Erstmal einen Zauberstab basteln. Das ist beispielsweise ein Trinkhalm, der gerade so in die Spulenkörper hineinpaßt. Der bekommt am einen Ende ein Stückchen Ferrit und am anderen Ende ein Stück Kupferrohr oder dicken Draht. Damit läßt sich ohne an den Kernen zu drehen feststellen ob es eine bessere Stellung gibt und in welche Richtung zu drehen wäre. Gern sind die Ferritkerne nämlich verklebt und wenn das mit einem harten Wachs oder schlimmeren Mitteln durchgeführt wurde ist ein unersetzbarer Kern eher zerbröselt als abgeglichen.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Vielen Dank für den Tipp.
Ich hätte auch sonst mit erstmal ein Drehwerkzeug aus Holz gebaut, damit ich mich mit möglichst weichem Material den Spulenkernen nähern kann.

Die Ferritantenne ist wieder eingebaut.
Auf Langwelle scheint überhaupt gar nichts los zu sein, da bekomme ich nur am manchen Stellen Knacksen rein.
Auf Mittelwelle ist mächtig was los, da kommen zig Sender rein, die teils Osteuropäisch klingen und teils auch mehr in Richtung Arabisch.
Auf Kurzwelle kommt wiederum nur ein einzelner französischer Sender rein. Und auf UKW gibt es natürlich die ganzen örtlichen Sender.

Sollte auf Langwelle was mit der Ferritantenne zu empfangen sein oder ist da die Funkstille normal? Auch wenn ich die Langwelle wohl nie nutzen werde wäre ja schön zu wissen, ob alles funktioniert und so. Mit einem Signalgenerator könnte man das jetzt wohl einfach testen.

Das nächste wäre nun das Lautstärkepoti, was leider vernietet ist. Da hilft wohl nur sanftes Aufbohren und mit kleinen Schräubchen verschließen. Mal sehen wo ich so winzige Schrauben und Muttern finde.
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ferdimh
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von ferdimh »

Auf Langwelle müsste je nach Standort auf 183 kHz und auf 261 kHz französischsprachiges zu hören sein. Ansonsten ist da ziemlich leer. Auf Kurzwelle muss die Post abgehen!
Radio Rumänien international und Radio China international sollten immer in irgendeiner Sprache zu hören sein. Wenn das Ding auf MW viele Osteuropäische Stationen empfängt, ist es einigermaßen empfindlich, und sollte daher auf KW zur besten Sendezeit (nach Feierabend) ziemlich viel präsentieren.

Also, wir haben jetzt zwei optionen:
Auf LW ist die Abstimmung des Eingangskreises kritisch: LW liegt mit 150-300 kHz UNTER der Zwischenfrequenz, einfach gebaute Schwingkreise filtern daher tendenziell stärker als die ZF-Filter. Es findet daher ein Teil der Selektion bereits im Eingangskreis statt! Genauer Gleichlauf von Eingangskreis und Oszillator ist hier sehr viel wichtiger als bei MW.

Bei KW werden große Bereiche überstrichen. Dabei kann bei schwacher Oszillatorröhre der Oszillator zeitweise aussetzen. Dann ist Stille.
Theoretisch könnte der Oszillator auch bei LW nicht (oder falsch) arbeiten.
Ob der Oszillator schwingt, kann man relativ einfach feststellen: Das Gitter der Triode der ECH81 geht über einen Widerstand von 22-47kΩ nach Masse. Dieser Widerstand wird masseseitig abgelötet und ein Messgerät eingeschleift. Wenn signifikanter Gitterstrom fließt (10-300µA), arbeitet der Oszillator. Wer sicher gehen will, schließt testweise den Drehkondensator kurz. Jetzt muss der Gitterstrom auf fast Null fallen.
Wenn der Oszillator in einem Bereich nicht arbeitet, hat man den Fehler schon mal auf zwei Stromkreise eingegrenzt.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Hm, von "die Post abgehen" bin ich ein gutes Stück weg. Zwei Französische Sender kommen auf KW rein, die liegen auch sehr dicht zusammen, sind für meine ungeübten Finger am einfachsten durch die Kurzwellenlupe einzustellen.

