Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Der chaotische Hauptfaden

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Julez
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Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Moin zusammen,
in letzter Zeit kam ja immer mal wieder das Thema Li-Ion Akkus auf; sei es für Werkzeuge oder zum Antrieb sonstiger Gerätschaften. Leider sind viele Infos und Links querbeet verstreut. Einige meinen, dass ich mich auskenne mit der Thematik, daher möchte ich einige wichtige Infos und Links in diesem Thread zusammenfassen.
:!: Warnung am Anfang: Geht mit LiIon Akkus was schief, können katastrophale Brände die Folge sein. Also nur dort experimentieren und laden, wo keine Sekundärbrände entstehen können. Ein umgedrehter großer Kochtopf über der ganzen Frickelei ist auch schon mal nicht schlecht, zumindest solange, bis man der Ansicht ist, das alles soweit betriebssicher ist. :!:
Gut geeignet zur Lagerung sind umgebaute Munitionskisten wie hier beschrieben:
viewtopic.php?p=355486#p355486
Als Beispiele werde ich hier die Akkus von 2 Akkuschraubern verwenden. Hier ist es etwas komplizierter als üblich, weil sehr hohe Entladeströme verlangt werden.
Die Bilder dieses Beitrags sind in voller Auflösung hier zu sehen:
https://imgur.com/a/spdoJ84
https://imgur.com/a/GBcvW

Zunächst einige grundsätzliche Dinge zu Li-xx Akkus:
Generell unterscheiden wir zwischen "normalen" Li-Ion Akkus und LiFePo4 Akkus.

Normale Li-Ion Akkus kommen entweder im Rundzellen-Format oder als Lithium-Polymer Akkus als Beutelzelle. Beutelzellen aus dem Modellbaubereich sind meistens etwas leichter und höher belastbar, Rundzellen, vor allem im 18650 Format, haben eine höhere spezifische Kapazität und sind etwas unempfindlicher gegen Mißhandlungen wie Tiefentladung oder längere Lagerung im vollen oder leeren Zustand.
LiPos sind leer bei spätestens 3,60V ohne Last, und können bis 4,20V, manchmal auch bis 4,35V geladen werden.
LiIon Akkus sind leer bei spätestens 3,00V, unter 3,40V holt man allerdings auch nicht mehr viel raus. Sie können bis 4,20V geladen werden.
Für hohe Balastungen empfehle ich den Typ Sony-us18650vtc5a.
https://eu.nkon.nl/sony-us18650vtc5a-flat-top.html
https://eu.nkon.nl/sony-us18650vtc5a-fl ... ished.html

LiFePo4 Akkus sind sehr selten als Beutelzellen, und meistens in Form der 26650 Rundzelle von A123 anzutreffen. Diese Zelle ist legendär im Bezug auf Leistungsfähigkeit, Haltbarkeit und Mißhandlungsresistenz. Eine wahrhaft weltherrschaftliche Zelle, der man immer den Vorzug geben sollte, wenn das größere Bauvolumen und Gewicht zu verschmerzen sind. Auch sehr gut geeignet als Starterakkus für Roller und Motorräder im 4s2p oder 4s3p Verbund und mit Active Equalizer!
LiFePo4 sind leer bei spätestens 2,50V, unter 3,00V holt man allerdings auch nicht mehr viel raus. Sie können bis 3,60V geladen werden.
Hier die A123 Zelle anr26650m1b:
https://eu.nkon.nl/a123-systems-anr2665 ... grade.html

Generell danken es Lixx Akkus sehr, wenn sie nicht vollkommen entleert werden, also ca. 20% der Ladung verbleiben. Ebenfalls vorteilhaft ist es, sie nicht ganz bis zur maximal zulässigen Spannung vollzuladen.
Konkret erkennen kann man das an dieser Tabelle für LiIon Akkus:

Bild
Quelle:
https://www.powerstream.com/lithium-ion ... oltage.htm

Wie man erkennen kann, bedeutet jedes 1/10V weniger Ladeschlussspannung eine Verdoppelung der Lebensdauer. Der "sweet spot" scheint zwischen 4.05 und 4,10V zu liegen. Hier verliert man nur wenig Kapazität, gewinnt aber beträchtlich an Lebensdauer. Mehr dazu:
https://batteryuniversity.com/learn/art ... _batteries
https://www.powerelectronics.com/market ... ttery-life

Für LiFePos gilt ähnliches:

Bild
Quelle:
https://www.powerstream.com/lithium-pho ... oltage.htm

Bei mehr als 3,40V bekommt man kaum noch Ladung rein. Allerdings kann die Ladezeit sich dann schon etwas ziehen, weshalb ich 3,50V empfehle.

