Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen
Verfasst: Mi 5. Feb 2020, 19:05
Moin zusammen,
in letzter Zeit kam ja immer mal wieder das Thema Li-Ion Akkus auf; sei es für Werkzeuge oder zum Antrieb sonstiger Gerätschaften. Leider sind viele Infos und Links querbeet verstreut. Einige meinen, dass ich mich auskenne mit der Thematik, daher möchte ich einige wichtige Infos und Links in diesem Thread zusammenfassen.
Warnung am Anfang: Geht mit LiIon Akkus was schief, können katastrophale Brände die Folge sein. Also nur dort experimentieren und laden, wo keine Sekundärbrände entstehen können. Ein umgedrehter großer Kochtopf über der ganzen Frickelei ist auch schon mal nicht schlecht, zumindest solange, bis man der Ansicht ist, das alles soweit betriebssicher ist.
Gut geeignet zur Lagerung sind umgebaute Munitionskisten wie hier beschrieben:
viewtopic.php?p=355486#p355486
Als Beispiele werde ich hier die Akkus von 2 Akkuschraubern verwenden. Hier ist es etwas komplizierter als üblich, weil sehr hohe Entladeströme verlangt werden.
Die Bilder dieses Beitrags sind in voller Auflösung hier zu sehen:
https://imgur.com/a/spdoJ84
https://imgur.com/a/GBcvW
Zunächst einige grundsätzliche Dinge zu Li-xx Akkus:
Generell unterscheiden wir zwischen "normalen" Li-Ion Akkus und LiFePo4 Akkus.
Normale Li-Ion Akkus kommen entweder im Rundzellen-Format oder als Lithium-Polymer Akkus als Beutelzelle. Beutelzellen aus dem Modellbaubereich sind meistens etwas leichter und höher belastbar, Rundzellen, vor allem im 18650 Format, haben eine höhere spezifische Kapazität und sind etwas unempfindlicher gegen Mißhandlungen wie Tiefentladung oder längere Lagerung im vollen oder leeren Zustand.
LiPos sind leer bei spätestens 3,60V ohne Last, und können bis 4,20V, manchmal auch bis 4,35V geladen werden.
LiIon Akkus sind leer bei spätestens 3,00V, unter 3,40V holt man allerdings auch nicht mehr viel raus. Sie können bis 4,20V geladen werden.
Für hohe Balastungen empfehle ich den Typ Sony-us18650vtc5a.
https://eu.nkon.nl/sony-us18650vtc5a-flat-top.html
https://eu.nkon.nl/sony-us18650vtc5a-fl ... ished.html
LiFePo4 Akkus sind sehr selten als Beutelzellen, und meistens in Form der 26650 Rundzelle von A123 anzutreffen. Diese Zelle ist legendär im Bezug auf Leistungsfähigkeit, Haltbarkeit und Mißhandlungsresistenz. Eine wahrhaft weltherrschaftliche Zelle, der man immer den Vorzug geben sollte, wenn das größere Bauvolumen und Gewicht zu verschmerzen sind. Auch sehr gut geeignet als Starterakkus für Roller und Motorräder im 4s2p oder 4s3p Verbund und mit Active Equalizer!
LiFePo4 sind leer bei spätestens 2,50V, unter 3,00V holt man allerdings auch nicht mehr viel raus. Sie können bis 3,60V geladen werden.
Hier die A123 Zelle anr26650m1b:
https://eu.nkon.nl/a123-systems-anr2665 ... grade.html
Generell danken es Lixx Akkus sehr, wenn sie nicht vollkommen entleert werden, also ca. 20% der Ladung verbleiben. Ebenfalls vorteilhaft ist es, sie nicht ganz bis zur maximal zulässigen Spannung vollzuladen.
Konkret erkennen kann man das an dieser Tabelle für LiIon Akkus:
Quelle:
https://www.powerstream.com/lithium-ion ... oltage.htm
Wie man erkennen kann, bedeutet jedes 1/10V weniger Ladeschlussspannung eine Verdoppelung der Lebensdauer. Der "sweet spot" scheint zwischen 4.05 und 4,10V zu liegen. Hier verliert man nur wenig Kapazität, gewinnt aber beträchtlich an Lebensdauer. Mehr dazu:
https://batteryuniversity.com/learn/art ... _batteries
https://www.powerelectronics.com/market ... ttery-life
Für LiFePos gilt ähnliches:
Quelle:
https://www.powerstream.com/lithium-pho ... oltage.htm
Bei mehr als 3,40V bekommt man kaum noch Ladung rein. Allerdings kann die Ladezeit sich dann schon etwas ziehen, weshalb ich 3,50V empfehle.
Generell sehe ich das so, dass das Elektrolyt bei LiIon Zellen in einem bestimmten Spannungsfenster stabil ist. In der Mitte (3,8-3,9V) ist man safe, aber je weiter man sich dem Rand nähert, desto größer ist die Schädigung des Elektrolyts pro Zeit. Übersteigt man die Ladeschlussspannung, blähen sich Tütenzellen direkt auf, weil sich das Elektrolyt zersetzt, als Modellbauer hat man sowas evtl. schon mal gesehen. In sofern sind die 4,20V Ladeschlusspannung kein in Stein gemeißelter Wert, sondern ein Kompromiss zwischen "nutzbarer Kapazität" und "akzeptabler Schädigung". Je nach Anwendungsfall kann man, wie mit einem Schieberegler, durch die gewählte Ladeschlussspannung Schädigung und Kapazität gemeinsam verschieben. Ich persönlich schiebe beides ein wenig nach unten, und lade meine Flug-LiPos nur bis 4,10-4,15V. Und sie halten jahrelang.
Wenn man sich nun schon in einem kritischen Bereich für das Elektrolyt befindet im Bereich der Ladeschlussspannung, ist der Grad der Schädigung eine Funktion der Zeit. Bei Modellbau-Tütenlipos ist sowas dann immer direkt sichtbar, und aufgeblähte Akkus weisen den Benutzer auf sein Fehlverhalten hin. Wie der Prozess bei Rundzellen genau abläuft, weiß ich nicht, da sich da ja nix ausdehnen kann. Ich vermute also, dass intern eine Drucksteigerung stattfindet, welche wiederum gemäß des chemischen Gleichgewichts eine weitere Zersetzung bremst. Hoher Druck bremst Prozesse, bei denen Gas entsteht. Ich vermute, dass deswegen Rundzellen auch diesbezüglich etwas robuster sind als Tütenakkus. Vorteilhaft ist es trotzdem nicht, sie ohne Notwendigkeit längere Zeit auf hoher Spannung zu halten.
Lagerung von Zellen/Akkus: Weder ganz voll noch ganz leer ist gut. LiIon Zellen sollten zwischen 3,80 und 3,90V gelagert werden. Dann altern sie am wenigsten. LiFePo4 mögen 3,35V, sind aber insgesamt deutlich unempfindlicher. Aufpassen muss man bei Werkzeugakkus, deren Elektronik Kriechströme ziehen kann, und dann manchmal sogar nur von einzelnen Zellen : Bei längerer Lagerung kann der Pack sich debalancieren und entladen, so dass die Elektronik ihn sperrt. Also hier öfter mal nachgucken ob alles im Lot ist bei längerer Nichtbenutzung.
Bei Akkus, die täglich genutzt werden, z.B. bei Elektrofahrrädern, empiehlt es sich, den Akku erst kurz vor Gebrauch ganz vollzuladen. Ich fahre den Akku bei einer Tour so ca. halbleer, und kann ihn dan entweder "lagern" (mehrere Tage nicht benutzen) oder ich lade ihn für den nächsten Tag per Zeitschaltuhr, die das Ladegerät so gegen 05:00h anstellt, so dass ich gegen 08:00h mit vollem Akku loskann. Würde ich den Akku schon immer abends laden, würde er die ganze Nacht voll rumstehen und Schaden akkumulieren.
Temperatur: Zur Lagerung ruhig sehr geringe Temperaturen, -10-20°C sind ok. Zur Benutzung aber tiefe Temperaturen vermeiden! Den Fahrradakku mit ins Haus nehmen wenn möglich. Vor der Fahrt auch ruhig auf die Heizung legen, 40°C ist die ideale Temperatur für hohe Leistung.
Verschaltung der Zellen:
LiIon Zellen lassen sich beliebig seriell und parallel verschalten, solange sichergestellt ist, dass die Betriebsparameter aller Zellen eingehalten werden. So ist eine serielle Verschaltung von z.B. einer 1Ah und einer 2Ah Zelle kein Problem, solange nicht mehr als 1Ah entnommen wird.
Das ist allerdings in der Praxis etwas schwierig zu überwachen und auch sinnlos, weshalb nur Zellen des gleichen Typs mit identischer Kapazität seriell verschaltet werden sollten.
