Reperatur Pioneer A-445

Der chaotische Hauptfaden

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Bastelbruder
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Re: Reperatur Pioneer A-445

Beitrag von Bastelbruder »

Guck mal ob der Brückengleichrichter noch aus 4 Dioden besteht. Vielleicht hat sich da eine verflüchtigt.
andreas6
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Re: Reperatur Pioneer A-445

Beitrag von andreas6 »

Kann das ein Wasserschaden sein? Schraubenköpfe und Trafoblech sehen rostig aus.

Ist das Brummen bei Lautstärke=0 weg oder immer noch vorhanden?

MfG. Andreas
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Bastelbruder
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Re: Reperatur Pioneer A-445

Beitrag von Bastelbruder »

Achja, das Brummen hat eindeutig 50 Hz mit ungeraden harmonischen, das paßt nicht nur zur Einweggleichrichtung. Es paßt auch zur gefühlten Hochohmigkeit indem der Trafo einmal pro Periode hart an der Sättigung vorbeischrammt und in Kombination mit der Streuinduktivität des Netzes für unsymmetrische Verformung der Sinuskurve sorgt. Die Spannung liegt kapazitiv (hauptsächlich im Trafo) auf Gehäuse und Signalmasse und steht in krassem Widerspruch zur tatsächlich brummarmen Hand.

Ist die Hochohmigkeit besser wenn die andere Hand ans Gehäuse faßt?
Was passiert beim Umpolen des Netzsteckers?

Woher kommen eigentlich die 10 Hz im Spektrum? Das ist nicht ganz die Schumann-Resonanz. Ist da irgendwo noch nebenher ein Weltherrschaftsversuch am Laufen?
Kuehnetec
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Re: Reperatur Pioneer A-445

Beitrag von Kuehnetec »

Diese Geräte neigen zu kalten Lötszellen und oxidierten Masseverbindungen.

Ich würde erstmal alles gründlich nachlöten,Eingangsbuchsen,Steckverbinder und Masseverbindungen zum und am Gehäuse reinigen.
Den Gleichrichter,die Siebelkos mal prüfen und sämtliche anderen Kleinspannungen meisten 5V 12V ,+15V und -15V für die Versorgung prüfen.
Da könnte auch ein kleiner Elko verfault sein oder ein Spannungsregler hat ein Problem beim stabilisieren
oder die Spannung stimmt nicht oder der hat in der Umgebung eine kalte Lötstelle.

Was ich auch schon öfters hatte sind gebrochene Regler daher auch mal die Potis kontrollieren und die Frontblende runternehmen.
Die Geräte fallen manchmal hart auf die Knöpfe dabei gehen die Potischleifbahnen kaputt oder die Frontplatte hat einen Bruch.
Nicht funktionierende Schalter eventuell sind ein Hinweis auf Brüche in der Leiterplatte.

Ansonsten mein Tip:

Wenn die Kiste schon mal offen ist und wieder richtig funktioniert
werfe das Lautsprecherrelais raus tausche es gegen ein gutes neues z.b von Finder
mit goldenen Kontakten aus.
Diese Relais haben fast immer Aussetzer bei kleinen Lautstärken.

Auch die Eingangs-Quellenwahl Schalter von Alps neigen zum aussetzen die würde ich mitbehandeln.

Diese Schiebeschalter kann man aber reformieren,zerlergen,reinigen und neu fetten.
Macht ein bisschen Arbeit und man muss auf die kleinen Schiebereiter aufpassen.

Mfg Andreas
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Sterne
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Re: Reperatur Pioneer A-445

Beitrag von Sterne »

Danke für die Tipps ich arbeite mich langsam durch. :)

Also Gleichrichter ist laut Diodentest OK.
Glättungselkos 3..5 MegaOhm am Digitalvoltmeter und ESR von 0,03 Ohm.
Das Brummen ist abhängig von der Lautstärke und unabhängig von der Richtung des Netzsteckers. Die Handempfindlichkeit nimmt deutlich ab, wenn der andere Finger/die andere Hand am Gehäuse liegt.
So sieht das Hintergrundgeräuschspektrum - also ohne Verstärker - im Bastelzimmer aus.
Bild
Also kommen die sehr tiefen Frequenzen wohl aus dem Messaufbau mit Mikrofon und Laptop.

Die Platine machte eigentlich optisch einen recht guten Eindruck. Aber für die Glättungselkos und Gleichrichter musste ich den Kollegen fast komplett zerlegen. Dadurch ist dann dieser Platinenteil im Bereich Lautsprecheranschlüsse sichtbar geworden
Bild
Hammer ... das sieht ab Werk so lieblos nachgelötet aus und schreit ja förmlich nach kalter/gebrochener Lötstelle. :o
Vielleicht ist es das schon.
Falls das noch nicht alles war, werde ich wohl mal die Glättungskondensatoren und den Gleichrichter wieder einlöten und mir die Spannungen mal mit dem Oszi genauer anschauen.
andreas6
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Re: Reperatur Pioneer A-445

Beitrag von andreas6 »

Wackler an Lautsprecheranschlüssen erzeugen kein Brummen. Achte eher auf Masseverbindungen zwischen den Karten. Geht so etwas nur über Blechteile, einen Kupferdraht parallel löten.

MfG. Andreas
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Bastelbruder
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Re: Reperatur Pioneer A-445

Beitrag von Bastelbruder »

Der Diodentest mit 1 mA bringt beim Gleichrichter in diesem Fall nichts. Die Dioden müssen mit einem Ampere auf Niederohmigkeit / Gleichmäßigkeit getestet werden.
Wenn der Gleichrichter gerade raus ist, wird der Trafo immer noch zu warm?

