Güldner A3K Getriebereparatur

Der chaotische Hauptfaden

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Anse
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Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Anse »

Hallo,
diesmal was rein mechanisches.
Das Getriebe unsres Güldners macht immer stärkere schlagende Geräusche im zweiten Gang. Also mal aufgeschraubt. Auf den ersten Blick war nichts zu erkennen. Alle Lager optisch noch in einem guten Zustand. Nach etwas Suchen ist eine Welle in der Mitte mit sehr viel radialen Spiel auf einer Seite aufgefallen.
Hier zu sehen. Die Lager links sind schon ausgebaut. Die Welle ist die Eingangswelle von der Kupplung. Auf der Linken Seite ist sie in Nadellagern gelagert, die wiederum in einer Hohlwelle (Nicht auf dem Bild) stecken für die Zapfwelle. Beim Loslassen der Kupplung wird zuerst die Zapfwelle, danach die Räder in Gang gesetzt.
IMG_20190530_195301.jpg
Wenn die Welle zurück gezogen wird, kommt darunter auf der rechten Seite ein Zapfen zum Vorschein (Im grünen Rechteck). Auf dem Zapfen hat die Welle ca. 5 mm radiales Spiel.
Rechts von dem Zapfen ist noch eine Scheibe mit einem fast zerfallenen grünen Kunststoffring.
IMG_20190530_195330.jpg
Das Innere der Welle, welches über den Zapfen kommt:
IMG_20190530_195402.jpg
Für mich sieht das so aus, als wäre da mal ein Nadellager drin gewesen. Allerdings wurde im Öl keinerlei Reste gefunden und an der magnetischen Ablassschraube war auch nichts. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Lager sich so gründlich vom Ort des Geschehens entferne sollte.
Welche Funktion die Scheibe mit Kunststoffring besitzt ist mir auch schleierhaft. Sie berührt an keiner Stelle die gegenüberliegende Welle.
Das Innere der Welle und der Zapfen sehen von der Form her so aus, als wäre sie schon länger aufeinander gelaufen.
Ich vermute mittlerweile, dass da was beim letzten Zusammenbau vergessen wurde.
Falls jemand Schnittbilder von dem Getriebe oder vergleichbarem hat, wäre das eine große Hilfe.
LG
Anse
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Joschie
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Joschie »

Hallo Anse,

ich gehe davon aus das es das ZF A205 ist, hier kann ich dir leider nicht viel weiter helfen.

Auf jeden Fall wirst du den Wellenstummel aufschweißen oder mit einer Büchse richten müssen da da drauf kein Nadellager lang läuft.
Bei dem harten Kunststoffring würde ich am ehesten eine Sychronisierung vermuten.

Um das ganze besser zu verstehen, ist das die Gang oder Gruppenschaltung die du da zeigst? Wie geht die Kraftübertragung nach hinten weiter?

Auch noch ein wichtiger hinweis, wenn du Lager tauschst, immer Wellenweise! Da sonst ausgelaufenes auf neues Lager trifft was das neue Lager gleich wieder ruiniert.

Aber was mir beim Blick gleich aufgefallen ist ist bei dir auch die Farbe im inneren abgeht. Wenn du das anständig richten willst rate ich dir das Getriebe komplett auszuräumen, die ganze Farbe runter zuholen und das Gehäuse innen neu zu streichen. Die Farbreste machen alle Lager fertig und ohne die Farbe fängt der Guss in eingen Jahren an zu trieven.
Des weitern sieht es so aus als ob an dem Schieberad ein Zahn fehlt und das Räderpaar auf dem Bild oben auch schon Feindkontakt hatte, evtl hats da ein paar Nadeln durchgezogen.

Zur Hohlwelle noch zwei Tips, erstens mach den Wellendichtring im inneren neu, wenn der undicht wird hast ne verölte Kupplung. Pilotlager würde ich auch gleich erneuern. Zweitens die Muffe auf der Tunnelwelle nicht schmieren.

Ach ja, wegen Unterlagen würde ich mal bei ZP (Zahnradfabrik Passau, gehören zu ZF und haben die LaMa Getriebe gefertigt) anfragen, zur Not versuchs mal bei Beißbarth&Müller in München, die können auch Teile beschaffen.

Grüße
Josef
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Fritzler
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Fritzler »

Also ich hab ja keine Ahnung von Mechanik, aber im ersten Bild das zweite Zahnrad von links sieht echt übel aus.
Die Einfräsung muss wohl so, aber die Zahnflanken sehen sehr mitgenommen aus.

Die Frage ist was zuerst kam.
Lager weg oder defektes Zahnrad drückte so sehr am Lager bis es zermatscht wurde?
unlock
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von unlock »

Irgendwie stehen die Wellen auch ziemlich schief(auser Paralellität)! :mrgreen:
Anse
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Anse »

Danke erst mal für eure Einschätzung und Tipps.
Joschie hat geschrieben:Die Farbreste machen alle Lager fertig und ohne die Farbe fängt der Guss in eingen Jahren an zu trieven.
Ist trieven eine neue Wortschöpfung? Hab ich noch nie gehört.

Das Eine Zahnrad sieht tatsächlich sehr mitgenommen aus. Ich habe jetzt mal vermutet, dass sich jemand extrem verschalten hatte. Könnte aber auch an dem immer mehr zunehmenden Fluchtfehler liegen.
Ich werde auf jeden Fall noch das abgelassenen Öl mit einem Magnet untersuchen. Vielleicht findet sich da noch ein Hinweis.

Eine Skizze werde ich auch noch anfertigen für das bessere Verständnis.
rene_s39
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von rene_s39 »

Anse hat geschrieben:Ist trieven eine neue Wortschöpfung?
Gemeint war wahrscheinlich triefen, das Öl diffundiert also durch den Guss hindurch und lässt die Farbe auch von außen abblättern - Neulackierung unmöglich.
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Nicki
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Nicki »

rene_s39 hat geschrieben:das Öl diffundiert also durch den Guss hindurch
Kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe Ende letzten Jahres einen 24 Jahre alten Motor zerlegt, gereinigt und generalüberholt. Der ist innen nicht angepinselt, hat aber auch jetzt (5000km später) noch eine trockene Außenseite.
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Smily
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Smily »

Also mit dem Rest Farbe weg machen haben meine Vorredner Recht.
Die Brösel zermahlen dir die Lager.

Dass Guss lackiert werden muss ist mir neu.

Welche Art Guss ist das? Stahl oder Alu?
Bei aluguss ist lackieren normal nicht nötig. Keiner meiner Vespa und Ape Motoren ist innen lackiert.
Und da diffundiert nix durch. Wie das bei Grauguss aussieht weiß ich nicht, kann's mir aber schwer vorstellen.

Lager und simmerringe neu machen ist in diesem Stadium sowieso angesagt, wenn eh alles offen ist.

Die Zähne solltest du wirklich erneuern bzw die Zahnräder. Da ist ein baldiger Ausfall vorprogrammiert.

Das abgerubbelte Teil könnte eine Teflonscheibe gewesen sein, die sich mittlerweile auflöst!
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Joschie
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Joschie »

Hallo zusammen,

leider war ich das Wochenende etwas eingespannt und hab daher nicht geantwortet.

Das Getriebe ist ein normaler Kokillenstahlguss. Das Problem mit dem Guss ist das das Öl im laufe der Zeit sich mit Öl vollsaugt und dann anfängt außen zu schwitzen. Und frag nicht woher ich das weiß.


Dann zu den Zahnrädern, ich habe mir mal erlaubt deine Bilder zu editieren:
Bild

Rote Markierung:
Bild
Hier fehlt wenn ich das richtig sehe ein halber Zahn.
Die Vordere Anschrägung ist gewollt und muss da sein da du ansonsten die Gänge nur bei absolutem Stillstand einlegen kannst.
Ebenfalls muss die Anschrägung (die so verbraucht aussieht) an dem hinteren Rad vorhanden sein.

Grüne Markierung:
Bild
hier scheint es so als ob auch mal etwas durch die Zähne durchgelaufen wäre.
Würde ich aber, sofern keine scharfen Grate da sind, weiterlaufen lassen.


Bei den Rädern glaube ich nicht das du über ZP noch was bekommen wirst. Nachfertigung sieht meines Wissens nach auch mieß aus.
Ich würde mir bei dem Schieberad jemanden suchen der den fehlenden Zahn aufschweißen und neu schleifen kann, dürfte das günstigste sein.

Grüße
Josef
Anse
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Anse »

Ich bin leider auch gerade etwas "eingespannt" und komme daher zu nicht.
Danke Joschi für die editierten Bilder. Werde mir die Stellen noch mal genauer ansehen. Das in Rot ist definitiv ein fehlender Zahn. Hatte mich nur noch nicht informiert, ob es da Nachtarbeitsmöglichkeiten gibt. Wegen Neuteilen hatte ich aber auch noch nicht geschaut.

Für mich sieht die Anschrägung zwar nicht wie gewollt aus, aber macht schon irgendwie Sinn. Muss mal das Partnerzahnrad anschauen. Fall da was gewalttätiges passiert sein sollte, sollte es auch etwas mitgenommen aussehen.