Anders sieht es bei der Parallelschaltung aus: Hier kann man LiIon Zellen beliebigen Typs (natürlich nur entweder Li-Ion oder LiFePo4, nicht gemischt) verschalten.
Für den problemlosen Betrieb größerer Packs sollte man allerdings nur gleiche Zellen mit gleicher Alterung/Historie verwenden.
Es ist ebenfalls möglich, Zellen gleichzeitig seriell und parallel zu verschalten. Ein Pack mit 3 Zellen seriell und 2 parallel wird als "3s2p-Pack" bezeichnet (insgesamt 6 Zellen). Wichtig ist, dass es "Querverbindungen" unter den einzelnen Zellen gibt. Man sollte also nicht z.B. 2 Stück 3s1p Packs nehmen und diese nur an Plus und Minus verbinden, sondern zusätzlich jeden Pol jeder Zelle mit dem jeweils entsprechenden Pol der Schwesterzelle.
Hier sind diese notwendigen Verbindungen gestrichelt dargestellt:
Generell sollte man es vermeiden, direkt auf den Zellen rumzulöten. Die Hitze tut wirklich nicht gut. Ideal ist es, die Zellen direkt mit punktgeschweißten Lötfahnen zu erwerben. Auch wenn die Lötfahne abgeschnitten wird und man auf das verbliebene Reststück direkt auf der Zelle lötet, ist das immer noch besser, als direkt auf die Zelle zu löten. Auch bei aus alten Laptopakkus o.ä. ausgeschlachteten Zellen sollte man die Lötfahnen nicht ganz abreißen.
Soviel also zu Zellen und Packs. Widmen wir uns nun der Ladeelektronik. Dazu habe ich dieses kleine Schaltungsbild gemalt:
https://i.imgur.com/0tVKIZi.png
Ich werde einige der benötigten Module verlinken. Es ist sinnvoll, selbstständig verschiedene Quellen wie eBay, Aliexpress u.ä. zu vergleichen, da identische Produkte manchmal Preisspannen von 700% haben.
Ganz links haben wir den Hauptschalter, direkt danach einen Zeitschalter:
https://www.ebay.de/itm/164886280685
Ich nehme einen mit 10h Verzögerungszeit. So ist sichergestellt, dass ich die Ladeschaltung nicht vergessen kann. Es ist nicht gut, wenn die Zellen längere Zeit auf maximaler Spannung gefloatet werden. Mehr zum Floaten hier:
viewtopic.php?p=301436#p301436
viewtopic.php?p=301534#p301534
Daran angeschlossen haben wir ein kleines Netzteil. Dessen Spannung muss mindestens 2-3V höher sein als die Ladeschlussspannung des Akkus, 24V erschien mir praktisch. Die Ausgangsleistung sollte entsprechend der Ladeleistung gewählt werden. Zum gemütlichen Laden reicht 1A Ausgangsstrom vollkommen aus.
https://www.ebay.de/sch/i.html?_from=R4 ... y&_sacat=0
Die eigentliche CC/CV Ladung übernimmt dieser kleine DC-DC Wandler:
https://www.ebay.de/itm/DC-DC-LM2596-HV ... 2263882933
Ich mag diesen, weil er eine hohe Eingangsspannung ohne Probleme zulässt und eine LED hat, mit den er den Ladefortschritt anzeigen kann.
Kurz zum Begriff CC/CV: Das steht für "constant current" (konstanter Strom) und "constant voltage" (konstante Spannung). Lixx Akkus werden zuerst mit einem konstanten Strom geladen, bis die Ladeschlussspannung erreicht ist. Danach werden sie auf konstanter Spannung gehalten, wozu immer weniger Ladestrom benötigt wird, dieser fällt also ab. Ist er auf ca.10% des Anfangswertes gesunken, wird die Ladung bei fertigen, kommerziellen Ladegeräten beendet. Der DC-DC Wandler tut dies nicht, dann aber sollte man die Zellen nicht zulange auf CV Spannung halten, daher die Zeitschaltuhr. Direkt hinter den DC-DC Wandler sollte eine Diode kommen, um Entladeströme zu verhindern, wenn die Ladeschaltung ausgeschaltet wird.
Wenn man nicht in Eile ist, kann man ruhig gemächliche Ladeströme von z.B. 400-500mA einstellen. Ebenfalls denkbar ist eine Schaltung, mit der man verschiedene Ladeströme einstellen kann. Hierzu muss der Trimmer ausgelötet werden, und die Pole, die nicht der Schleifer sind, wieder mit Kabeln passend verbunden. Parallel dazu wird ein zweiter Trimmer genauso angeschlossen. Mit einem Umschalter kann man jetzt wahlweise den Schleifer des einen oder des anderen Trimmers mit dem vorgesehenen Kontakt verbinden, und somit zwischen 2 voreingestellten Ladeströmen wählen. Ebenso funktioniert das mit der Ladeschlussspannung. Mit einem Doppelumschalter könnte man also folgendes realisieren:
-langsames Laden: 400mA bis auf 4,10V für Gemütlichkeit und Hobby
-schnelles Laden: 2A bis auf 4,20V für Stress und Baustelleneinsatz
Eingestellt wird der Ladestrom folgendermaßen: Zuerst wird ein Multimeter mit Strommessfunktion genommen und an dem Ausgang des DC-DC Moduls befestigt. Erst dann wird dieses eingeschaltet. Ein Kurzschluss macht nix, solange dieser schon vor dem Anschalten besteht. Dann wird der Strom passend eingestellt und alles abgestellt. Nun wird das Multimeter auf Spannung geschaltet, und entsprechend die Spannung des DC-DC Wandlers eingestellt.
Wer nur 1s (4,2V) oder 2s (8,4) Akkus laden möchte, kann auch auf ein TP5100 Lademodul zurückgreifen:
https://www.youtube.com/watch?v=gKNF-hATmfQ
Dieses verträgt maximal 15V, also sollte ein 12V Netzteil zur Versorgung gewählt werden. Der Ladestrom kann bequem halbiert werden, indem man einen der Shunt-Widerstände entfernt. Die umschaltung von 1s zu 2s erfolgt über eine Lötbrücke.
Die Ladeschaltung kann dauerhaft mit dem Akku verbunden bleiben, oder sie wird getrennt durch einen Steckverbinder nach Wahl oder durch herausnehmen des Akkus aus der Ladeschale wie beim Akkuschrauber.
Wenn man möchte, kann man eine LED Anzeige am Akku befestigen, welche einem auf Knopfdruck den Ladezustand mitteilt. Es gibt unterschiedliche Modelle:
https://www.ebay.de/itm/1-4S-Lithium-Ba ... 4011952682
https://www.ebay.de/itm/18650-Lipo-Batt ... 4103557070
https://www.aliexpress.com/item/4000266390135.html
Der Akku hat allerdings noch andere Anforderungen, welche beachtet werden müssen. Kommen wir zunächst zum Balancing:
Balancing bedeutet, das alle Zellen auf die gleiche Spannung gebracht werden. Dies ist nicht immer automatisch so, da vor allem hochbelastete Zellen unterschiedliche Selbstentladeraten haben können, durch zunehmenden Verschleiß unterschiedliche Kapazitätsabnahmen erfolgen, oder durch unterschiedliche Temperaturen weiter innen oder aussen im Pack unterschiedlicher Verschleiß auftritt. Viele kommerzielle Produkte besitzen erstaunlicherweise keinen Balancer. Werden sehr gute Markenzellen verwendet, kann das einige Zeit lang gut gehen. Meistens lange genug, um aus der Garantiezeit zu sein, und dann soll der Kunde gefälligst die Brieftasche öffnen und sich einen neuen Akku kaufen. Besser wäre es, zu balancen.
Dieses kann auf 2 verscheidene Arten erfolgen:
Passives Balancing erfolgt durch die Entnahme eines geringen Stroms sobald die Zelle ihre Ladeschlussspannung ganz leicht überschritten hat, also bei 4,22V z.B.
Haben die Zellen eines 2s Akkus also 4,15V und 4,22V am Ende, wird die Zelle mit 4,22V mit einem geringen Strom belastet. Derweil wird die schwächere Zelle weiter geladen und ihre Spannung steigt langsam, bis beide Zellen 4,20V erreicht haben.
Der Vorteil ist, dass diese Technik sehr genau funktioniert, und auch bei großen Akkus (z.B. 12s Fahrradakkus) gut funktioniert.
Die Nachteile sind, dass dann aber auch wirklich bis 4,20V/Zelle geladen werden muss (nicht gut für die Lebensdauer) und die Ladeschlusspannung sehr genau justiert werden muss. Man kann sich behelfen, indem man üblicherweise auf eine geringere Spannug lädt (4,10V), und nur 1x im Monat oder so auf die volle Spannung, damit gebalanct wird. So mache ich das bei meinem Elektrofahrrad, funktioniert gut.