Generell sehe ich das so, dass das Elektrolyt bei LiIon Zellen in einem bestimmten Spannungsfenster stabil ist. In der Mitte (3,8-3,9V) ist man safe, aber je weiter man sich dem Rand nähert, desto größer ist die Schädigung des Elektrolyts pro Zeit. Übersteigt man die Ladeschlussspannung, blähen sich Tütenzellen direkt auf, weil sich das Elektrolyt zersetzt, als Modellbauer hat man sowas evtl. schon mal gesehen. In sofern sind die 4,20V Ladeschlusspannung kein in Stein gemeißelter Wert, sondern ein Kompromiss zwischen "nutzbarer Kapazität" und "akzeptabler Schädigung". Je nach Anwendungsfall kann man, wie mit einem Schieberegler, durch die gewählte Ladeschlussspannung Schädigung und Kapazität gemeinsam verschieben. Ich persönlich schiebe beides ein wenig nach unten, und lade meine Flug-LiPos nur bis 4,10-4,15V. Und sie halten jahrelang.
Wenn man sich nun schon in einem kritischen Bereich für das Elektrolyt befindet im Bereich der Ladeschlussspannung, ist der Grad der Schädigung eine Funktion der Zeit. Bei Modellbau-Tütenlipos ist sowas dann immer direkt sichtbar, und aufgeblähte Akkus weisen den Benutzer auf sein Fehlverhalten hin. Wie der Prozess bei Rundzellen genau abläuft, weiß ich nicht, da sich da ja nix ausdehnen kann. Ich vermute also, dass intern eine Drucksteigerung stattfindet, welche wiederum gemäß des chemischen Gleichgewichts eine weitere Zersetzung bremst. Hoher Druck bremst Prozesse, bei denen Gas entsteht. Ich vermute, dass deswegen Rundzellen auch diesbezüglich etwas robuster sind als Tütenakkus. Vorteilhaft ist es trotzdem nicht, sie ohne Notwendigkeit längere Zeit auf hoher Spannung zu halten.

Lagerung von Zellen/Akkus: Weder ganz voll noch ganz leer ist gut. LiIon Zellen sollten zwischen 3,80 und 3,90V gelagert werden. Dann altern sie am wenigsten. LiFePo4 mögen 3,35V, sind aber insgesamt deutlich unempfindlicher. Aufpassen muss man bei Werkzeugakkus, deren Elektronik Kriechströme ziehen kann, und dann manchmal sogar nur von einzelnen Zellen :evil: : Bei längerer Lagerung kann der Pack sich debalancieren und entladen, so dass die Elektronik ihn sperrt. Also hier öfter mal nachgucken ob alles im Lot ist bei längerer Nichtbenutzung.

Bei Akkus, die täglich genutzt werden, z.B. bei Elektrofahrrädern, empiehlt es sich, den Akku erst kurz vor Gebrauch ganz vollzuladen. Ich fahre den Akku bei einer Tour so ca. halbleer, und kann ihn dan entweder "lagern" (mehrere Tage nicht benutzen) oder ich lade ihn für den nächsten Tag per Zeitschaltuhr, die das Ladegerät so gegen 05:00h anstellt, so dass ich gegen 08:00h mit vollem Akku loskann. Würde ich den Akku schon immer abends laden, würde er die ganze Nacht voll rumstehen und Schaden akkumulieren.

Temperatur: Zur Lagerung ruhig sehr geringe Temperaturen, -10-20°C sind ok. Zur Benutzung aber tiefe Temperaturen vermeiden! Den Fahrradakku mit ins Haus nehmen wenn möglich. Vor der Fahrt auch ruhig auf die Heizung legen, 40°C ist die ideale Temperatur für hohe Leistung.

Verschaltung der Zellen:
LiIon Zellen lassen sich beliebig seriell und parallel verschalten, solange sichergestellt ist, dass die Betriebsparameter aller Zellen eingehalten werden. So ist eine serielle Verschaltung von z.B. einer 1Ah und einer 2Ah Zelle kein Problem, solange nicht mehr als 1Ah entnommen wird.
Das ist allerdings in der Praxis etwas schwierig zu überwachen und auch sinnlos, weshalb nur Zellen des gleichen Typs mit identischer Kapazität seriell verschaltet werden sollten.
Anders sieht es bei der Parallelschaltung aus: Hier kann man LiIon Zellen beliebigen Typs (natürlich nur entweder Li-Ion oder LiFePo4, nicht gemischt) verschalten.
Für den problemlosen Betrieb größerer Packs sollte man allerdings nur gleiche Zellen mit gleicher Alterung/Historie verwenden.
Es ist ebenfalls möglich, Zellen gleichzeitig seriell und parallel zu verschalten. Ein Pack mit 3 Zellen seriell und 2 parallel wird als "3s2p-Pack" bezeichnet (insgesamt 6 Zellen). Wichtig ist, dass es "Querverbindungen" unter den einzelnen Zellen gibt. Man sollte also nicht z.B. 2 Stück 3s1p Packs nehmen und diese nur an Plus und Minus verbinden, sondern zusätzlich jeden Pol jeder Zelle mit dem jeweils entsprechenden Pol der Schwesterzelle.
Hier sind diese notwendigen Verbindungen gestrichelt dargestellt:

Bild

Generell sollte man es vermeiden, direkt auf den Zellen rumzulöten. Die Hitze tut wirklich nicht gut. Ideal ist es, die Zellen direkt mit punktgeschweißten Lötfahnen zu erwerben. Auch wenn die Lötfahne abgeschnitten wird und man auf das verbliebene Reststück direkt auf der Zelle lötet, ist das immer noch besser, als direkt auf die Zelle zu löten. Auch bei aus alten Laptopakkus o.ä. ausgeschlachteten Zellen sollte man die Lötfahnen nicht ganz abreißen.

Soviel also zu Zellen und Packs. Widmen wir uns nun der Ladeelektronik. Dazu habe ich dieses kleine Schaltungsbild gemalt:

Bild
https://i.imgur.com/0tVKIZi.png

Ich werde einige der benötigten Module verlinken. Es ist sinnvoll, selbstständig verschiedene Quellen wie eBay, Aliexpress u.ä. zu vergleichen, da identische Produkte manchmal Preisspannen von 700% haben.

Ganz links haben wir den Hauptschalter, direkt danach einen Zeitschalter:
https://www.ebay.de/itm/164886280685
Ich nehme einen mit 10h Verzögerungszeit. So ist sichergestellt, dass ich die Ladeschaltung nicht vergessen kann. Es ist nicht gut, wenn die Zellen längere Zeit auf maximaler Spannung gefloatet werden. Mehr zum Floaten hier:
viewtopic.php?p=301436#p301436
viewtopic.php?p=301534#p301534

Daran angeschlossen haben wir ein kleines Netzteil. Dessen Spannung muss mindestens 2-3V höher sein als die Ladeschlussspannung des Akkus, 24V erschien mir praktisch. Die Ausgangsleistung sollte entsprechend der Ladeleistung gewählt werden. Zum gemütlichen Laden reicht 1A Ausgangsstrom vollkommen aus.
https://www.ebay.de/sch/i.html?_from=R4 ... y&_sacat=0

Die eigentliche CC/CV Ladung übernimmt dieser kleine DC-DC Wandler:
https://www.ebay.de/itm/DC-DC-LM2596-HV ... 2263882933
Ich mag diesen, weil er eine hohe Eingangsspannung ohne Probleme zulässt und eine LED hat, mit den er den Ladefortschritt anzeigen kann.
Kurz zum Begriff CC/CV: Das steht für "constant current" (konstanter Strom) und "constant voltage" (konstante Spannung). Lixx Akkus werden zuerst mit einem konstanten Strom geladen, bis die Ladeschlussspannung erreicht ist. Danach werden sie auf konstanter Spannung gehalten, wozu immer weniger Ladestrom benötigt wird, dieser fällt also ab. Ist er auf ca.10% des Anfangswertes gesunken, wird die Ladung bei fertigen, kommerziellen Ladegeräten beendet. Der DC-DC Wandler tut dies nicht, dann aber sollte man die Zellen nicht zulange auf CV Spannung halten, daher die Zeitschaltuhr. Direkt hinter den DC-DC Wandler sollte eine Diode kommen, um Entladeströme zu verhindern, wenn die Ladeschaltung ausgeschaltet wird.
Wenn man nicht in Eile ist, kann man ruhig gemächliche Ladeströme von z.B. 400-500mA einstellen. Ebenfalls denkbar ist eine Schaltung, mit der man verschiedene Ladeströme einstellen kann. Hierzu muss der Trimmer ausgelötet werden, und die Pole, die nicht der Schleifer sind, wieder mit Kabeln passend verbunden. Parallel dazu wird ein zweiter Trimmer genauso angeschlossen. Mit einem Umschalter kann man jetzt wahlweise den Schleifer des einen oder des anderen Trimmers mit dem vorgesehenen Kontakt verbinden, und somit zwischen 2 voreingestellten Ladeströmen wählen. Ebenso funktioniert das mit der Ladeschlussspannung. Mit einem Doppelumschalter könnte man also folgendes realisieren:
-langsames Laden: 400mA bis auf 4,10V für Gemütlichkeit und Hobby
-schnelles Laden: 2A bis auf 4,20V für Stress und Baustelleneinsatz

Eingestellt wird der Ladestrom folgendermaßen: Zuerst wird ein Multimeter mit Strommessfunktion genommen und an dem Ausgang des DC-DC Moduls befestigt. Erst dann wird dieses eingeschaltet. Ein Kurzschluss macht nix, solange dieser schon vor dem Anschalten besteht. Dann wird der Strom passend eingestellt und alles abgestellt. Nun wird das Multimeter auf Spannung geschaltet, und entsprechend die Spannung des DC-DC Wandlers eingestellt.

