Durchlauferhitzer vs. Boiler

Der chaotische Hauptfaden

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käferthias
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Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von käferthias »

Moin!
Ich hab eine kleine Einzimmerwohnung, vermietet an einen älteren Single (50-60). Gestern hat er angerufen und gemeint, sein Boiler im Bad tropft. Diagnose: Tank durchgerostet -> Totalschaden. In dem Bad ist ein Waschbecken und eine Dusche, keine Wanne. Die Elektroinstallation in dem Haus ist asbach uralt. Keine Schutzleiter. Der olle Boiler (Siemens DG 30025) ist, wenn ich das richtig verstehe, mit zwei Phasen angeschlossen. Kabelfarben sind Braun, Blau, Schwarz. Die Typenbezeichnung meint 380-420V oder 220V sind zum Betrieb möglich.

Jetzt stehe ich vor der Entscheidung: Soll ich wieder einen Boiler kaufen oder lieber einen Durchlauferhitzer?

Ich tendiere zum Durchlauferhitzer, allerdings bin ich mir wegen der Kabelquerschnitte nicht so sicher, ob das ratsam ist. Auf dem Typenschild steht bei der Leistung 1/3;2/3kW bei 380-415V und 1/3;2/3kW bei 220-240V - nicht sehr verständlich. Ein Durchlauferhitzer hätte 21kW, will man eine Dusche befeuern.

Wäre super, wenn mich da jemand auf den richtigen Pfad weisen könnte.

PS: Ich füge mal noch zwei Bilder ein:
IMG_2662.JPG
IMG_2661.JPG
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Chemnitzsurfer
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von Chemnitzsurfer »

Für den Boiler sind 2,5mm² (bzw. 1,5mm² bei Altinstallation) mehr wie ausreichend.
21KW zweiphasig wären fast 50A bzw dreiphasig 30A => 10(16)mm² bzw. 6 (10)mm² (je nach Leitungslänge und Verlegeart). Bei 35...63A was so typischerweise als Hauptsicherung vorm /hintern Zähler sitzt wird das dann schon knapp (gibt dann so schöne Schaltungen mit Lastabwurfrelais und Installationsschützen wo der DLE den Herd tot legt , damit die Vorsicherung nicht kommt)
Blankdraht DLE dürfen nur bei einen bestimmten Leitwert vom Wasser genutzt werden und müssen afaik ab einer gewissen Leistung teilweise beim Netzbetreiber angemeldet werden.

Wenn die Elektrik vom Haus wirklich Assbach Uralt ist, wird da auch kaum eine E-Firma da was Umbauen wollen (Gewährleistung, weil sie als letztes an der Anlage dran waren) .

blau kann auch die dritte Phase sein wenn der grün gelbe der PEN ist.

Einen Gasanschluss gibt es wahrscheinlich nicht oder?
ando
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von ando »

Moin,

wie Chemnitzsurfer schon richtig gesagt hat:

DLE braucht unbedingt ne passende Zuleitung und Umbaumaßnahmen in der Verteilung.

Wenn die Installation so bleibt, dann wieder nen Boiler. Schau doch mal in der Bucht, ob du nen guten gebrauchten bekommst.

Ando
daruel
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von daruel »

bei dem braun schwarz blau würde ich auch auf 3Ph tippen. Ist die normale Farbe wenn man ohne N anschließt. Miss doch erstmal zwischen allen 3, ob da je 400v ankommen.
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uxlaxel
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von uxlaxel »

daruel hat geschrieben: Mi 11. Dez 2019, 10:51 bei dem braun schwarz blau würde ich auch auf 3Ph tippen. Ist die normale Farbe wenn man ohne N anschließt. Miss doch erstmal zwischen allen 3, ob da je 400v ankommen.
davon würde ich ausgehen, dass der boiler auf 1/2/3/PE geklemmt war und keinen N hat. das war bis vor ca. 20...30 jahren noch üblich, keinen N mitzuführen. blau durfte bis vor paar jahren noch ein außenleiter sein. LG
sysconsol
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von sysconsol »

Den Boiler scheint es noch zu geben: BSH-Gruppe.
Die dort verfügbare Installationsanleitung zeigt die verschiedenen Anschlussarten und Heizleistungen.