Aktives Balancing dagegen reagiert auf Spannungsunterschiede zwischen benachbarten Zellen, und schiebt Ladung von der stärkeren zur schwächeren Zelle.
Die Vorteile sind, dass es über den gesamten Spannungsbereich funktioniert, die Wahl der Ladeschlussspannung unkritisch ist und es auch beim Entladen funktioniert, also eine sehr schwache Zelle mit etwas Ladestrom unterstützt wird. Ein Pack aus Zellen mit ungleichmäßiger Kapazität kann so effektiv mehr Kapazität abgeben, ohne einzelne Zellen tiefzuentladen.
Der Nachteil ist, dass nur benachbarte Zellen miteinander verglichen werden, also keine besonders gute Gesamtgenauigkeit erreicht wird. Bis 6s würde ich aber keine Probleme sehen.
Ich empfehle, vorgefertigte Akkus von Werkzeugen, Fahrrädern oder sonstigen Geräten mit einem Active Equalizer zu versehen, sofern dies möglich ist.
Aber Vorsicht: Die Module müssen modifiziert werden, indem die Zener Dioden auf der Platine entfernt werden. Mehr dazu unten in diesem Posting.
https://www.ebay.de/itm/Li-ion-Lifepo4- ... 4221067642
Active Equalizer:
Der Akku selbst sollte mit einer Schaltung versehen werden, welche die Einhaltung der Betriebsparameter der Zellen sicherstellt. Hier gibt es verschiedene Typen und Prinzipien zur Auswahl, die manchmal auch kombiniert werden können.
Fertige Schaltungen werden unter der Bezeichnung "BMS" (Batterie Management System) angeboten. Hier einige Beispiele:
BMS 3s LiIon 20A mit Balancing:
https://www.ebay.de/itm/BMS-3S-20A-12-6 ... 3366438836
BMS 4s LiFePo4 mit Balancing und separaten Anschlüssen für Lade und Entladestrom:
https://www.ebay.de/itm/4S-100A-12-8-V- ... 3348766915
BMS "Protection Board" 3s LiIon 4A ohne Balancing:
https://www.ebay.de/itm/3S-4A-Cell-Li-o ... 3662461455
Sie sollen verhindern, dass einzelne Zellen des Akkus ausserhalb ihrer Betriebsspannungsbereichs betrieben werden. Auch können sie bei Überschreitung einen konstruktiv festgelegten Stroms abschalten. Manchmal haben sie separate Kontakte für Lade- und Entladestrom, manchmal nicht. Einige Systeme überwachen nur die Einzelzellspannungen und den Strom, manche können zusätzlich passiv Balancen. Soll hiermit gebalanct werden, ist es etwas schwierig die korrekte Ladeschlussspannung einzustellen. Sie sollte so hoch sein, dass am Ende immer noch ein Strom von 10-20mA fließt, der durch die passiven Balancer verbraten wird. Nur so kann ein debalancierter Akku balanciert werden. Ist die Spannnung zu gering, funktioniert das nicht sicher. Die Spannung sollte aber auch nicht so hoch sein, dass das BMS permanent die Ladung wegen Überspannung unterbricht. Also bei vollem Akku das Multimeter angeschlossen lassen und die Spannung fein einjustieren, bis konstant über mehrere Stunden ein gleichmäßiger Strom von 10-20mA fließt, der mit der Zeit auch nicht geringer wird.
Etwas einfacher wird die Sache, wenn man einen "Active Equalizer" einsetzt. Dann kann man einfach eine etwas geringere Ladespannung einstellen, z.B. 4,1V, und fertig. Es ist auch möglich, nur einen "Active Equalizer" ohne BMS zu verwenden. Dann allerdings wird der Akku nicht vor Tiefentladung geschützt, und man muss den Betrieb sofort einstellen, wenn sich eine fallende Akkuspannung bemerkbar macht. Und wenn mal was mit der Ladespannung aus dem Ruder läuft, kann es sehr gefährlich werden. Ein BMS wäre hier noch ein Notnagel, welcher die Ladung abbricht.
Idealerweise also beides verwenden. Bei Akkuschraubern ergibt sich die Problematik, dass die Entladestrome bei Blockierung durchaus 100A und mehr erreichen können. Für einige Sekunden macht ein Akku das mit, das BMS wird dagegen sofort abschalten. Zum Einen wird der Bemessungsstrom überschritten, zum Anderen brechen die Zellen stark ein, und das BMS denkt, sie sind leer. Sind sie aber nicht. Daher kann man ein BMS bei Akkuschraubern nicht vernünftig einsetzen, zumindest nicht frei verkäufliche. Also muss man beim Akkuschrauber zum Entladen das BMS überbrücken, und dieses nur zum Laden verwenden. Also den "Motor" direkt an + und - des Akkus anschließen, und die Kabel, die zum Laden genommen werden, über das BMS führen. Dazu braucht man aber dann 3 Anschlüsse am Akkupack, 2 zum gemeinsamen Laden und Entladen reichen nicht.
Desweiteren hat das Laden über ein BMS den Vorteil, dass der Akku vor potenziell gefährlicher Überladung geschützt wird, wenn mal etwas mit der Ladeschaltung nicht stimmt oder diese defekt ist.
viewtopic.php?f=16&t=14894&p=312975#p312975
Daher empfehle ich ausdrücklich, ein BMS einzusetzen, welches die Ladung zur Not unterbrechen kann. Eine Balancingfunktion ist nice to have, allerdings nicht notwendig, wenn man eh einen Active Equalizer verbaut hat. Stören tut eine Balancingfunktion keinesfalls, und sie ist sehr sinnvoll wenn man sich, warum auch immer, gegen einen Active Equalizer entscheiden sollte.
Hier beschreibe ich jetz mal, wie ich meine Systeme betreibe:
Netzteil, Zeitschaltuhr und DC-DC Modul. Alles wird eingebaut in so eine Kiste. Der durchsichtige Deckel ermöglicht es, allen LEDs beim Leuchten zuzusehen:
https://www.ebay.de/itm/158x90x65mm-Cle ... 2729418438
Um das Modul zu befestigen, wird ein Kupferstreifen und eine Mutter eingesetzt:
Schön in die Kiste reingestopft. Oben wird die Original-Ladeschale angeschraubt:
Inzwischen habe ich dieses Ladegerät erweitet. Neben dem DC-DC-Wandler für den 3s LiIon Akku ist ein weiterer Wandler für die 4s A123 LiFePo4 Akkus eingebaut. Das Netzteil ist stark genug, um beide gleichzeitig zu betreiben. Da ich die Schrauber mit den 4s A123 Akkus selten betreibe widerstrebt es mir, sie stets ganz voll zu laden. Daher habe ich die Spannung des DC-DC-Wandlers umschaltbar gemacht. Das lässt sich einfach bewerkstelligen, imdem ein 200k Trimmer neben dem vorhandenen für die Spannungseinstellung angebracht wird. Die vorderen Pole werden verbunden, die mittleren Pole per Schalter zusammengeschaltet oder getrennt. So kann mit dem Original-Trimmer die Voll-Lade-Spannung eingestellt werden (3,5V/Zelle * 4 = 14V) und mit dem zusätzlichen Trimmer eine erhöhte Lagerspannung (3,35V/Zelle * 4 = 13,4V). Somit werden die Zellen geschont und die Schrauber sind trotzdem stets betriebsbereit. Wird ein längerer Einsatz geplant, wird auf die volle Spannung umgeschaltet:
Beim Akku wird die Original-Elektronik weiterverwendet. Die einzelne Verschaltung der Zellen ist hier im Beispiel weniger interessant, da jeder Akku anders ist.
Zusätzlich kommt ein Active Equalizer dran, da die Originalschaltung wohl keinen Balancer hat. Der Stecker wurde aus platztechnischen Gründen entfernt:
Ein kleiner Spalt am Gehäuse wird duch Tesa verschlossen:
Nun wird das Machwerk eingestellt. 4,07V/Zelle ist ein guter Mittelwert, und der Strom geht passend runter beim Erreichen dieser Spannung:
Hach, wie schön das alles glimmt und leuchtet:
Dann hier noch der Akkupack für meinen anderen Akkuschrauber, den ich mit A123 Zellen (andere Quelle, daher Pappmantel) nachgerüstet habe. Man erkennt das separate dünne rote Kabel für den Ladestrom. Ebenso erkennt man, dass das Lastkabel direkt an das Akkukabel angeschlossen ist und nicht an das "P-" Pad des BMS, weil dieses trotz 100A Auslegung immer zu früh abgeschaltet hat:
Separate Kabel für den Active Equalizer wurden angelötet:
Test des Active Equalizers: Der Akku wurde bewusst schwer debalanciert, 0,5V Differenz bedeuten "fast voll" und "leer".
