Vakuumkammer

Der chaotische Hauptfaden

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Lutz95326
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Vakuumkammer

Beitrag von Lutz95326 »

Hallo Leute,

nachdem meine neue Drehschieberpumpe läuft, suche ich ein geeignetes Gefäß um Experimente mit Vakuum und ein wenig Hochspannung zu machen.
Natürlich möchte ich nicht, dass mir das Ganze um die Ohren fliegt...

Hat von Euch schon jemand Erfahrung mit evakuierten Einmachgläsern oder sonstiges?

Für einen Tip wäre ich dankbar.

Schöne Grüße
Horst
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uxlaxel
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von uxlaxel »

ich kenne kochtöpfe als vakuumkammer. bei glas hätte ich angst vor splittern. als deckel dann 8mm starkes makrolon oder vergleichbares material, aber nicht dieses splitternde plexiglas.
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Chefbastler
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Chefbastler »

Einmachgläser würde ich nicht vertrauen.

Aber alte, runde, dicke hochwertige Waschmaschinenbullaugen ohne Kratzer haben bisher gut gehalten.

Ansonnsten hatte mal ein Bekannter ein stück Alurohr (ca. 30cm innenduchtmesser) Dichtgummirille versehen und oben drauf sehr dickes(ca.50mm) rund ausgeschnittenes Plexiglas als Deckel zum reinschauen gelegt.
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Lutz95326
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Lutz95326 »

Hallo Ulaxel,

ja, Druckkocktöpfe würden bestimmt gehen.

Ich möchte aber die Entladungen besser sehen, daher Glas.

Und: Offizielle Rezipienten gibt es auch in Glas...

Schöne Grüße
Horst
Blechei
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Blechei »

Moin
das Suchwort ist Exsikkator, dazu Schliffett.
Und wenn die Pumpe ausgeschaltet ist sabbert das eklige
Pumpenöl schön langsam in das im Unterdruck marinierte Fleisch.
Jetzt frag´ aber nicht, woher ich das weiß...
Bei einfachem Glas hätte ich Schiß.
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BernhardS
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von BernhardS »

Im Labor hat man die Kombination Glas und Vakuum nur noch so, daß da eine zäh-elastische Folie aufgebracht ist, die einerseits das Glas gegen kleine Kratzer schützt, andererseits das Implodieren verlangsamt und die Scherben einigermaßen zusammenhält.
Ist halt leider nicht so schön durchsichtig.

Was spricht gegen Metallbehälter mit Fenster aus Plexiglas? Beim Brechen des Plexidings zieht es nur die Bruchstücke nach innen. Das was Dich beim Implodieren von Glas trifft ist ja das Material von der anderen Behälterseite.
inse
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von inse »

Man könnte ja auch durch eine Schutzscheibe Splitterschutz gewährleisten, aber wie macht man Durchführungen in die Einmachgläser?
Oder kommt da ein anderer Deckel drauf?
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Mr_T
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Mr_T »

uxlaxel hat geschrieben:ich kenne kochtöpfe als vakuumkammer
Genau sowas habe ich mir letztes Jahr zugelegt (iBäh Stichwort: Entgasungskammer) und gute Erfahrungen damit gemacht. Man bekommt im Grunde einen Druckkochtopf, einen Deckel aus ca. 20mm starkem Acrylglas, Ventile und Manometer und die passende Dichtung. Ich habe den Verkäufer damals darum gebeten, den ganzen Ventilkram wegzulassen und mir stattdessen einen unbearbeiteten Deckel zu schicken, damit ich komplett freie Sicht habe. Als Vakuumanschluss und für Durchführungen habe ich radial mehrere Klima-Schraderventile in den Topf hart eingelötet.

Eignet sich super für Spielereien mit Hochspannung!
Bild
Die Hochspannungsdurchführung rechts ist übrigens einfacher, isolierter 1,5mm² Installationsdraht, den ich zusammen mit einem Stück Aquariumschlauch durch eins der Schraderventile gewürgt und anschließend fachmännisch mit dem Lieblingswerkstoff eingedichtet habe :D
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zauberkopf
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von zauberkopf »

Einmachglas :

1 . Beim Einmachen entsteht im Glas Vakuum.
2 . Vakuum bedeutet : Aussen herscht ein Druck von 1 Bar.
Das muss das Boot abkönnen...
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Durango
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Durango »

In der Schulzeit gab es eine Grundausrüstung für Vakuumexperimente.
Den ganzen Kram gibt es heute noch zu kaufen: https://www.phywe.de/de/rezipient-mit-k ... htung.html
Warum das Ding Rezipient heißt, weiß wohl nur der Verkäufer.