Edit: Ist nicht mehr verfügbar - steht grau in der rechten Spalte :oops: Gibt scheinbar noch Restbestände.

Ich würde den einfach gegen einen neuen selben Typs ersetzen.
Scheint ab ca. 500 Euro zu kosten.
Die Anschlüsse und Befestigungsbohrungen passen dann eventuell auch schon.
Trotzdem schauen, was ersetzt werden muss und gleich mitbestellen.

Das ist eine vermietete Wohnung - da sollte man jeden Anlass für Ärger vermeiden.
Ein gebrauchter Boiler kostet Beschaffungszeit und Aufwand (guter Zustand - da muss man doch reinschauen können, um das zu beurteilen :? ).
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käferthias
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von käferthias »

Danke soweit, das hilft mir sehr weiter. Ich hab mir jetzt nen jungen gebrauchten (das selbe Modell) bestellt. 150 Euro ist schon ok, für ein 1 Jahr altes Gerät, denke ich. Wenn das nochmal 3-5 Jahre hält ist das OK, denn wir werden dann wahrscheinlich in dem Haus irgendwann die Elektrik neu machen und generell einiges sanieren.
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uxlaxel
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von uxlaxel »

Gehen wir mal davon aus, dass die Zuleitung 20A kann, weil sie 2,5mm2 hat, dann kannst du etwa 14kW maximal entnehmen. Bei älteren 1,5er Strippchen (möglicherweise ist das sogar bei dir der Fall) sind theoretisch noch 16A (=10kW) möglich, jedoch ziemlich grenzwertig. Zum Duschen braucht man aber mindestens 21kW üblicherweise, sonst wird das Wasser nicht richtig warm bzw. man hat sehr wenig Durchlauf. Viele DLE haben 24kW und mehr, wenn auch elektronisch geregelt. Alleine wegen der dünnen Strippe in der Wand kann man eigentlich nur wieder einen Boiler verwenden, DLE wird so nichts. Deine Entscheidung ist also goldrichtig. LG
MSG
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von MSG »

käferthias hat geschrieben: Mi 11. Dez 2019, 10:06...Die Elektroinstallation in dem Haus ist asbach uralt. Keine Schutzleiter. Der olle Boiler (Siemens DG 30025) ist, wenn ich das richtig verstehe, mit zwei Phasen angeschlossen. Kabelfarben sind Braun, Blau, Schwarz.
Achtung:Ich mache gerade unsere Hausinstallation teilweise neu.

Bis in die 60er galt:
220V: sw = Phase, gr = Nulleiter, rt = eigentlich nur in Wechselschaltungen als korrespondierender genutzt
400V: br, bl, sw = 3 Phasen, gr = Null.

=> In deinem Fall ist der Boiler an 3x380V ohne Null angeschlossen.

Durchlauferhitzer kannst du vergessen. Da ist mindestens eine neue Leitung 6mm² nötig wenn der Rest des Zählerschranks den Strom (25-35A / Phase) abkann.
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Roehricht
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von Roehricht »

hallo,
400V: br, bl, sw = 3 Phasen, gr = Null.
Früher gabs kein braunen Draht. Eine 4 adrige Leitung hatte grau, schwarz, rot und blau. In Drehsaftkreisen mit Nullung war grau MP/SL = PEN, sw, bl, rt die Aussenleiter R,S und T .

In TT und TN-S Netzen gabs 5 Adern, diese waren dann grau ,schwarz, rot, blau und schwarz. Rot war SL, grau MP .

Das war schon eine merkwürdige Regelung, rt konnte SL sein aber auch ein Aussenleiter. In Anlagen mit Nullung war da auch rt mal ein Lampendraht vom Schalter zur Abzweigdose.

Schutzerde, Schutzleiter= rt, Betriebserde = gelb.