Und da arbeitet er auch schon hektisch:
Wird ins Gebäuse gestopft:
Eine Ladung später: Sehr ausgeglichen, nur noch 0,063V Differenz, unbedeutend im Vollbereich:
Hier dann noch ein Trick, um so eine Ladezustandsanzeige auf die Spannungslage des 4s A123 Akkus anzupassen. N4001 Dioden werden angelötet, und kompensieren so die höhere Spannung. Je nach gewünschtem Range kann man auch andere Dioden mit geringerem Spannungsabfall einsetzen. Die blanken Drähte werden mit einem Dupont-Stecker kontaktiert:
Mit einem Labornetzteil wird die Anzeige bei bestimmten Spannungen geprüft. Über 13,45V ist voll, unter 11,5 ist leer, passt halbwegs:
Dann noch schön in's Gehäuse eingebaut. LEDs bündig geschliffen, Taster leicht gekürzt:
Inzwischen ziehe ich aber dieses Modell vor. Es lässt sich sehr einfach mit doppelseitigem Klebeband befestigen und braucht nur eine Bohrung für das Kabel:
Die Ladeschaltung habe ich hier im Originalgehäuse untergebracht, und ein LED-Netzteil aus Platzgründen genommen. Zeitschalter war auf dem Bild noch nicht drin. Dieses Ladegerät habe ich aber gerade ausgesondert. Viel praktischer sind Ladebuchsen an den Packs, weil man dann die Akkus nicht vom Schrauber nehmen muss zum Laden. Daher habe ich in das Ladegerät im grauen Gehäuse einfach noch ein CC/CV Modul gebaut mit passender Spannung für die 4s A123 Akkus.
Am Ende muss ich mich nochmal den von mir begeistert beworbenen Active Equalizern widmen. Nachdem ich diese in einigen Akkupacks verwendet habe, fiel mir auf, dass die Packs eine Art erhöhte Selbstentladung aufwiesen. Die Akkuspannung nach dem Laden sank im Verlauf des Beobachtungszeitraums stärker ab als bei Packs mit ähnlichem Aufbau, aber ohne die Active Equalizer. Meine Recherchen führten mich auf diese Seite:
https://www.beyondlogic.org/review-li-i ... fer-board/
Dort entdeckte ich diesen Schaltplan:
Rot markiert sind 4,7V Zener Dioden. Diese sind in der eigentlichen Verwendung des ETA3000 Balancer Chips nicht vorgesehen, und sollen im Zusammenhang mit den AO3415 20V P-Channel MOSFET (markiert als AF9TF J) eine Art Schutzschaltung gegen Verpolung und Überspannung darstellen. Das Problem hierbei ist allerdings, dass die Zener Dioden nicht erst ab 4,7V stromdurchlässig werden, sondern auch unter diesem Schwellwert ein durchaus signigikanter Leckstrom auftritt. Diesen habe ich bei 4,15V mit ~5mA und bei 3,3V mit ~1,5-2mA gemessen. Das ist natürlich viel zuviel für Akkus, die nicht täglich gebraucht werden. 5mA bedeutet eine Selbstentladung von 100mAh am Tag, 700mAh in der Woche und 2800mAh im Monat. Aber auch die Hälfte oder sogar nur ein Viertel davon wäre immer noch inakzeptabel. Diese Zener Dioden müssen entfernt werden. Die Heißluft-Rework Station hat ganze Arbeit geleistet und irgendwas anderes an der Schaltung gekillt, also werden die Schaltungen einfach per Schraubendreher lobotomisiert. Fotostory:
Hier sind die schuldigen Zener Dioden rot markiert:
Ein Kabel wurde entfernt, um den Strom messen zu können:
Stromfluss bei 3,3V, inakzeptabel:
Frisch ans Werk:
*Knirsch*:
Und fertig. Wer mag, kann die Kontakte noch mit RTV Silikon oder Platinenschutzlack bestreichen, um den Feuchtigkeitsschutz wie ab Werk wieder herzustellen:
So gefällt mir das:
Irgendwie ganz schön dämlich, dass jetzt tausende Kunden auf der ganzen Welt langsam ihre Akkus entladen, und meistens wohl nichtmal wissen, woran es denn wohl liegt...
Ich bin auch jeden Fall jetzt wieder zufrieden mit meinen Packs.
Neuerdings gibt es auch eine andere Serie von Active Equalizern, bei welcher der oben beschriebene Umbau nicht nötig ist. Die sieht so aus:
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch mal genau dokumentieren, wie meine Packs umgebaut wurden.
Ich habe mich auf die alten Dewalt 12V Packs eingeschossen, weil man da das Oberteil so schön abbauen kann, um es auf ein anderes Gehäuse draufzusetzen:
Am oberen Ende wird die Polarität markiert und weiter unten eine Bohrmarkierung per Reißnadel an beiden Seiten angebracht:
Mit einem 1mm-Bohrer wird ca. 4mm tief eingebohrt an beiden Seiten, nicht mehr:
Die Torx-Schrauben werden gelöst:
Die vorstehenden Plastikführungen werden abgedremelt:
Am Unterteil des Akkus verblieben ist der Kontakthalter; man sieht die 1mm Bohrung die durch das Gehäuse hindurch ging. Wenn man die Schweißpunkte am Minuspol auch vorsichtig aufbohrt, kann man alles leicht von der Zelle lösen:
Nachdem dies geschehen ist, wird das Pluskabel des alten Akkus abgelötet, die Bohrung passend für M2 Gewinde aufgebohrt und auch die Bohrungen am Gehäuse auf 2mm aufgebohrt und gesenkt.
Das Minuskabel wird angelötet, 3,3mm² Silikon:
Das Pluskabel auch:
Und der Kontakthalter wird wieder mit dem Akkugehäuseoberteil verschraubt:
Kommen wir nun zu den Ersatzzellen. Vor einigen Jahren bin ich an ein Konvolut aus 250 Stück A123 Zellen gekommen, die alle einzeln vermessen werden müssen:
Das Ergebnis einiger Monate Arbeit ist ein Haufen durchaus tauglicher Zellen, alle fein sortiert und katalogisiert:
Es werden Zellen mit möglichst gleicher Kapazität für einen Pack ausgewählt und so hingelegt, dass die Anschweißfahnen möglichst gut zum Nachbarn passen:
Andere Seite:
Die Lötflächen werden etwas angeschliffen, nachdem die Zellen mit Klebeband zusammengeklebt wurden:
Andere Seite:
Die Zellen werden mit Masseband verbunden. Da das neue Gehäuse gerade eben breit genug ist, darf das Masseband nicht weit abstehen und muss möglichst flach verarbeitet werden. Erst die eine Seite anlöten, dann die andere Seite, und mit einem Schraubendreher niederdrücken dabei:
Da dementsprechend auch kein Platz ist, die Kabel anzulöten, werden Kupferstreifen vorbereitet:
Hier ist ein wenig zu viel Lötzinn, das muss wieder weg:
Dann können auch die Kupferstreifen schön umgebogen werden:
Nun wird das Gehäuse vorbereitet. Da die Clipsmechanismen nicht mehr funktionieren, wird ein Klettband zur Befestigung am Schrauber verschraubt:
Bohrungen für die Ladebuchse und die Kabel der Ladezustands-LED-Anzeige:
In den Gehäusedeckel kommen passende Bohrungen für die Kabeldurchführung und die Verschraubung des ursprünglichen Gehäuseoberteils. Damit sich kein Staub im Spalt zwischen den Gehäuseteilen festsetzt, wird eine 3mm dicke Styroporplatte (Depron) dort platziert:
Die Hauptkabel und die Einzelzellabgriffe zum Laden und Balancen werden verlötet:
Das BMS dient nur zur Ladeüberwachung und ggf. zum Balancen. Entladeüberwachung findet nicht statt, weil es immer sofort abschaltet wenn etwas mehr Strom gebraucht wird. Sehr nervig und auch nicht wirklich notwendig, wenn man öfter mal auf die Ladezustandsanzeige guckt. Anlöten der Kabel zum Laden:
Auf der anderen Seite erkennt man, wie an die Einzelzellenkontakte zusätzlich Kabel für den Active Equalizer und die LED-Spannungsanzeige gelötet wurden. Man beachte die selbstklebenden Moosgummiabdeckungen der Hauptkontakte an den Zellen:
Die Spannungsanzeige ist auf 3s LiIon ausgelegt, und muss daher mit einer N4001 Diode dazwischen angeschlossen werden:
Test der Spannungslevel:
Dann noch den Active Equalizer (ganz links) ins Gehäuse pfriemeln, und fertig ist die Verkabelung.