Jedenfalls 360° Dursicht, da aus Glas.

Das Ding wird auf einenTeller gestellt, der die nötigen Durchläße erlaubt.

Leider ist Ihbäh derzeit leer, warum nur, früher Massenware um Lebensmittel haltbarer zu machen.

So eine Plasmakugel möchte wohl jeder gern haben.

73 Manfred
Lukas94
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Lukas94 »

inse hat geschrieben:Man könnte ja auch durch eine Schutzscheibe Splitterschutz gewährleisten, aber wie macht man Durchführungen in die Einmachgläser?
Oder kommt da ein anderer Deckel drauf?
Theoretisch durch Einschmelzen ins Glas. Praktisch garnicht, weils dazu i.d.R. an passenden Gerätschaften fehlt. Abgesehen davon wärs mir zu heikel, die Glaswandung zu schwächen. Dann lieber eine 2-3cm starke Lexanscheibe oben drauf. Da kann man dann relativ leicht durch bohren, Gewinde reinschneiden und Durchführungen sauber eindichten.

Bei großen Weckgläsern habe ich keine Bedenken, da anständig Unterdruck zu ziehen, solange das Glas absolut unbeschädigt ist. Durch die runde Form kann die Konstruktion unheimlich viel Druck von außen ab.
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Desinfector
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Desinfector »

ein Weck-Glas wird mit einem dünnen Lackdraht unterm Gummi bestimmt auch noch dicht halten.
Diese Einmachgläser haben in Generationen der Nutzung, auch mit Stapelei im Keller
-wohlgemerkt MIT "Betriebsdruck" darin bisher immer gehalten.

mehr als eine Atmosphäre Druckunterschied kommen da nicht zusammen.
OK, im Winterhoch mit 1050hPa isses etwas mehr als im Sturmtief...
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zauberkopf
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von zauberkopf »

Also ich nutze alte Marmeladengläser gerne mal zum vergießen unter Vakuum.

Auch habe ich mal auf die Schnelle mir was getüttelt, um das Vakuum in Grenzen zu halten :
Heizung mit Thermostat, sorgt dafür, das die Vakuumpumpe eben nicht 0,3mBar schafft... ;-)

Dafür habe ich in den Deckel (blech), so ne Druckluftschnellkupplung eingeschraubt, und die kabelzufühung mit Silikon zugeloddert.
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Bastelbruder
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Bastelbruder »

Desinfector hat geschrieben:ein Weck-Glas wird mit einem dünnen Lackdraht unterm Gummi bestimmt auch noch dicht halten.
Leider ist das technisch nicht möglich, der Draht muß unbedingt zwischen zwei Gummis.
winnman
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von winnman »

Gummi kann man auch einschneiden und die Drähte in den Schnitten unterbringen.

Geht vieles wenn man kein höchst Vakuum braucht.
enebk
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von enebk »

Ich habe mir ein ganz normales Marmeladenglas zum Einfüllen von Öl/Kontrastmittel in Klimaanlagen umgebaut. Hat bis jetzt von Vakuum bis R134a bei Raumtemperatur alles ausgehalten ;)

Foto hier:
https://www.fingers-welt.de/phpBB/viewt ... it=+Vakuum
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Später Gast
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Später Gast »

Ich hätte auch gerne eine Vakuumkammer, aber das vielzitierte Marmeladenglas ist mir ne Nummer zu klein. Ich würde da auch gerne mal nen Becher Harz reinstellen, oder die Chiliernte exsikkieren, 10l Volumen könntens schon sein.

Passende übrige Dampfkochtöpfe stehn auch schon rum, nur vor der Anschaffung der 50mm Plexiglasscheibe bin ich bisher zurückgeschreckt. Nen passenden flachen Gummiring braucht man ja auch noch.