In irgendeiner alten VDE war ein Schema welche Drahtfarbe wie und wo zu verwenden sind. Kann ne uralte 0100 gewesen sein.

73
Wolfgang
Robby_DG0ROB
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Wurden die Farben nicht später so geändert, dass auch farbenblinde Personen das eindeutig an der Abstufung der Grautöne erkennen können? Früher war Farbuntüchtigkeit scheinbar kein KO-Kriterium für Elektriker.
sysconsol
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von sysconsol »

So viele bunte Farben.

Ich empfehle die Verwendung eines geeigneten Messgerätes.
Weiß ja auch keiner, ob da mal wer was warum wohin geklemmt hat.
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gafu
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von gafu »

nicht unmöglich, das der braune draht früher mal gelb war.

nachdem die roten und grauen drähte aus den leitungen verschwanden, war im 3-adrigen schwarz-blau-gruengelb, und im 4adigen kabel schwarz, braun, blau, grüngelb.
erste ader braun und die grauen drähte statt dem zweiten schwarzen dann erst wieder in den letzten 10..15 jahren.

aber ehrlich: in so einer installation würde ich ohne genau zu wissen das die leitung da direkt und ohne klemmstellen bis zur sicherung geht, nicht ein mal darüber nachdenken ob man da vielleicht mehr als 10KW durch bekommt. Nachher fackelt noch die bude ab weil eine alte halbgammelige klemmstelle das kokeln anfängt

entweder so lassen, oder die elektrik überarbeiten, und zwar grundlegend.

die großen 21/23kw durchlauferhitzer sind, weil man eine badewanne in überschaubarer zeit mit warmen wasser füllen möchte. für dusche reicht auch weniger. hab 18kw (3x25A), ist noch reichlich für die dusche (mit wasserspar-brausekopf), würde wahrscheinlich so 12..14kw noch ausreichend sein.
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Toddybaer
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von Toddybaer »

gafu hat geschrieben: Sa 14. Dez 2019, 18:09 .....

die großen 21/23kw durchlauferhitzer sind, weil man eine badewanne in überschaubarer zeit mit warmen wasser füllen möchte. für dusche reicht auch weniger. hab 18kw (3x25A), ist noch reichlich für die dusche (mit wasserspar-brausekopf), würde wahrscheinlich so 12..14kw noch ausreichend sein.

Kommt drauf an, wo man wohnt.
Bin ich in einem Wohnwürfel, mit vielen Parteien, wo das Kaltwasser bereits mit 12° aus der Leitung kommt und bis zum Brausekopf ist die Leitung kurz mag das ausreichen.
Bei einzelnen 1 Familenhaus, mit den genormten 10° Kaltwassertemperatur und ungedämmter Leitung bis zur Dusche wird das schon arg knapp.
Und beim alleinstehenden Bauernhaus, mit 4-5° Kaltwassertemperatur und 3m Rohr bis zur Dusche, reicht das gerade noch für Handwarm, und schon garnicht mehr zum Duschen
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gafu
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Re: Durchlauferhitzer vs. Boiler

Beitrag von gafu »

das delta-T von 12 grad auf 40 grad, oder von 10 grad auf 40 grad, ist fast das gleiche.
ob die leitung 1 meter oder 5 meter ist, spielt nur die ersten 1-2 minuten eine rolle, egal ob boiler oder DLE.
"Reicht nur noch für handwarm" ist eine aussage die bei welchen randbedingungen gelten soll? Offenbar bei anderen als die anderen beiden fälle.
Wenn das wasser 5 minuten lief, ist die temperatur im einfamilienhaus im zulauf auch auf 10 grad.

4190J · kg-1K-1

4,2kWs/liter/grad

bei 30 grad deltaT und 10 kw, kannste 79mL/sekunde auf 40 grad erwärmen.
das sind 5 liter pro minute.

also wenn man mit 5L/min duschen WILL, dann reichen 10KW. wenn da 10 Liter durchstrudeln müssen, dann brauchts halt 20.
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