Der Lohn der Mühe mal 4. Perfekt funktionierende Akkuschrauber für wenig Geld:
in letzter Zeit kam ja immer mal wieder das Thema Li-Ion Akkus auf; sei es für Werkzeuge oder zum Antrieb sonstiger Gerätschaften. Leider sind viele Infos und Links querbeet verstreut. Einige meinen, dass ich mich auskenne mit der Thematik, daher möchte ich einige wichtige Infos und Links in diesem Thread zusammenfassen.
Warnung am Anfang: Geht mit LiIon Akkus was schief, können katastrophale Brände die Folge sein. Also nur dort experimentieren und laden, wo keine Sekundärbrände entstehen können. Ein umgedrehter großer Kochtopf über der ganzen Frickelei ist auch schon mal nicht schlecht, zumindest solange, bis man der Ansicht ist, das alles soweit betriebssicher ist.
Gut geeignet zur Lagerung sind umgebaute Munitionskisten wie hier beschrieben:
viewtopic.php?p=355486#p355486
Als Beispiele werde ich hier die Akkus von 2 Akkuschraubern verwenden. Hier ist es etwas komplizierter als üblich, weil sehr hohe Entladeströme verlangt werden.
Die Bilder dieses Beitrags sind in voller Auflösung hier zu sehen:
https://imgur.com/a/spdoJ84
https://imgur.com/a/GBcvW
Zunächst einige grundsätzliche Dinge zu Li-xx Akkus:
Generell unterscheiden wir zwischen "normalen" Li-Ion Akkus und LiFePo4 Akkus.
Normale Li-Ion Akkus kommen entweder im Rundzellen-Format oder als Lithium-Polymer Akkus als Beutelzelle. Beutelzellen aus dem Modellbaubereich sind meistens etwas leichter und höher belastbar, Rundzellen, vor allem im 18650 Format, haben eine höhere spezifische Kapazität und sind etwas unempfindlicher gegen Mißhandlungen wie Tiefentladung oder längere Lagerung im vollen oder leeren Zustand.
LiPos sind leer bei spätestens 3,60V ohne Last, und können bis 4,20V, manchmal auch bis 4,35V geladen werden.
LiIon Akkus sind leer bei spätestens 3,00V, unter 3,40V holt man allerdings auch nicht mehr viel raus. Sie können bis 4,20V geladen werden.
Für hohe Balastungen empfehle ich den Typ Sony-us18650vtc5a.
https://eu.nkon.nl/sony-us18650vtc5a-flat-top.html
https://eu.nkon.nl/sony-us18650vtc5a-fl ... ished.html
LiFePo4 Akkus sind sehr selten als Beutelzellen, und meistens in Form der 26650 Rundzelle von A123 anzutreffen. Diese Zelle ist legendär im Bezug auf Leistungsfähigkeit, Haltbarkeit und Mißhandlungsresistenz. Eine wahrhaft weltherrschaftliche Zelle, der man immer den Vorzug geben sollte, wenn das größere Bauvolumen und Gewicht zu verschmerzen sind. Auch sehr gut geeignet als Starterakkus für Roller und Motorräder im 4s2p oder 4s3p Verbund und mit Active Equalizer!
LiFePo4 sind leer bei spätestens 2,50V, unter 3,00V holt man allerdings auch nicht mehr viel raus. Sie können bis 3,60V geladen werden.
Hier die A123 Zelle anr26650m1b:
https://eu.nkon.nl/a123-systems-anr2665 ... grade.html
Generell danken es Lixx Akkus sehr, wenn sie nicht vollkommen entleert werden, also ca. 20% der Ladung verbleiben. Ebenfalls vorteilhaft ist es, sie nicht ganz bis zur maximal zulässigen Spannung vollzuladen.
Konkret erkennen kann man das an dieser Tabelle für LiIon Akkus:
Quelle:
https://www.powerstream.com/lithium-ion ... oltage.htm
Wie man erkennen kann, bedeutet jedes 1/10V weniger Ladeschlussspannung eine Verdoppelung der Lebensdauer. Der "sweet spot" scheint zwischen 4.05 und 4,10V zu liegen. Hier verliert man nur wenig Kapazität, gewinnt aber beträchtlich an Lebensdauer. Mehr dazu:
https://batteryuniversity.com/learn/art ... _batteries
https://www.powerelectronics.com/market ... ttery-life
Für LiFePos gilt ähnliches:
Quelle:
https://www.powerstream.com/lithium-pho ... oltage.htm
Bei mehr als 3,40V bekommt man kaum noch Ladung rein. Allerdings kann die Ladezeit sich dann schon etwas ziehen, weshalb ich 3,50V empfehle.
Generell sehe ich das so, dass das Elektrolyt bei LiIon Zellen in einem bestimmten Spannungsfenster stabil ist. In der Mitte (3,8-3,9V) ist man safe, aber je weiter man sich dem Rand nähert, desto größer ist die Schädigung des Elektrolyts pro Zeit. Übersteigt man die Ladeschlussspannung, blähen sich Tütenzellen direkt auf, weil sich das Elektrolyt zersetzt, als Modellbauer hat man sowas evtl. schon mal gesehen. In sofern sind die 4,20V Ladeschlusspannung kein in Stein gemeißelter Wert, sondern ein Kompromiss zwischen "nutzbarer Kapazität" und "akzeptabler Schädigung". Je nach Anwendungsfall kann man, wie mit einem Schieberegler, durch die gewählte Ladeschlussspannung Schädigung und Kapazität gemeinsam verschieben. Ich persönlich schiebe beides ein wenig nach unten, und lade meine Flug-LiPos nur bis 4,10-4,15V. Und sie halten jahrelang.
Wenn man sich nun schon in einem kritischen Bereich für das Elektrolyt befindet im Bereich der Ladeschlussspannung, ist der Grad der Schädigung eine Funktion der Zeit. Bei Modellbau-Tütenlipos ist sowas dann immer direkt sichtbar, und aufgeblähte Akkus weisen den Benutzer auf sein Fehlverhalten hin. Wie der Prozess bei Rundzellen genau abläuft, weiß ich nicht, da sich da ja nix ausdehnen kann. Ich vermute also, dass intern eine Drucksteigerung stattfindet, welche wiederum gemäß des chemischen Gleichgewichts eine weitere Zersetzung bremst. Hoher Druck bremst Prozesse, bei denen Gas entsteht. Ich vermute, dass deswegen Rundzellen auch diesbezüglich etwas robuster sind als Tütenakkus. Vorteilhaft ist es trotzdem nicht, sie ohne Notwendigkeit längere Zeit auf hoher Spannung zu halten.
Lagerung von Zellen/Akkus: Weder ganz voll noch ganz leer ist gut. LiIon Zellen sollten zwischen 3,80 und 3,90V gelagert werden. Dann altern sie am wenigsten. LiFePo4 mögen 3,35V, sind aber insgesamt deutlich unempfindlicher. Aufpassen muss man bei Werkzeugakkus, deren Elektronik Kriechströme ziehen kann, und dann manchmal sogar nur von einzelnen Zellen : Bei längerer Lagerung kann der Pack sich debalancieren und entladen, so dass die Elektronik ihn sperrt. Also hier öfter mal nachgucken ob alles im Lot ist bei längerer Nichtbenutzung.
Bei Akkus, die täglich genutzt werden, z.B. bei Elektrofahrrädern, empiehlt es sich, den Akku erst kurz vor Gebrauch ganz vollzuladen. Ich fahre den Akku bei einer Tour so ca. halbleer, und kann ihn dan entweder "lagern" (mehrere Tage nicht benutzen) oder ich lade ihn für den nächsten Tag per Zeitschaltuhr, die das Ladegerät so gegen 05:00h anstellt, so dass ich gegen 08:00h mit vollem Akku loskann. Würde ich den Akku schon immer abends laden, würde er die ganze Nacht voll rumstehen und Schaden akkumulieren.
Temperatur: Zur Lagerung ruhig sehr geringe Temperaturen, -10-20°C sind ok. Zur Benutzung aber tiefe Temperaturen vermeiden! Den Fahrradakku mit ins Haus nehmen wenn möglich. Vor der Fahrt auch ruhig auf die Heizung legen, 40°C ist die ideale Temperatur für hohe Leistung.
Verschaltung der Zellen:
LiIon Zellen lassen sich beliebig seriell und parallel verschalten, solange sichergestellt ist, dass die Betriebsparameter aller Zellen eingehalten werden. So ist eine serielle Verschaltung von z.B. einer 1Ah und einer 2Ah Zelle kein Problem, solange nicht mehr als 1Ah entnommen wird.
Das ist allerdings in der Praxis etwas schwierig zu überwachen und auch sinnlos, weshalb nur Zellen des gleichen Typs mit identischer Kapazität seriell verschaltet werden sollten.