Vermutlich wirds fürs erste ein größeres Gurkenglas tun müssen. Schutzbrille nicht vergessen... 8-)
Virtex7
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Virtex7 »

Das Level bewegt sich gerade zwischen "Ich hab mit dem Hammer hinten auf eine Gewehrpatrone geschlagen, es ist nichts passiert, das geht schon so" und "Der Topf muss -10 bar Vakuum aushalten" (50mm Plexiglas, am besten noch Polycarbonat)

1. Man kann das ausrechnen!! 1kg/cm² bei vollem Unterdruck.
2. Der Unterschied zwischen gutem Wasserstrahlvakuum und Turbopumpe beträgt etwa 2%
https://de.vwr.com/store/product/7420994/water-jet-pump
3. Unterdruck ist limitiert auf so 1,1 bar wenn draußen das vollste Hochdruckgebiet herrscht und unten die mehrstufige Drehschieberpumpe lutscht.

Es spielt somit keinerlei Rolle ob das "die gute Drehschieber" ist oder eine einstufige Pumpe oder die lumpige Wasserstrahlpumpe am Wasserhahn voll aufgerissen..

Das Einmachglas sollte folglich halten, wenn man davon ausgeht, dass beim Einwecken eine reine Dampfatmosphäre herrscht, die dann kondensiert.


Und noch zwei Tipps:
1. Kuppelscheiben halten VIEL mehr aus als glatte Plattenstücke.
2. Polycarbonat splittert quasi nicht (Raumtemperatur), damit kann man gut ausprobieren, ob eine Scheibe dick genug ist. Ich gehe davon aus, dass 10mm auch für den Kochtopf reichen.

Bei 30cm Durchmesser sind das 7kN Kraft auf die Fläche. Auf den Deckel eines 10cm durchmessenden Glases wirken noch 78kg.

Ach ja, noch eins.
Drehschieberpumpen mögen kein Wasser. Sie rühren das in ihr Öl und gehen dann fest oder schleifen sich am Rost runter und verlieren so ihr Endvakuum.
Es gibt eine maximale Wasserförderrate, die auf der Pumpe steht. dabei geht man zusätzlich davon aus, dass die Pumpe warm ist und nach dem Wasserbeschuss trockenlaufen gelassen wird, also ausgasen kann.

Membranpumpen und Wasserringpumpen können Wasser fressen ohne Schaden zu nehmen.
Zuletzt geändert von Virtex7 am Di 7. Mai 2019, 13:52, insgesamt 1-mal geändert.
daruel
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von daruel »

Virtex7 hat geschrieben:nur vor der Anschaffung der 50mm Plexiglasscheibe bin ich bisher zurückgeschreckt.
Also bei normaler Topfgröße müssten auch 20mm reichen.
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Desinfector
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von Desinfector »

ich habe mal in einer 4ma gearbeitet, in der regelmässig Vergussmittel entgast wurden.
Das ganze passierte in einem Alu-Schaltkasten mit zusätzlich angebrachtem Stück Plexiglas.
Ich glaub das Plexi war so ca 10x10cm gross. Der Schaltkasten hatte etwa DIN A4 Format.

Nun weiss ich nicht mehr, welches Endvakuum erreicht wurde aber die Kiste war langzeit-dicht
und wurde auch mit 'ner Drehschieber-Pumpe entlüftet.
Das war ein normaler IP68 Kasten

Es muss also nicht zwingend irgendein Glas oder so'n Pott sein.
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zauberkopf
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Re: Vakuumkammer

Beitrag von zauberkopf »

Nen passenden flachen Gummiring braucht man ja auch noch.
Nö... ;-)
Es reicht eine Naht Silikon.

Ich hatte auch mal für ein grösseres Experiment eine olle rechteckige Französische Sanikiste verwurstelt :
Allerdings hatte ich in der Mitte noch ne fette "Stützschraube" eingebaut, damit der Deckel eben nicht kollabiert.
Die fehlende Gummidichtung hatte ich mit Silikon ersetzt, und ich musste auch mal probieren ob alles Dicht war :
Eine olle RS92 Wettersonde hatte den Job für mich übernommen... ;-)

Das Level bewegt sich gerade zwischen "Ich hab mit dem Hammer hinten auf eine Gewehrpatrone geschlagen, es ist nichts passiert, das geht schon so" und "Der Topf muss -10 bar Vakuum aushalten" (50mm Plexiglas, am besten noch Polycarbonat)
Natürlich !
Am besten finde ich noch die konstruktion hier aus 2 Ikea Salatschüsseln :
http://www.rapp-instruments.de/Radioakt ... EC/IEC.htm
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