Ich muss mal noch schauen, mit welchen Antennen das Ding wann arbeitet. Da gibt es an den Antennenbuchsen noch einen Schalter, dessen Funktion auf der Rückwand vom Radio steht. Die Rückwand steht im Keller, muss ich mal schauen. Als "Antenne" ist an der Antennenbuchse auch bloß 50 cm Laborleitung an einer der beiden Dipolanschlüsse angeschlossen.

Zum Oszillator testen also mal den Widerstand "W9" mit 33k einseitig ablöten und messen, ob da Strom fließt. Das klingt machbar.
Wenn für LW nun ein genauer Gleichlauf zwischen Eingangskreis und Oszillator notwendig ist, was bedeutet das für mich? Wie kann ich das nachprüfen bzw. sicherstellen? Sind das dann die Geschichten mit dem Abgleich?
Da gibt es ja im pdf eine nahezu Schritt-für-Schritt Anleitung. Es steht natürlich nicht dabei, was man da eigentlich macht, sondern nur, wie man vorgehen muss. Ist sicherlich für Leute verfasst, die nicht gerade ihr erstes Röhrenradio vor sich haben :D

Die Versorgungsspannung ist da eher unkritisch oder? Der Gleichrichter wird nach wie vor nach einigen Minuten recht warm, daher vermute ich, dass die Versorgungsspannung immernoch etwas niedriger ist als sie sein sollte.

Ich sollte vielleicht mal noch die ganzen Spulen auf der Spulenplatte kontrollieren. Da sind ja einige feine Drähtchen dabei. Die Ferritantenne ist ja beim Transport von ihrer Halterung gerissen worden, nicht, dass die beim runterfallen auf der Spulenplatte für ein loses Drähtchen gesorgt hat oder sowas. Auf den ersten Blick sieht da zwar alles in Ordnung aus, aber da übersieht man sicher schnell was.
Die ganzen Kondensatoren auf der Spulenplatte habe ich auch nicht kontrolliert. Das sind alles Styroflex und von den Styroflex, die ich ausgebaut und gemessen hatte, waren alle unauffällig. Zumal ich auch großen Respekt davor habe, im Wirrwarr der Spulen irgendwas auszulöten. Da komme ich schnell an den Punkt, an dem ich das Ding nie wieder zusammen bekomme.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von ferdimh »

Zum Oszillator testen also mal den Widerstand "W9" mit 33k einseitig ablöten und messen, ob da Strom fließt
MASSESEITIG ablöten!
Sonst hängt dein Multimeter im Schwingkreis drin und verstimmt diesen. Deswegen misst man auch nicht die Gleichspannung an "W9" (die einen eigentlich interessiert, sollte 5-15V sein).

Der Abgleich der Eingangskreise geht halbwegs realistisch nur mit Messender. Drecksaumethoden ohne Messsender lassen sich bei grundsätzlicher Funktion anwenden, wenn fast garnix geht, machst du aber mehr kaputt als ganz.
Normalerweise traut sich keiner an die Kreise ran. Daraus folgt, dass die Dinger normalerweise nicht verstellt sind - es geht also eher darum, sich in die Schaltung soweit reinzudenken, dass man plötzlich "Häää?" "Äääh" "Ah!" macht und irgendeinen "abben draht" oder Bestückungsfehler vor sich findet.
Bedenke auch, dass ich schon ein Radio in den Fingern hatte, bei denen schlichtweg der interne Schirm einer Röhre nie angeschlossen war, weswegen das Ding noch nie auf den AM-Bändern funktioniert haben kann (Auf FM ging das auch scheiße, wenn die Kiste auf AM-ZF schwingt).
Auch "depperte Konstruktionen", die noch nie richtig funktioniert haben können, sind mir schon untergekommen, allerdings selten.