Anders sieht es bei der Parallelschaltung aus: Hier kann man LiIon Zellen beliebigen Typs (natürlich nur entweder Li-Ion oder LiFePo4, nicht gemischt) verschalten.
Für den problemlosen Betrieb größerer Packs sollte man allerdings nur gleiche Zellen mit gleicher Alterung/Historie verwenden.
Es ist ebenfalls möglich, Zellen gleichzeitig seriell und parallel zu verschalten. Ein Pack mit 3 Zellen seriell und 2 parallel wird als "3s2p-Pack" bezeichnet (insgesamt 6 Zellen). Wichtig ist, dass es "Querverbindungen" unter den einzelnen Zellen gibt. Man sollte also nicht z.B. 2 Stück 3s1p Packs nehmen und diese nur an Plus und Minus verbinden, sondern zusätzlich jeden Pol jeder Zelle mit dem jeweils entsprechenden Pol der Schwesterzelle.
Hier sind diese notwendigen Verbindungen gestrichelt dargestellt:
Generell sollte man es vermeiden, direkt auf den Zellen rumzulöten. Die Hitze tut wirklich nicht gut. Ideal ist es, die Zellen direkt mit punktgeschweißten Lötfahnen zu erwerben. Auch wenn die Lötfahne abgeschnitten wird und man auf das verbliebene Reststück direkt auf der Zelle lötet, ist das immer noch besser, als direkt auf die Zelle zu löten. Auch bei aus alten Laptopakkus o.ä. ausgeschlachteten Zellen sollte man die Lötfahnen nicht ganz abreißen.
Soviel also zu Zellen und Packs. Widmen wir uns nun der Ladeelektronik. Dazu habe ich dieses kleine Schaltungsbild gemalt:
https://i.imgur.com/0tVKIZi.png
Ich werde einige der benötigten Module verlinken. Es ist sinnvoll, selbstständig verschiedene Quellen wie eBay, Aliexpress u.ä. zu vergleichen, da identische Produkte manchmal Preisspannen von 700% haben.
Ganz links haben wir den Hauptschalter, direkt danach einen Zeitschalter:
https://www.ebay.de/itm/164886280685
Ich nehme einen mit 10h Verzögerungszeit. So ist sichergestellt, dass ich die Ladeschaltung nicht vergessen kann. Es ist nicht gut, wenn die Zellen längere Zeit auf maximaler Spannung gefloatet werden. Mehr zum Floaten hier:
viewtopic.php?p=301436#p301436
viewtopic.php?p=301534#p301534
Daran angeschlossen haben wir ein kleines Netzteil. Dessen Spannung muss mindestens 2-3V höher sein als die Ladeschlussspannung des Akkus, 24V erschien mir praktisch. Die Ausgangsleistung sollte entsprechend der Ladeleistung gewählt werden. Zum gemütlichen Laden reicht 1A Ausgangsstrom vollkommen aus.
https://www.ebay.de/sch/i.html?_from=R4 ... y&_sacat=0
Die eigentliche CC/CV Ladung übernimmt dieser kleine DC-DC Wandler:
https://www.ebay.de/itm/DC-DC-LM2596-HV ... 2263882933
Ich mag diesen, weil er eine hohe Eingangsspannung ohne Probleme zulässt und eine LED hat, mit den er den Ladefortschritt anzeigen kann.
Kurz zum Begriff CC/CV: Das steht für "constant current" (konstanter Strom) und "constant voltage" (konstante Spannung). Lixx Akkus werden zuerst mit einem konstanten Strom geladen, bis die Ladeschlussspannung erreicht ist. Danach werden sie auf konstanter Spannung gehalten, wozu immer weniger Ladestrom benötigt wird, dieser fällt also ab. Ist er auf ca.10% des Anfangswertes gesunken, wird die Ladung bei fertigen, kommerziellen Ladegeräten beendet. Der DC-DC Wandler tut dies nicht, dann aber sollte man die Zellen nicht zulange auf CV Spannung halten, daher die Zeitschaltuhr. Direkt hinter den DC-DC Wandler sollte eine Diode kommen, um Entladeströme zu verhindern, wenn die Ladeschaltung ausgeschaltet wird.
Wenn man nicht in Eile ist, kann man ruhig gemächliche Ladeströme von z.B. 400-500mA einstellen. Ebenfalls denkbar ist eine Schaltung, mit der man verschiedene Ladeströme einstellen kann. Hierzu muss der Trimmer ausgelötet werden, und die Pole, die nicht der Schleifer sind, wieder mit Kabeln passend verbunden. Parallel dazu wird ein zweiter Trimmer genauso angeschlossen. Mit einem Umschalter kann man jetzt wahlweise den Schleifer des einen oder des anderen Trimmers mit dem vorgesehenen Kontakt verbinden, und somit zwischen 2 voreingestellten Ladeströmen wählen. Ebenso funktioniert das mit der Ladeschlussspannung. Mit einem Doppelumschalter könnte man also folgendes realisieren:
-langsames Laden: 400mA bis auf 4,10V für Gemütlichkeit und Hobby
-schnelles Laden: 2A bis auf 4,20V für Stress und Baustelleneinsatz
Eingestellt wird der Ladestrom folgendermaßen: Zuerst wird ein Multimeter mit Strommessfunktion genommen und an dem Ausgang des DC-DC Moduls befestigt. Erst dann wird dieses eingeschaltet. Ein Kurzschluss macht nix, solange dieser schon vor dem Anschalten besteht. Dann wird der Strom passend eingestellt und alles abgestellt. Nun wird das Multimeter auf Spannung geschaltet, und entsprechend die Spannung des DC-DC Wandlers eingestellt.
Wer nur 1s (4,2V) oder 2s (8,4) Akkus laden möchte, kann auch auf ein TP5100 Lademodul zurückgreifen:
https://www.youtube.com/watch?v=gKNF-hATmfQ
Dieses verträgt maximal 15V, also sollte ein 12V Netzteil zur Versorgung gewählt werden. Der Ladestrom kann bequem halbiert werden, indem man einen der Shunt-Widerstände entfernt. Die umschaltung von 1s zu 2s erfolgt über eine Lötbrücke.
Die Ladeschaltung kann dauerhaft mit dem Akku verbunden bleiben, oder sie wird getrennt durch einen Steckverbinder nach Wahl oder durch herausnehmen des Akkus aus der Ladeschale wie beim Akkuschrauber.
Wenn man möchte, kann man eine LED Anzeige am Akku befestigen, welche einem auf Knopfdruck den Ladezustand mitteilt. Es gibt unterschiedliche Modelle:
https://www.ebay.de/itm/1-4S-Lithium-Ba ... 4011952682
https://www.ebay.de/itm/18650-Lipo-Batt ... 4103557070
https://www.aliexpress.com/item/4000266390135.html
Der Akku hat allerdings noch andere Anforderungen, welche beachtet werden müssen. Kommen wir zunächst zum Balancing:
Balancing bedeutet, das alle Zellen auf die gleiche Spannung gebracht werden. Dies ist nicht immer automatisch so, da vor allem hochbelastete Zellen unterschiedliche Selbstentladeraten haben können, durch zunehmenden Verschleiß unterschiedliche Kapazitätsabnahmen erfolgen, oder durch unterschiedliche Temperaturen weiter innen oder aussen im Pack unterschiedlicher Verschleiß auftritt. Viele kommerzielle Produkte besitzen erstaunlicherweise keinen Balancer. Werden sehr gute Markenzellen verwendet, kann das einige Zeit lang gut gehen. Meistens lange genug, um aus der Garantiezeit zu sein, und dann soll der Kunde gefälligst die Brieftasche öffnen und sich einen neuen Akku kaufen. Besser wäre es, zu balancen.
Dieses kann auf 2 verscheidene Arten erfolgen:
Passives Balancing erfolgt durch die Entnahme eines geringen Stroms sobald die Zelle ihre Ladeschlussspannung ganz leicht überschritten hat, also bei 4,22V z.B.
Haben die Zellen eines 2s Akkus also 4,15V und 4,22V am Ende, wird die Zelle mit 4,22V mit einem geringen Strom belastet. Derweil wird die schwächere Zelle weiter geladen und ihre Spannung steigt langsam, bis beide Zellen 4,20V erreicht haben.
Der Vorteil ist, dass diese Technik sehr genau funktioniert, und auch bei großen Akkus (z.B. 12s Fahrradakkus) gut funktioniert.
Die Nachteile sind, dass dann aber auch wirklich bis 4,20V/Zelle geladen werden muss (nicht gut für die Lebensdauer) und die Ladeschlusspannung sehr genau justiert werden muss. Man kann sich behelfen, indem man üblicherweise auf eine geringere Spannug lädt (4,10V), und nur 1x im Monat oder so auf die volle Spannung, damit gebalanct wird. So mache ich das bei meinem Elektrofahrrad, funktioniert gut.