Wer nur 1s (4,2V) oder 2s (8,4) Akkus laden möchte, kann auch auf ein TP5100 Lademodul zurückgreifen:

Bild

https://www.youtube.com/watch?v=gKNF-hATmfQ

Dieses verträgt maximal 15V, also sollte ein 12V Netzteil zur Versorgung gewählt werden. Der Ladestrom kann bequem halbiert werden, indem man einen der Shunt-Widerstände entfernt. Die umschaltung von 1s zu 2s erfolgt über eine Lötbrücke.

Die Ladeschaltung kann dauerhaft mit dem Akku verbunden bleiben, oder sie wird getrennt durch einen Steckverbinder nach Wahl oder durch herausnehmen des Akkus aus der Ladeschale wie beim Akkuschrauber.

Wenn man möchte, kann man eine LED Anzeige am Akku befestigen, welche einem auf Knopfdruck den Ladezustand mitteilt. Es gibt unterschiedliche Modelle:
https://www.ebay.de/itm/1-4S-Lithium-Ba ... 4011952682
https://www.ebay.de/itm/18650-Lipo-Batt ... 4103557070
https://www.aliexpress.com/item/4000266390135.html

Der Akku hat allerdings noch andere Anforderungen, welche beachtet werden müssen. Kommen wir zunächst zum Balancing:
Balancing bedeutet, das alle Zellen auf die gleiche Spannung gebracht werden. Dies ist nicht immer automatisch so, da vor allem hochbelastete Zellen unterschiedliche Selbstentladeraten haben können, durch zunehmenden Verschleiß unterschiedliche Kapazitätsabnahmen erfolgen, oder durch unterschiedliche Temperaturen weiter innen oder aussen im Pack unterschiedlicher Verschleiß auftritt. Viele kommerzielle Produkte besitzen erstaunlicherweise keinen Balancer. Werden sehr gute Markenzellen verwendet, kann das einige Zeit lang gut gehen. Meistens lange genug, um aus der Garantiezeit zu sein, und dann soll der Kunde gefälligst die Brieftasche öffnen und sich einen neuen Akku kaufen. Besser wäre es, zu balancen.
Dieses kann auf 2 verscheidene Arten erfolgen:
Passives Balancing erfolgt durch die Entnahme eines geringen Stroms sobald die Zelle ihre Ladeschlussspannung ganz leicht überschritten hat, also bei 4,22V z.B.
Haben die Zellen eines 2s Akkus also 4,15V und 4,22V am Ende, wird die Zelle mit 4,22V mit einem geringen Strom belastet. Derweil wird die schwächere Zelle weiter geladen und ihre Spannung steigt langsam, bis beide Zellen 4,20V erreicht haben.
Der Vorteil ist, dass diese Technik sehr genau funktioniert, und auch bei großen Akkus (z.B. 12s Fahrradakkus) gut funktioniert.
Die Nachteile sind, dass dann aber auch wirklich bis 4,20V/Zelle geladen werden muss (nicht gut für die Lebensdauer) und die Ladeschlusspannung sehr genau justiert werden muss. Man kann sich behelfen, indem man üblicherweise auf eine geringere Spannug lädt (4,10V), und nur 1x im Monat oder so auf die volle Spannung, damit gebalanct wird. So mache ich das bei meinem Elektrofahrrad, funktioniert gut.

Aktives Balancing dagegen reagiert auf Spannungsunterschiede zwischen benachbarten Zellen, und schiebt Ladung von der stärkeren zur schwächeren Zelle.
Die Vorteile sind, dass es über den gesamten Spannungsbereich funktioniert, die Wahl der Ladeschlussspannung unkritisch ist und es auch beim Entladen funktioniert, also eine sehr schwache Zelle mit etwas Ladestrom unterstützt wird. Ein Pack aus Zellen mit ungleichmäßiger Kapazität kann so effektiv mehr Kapazität abgeben, ohne einzelne Zellen tiefzuentladen.
Der Nachteil ist, dass nur benachbarte Zellen miteinander verglichen werden, also keine besonders gute Gesamtgenauigkeit erreicht wird. Bis 6s würde ich aber keine Probleme sehen.
Ich empfehle, vorgefertigte Akkus von Werkzeugen, Fahrrädern oder sonstigen Geräten mit einem Active Equalizer zu versehen, sofern dies möglich ist.
Aber Vorsicht: Die Module müssen modifiziert werden, indem die Zener Dioden auf der Platine entfernt werden. Mehr dazu unten in diesem Posting.