Über das durch Guss durch ziehende Öl habe ich auch nachgedacht. Je nach Kohlenstoffgehalt des Gusses könnte es ununterbrochene Brücken aus Kohlenstoff geben. Dann ist das schon realistisch.
Mir wurde mal erklärt, dass die Farbe, die nach dem Putzen noch am Guss hängenden Sandkörner zurück halten soll. Beim Guss putzen bekommt man ja schwer alles weg.
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Joschie
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Joschie »

Wegen Nacharbeitung der Zähne würde ich mal mit Uwe Wulf (Schweißtechnik Wulf) in Grinau Kontakt aufnehmen.

Grüße
Josef
Anse
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Anse »

Die Geschichte geht weiter.
Ersatzteil, auch gebrauchte sind sehr schwer zu bekommen für den vorliegenden Getriebetyp.
Ein komplettes austausch Getriebe war einfacher zu einem fairen Preis zu bekommen. Allerdings ist es vom inneren Aufbau etwas anders, was aber nicht stört, da es nach außen kompatibel ist.
Allerdings ist das Getriebe recht verstaubt. Gibt es eine Trick mit was man so was auswaschen könnte?
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Toddybaer
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Toddybaer »

Vom hören Sagen kenn ich nur Cola.

Aber ich wäre da vorsichtig. Ich würde eher Diesel nehmen.
Anse
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Anse »

Cola enthält Phosphorsäure und ist somit geeignet um Rost zu lösen. Wegen dem Zucker aber auch eine klebrige Sache. Dürfte in die Rubrik "Keine gute Idee" gehören in dem Fall.

An Diesel hab ich auch schon gedacht. Nicht leicht entflammbar und verdampft auch nicht so schnell.
Robby_DG0ROB
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Angeblich soll auch Bremsflüssigkeit dafür taugen. Soll ja auch bei festsitzenden Schrauben helfen.
radixdelta
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von radixdelta »

Diesel ist ein guter Reiniger, in Verbindung mit einem Pinsel sollte das funktionieren. Nur hartnäckig verharztes wäre damit schwierig, öliger Staub und Dreck geht damit aber gut runter und es hinterlässt einen Ölfilm der ein wenig gegen Korrosion schützt.

Wenn es wirklich sauber werden soll nimmt man Backofenspray, damit bekommt man so einiges sauber. Nur ist das halt dann mit Wasser abzuwaschen, das wird praktisch immer eine Sauerei.
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Nicki
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Nicki »

Meine Getriebe wasche ich mit Benzin aus. Öl ablassen, Benzin einfüllen, zuschrauben, herumrollen, ablassen.
ando
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von ando »

Moin

eine sehr intressante Sache die du da reparierst!

Ich halte zu dir, denn ichhab ja auch noch so eine Reparatur vor mir, bei meinem Fendt Farmer.

Es wurden nun ja shcon einige Lösungsmittel genannt. Probiers eben mal aus.
Hartnäckige Verkrustung löst tatsächlich Backofenspray. Das hab ich letztens erfolgreich bei meinem Turbolader angewandt.
Die Ansaugbrücke habe ich mit Industrie Werkstattreiniger (vom Fa Würhg) und heißem Wasser eingeweicht. Das ging dann auch.
Is vllt ne Idee fürs Getriebe, dann kannste das voll machen und stehen lassen. Diesel und Benzin stinkt ja wie die Hölle.

Ando
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Anse »

Verbackender Dreck ist es zum Glück nicht. Nur Staub mit Öl gebunden.
Nicki hat geschrieben:Meine Getriebe wasche ich mit Benzin aus. Öl ablassen, Benzin einfüllen, zuschrauben, herumrollen, ablassen.
Etwas unpraktikabel bei einem Getriebe, welches 150 kg wiegt... Aber ja, das würde auch funktionieren.
ando hat geschrieben:eine sehr intressante Sache die du da reparierst!
Na ja, reparieren kann man das nicht mehr nennen. Mehr Teile tauschen. Ein paar Lager sind auch noch fällig. Deine Fendt Reparatur hab ich auch am Rande verfolgt.
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Joschie
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Re: Güldner A3K Getriebereparatur

Beitrag von Joschie »

Hallo Anse,

du kannst versuchen das Getriebe mit einem sehr günstigen Öl zu waschen (Bohrmaschinenpumpe + Spritzdüse und PInsel), aber bedenke das der Dreck in den Lagern diese recht schnell verschleißen lassen.

Ich hab bei meinem damals zum Spülen ein ganz billiges Pflanzenöl genommen.

Grüße
Josef
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