Aktives Balancing dagegen reagiert auf Spannungsunterschiede zwischen benachbarten Zellen, und schiebt Ladung von der stärkeren zur schwächeren Zelle.
Die Vorteile sind, dass es über den gesamten Spannungsbereich funktioniert, die Wahl der Ladeschlussspannung unkritisch ist und es auch beim Entladen funktioniert, also eine sehr schwache Zelle mit etwas Ladestrom unterstützt wird. Ein Pack aus Zellen mit ungleichmäßiger Kapazität kann so effektiv mehr Kapazität abgeben, ohne einzelne Zellen tiefzuentladen.
Der Nachteil ist, dass nur benachbarte Zellen miteinander verglichen werden, also keine besonders gute Gesamtgenauigkeit erreicht wird. Bis 6s würde ich aber keine Probleme sehen.
Ich empfehle, vorgefertigte Akkus von Werkzeugen, Fahrrädern oder sonstigen Geräten mit einem Active Equalizer zu versehen, sofern dies möglich ist.
Aber Vorsicht: Die Module müssen modifiziert werden, indem die Zener Dioden auf der Platine entfernt werden. Mehr dazu unten in diesem Posting.
https://www.ebay.de/itm/Li-ion-Lifepo4- ... 4221067642
Active Equalizer:
Der Akku selbst sollte mit einer Schaltung versehen werden, welche die Einhaltung der Betriebsparameter der Zellen sicherstellt. Hier gibt es verschiedene Typen und Prinzipien zur Auswahl, die manchmal auch kombiniert werden können.
Fertige Schaltungen werden unter der Bezeichnung "BMS" (Batterie Management System) angeboten. Hier einige Beispiele:
BMS 3s LiIon 20A mit Balancing:
https://www.ebay.de/itm/BMS-3S-20A-12-6 ... 3366438836
BMS 4s LiFePo4 mit Balancing und separaten Anschlüssen für Lade und Entladestrom:
https://www.ebay.de/itm/4S-100A-12-8-V- ... 3348766915
BMS "Protection Board" 3s LiIon 4A ohne Balancing:
https://www.ebay.de/itm/3S-4A-Cell-Li-o ... 3662461455
Sie sollen verhindern, dass einzelne Zellen des Akkus ausserhalb ihrer Betriebsspannungsbereichs betrieben werden. Auch können sie bei Überschreitung einen konstruktiv festgelegten Stroms abschalten. Manchmal haben sie separate Kontakte für Lade- und Entladestrom, manchmal nicht. Einige Systeme überwachen nur die Einzelzellspannungen und den Strom, manche können zusätzlich passiv Balancen. Soll hiermit gebalanct werden, ist es etwas schwierig die korrekte Ladeschlussspannung einzustellen. Sie sollte so hoch sein, dass am Ende immer noch ein Strom von 10-20mA fließt, der durch die passiven Balancer verbraten wird. Nur so kann ein debalancierter Akku balanciert werden. Ist die Spannnung zu gering, funktioniert das nicht sicher. Die Spannung sollte aber auch nicht so hoch sein, dass das BMS permanent die Ladung wegen Überspannung unterbricht. Also bei vollem Akku das Multimeter angeschlossen lassen und die Spannung fein einjustieren, bis konstant über mehrere Stunden ein gleichmäßiger Strom von 10-20mA fließt, der mit der Zeit auch nicht geringer wird.
Etwas einfacher wird die Sache, wenn man einen "Active Equalizer" einsetzt. Dann kann man einfach eine etwas geringere Ladespannung einstellen, z.B. 4,1V, und fertig. Es ist auch möglich, nur einen "Active Equalizer" ohne BMS zu verwenden. Dann allerdings wird der Akku nicht vor Tiefentladung geschützt, und man muss den Betrieb sofort einstellen, wenn sich eine fallende Akkuspannung bemerkbar macht. Und wenn mal was mit der Ladespannung aus dem Ruder läuft, kann es sehr gefährlich werden. Ein BMS wäre hier noch ein Notnagel, welcher die Ladung abbricht.
Idealerweise also beides verwenden. Bei Akkuschraubern ergibt sich die Problematik, dass die Entladestrome bei Blockierung durchaus 100A und mehr erreichen können. Für einige Sekunden macht ein Akku das mit, das BMS wird dagegen sofort abschalten. Zum Einen wird der Bemessungsstrom überschritten, zum Anderen brechen die Zellen stark ein, und das BMS denkt, sie sind leer. Sind sie aber nicht. Daher kann man ein BMS bei Akkuschraubern nicht vernünftig einsetzen, zumindest nicht frei verkäufliche. Also muss man beim Akkuschrauber zum Entladen das BMS überbrücken, und dieses nur zum Laden verwenden. Also den "Motor" direkt an + und - des Akkus anschließen, und die Kabel, die zum Laden genommen werden, über das BMS führen. Dazu braucht man aber dann 3 Anschlüsse am Akkupack, 2 zum gemeinsamen Laden und Entladen reichen nicht.
Desweiteren hat das Laden über ein BMS den Vorteil, dass der Akku vor potenziell gefährlicher Überladung geschützt wird, wenn mal etwas mit der Ladeschaltung nicht stimmt oder diese defekt ist.
viewtopic.php?f=16&t=14894&p=312975#p312975
Daher empfehle ich ausdrücklich, ein BMS einzusetzen, welches die Ladung zur Not unterbrechen kann. Eine Balancingfunktion ist nice to have, allerdings nicht notwendig, wenn man eh einen Active Equalizer verbaut hat. Stören tut eine Balancingfunktion keinesfalls, und sie ist sehr sinnvoll wenn man sich, warum auch immer, gegen einen Active Equalizer entscheiden sollte.
Hier beschreibe ich jetz mal, wie ich meine Systeme betreibe:
Netzteil, Zeitschaltuhr und DC-DC Modul. Alles wird eingebaut in so eine Kiste. Der durchsichtige Deckel ermöglicht es, allen LEDs beim Leuchten zuzusehen:
https://www.ebay.de/itm/158x90x65mm-Cle ... 2729418438
Um das Modul zu befestigen, wird ein Kupferstreifen und eine Mutter eingesetzt:
Schön in die Kiste reingestopft. Oben wird die Original-Ladeschale angeschraubt:
Inzwischen habe ich dieses Ladegerät erweitet. Neben dem DC-DC-Wandler für den 3s LiIon Akku ist ein weiterer Wandler für die 4s A123 LiFePo4 Akkus eingebaut. Das Netzteil ist stark genug, um beide gleichzeitig zu betreiben. Da ich die Schrauber mit den 4s A123 Akkus selten betreibe widerstrebt es mir, sie stets ganz voll zu laden. Daher habe ich die Spannung des DC-DC-Wandlers umschaltbar gemacht. Das lässt sich einfach bewerkstelligen, imdem ein 200k Trimmer neben dem vorhandenen für die Spannungseinstellung angebracht wird. Die vorderen Pole werden verbunden, die mittleren Pole per Schalter zusammengeschaltet oder getrennt. So kann mit dem Original-Trimmer die Voll-Lade-Spannung eingestellt werden (3,5V/Zelle * 4 = 14V) und mit dem zusätzlichen Trimmer eine erhöhte Lagerspannung (3,35V/Zelle * 4 = 13,4V). Somit werden die Zellen geschont und die Schrauber sind trotzdem stets betriebsbereit. Wird ein längerer Einsatz geplant, wird auf die volle Spannung umgeschaltet:
Beim Akku wird die Original-Elektronik weiterverwendet. Die einzelne Verschaltung der Zellen ist hier im Beispiel weniger interessant, da jeder Akku anders ist.
Zusätzlich kommt ein Active Equalizer dran, da die Originalschaltung wohl keinen Balancer hat. Der Stecker wurde aus platztechnischen Gründen entfernt:
Ein kleiner Spalt am Gehäuse wird duch Tesa verschlossen:
Nun wird das Machwerk eingestellt. 4,07V/Zelle ist ein guter Mittelwert, und der Strom geht passend runter beim Erreichen dieser Spannung:
Hach, wie schön das alles glimmt und leuchtet:
Dann hier noch der Akkupack für meinen anderen Akkuschrauber, den ich mit A123 Zellen (andere Quelle, daher Pappmantel) nachgerüstet habe. Man erkennt das separate dünne rote Kabel für den Ladestrom. Ebenso erkennt man, dass das Lastkabel direkt an das Akkukabel angeschlossen ist und nicht an das "P-" Pad des BMS, weil dieses trotz 100A Auslegung immer zu früh abgeschaltet hat:
Separate Kabel für den Active Equalizer wurden angelötet:
Test des Active Equalizers: Der Akku wurde bewusst schwer debalanciert, 0,5V Differenz bedeuten "fast voll" und "leer".