https://www.ebay.de/itm/Li-ion-Lifepo4- ... 4221067642

Active Equalizer:

Bild

Der Akku selbst sollte mit einer Schaltung versehen werden, welche die Einhaltung der Betriebsparameter der Zellen sicherstellt. Hier gibt es verschiedene Typen und Prinzipien zur Auswahl, die manchmal auch kombiniert werden können.
Fertige Schaltungen werden unter der Bezeichnung "BMS" (Batterie Management System) angeboten. Hier einige Beispiele:
BMS 3s LiIon 20A mit Balancing:
https://www.ebay.de/itm/BMS-3S-20A-12-6 ... 3366438836

BMS 4s LiFePo4 mit Balancing und separaten Anschlüssen für Lade und Entladestrom:
https://www.ebay.de/itm/4S-100A-12-8-V- ... 3348766915

BMS "Protection Board" 3s LiIon 4A ohne Balancing:
https://www.ebay.de/itm/3S-4A-Cell-Li-o ... 3662461455

Sie sollen verhindern, dass einzelne Zellen des Akkus ausserhalb ihrer Betriebsspannungsbereichs betrieben werden. Auch können sie bei Überschreitung einen konstruktiv festgelegten Stroms abschalten. Manchmal haben sie separate Kontakte für Lade- und Entladestrom, manchmal nicht. Einige Systeme überwachen nur die Einzelzellspannungen und den Strom, manche können zusätzlich passiv Balancen. Soll hiermit gebalanct werden, ist es etwas schwierig die korrekte Ladeschlussspannung einzustellen. Sie sollte so hoch sein, dass am Ende immer noch ein Strom von 10-20mA fließt, der durch die passiven Balancer verbraten wird. Nur so kann ein debalancierter Akku balanciert werden. Ist die Spannnung zu gering, funktioniert das nicht sicher. Die Spannung sollte aber auch nicht so hoch sein, dass das BMS permanent die Ladung wegen Überspannung unterbricht. Also bei vollem Akku das Multimeter angeschlossen lassen und die Spannung fein einjustieren, bis konstant über mehrere Stunden ein gleichmäßiger Strom von 10-20mA fließt, der mit der Zeit auch nicht geringer wird.

Etwas einfacher wird die Sache, wenn man einen "Active Equalizer" einsetzt. Dann kann man einfach eine etwas geringere Ladespannung einstellen, z.B. 4,1V, und fertig. Es ist auch möglich, nur einen "Active Equalizer" ohne BMS zu verwenden. Dann allerdings wird der Akku nicht vor Tiefentladung geschützt, und man muss den Betrieb sofort einstellen, wenn sich eine fallende Akkuspannung bemerkbar macht. Und wenn mal was mit der Ladespannung aus dem Ruder läuft, kann es sehr gefährlich werden. Ein BMS wäre hier noch ein Notnagel, welcher die Ladung abbricht.

Idealerweise also beides verwenden. Bei Akkuschraubern ergibt sich die Problematik, dass die Entladestrome bei Blockierung durchaus 100A und mehr erreichen können. Für einige Sekunden macht ein Akku das mit, das BMS wird dagegen sofort abschalten. Zum Einen wird der Bemessungsstrom überschritten, zum Anderen brechen die Zellen stark ein, und das BMS denkt, sie sind leer. Sind sie aber nicht. Daher kann man ein BMS bei Akkuschraubern nicht vernünftig einsetzen, zumindest nicht frei verkäufliche. Also muss man beim Akkuschrauber zum Entladen das BMS überbrücken, und dieses nur zum Laden verwenden. Also den "Motor" direkt an + und - des Akkus anschließen, und die Kabel, die zum Laden genommen werden, über das BMS führen. Dazu braucht man aber dann 3 Anschlüsse am Akkupack, 2 zum gemeinsamen Laden und Entladen reichen nicht.

Desweiteren hat das Laden über ein BMS den Vorteil, dass der Akku vor potenziell gefährlicher Überladung geschützt wird, wenn mal etwas mit der Ladeschaltung nicht stimmt oder diese defekt ist.
viewtopic.php?f=16&t=14894&p=312975#p312975
Daher empfehle ich ausdrücklich, ein BMS einzusetzen, welches die Ladung zur Not unterbrechen kann. Eine Balancingfunktion ist nice to have, allerdings nicht notwendig, wenn man eh einen Active Equalizer verbaut hat. Stören tut eine Balancingfunktion keinesfalls, und sie ist sehr sinnvoll wenn man sich, warum auch immer, gegen einen Active Equalizer entscheiden sollte.

Hier beschreibe ich jetz mal, wie ich meine Systeme betreibe:
Netzteil, Zeitschaltuhr und DC-DC Modul. Alles wird eingebaut in so eine Kiste. Der durchsichtige Deckel ermöglicht es, allen LEDs beim Leuchten zuzusehen:
https://www.ebay.de/itm/158x90x65mm-Cle ... 2729418438

Bild

Um das Modul zu befestigen, wird ein Kupferstreifen und eine Mutter eingesetzt:
Bild

Schön in die Kiste reingestopft. Oben wird die Original-Ladeschale angeschraubt:

Bild

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Inzwischen habe ich dieses Ladegerät erweitet. Neben dem DC-DC-Wandler für den 3s LiIon Akku ist ein weiterer Wandler für die 4s A123 LiFePo4 Akkus eingebaut. Das Netzteil ist stark genug, um beide gleichzeitig zu betreiben. Da ich die Schrauber mit den 4s A123 Akkus selten betreibe widerstrebt es mir, sie stets ganz voll zu laden. Daher habe ich die Spannung des DC-DC-Wandlers umschaltbar gemacht. Das lässt sich einfach bewerkstelligen, imdem ein 200k Trimmer neben dem vorhandenen für die Spannungseinstellung angebracht wird. Die vorderen Pole werden verbunden, die mittleren Pole per Schalter zusammengeschaltet oder getrennt. So kann mit dem Original-Trimmer die Voll-Lade-Spannung eingestellt werden (3,5V/Zelle * 4 = 14V) und mit dem zusätzlichen Trimmer eine erhöhte Lagerspannung (3,35V/Zelle * 4 = 13,4V). Somit werden die Zellen geschont und die Schrauber sind trotzdem stets betriebsbereit. Wird ein längerer Einsatz geplant, wird auf die volle Spannung umgeschaltet:

Bild

Bild

Beim Akku wird die Original-Elektronik weiterverwendet. Die einzelne Verschaltung der Zellen ist hier im Beispiel weniger interessant, da jeder Akku anders ist.

Bild

Zusätzlich kommt ein Active Equalizer dran, da die Originalschaltung wohl keinen Balancer hat. Der Stecker wurde aus platztechnischen Gründen entfernt:

Bild

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Ein kleiner Spalt am Gehäuse wird duch Tesa verschlossen:

Bild

Nun wird das Machwerk eingestellt. 4,07V/Zelle ist ein guter Mittelwert, und der Strom geht passend runter beim Erreichen dieser Spannung:

Bild

Hach, wie schön das alles glimmt und leuchtet: :)

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Dann hier noch der Akkupack für meinen anderen Akkuschrauber, den ich mit A123 Zellen (andere Quelle, daher Pappmantel) nachgerüstet habe. Man erkennt das separate dünne rote Kabel für den Ladestrom. Ebenso erkennt man, dass das Lastkabel direkt an das Akkukabel angeschlossen ist und nicht an das "P-" Pad des BMS, weil dieses trotz 100A Auslegung immer zu früh abgeschaltet hat:

Bild

Separate Kabel für den Active Equalizer wurden angelötet:

Bild

Test des Active Equalizers: Der Akku wurde bewusst schwer debalanciert, 0,5V Differenz bedeuten "fast voll" und "leer".

Bild

Und da arbeitet er auch schon hektisch:

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Wird ins Gebäuse gestopft:

Bild

Eine Ladung später: Sehr ausgeglichen, nur noch 0,063V Differenz, unbedeutend im Vollbereich:

Bild

Hier dann noch ein Trick, um so eine Ladezustandsanzeige auf die Spannungslage des 4s A123 Akkus anzupassen. N4001 Dioden werden angelötet, und kompensieren so die höhere Spannung. Je nach gewünschtem Range kann man auch andere Dioden mit geringerem Spannungsabfall einsetzen. Die blanken Drähte werden mit einem Dupont-Stecker kontaktiert:

Bild

Mit einem Labornetzteil wird die Anzeige bei bestimmten Spannungen geprüft. Über 13,45V ist voll, unter 11,5 ist leer, passt halbwegs:

Bild

Dann noch schön in's Gehäuse eingebaut. LEDs bündig geschliffen, Taster leicht gekürzt:

Bild

Inzwischen ziehe ich aber dieses Modell vor. Es lässt sich sehr einfach mit doppelseitigem Klebeband befestigen und braucht nur eine Bohrung für das Kabel:

Bild

Die Ladeschaltung habe ich hier im Originalgehäuse untergebracht, und ein LED-Netzteil aus Platzgründen genommen. Zeitschalter war auf dem Bild noch nicht drin. Dieses Ladegerät habe ich aber gerade ausgesondert. Viel praktischer sind Ladebuchsen an den Packs, weil man dann die Akkus nicht vom Schrauber nehmen muss zum Laden. Daher habe ich in das Ladegerät im grauen Gehäuse einfach noch ein CC/CV Modul gebaut mit passender Spannung für die 4s A123 Akkus.