Egal wie, "Shotgun debugging" führt eher langsam (wenn überhaupt) zum Erfolg. Es macht für den Anfang Sinn, sich die Eingangsschaltungen der Kiste für jede Schalterstellung einzeln rauszuzeichnen. In dem Schalterspulenkondensatorknäuel verliert man schnell den Überblick.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Bastelbruder »

Styroflex gehen nicht kaputt außer man brennt mit dem Lötkolben Löcher rein.
Den Gitterwiderstand würde ich nicht ablöten (kein Bauteil unnötig ablöten) sondern einen 100k-Widertand am einen Ende zu einer spitzen Haarnadel formen um den beispielsweise am Oszillatorgitter anzuklemmen. Das andere Ende des Widerstands ans DVM. Der Spannungsmeßbereich (10 Megohm Innenwiderstand) zeigt ziemlich genau 1% zu wenig an, bei manchen Autorangemetern ist der Eingangswiderstand im kleinsten mV-Bereich bei einigen Teraohm (auch wenn das in der Anleitung nicht erwähnt wird), d.h. kein nennenswerter Meßfehler!

In Bereichen wo sich nichts tut, erstmal mit einem zweiten Radio den Oszilllator prüfen, der schwingt grundsätzlich 450..470 kHz oberhalb der Empfangsfrequenz.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Messsender, das sollte doch mit einem Frequenzgenerator mit Modulation machbar sein.

Irgendwie interessant, wenn auf Mittelwelle so viel los ist, auf LW und KW aber nicht. Ich fürchte ich komme nach der Überprüfung der Ozillatorröhre nicht dran vorbei, die Verdrahtung der ganzen Spulenplatte zu kontrollieren :?

Das Potentiometer konnte auch ohne öffnen gereinigt werden. Großzügig mit Kontakt WL ausgespült und viel hin und her gedreht. Anschließend mit ein wenig Kontakt 61 geschmiert. Nun lässt sich die Lautstärke völlig knacksfrei einstellen und das Poti kratzt nicht mehr. Der Widerstand der Widerstandsbahn hat sich durch die Prozedur nicht verändert.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Loudnessfunktion korrekt arbeitet und beschreibe daher mal, was beim Drehen vom Poti passiert. Zunächst wird einfach die Musik lauter und klingt recht ausgewogen. Ab ungefähr der Hälfte hört es sich so an, als wird nur noch der Mittelton verstärkt. Bässe und Höhen werden dabei nicht mehr lauter. Das passiert unabhängig von der Gesamtlautstärke bei immer der gleichen Potistellung, also wenn ich ein Tonsignal vom Handy mit ganz wenig Pegel einspeise wird ab Punkt X des Volumepotis gefühlt nur noch der Mittelton verstärkt.
Dieser Punkt X ist recht klar zu erkennen, also kein weicher Übergang über den ganzen Drehbereich hinweg, sondern recht scharf getrennt. Dieser Punkt befindet sich grob bei der Hälfte des Potiwegs.
Mir ist noch nicht so ganz klar, was diese Zusatzbeschaltung am Poti macht, daher würde mich interessieren, ob dieses Verhalten normal ist oder ob da noch irgendein Fehler drin ist.
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Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von PowerAM »

Vielleicht so gewollt, um mit begrenzer NF-Leistung trotzdem richtig laut spielen zu können? Mein Büroradio dreht ab mittlerer Lautstärke auch beim Überschreiten einer Grenze schlagartig die Bässe raus, erreicht dann aber doch noch einen eindrucksvollen Pegel. Allerdings ist die Kiste ohne Röhren und empfängt Digitalradio.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von xoexlepox »

Ich habe mal den Verdacht, daß der beobachtete Effekt mit der "gehörrichtigen Lautstärke" zusammenhängt ;)
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Okay, das war etwas missverständlich.
Dass der Effekt gewünscht ist, ist mir klar. Das Poti hat dazu ja extra eine "Mittelanzapfung" für eine kleine Schaltung.
Ich hätte bloß erwartet, dass der Effekt dieser Schaltung etwas subtiler ist. Mehr schleichend über den gesamten Stellbereich des Potis und nicht so sprunghaft einsetzend.
Vielleicht ist das aber auch das Maximum, was mit damaliger Schaltungstechnik und vertretbarem Aufwand möglich war. Mein Potentiometer hat immerhin nur eine Anzapfung, es gab dieses Prinzip auch mit Potis mit deutlich mehr Abgriffen - vielleicht, um die Übergänge weicher zu gestalten?
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Roehricht
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Roehricht »

hallo,
Ich fürchte ich komme nach der Überprüfung der Ozillatorröhre nicht dran vorbei, die Verdrahtung der ganzen Spulenplatte zu kontrollieren :?
Also die Oszi Röhre werkt oder nicht. Wenn der Oszi teilweise nicht schwingt kann der Dreko Feinschluss haben oder voll von Staub ist der evtl. feucht geworden ist. Da hilft vorsichtiges ausblasen mit Schlauchsturm. Hat er Plattenschluss wird aufwendiger.

Wenn die LW und MW nicht wollen kann ein Draht am Spulenverhau ab sein oder aber ein Kontakt am KW Schieber nicht mehr richtig kontaktet. Dazu sollte man wissen das alle Spulen der AM Bereich hintereinander geschaltet sind. Der KW Bereich liegt als erstes am Oszi danach MW und zum Schluss LW. Siehe Schlatplan.

Das gleiche gilt auch für die HF Kreise .
Oxidierte Röhrenfassungen und Sockelstifte machen gelegentlich auch fehler auf die man so nicht kommt.

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Wolfgang
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Nach halbwegs langer Zeit hatte ich heute mal wieder ein paar Stündchen für das Radio frei. In letzter Zeit ist irgendwie das Wetter so schön und bei schlechtem Wetter hat mich das Sofa fest im Griff, da kommt die Bastelei ein wenig zu kurz...

Den Gleichrichter habe ich durch eine Brückenschaltung mit Siliziumdioden ersetzt, jede Diode mit einem Keramikkondensator überbrückt (wie man das auf diveren Seiten im Internetz liest) und einen Vorwiederstand dazugepackt. Bei 270 Ohm passt die Anodenspannung aufs Volt genau (227 V) zur Angabe im Schaltplan bei exakt 220 V eingestellter Versorgungsspannung am Stelltrenntrafo. Der Widerstand verheitzt zwar nur ein gutes Watt, wird aber schon deutlich warm und wurde daher zur Kühlung an das Chassis geklebt. Nun wird der Widerstand gleichmäßig mit dem umliegenden Blech warm.

Zum eigentlichen Radioteil:
UKA läuft nach wie vor recht gut.
Auf Kurzwelle war heute irgendwie viel los. Statt bisher nur zwei Sender waren heute irgendwie viel mehr zu empfangen. Immer Grüppchenweise, sodass sich stellenweise unter Benutzung der Kurzwellenlupe ein Sender an den nächsten reiht. Viel davon klang asiatisch, manches auch Osteuropäisch, ich bin da aber kein Experte. Vielleicht lag es an der anderen Antennenposition (ca. 1 m Laborkabel senkrecht an der Wand nach oben verlegt), vielleicht am Wetter, keine Ahnung.

Die Kurzwelle zeigt einen interessanten Effekt: Die Sender "faden" ständig, also der Sender versinkt fast im Rauschen und kommt dann langsam wieder hoch bis man ihn klar und deutlich hört, dann versinkt er wieder fast im Rauschen. Also immer stärker und wieder schwächer. Der Effekt ließ sich nicht beeinflussen, egal ob eine Hand in der Nähe war oder ein Schraubenzieher in der Nähe von den Spulen oder so. Das ging unaufhaltsam automatisch so.

Auf Mittelwelle waren auch wieder einige Sachen zu empfangen, hier ist der Empfang komplett stabil, also kein Effekt wie bei KW.
Auf Langwelle nach wie vor Totenstille.

Nun also den Widerstand der Oszillatorröhre masseseitig abgelötet, das alte analoge Voltmeter mit µA Messbereich drangeklemmt und folgendes festgestellt:
UKW kein nennenswerter Gitterstrom - so wie erwartet.
KW ca. 200 µA Strom, recht stabil über den Frequenzbereich. Der Gitterstrom bleibt bei eingesteller Frequenz konstant, also hängt nicht mit dem oben beschriebenen Effekt zusammen.
MW ca. 400 µA Strom, ändert sich leicht mit der Frequenz. Zu höheren Frequenzen (Skalenzeiger bewegt sich nach links) wird der Strom etwas kleiner. Insgesamt vielleicht 50 µA über den ganzen Bereich.
LW im Vergleich kein nennenswerter Strom. Gemessen habe ich 8 µA. Ist das doch noch ein nennenswerter Strom oder müsste der im Bereich der anderen Frequenzbänder liegen?

Alle feinen Spulendrähte sind verbunden, ob an der laut Schaltplan richtigen Stelle konnte ich noch nicht überprüfen. Fest scheint aber alles zu sein, durch sanftes Wackeln an den Drähten hat sich auf keinem Frequenzband etwas geändert.

Vielleicht kann mir da jemand einen Hinweis geben? Wie gesagt, ist immernoch alles Neuland, da fehlt die Spürnase für Fehler komplett.
Wenn Bilder, Messwerte oder sonst was weiterhilft liefer ich das gerne nach.

Ich werde mich auch mal noch nach einem modernen Signalgenerator umsehen. Irgendwas, was die gängigen Modulationsarten beherrscht und vielleicht bis 20 MHz kann wäre sinnvoll zu haben - nicht nur für das Röhrenradio. Mal abwarten bis zum ersten Gehalt in wenigen Tagen :D
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ferdimh
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von ferdimh »

Also:
Auf Kurzwelle ist der Rundfunk in einige sehr kleine Bänder gezwängt. Deswegen gibt es ja die Kurzwellenlupe - das Kanalraster ist 5 oder 10 kHz, bei üblichen Sendefrequenzen von 6 bis 15 MHz stehen die Sender einfach verdammt eng.
Das Fading ist normal, weil die Ausbreitung über mehrere Wege erfolgt. Manchmal addieren sich diese Wege günstig - manchmal nicht so. Rundfunksender sollten nicht im Rauschen verschwinden, wenn deine Luft HF-technisch ruhig ist. Normalerweise rauschen die Röhrenkisten bei AM ohne Sender fast nicht, weil ihnen dafür (eigentlich unnötige) Verstärkung fehlt.
Sender, die kommen und gehen und wiederkommen sind gerade auf KW ziemlich sicher kein Fehler vom Gerät.
Fading kann auch bei MW vorkommen; ich habe aber tatsächlich bei aktuell aktiven Mittelwellensendern kaum Fading beobachten können.
Auf LW ist z.Zt. echt nicht viel los. Aber der Gitterstrom muss in der gleichen Liga liegen wie bei MW oder KW. 8µA ist ungefähr, was eine gute Röhre fließen lässt, wenn sie einfach nur geheizt ist..
Bei LW liegen üblicherweise alle Spulen in Reihe - damit ist die Spule selbst der heißeste Kandidat für ein Problem. Es macht Sinn, sich an dieser Stelle die Schaltung des Oszillators mit allen Tasten in LW-Stellung rauszuzeichnen, und dann anhand dieses Bildes den fehlenden Rückkopplungspfad zu suchen.
Die Schwankung des Gitterstroms ist in der Größenordnung vollkommen ok. Solange der Strom nicht um eine Größenordnung wandert...
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PowerAM
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Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von PowerAM »

Pauschal gesehen ist der Mittelwellenempfang z. Z. bei Tageslicht ausschließlich Empfang über die Bodenwelle. Die Raumwelle und damit Fading wird zum Abend hin ein Thema. Auf der Kurzwelle sind die Bedingungen andere, hier hat die Raumwelle die größte Bedeutung. Die Chinesen dominieren nach meinem Eindruck inzwischen jedes Rundfunkband. Oft sogar mit eindrucksvollen Signalstärken. Auf der Langwelle gibt es in der Tat inzwischen sehr wenig zu hören, die Raumwelle hat hier nahezu keine Bedeutung. Die Signalstärken variieren über den Tag dennoch spürbar. Es sollten die beiden starken Franzosen am unteren Bandende (163 und 183 KHz) gehen, die leise modulierte 198 kHz der BBC ebenfalls. die früher starke 243 kHz aus Dänemark ist nur noch minutenweise für das Seewetter in Betrieb. Eine 225 kHz aus Polen muss auch gehen. Im russischsprachigen Raum ist auch noch einiges aktiv.

Für die Lang- und Mittelwelle sollten es einige Meter Antenne werden, ein kurzes Prüfkabel ist nicht ansatzweise ausreichend.
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Bastelbruder
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Bastelbruder »

Nimm mal das Ohmmeter einseitig an Masse und mit der anderen Seite nacheinander an die beiden Drehkopakete. Es muß in allen AM-Bereichen Durchgang sein, bei Langwelle ein paar Ohm, bei Kurzwelle unter einem Ohm.

Wenn beide Langwellen-Spulenkombinationen ok scheinen dann könnte die separate Rückkoppelwicklung unterbrochen oder ein Koppelkondensator gestorben sein. Leider habe ich keinen Schaltplan um detaillierter helfen zu können, beim unseriösen Museum werde ich nienicht eine beliebige Adresse hinterlassen, die sind für mich gestorben!
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Wulfcat
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Wulfcat »

Die Taubheit der Langewelle kann auch an der Ferritantelle liegen.
Die hattest du ja neu Montieren müssen. Vielfach ist die Ferritantenne auch glichzeitig der Eingangskreis. Ist die Spule auf dem Stab verrutscht, ist der Kreis verstimmt. Da die Mittelwelle geht, die Langewelle aber taub ist, würde ich, wenn die LW Spule(Die mit den meisten Wicklungen)leicht lose ist, diese versuchsweise verschieben. Vorher einen won den Schwachen Sendern einstellen und dann VOOORSICHTIG die Spule leicht verschieben und das Signalmaximum suchen.

Das ist übrigens eine Erfahrungssache von mir. Ich hatte vor Jahrzehnten ein Röhrenradio vom Sperrmüll mitgebracht. Im Inneren lag der ferritstab lose, die Spulen hingen noch an den Lötpunkten der Ferritstab - Halterung. Dieser war von Gummiringen gehalten, die zerfallen waren. Das ganze wider zusammengespaxt. Das ganze zuerst taub wie nen Liter Holz auf dem ganzen Mittelwellen Bereich 2 Sender mit 5m Draht in der Antennenbuchse. Nach dem richtig schieben der Spule 2 Dutzend Sender ...... 8-)
Das Ganze für LW noch mal...
Zum Schluss mit nem festen Wachs fixieren.
Am guten Emfang freuen.
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ferdimh
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von ferdimh »

Trotzdem muss der Oszillator erstmal schwingen ;-)
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reutron
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von reutron »

Ich hatte für solche Aufgaben bis jetzt immer Zugriff auf ein Dipmeter.
Ansonsten hätte ich mal das Probiert ist bestimmt zuverlässiger als rumprobieren. ;)
http://www.b-kainka.de/bastel126.html
IPv6
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von IPv6 »

Wiedermal vielen Dank für eure Antworten!

Dass das Fading in gewisser Weise normal ist beruhigt mich. Dann scheint soweit mit dem UKW, dem KW und dem MW Teil alles in Ordnung zu sein, bis auf einen eventuell notwendigen Abgleich.

Das ein eter Messkabel ist nur als Antenne für UKW und Kurzwelle in Betrieb. Für Mittel- und Langwelle gibt es die Ferritantenne. Sicher auch nicht optimal, aber am Ende wird das Radio sowieso hauptsächlich UKW empfangen.

Was den Schaltplan angeht, den gibt es inklusive Werstattanleitung unter folgendem Link, den ein Nutzer bereits auf der ersten Seite gepostet hatte:
https://elektrotanya.com/telefunken_ope ... nload.html
Ich lade den Schaltplan lieber nicht hier im Forum hoch. Die Qualität ist jedenfalls sehr gut, ich habe mir den Plan auf zwei Din A4 Blätter ausgedruckt damit ich da schön bunt reinmalen kann. Falls es Probleme mit dem Download geben sollte helfe ich auch gerne per PM weiter.

Mit dem Ohmmeter die Drehko-Pakete gegen Masse messen werde ich als nächstes tun.

Die Ferritantenne ist soweit ich das beurteilen kann in Ordnung. Die Wicklung ist mir irgendeiner sehr festen Masse auf den Ferritstab geklebt, hat sich also beim Transport keinen µm bewegt. Auf dem Stab ist auch bloß eine einzelne Wicklung, die für beide Wellenbereiche genutzt wird.

Vielleicht möchte ja jemand einen Blick in den Schaltplan werfen. Mein nächster Schritt wäre nach dem Messen der Drehkos das Rauspinseln der Empfängerkreise für die verschiedenen Wellenbereiche mit anschließendem Messen, ob da irgendwo eine Unterbrechung oder Ähnliches vorliegt.
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ferdimh
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von ferdimh »

Ich habe gerade in den Schaltplan geguckt: Das Ding läuft auf MW/LW abweichend von der üblichen Vertüddelung mit kapazitiver Rückkopplung!
Damit ist am Drehko keine Masseverbindung zu messen.
Ebenso ist ein Ausfall des Oszillators auf LW um so seltsamer. Der fragliche LW-Schwingkreis wird aus Spule 15, Spule 14 C26 und dem Gedöhns drumrum gebildet. Spule 15 und C26 werden bei MW überbrückt und erhöhen so die Frequenz.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Bastelbruder »

Wenn der Oszillator auf Langwelle nicht schwingt, dann können nur L15, C26, C27 daran schuld sein. Die Spule mit dem Ohmmeter checken.
Wenn C26 überbrückt wird muß der Oszillator auf Langwelle zumindest anschwingen.
C27 hat praktischerweise keine Wertangabe, ich tippe auf etwa 470 pF. Der läßt sich aber auf Mittelwelle prüfen: Kontrollieren ob die Frequenz des niedrigsten Senders auf Mittelwelle ungefähr stimmt.
Mit einem zweiten Mittelwellenradio läßt sich der Oszillator empfangen, der sollte am unteren Bandende unter 1100 kHz abzustimmen sein. Wenn C27 keine Kapazität hat, geht der Abstimmbereich nicht so weit runter, das obere Bandende wird aber kaum beeinflußt. Auf Langwelle wird der Kondensator aber gebraucht.
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von sirell »

Muss da mal kurz kapern,
Ich war bisher der Meinung das man die Kondensatoren mit Gehäusemarkierung auch wieder so einsetzen soll (beim Ersatz) wenn ein Pol auf Chassis lag (Becher oder äußere Lage auf Chassis)
Ein langjähriger Radiobastler sagt mir gerade das er das nie beachtet hat und viele haben ja auch keinen Strich mehr, man muss es also selber herausfinden.

Mr Carlson hat da mal was gebastelt. Find ich grade nur nicht. Wie kann man das adhoc am besten testen ?
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Bastelbruder
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Bastelbruder »

Wenn man einen Signalverfolger hat, also einen NF-Verstärker mit hochohmigem Eingang der bereits brummt wenn man sich damit einer Steckdose nähert, braucht man weiter keine Meßmittel. Einfach den Kondensator an eine NF-Quelle anschließen und mit dem Tastkopf drumrumfahren. Man kriegt spätestens durch Umpolen schnell raus ob das Signal außen ist oder innen.
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ferdimh
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von ferdimh »

Bewährt hat sich hierfür (zumindest beim Notfrickel eine Stunde vorm Gig) ein billigster (optional auch ein teurer) Gitarrenverstärker und das zugehörige Klinkenkabel (mit Metallhülse). Letzteres kann man gut in der Hand halten und wird dabei noch geerdet, so dass die eigene Hand keinen Müll einstreut.
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Wulfcat
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Re: Mein erster Schritt in die Welt der Röhren

Beitrag von Wulfcat »

Als billig Signalverfolger benutz ich seit zig Jahren en kaputten Walkman mit Kopfhörer oder Lautsprecher. Mechanik raus. Platz geschaffen für nen Zusätzlichen 32Ohm Lautsprecher. Kopf raus. Eingangspinne des Kopfamps mittels 2er antiparaleller Dioden(DUS / 1N4148) gegen zu hohe Eingangans Pegel geschüzt. 4,7nf/1kV Kondi am heissen Ende.
Der Witz ist, mit dem Ding Kann man sogar die ZF belauschen ohne weitere massnahmen. :lol:
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