Und da arbeitet er auch schon hektisch:
Wird ins Gebäuse gestopft:
Eine Ladung später: Sehr ausgeglichen, nur noch 0,063V Differenz, unbedeutend im Vollbereich:
Hier dann noch ein Trick, um so eine Ladezustandsanzeige auf die Spannungslage des 4s A123 Akkus anzupassen. N4001 Dioden werden angelötet, und kompensieren so die höhere Spannung. Je nach gewünschtem Range kann man auch andere Dioden mit geringerem Spannungsabfall einsetzen. Die blanken Drähte werden mit einem Dupont-Stecker kontaktiert:
Mit einem Labornetzteil wird die Anzeige bei bestimmten Spannungen geprüft. Über 13,45V ist voll, unter 11,5 ist leer, passt halbwegs:
Dann noch schön in's Gehäuse eingebaut. LEDs bündig geschliffen, Taster leicht gekürzt:
Inzwischen ziehe ich aber dieses Modell vor. Es lässt sich sehr einfach mit doppelseitigem Klebeband befestigen und braucht nur eine Bohrung für das Kabel:
Die Ladeschaltung habe ich hier im Originalgehäuse untergebracht, und ein LED-Netzteil aus Platzgründen genommen. Zeitschalter war auf dem Bild noch nicht drin. Dieses Ladegerät habe ich aber gerade ausgesondert. Viel praktischer sind Ladebuchsen an den Packs, weil man dann die Akkus nicht vom Schrauber nehmen muss zum Laden. Daher habe ich in das Ladegerät im grauen Gehäuse einfach noch ein CC/CV Modul gebaut mit passender Spannung für die 4s A123 Akkus.
Am Ende muss ich mich nochmal den von mir begeistert beworbenen Active Equalizern widmen. Nachdem ich diese in einigen Akkupacks verwendet habe, fiel mir auf, dass die Packs eine Art erhöhte Selbstentladung aufwiesen. Die Akkuspannung nach dem Laden sank im Verlauf des Beobachtungszeitraums stärker ab als bei Packs mit ähnlichem Aufbau, aber ohne die Active Equalizer. Meine Recherchen führten mich auf diese Seite:
https://www.beyondlogic.org/review-li-i ... fer-board/
Dort entdeckte ich diesen Schaltplan:
Rot markiert sind 4,7V Zener Dioden. Diese sind in der eigentlichen Verwendung des ETA3000 Balancer Chips nicht vorgesehen, und sollen im Zusammenhang mit den AO3415 20V P-Channel MOSFET (markiert als AF9TF J) eine Art Schutzschaltung gegen Verpolung und Überspannung darstellen. Das Problem hierbei ist allerdings, dass die Zener Dioden nicht erst ab 4,7V stromdurchlässig werden, sondern auch unter diesem Schwellwert ein durchaus signigikanter Leckstrom auftritt. Diesen habe ich bei 4,15V mit ~5mA und bei 3,3V mit ~1,5-2mA gemessen. Das ist natürlich viel zuviel für Akkus, die nicht täglich gebraucht werden. 5mA bedeutet eine Selbstentladung von 100mAh am Tag, 700mAh in der Woche und 2800mAh im Monat. Aber auch die Hälfte oder sogar nur ein Viertel davon wäre immer noch inakzeptabel. Diese Zener Dioden müssen entfernt werden. Die Heißluft-Rework Station hat ganze Arbeit geleistet und irgendwas anderes an der Schaltung gekillt, also werden die Schaltungen einfach per Schraubendreher lobotomisiert. Fotostory:
Hier sind die schuldigen Zener Dioden rot markiert:
Ein Kabel wurde entfernt, um den Strom messen zu können:
Stromfluss bei 3,3V, inakzeptabel:
Frisch ans Werk:
*Knirsch*:
Und fertig. Wer mag, kann die Kontakte noch mit RTV Silikon oder Platinenschutzlack bestreichen, um den Feuchtigkeitsschutz wie ab Werk wieder herzustellen:
So gefällt mir das:
Irgendwie ganz schön dämlich, dass jetzt tausende Kunden auf der ganzen Welt langsam ihre Akkus entladen, und meistens wohl nichtmal wissen, woran es denn wohl liegt...
Ich bin auch jeden Fall jetzt wieder zufrieden mit meinen Packs.
Neuerdings gibt es auch eine andere Serie von Active Equalizern, bei welcher der oben beschriebene Umbau nicht nötig ist. Die sieht so aus:
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch mal genau dokumentieren, wie meine Packs umgebaut wurden.
Ich habe mich auf die alten Dewalt 12V Packs eingeschossen, weil man da das Oberteil so schön abbauen kann, um es auf ein anderes Gehäuse draufzusetzen:
Am oberen Ende wird die Polarität markiert und weiter unten eine Bohrmarkierung per Reißnadel an beiden Seiten angebracht:
Mit einem 1mm-Bohrer wird ca. 4mm tief eingebohrt an beiden Seiten, nicht mehr:
Die Torx-Schrauben werden gelöst:
Die vorstehenden Plastikführungen werden abgedremelt:
Am Unterteil des Akkus verblieben ist der Kontakthalter; man sieht die 1mm Bohrung die durch das Gehäuse hindurch ging. Wenn man die Schweißpunkte am Minuspol auch vorsichtig aufbohrt, kann man alles leicht von der Zelle lösen:
Nachdem dies geschehen ist, wird das Pluskabel des alten Akkus abgelötet, die Bohrung passend für M2 Gewinde aufgebohrt und auch die Bohrungen am Gehäuse auf 2mm aufgebohrt und gesenkt.
Das Minuskabel wird angelötet, 3,3mm² Silikon:
Das Pluskabel auch:
Und der Kontakthalter wird wieder mit dem Akkugehäuseoberteil verschraubt:
Kommen wir nun zu den Ersatzzellen. Vor einigen Jahren bin ich an ein Konvolut aus 250 Stück A123 Zellen gekommen, die alle einzeln vermessen werden müssen:
Das Ergebnis einiger Monate Arbeit ist ein Haufen durchaus tauglicher Zellen, alle fein sortiert und katalogisiert:
Es werden Zellen mit möglichst gleicher Kapazität für einen Pack ausgewählt und so hingelegt, dass die Anschweißfahnen möglichst gut zum Nachbarn passen:
Andere Seite:
Die Lötflächen werden etwas angeschliffen, nachdem die Zellen mit Klebeband zusammengeklebt wurden:
Andere Seite:
Die Zellen werden mit Masseband verbunden. Da das neue Gehäuse gerade eben breit genug ist, darf das Masseband nicht weit abstehen und muss möglichst flach verarbeitet werden. Erst die eine Seite anlöten, dann die andere Seite, und mit einem Schraubendreher niederdrücken dabei:
Da dementsprechend auch kein Platz ist, die Kabel anzulöten, werden Kupferstreifen vorbereitet:
Hier ist ein wenig zu viel Lötzinn, das muss wieder weg:
Dann können auch die Kupferstreifen schön umgebogen werden:
Nun wird das Gehäuse vorbereitet. Da die Clipsmechanismen nicht mehr funktionieren, wird ein Klettband zur Befestigung am Schrauber verschraubt:
Bohrungen für die Ladebuchse und die Kabel der Ladezustands-LED-Anzeige:
In den Gehäusedeckel kommen passende Bohrungen für die Kabeldurchführung und die Verschraubung des ursprünglichen Gehäuseoberteils. Damit sich kein Staub im Spalt zwischen den Gehäuseteilen festsetzt, wird eine 3mm dicke Styroporplatte (Depron) dort platziert:
Die Hauptkabel und die Einzelzellabgriffe zum Laden und Balancen werden verlötet:
Das BMS dient nur zur Ladeüberwachung und ggf. zum Balancen. Entladeüberwachung findet nicht statt, weil es immer sofort abschaltet wenn etwas mehr Strom gebraucht wird. Sehr nervig und auch nicht wirklich notwendig, wenn man öfter mal auf die Ladezustandsanzeige guckt. Anlöten der Kabel zum Laden:
Auf der anderen Seite erkennt man, wie an die Einzelzellenkontakte zusätzlich Kabel für den Active Equalizer und die LED-Spannungsanzeige gelötet wurden. Man beachte die selbstklebenden Moosgummiabdeckungen der Hauptkontakte an den Zellen:
Die Spannungsanzeige ist auf 3s LiIon ausgelegt, und muss daher mit einer N4001 Diode dazwischen angeschlossen werden:
Test der Spannungslevel:
Dann noch den Active Equalizer (ganz links) ins Gehäuse pfriemeln, und fertig ist die Verkabelung.
Der Lohn der Mühe mal 4. Perfekt funktionierende Akkuschrauber für wenig Geld: