Julez hat geschrieben: ↑Mo 20. Apr 2020, 17:58 Also den Sinn des Balancing an sich braucht man nicht in Frage zu stellen, genauswenig wie man den Sinn von Sicherheitsgurten oder Airbags in Frage stellt.
Dass viele Akkuhersteller keinen Balancer einbauen liegt ganz einfach daran, dass sie mehr Akkus verkaufen wollen. Erst gestern habe ich wieder einen "defekten" Laptopakku eines Kollegen auseinandergenommen: Alle Zellen an sich identisch und ok vom Innenwiderstand und Kapazität her, aber eine hatte 0,5V weniger Spannung. Mit Balancer wäre das nicht passiert, es wäre aber dann auch kein neuer Akku gekauft worden, und darum geht es schließlich. Mit langsam auseinanderdriftenden Zellen lässt sich ohne viel Aufwand beim unbedarften Kunden der Eindruck eines nachlassenden Akkus erwecken, ohne extra eine Killschaltung einbauen zu müssen, und ohne den Zellhersteller dazu zu zwingen, extra schlechte Zellen zu bauen. Man kann also dem Akkuhersteller nicht rechtssicher vorwerfen, die Lebensdauer der Akkus künstlich zu begrenzen. Ideal für diesen!
Was die Active Equalizer gegenüber "normalen" Balancern auszeichnet ist, dass sie bei jeden Zellspannungen funktionieren und es nicht nötig ist, den Akku bis zur Schmerzgrenze maximal vollzublasen, damit ein "Schwellwertbalancer" aktiv wird. Demgegenüber steht der Nachteil, dass diese einfachen Platinchen, die nur Nachbarzellen vergleichen, keinen kritischen Zelldrift erkennen können, der sich quer durch den gesamten Akku erstreckt. Bei großen Akkus ist das dann ein Problem, bis 6s ist das ok würde ich sagen wenn man sich nicht nur auf das Platinchen verlässt sondern auch noch ein BMS als Sicherheit beim Laden dazukommt.
Dass die Active Equalizer funktionieren habe ich selbst getestet, ein absichtlich schwer debalancierter Akku ist innerhalb von einem Ladezyklus komplett normalisiert worden.
ok, ich äußere mich dann mal zu den drei Punkten in gegebener Reihenfolge:
1. Ich stelle grundsätzlich erst mal alles in Frage, da es das vorbehaltlose Denken vereinfacht. Für langen und problemlosen Akkubetrieb halte ich Balancer ebenfalls für sinnvoll, da Fehler bei der Herstellung der Akkus oder dem Zusammenstellen des Packs etwas verzeihlich werden und ein langsames auseinanderdriften der Zellen verhindert wird.
2. Warum viele Laptopakkus keinen Balancer haben: Kosten/Nutzen Abwägung und Bevorzugung des "lieber mal neu kaufens" seitens der Hersteller. Wenn der Akku gern mal mit dem dem Gerät weggeschmissen wird weil das Gerät selbst aus welchem Grund auch immer (und ich schließe hier psychische Gründe mit ein) weg kommt, aber der Akku noch weit in Ordnung wäre (viele Consumergeräte werden das so haben), lohnt sich die Balancerplatine nicht. Wäre sie weg gewesen, hätte es auch nichts geändert. Verweis zu 1.) bisher hätten meine Fahrzeuge auch keine Airbags gebraucht, es hätte schlicht keinen Unterschied gemacht.
Was du mit "extra schlechte Zellen bauen" meinst, erschließt sich mir nicht. Allerdings gehen mir diese subtilen Aussagen von wegen "Hersteller sind grundsätzlich böse" etwas auf die Nerven..
War in deinem Beispiel die Kapazität der Zellen nur gleich oder auch gleich des Neuzustandes? Waren die Innenwiderstände gleich?
3. Ich habe nie angezweifelt, dass das Verfahren an sich funktioniert, ich ziehe es nur in Zweifel, dass es für neue, vernünftig gebaute Packs notwendig ist. Und auch das Beispiel, dass man damit absichtlich debalancierte Packs zurücksetzen kann, bringt hier nichts, der Fehlerfall ist vorher absichtlich herbeigeführt worden.
Weiterhin stimmt die Aussage nicht, dass Balancersysteme nur bei vollen Akkus funktionieren, die von mir genannten analog Frontends können die Balancerschalter jederzeit einschalten, das ist eine Frage der Software die auf dem BMS Master läuft.
Mein Verständnis von größeren Akkus ist, dass sie immer mit den BMS-Modulen verbunden sind und nur während auch der BMS-Master läuft, die Akkus überhaupt betrieben (geladen oder entladen) werden. Im Modellbausektor ist das was anderes, keine Frage.
Die ganzen Abkürzungen wie "active equalizer" im gegensatz zu "balancer" sind mit etwas fremd, wenn ich da was verwechselt hab, kann das durchaus vorkommen.
Für mich gibts BMS (battery management system), die aus einem frontend (Modul am Akku, immer verbunden) und einem wo auch immer liegenden BMS-Master (kontrolliert die frontends und damit auch die Funktionen des Systems) bestehen. Weitergehende Funktionen wie Schalter oder Packstromsensoren sind optional und idR. am BMS-Master angeschlossen..