Unsymmetrische Gleichrichtung läßt sich auch auf der Primärseite des Trafos mit Scope und Shunt oder sogar mit einem DC-Amperemeter nachweisen. Im 10A-Bereich ist die Auflösung aller DVMs heute gut genug, es darf kein DC-Anteil vorhanden sein. Gar keiner.
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Re: Reperatur Pioneer A-445

Beitrag von Sterne »

So nachdem die Hitze nicht mehr den kompletten Verstand verbrennt, habe ich mal weitergesucht. ;)

Gleichrichter: Alle Dioden 0,85..0,86V bei 1A / Doppeldioden parallel 1,6V bei 1A
R1 6,8 Ohm
R299 10 Ohm

Sekundäreseite Trafo abgeklemmt und 2 DVM zur Strommessung an den Mittelabgriff:
45 mA gegen Platinen-GND
0 mA gegen Gehäuse
Trenne ich die Verbindung am Mittelabgriff fließt der Strom erwatungsgemäß über den 6,8 Ohm Widerstand über das Gehäuse und lädt den Kondensator langsam um.

20 mA für Relais / Muting Taste passt
Wo die restlichen 25 mA bleiben konnte ich nicht finden. Dananach fiel mir ehrlich gesagt nur noch ein die ganzen Stecker zu lösen und so den Bereich so einzugrenzen. Also habe ich beide Steckkarten rausgerupft. Leider eine scheiß Fummelarbeit und die Steckverbinder sind auch noch spröde wie sau.
Steckverbindungen:
CN2 Phono-Ausgang
CN3 Phono-Spannungsversorgung
CN4 Alle anderen Audio-Eingänge
CN6 LED Power
CN7 Soundverbiegeeinheit
CN8 Spannung LEDs
CN17 Eingang Verstärker

Leider ohne Effekt die 25mA bleiben und müssen also im Verstärkerteil verschwinden.

Verständnisfrage:
Also ich versuche mal die Verstärkerstufe, soweit ich sie verstanden habe, zu erklären. D205, D207 stellen über Q205 und Q207 die Ströme für die beiden Differenzverstärker Q201 und Q209/Q211 ein. Am Ausgang der 2. Stufe stellen die identischen Zweige D209/R227 und D211/R229 wieder die Arbeitspunkte für Q213 und Q219 ein. Q215 sorgt dafür, dass die Ströme in Q219 und Q217 gleich groß sind.
In den Differenzverstärker Q209/Q211 fließen ja 3,6 mA rein. Wenn dann in D209/R227 laut Schaltplan 2,3 mA fließen sollten, dann wären das in D211/R229 nur 1,3 mA. Das ist doch Plumperquatsch oder habe ich was übersehen?

Mittlerweile habe ich auch in diesem Verstärker einen Kanal gegrillt. Beim Abrutschen einer Messspitze am Endtransitor habe ich dem magischen Rauch die Freiheit geschenkt. :cry:
Also werde ich mich erstmal an die Bautelernte machen und aus 2 defekten hoffentlich 1 heilen Verstärker machen.
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Re: Reperatur Pioneer A-445

Beitrag von Sterne »

Kleiner Zwischensieg ich habe wieder einen Stereoverstärker. :lol:
Was soll ich sagen die letzten Tage war das Buch meine Gutenachtlekture.
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Nochmal vielen Dank an Bastelbruder, der das vor einigen Monaten mal als lesenswert empfohlen hatte.
Mit dem IC PA00016 bin ich also mitten in einer "historischen Entwicklungsstufe" des Verstärkerbaus gelandet. Da mir aber der weitere Nachschub etwas zu teuer war, musste erst ein Plan her, wie das Ding für kurze Funktiontests zu ersetzen ist.
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Sowohl Variante A als auch B funktionieren im echten Leben zur Fehlersuche. Wobei die Variante B zukünftig vielleicht thermisch direkt auf einem Treiber des Ersatz-Keller-Verstärkers leben könnte.
Wenn man ein derartiges Glas anschaut wird man bei unersetzlichen Bauteilen vorsichtig. Wie man sich denken kann, hatte ich auch Angst um meine Endtransitoren und habe die vorsorglich durch BD139/140 ersetzt. Da auch die einmal tot im Glas liegen, war das wohl berechtigt. ;)
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Insgesamt habe ich diverse Widerstände und Transitoren getostet 47, 100 und 180 Ohm gehen auch in den Sortimenten langsam zu Ende. Richtig ätzend zu finden - mit den ganzen Dioden und Transistoren paralell- war ein Widerling der 315 Ohm statt 390 Ohm hatte. Da musste ich spontan an RAP denken ... mit dem Hammer draufhauen, ist da die einzige Lösung. :twisted:

Hier sieht man das Gesamtkunstwerk.
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Also hoffentlich habe ich nach Rücktausch der 2 ICs, 4 Endtransitoren und 2 Emitterwiderständen der Treiber wieder einen Verstärker im Originalzustand.

Gruß
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Bastelbruder
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Re: Reperatur Pioneer A-445

Beitrag von Bastelbruder »

... und viel gelernt!

Mit dem Hammer, das war nicht Bob Pease, sondern Bob Widlar - Widlarization ist der Fachbegriff für diese wohltuende Art der Behandlung.
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