Bild

Am Ende muss ich mich nochmal den von mir begeistert beworbenen Active Equalizern widmen. Nachdem ich diese in einigen Akkupacks verwendet habe, fiel mir auf, dass die Packs eine Art erhöhte Selbstentladung aufwiesen. Die Akkuspannung nach dem Laden sank im Verlauf des Beobachtungszeitraums stärker ab als bei Packs mit ähnlichem Aufbau, aber ohne die Active Equalizer. Meine Recherchen führten mich auf diese Seite:
https://www.beyondlogic.org/review-li-i ... fer-board/
Dort entdeckte ich diesen Schaltplan:

Bild

Rot markiert sind 4,7V Zener Dioden. Diese sind in der eigentlichen Verwendung des ETA3000 Balancer Chips nicht vorgesehen, und sollen im Zusammenhang mit den AO3415 20V P-Channel MOSFET (markiert als AF9TF J) eine Art Schutzschaltung gegen Verpolung und Überspannung darstellen. Das Problem hierbei ist allerdings, dass die Zener Dioden nicht erst ab 4,7V stromdurchlässig werden, sondern auch unter diesem Schwellwert ein durchaus signigikanter Leckstrom auftritt. Diesen habe ich bei 4,15V mit ~5mA und bei 3,3V mit ~1,5-2mA gemessen. Das ist natürlich viel zuviel für Akkus, die nicht täglich gebraucht werden. 5mA bedeutet eine Selbstentladung von 100mAh am Tag, 700mAh in der Woche und 2800mAh im Monat. Aber auch die Hälfte oder sogar nur ein Viertel davon wäre immer noch inakzeptabel. Diese Zener Dioden müssen entfernt werden. Die Heißluft-Rework Station hat ganze Arbeit geleistet und irgendwas anderes an der Schaltung gekillt, also werden die Schaltungen einfach per Schraubendreher lobotomisiert. Fotostory:
Hier sind die schuldigen Zener Dioden rot markiert:

Bild

Ein Kabel wurde entfernt, um den Strom messen zu können:

Bild

Stromfluss bei 3,3V, inakzeptabel:

Bild

Frisch ans Werk:

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*Knirsch*:

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Und fertig. Wer mag, kann die Kontakte noch mit RTV Silikon oder Platinenschutzlack bestreichen, um den Feuchtigkeitsschutz wie ab Werk wieder herzustellen:

Bild

So gefällt mir das:

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Irgendwie ganz schön dämlich, dass jetzt tausende Kunden auf der ganzen Welt langsam ihre Akkus entladen, und meistens wohl nichtmal wissen, woran es denn wohl liegt... :(
Ich bin auch jeden Fall jetzt wieder zufrieden mit meinen Packs.
Neuerdings gibt es auch eine andere Serie von Active Equalizern, bei welcher der oben beschriebene Umbau nicht nötig ist. Die sieht so aus:

Bild

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch mal genau dokumentieren, wie meine Packs umgebaut wurden.
Ich habe mich auf die alten Dewalt 12V Packs eingeschossen, weil man da das Oberteil so schön abbauen kann, um es auf ein anderes Gehäuse draufzusetzen:

Bild

Am oberen Ende wird die Polarität markiert und weiter unten eine Bohrmarkierung per Reißnadel an beiden Seiten angebracht:

Bild

Mit einem 1mm-Bohrer wird ca. 4mm tief eingebohrt an beiden Seiten, nicht mehr:

Bild

Die Torx-Schrauben werden gelöst:

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Die vorstehenden Plastikführungen werden abgedremelt:

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Am Unterteil des Akkus verblieben ist der Kontakthalter; man sieht die 1mm Bohrung die durch das Gehäuse hindurch ging. Wenn man die Schweißpunkte am Minuspol auch vorsichtig aufbohrt, kann man alles leicht von der Zelle lösen:

Bild

Nachdem dies geschehen ist, wird das Pluskabel des alten Akkus abgelötet, die Bohrung passend für M2 Gewinde aufgebohrt und auch die Bohrungen am Gehäuse auf 2mm aufgebohrt und gesenkt.

Bild

Das Minuskabel wird angelötet, 3,3mm² Silikon:

Bild

Das Pluskabel auch:

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Und der Kontakthalter wird wieder mit dem Akkugehäuseoberteil verschraubt:

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Kommen wir nun zu den Ersatzzellen. Vor einigen Jahren bin ich an ein Konvolut aus 250 Stück A123 Zellen gekommen, die alle einzeln vermessen werden müssen:

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Das Ergebnis einiger Monate Arbeit ist ein Haufen durchaus tauglicher Zellen, alle fein sortiert und katalogisiert:

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Es werden Zellen mit möglichst gleicher Kapazität für einen Pack ausgewählt und so hingelegt, dass die Anschweißfahnen möglichst gut zum Nachbarn passen:

Bild

Andere Seite:

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Die Lötflächen werden etwas angeschliffen, nachdem die Zellen mit Klebeband zusammengeklebt wurden:

Bild

Andere Seite:

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Die Zellen werden mit Masseband verbunden. Da das neue Gehäuse gerade eben breit genug ist, darf das Masseband nicht weit abstehen und muss möglichst flach verarbeitet werden. Erst die eine Seite anlöten, dann die andere Seite, und mit einem Schraubendreher niederdrücken dabei:

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Da dementsprechend auch kein Platz ist, die Kabel anzulöten, werden Kupferstreifen vorbereitet:

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Hier ist ein wenig zu viel Lötzinn, das muss wieder weg:

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Dann können auch die Kupferstreifen schön umgebogen werden:

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Nun wird das Gehäuse vorbereitet. Da die Clipsmechanismen nicht mehr funktionieren, wird ein Klettband zur Befestigung am Schrauber verschraubt:

Bild

Bohrungen für die Ladebuchse und die Kabel der Ladezustands-LED-Anzeige:

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Bild

Bild

In den Gehäusedeckel kommen passende Bohrungen für die Kabeldurchführung und die Verschraubung des ursprünglichen Gehäuseoberteils. Damit sich kein Staub im Spalt zwischen den Gehäuseteilen festsetzt, wird eine 3mm dicke Styroporplatte (Depron) dort platziert:

Bild

Die Hauptkabel und die Einzelzellabgriffe zum Laden und Balancen werden verlötet:

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Das BMS dient nur zur Ladeüberwachung und ggf. zum Balancen. Entladeüberwachung findet nicht statt, weil es immer sofort abschaltet wenn etwas mehr Strom gebraucht wird. Sehr nervig und auch nicht wirklich notwendig, wenn man öfter mal auf die Ladezustandsanzeige guckt. Anlöten der Kabel zum Laden:

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Auf der anderen Seite erkennt man, wie an die Einzelzellenkontakte zusätzlich Kabel für den Active Equalizer und die LED-Spannungsanzeige gelötet wurden. Man beachte die selbstklebenden Moosgummiabdeckungen der Hauptkontakte an den Zellen:

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Die Spannungsanzeige ist auf 3s LiIon ausgelegt, und muss daher mit einer N4001 Diode dazwischen angeschlossen werden:

Bild

Test der Spannungslevel:

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Bild

Dann noch den Active Equalizer (ganz links) ins Gehäuse pfriemeln, und fertig ist die Verkabelung.

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Der Lohn der Mühe mal 4. Perfekt funktionierende Akkuschrauber für wenig Geld:

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Zuletzt geändert von Julez am Do 3. Feb 2022, 22:56, insgesamt 30-mal geändert.
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Mr_T
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Mr_T »

Sehr cooler Beitrag, danke!
Es ist nicht gut, wenn die Zellen längere Zeit auf maximaler Spannung gefloatet werden.
Wie sieht es eigentlich mit Erhaltungsladung bei geringerer Spannung aus? Ich vermute mal, die Zellen nehmen einem das nicht übel, solange der SOC sich dabei in einem für die Chemie erträglichen Rahmen bewegt?
Meine Fahrradakkus lade ich seit letztem Sommer über ein Solarpanel mit nachgeschaltetem DC/DC. Weil ich nur einen kleinen Balkon auf Nordseite habe, dauert der Spaß auch mit 100W-Panel durchaus mehrere Tage. Dafür lasse ich die Ladeschlussspannung auf 3.8-3.9V/Zelle eingestellt - für die meisten Zwecke reicht das dicke. Nur wenn eine größere Tour ansteht drehe ich die Spannung vorher auf ~4.1V hoch oder lade den Rest an der Steckdose rein.
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Gobi
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Gobi »

Wow, vielen Dank! Auch wenn ich noch fast nichts von der Materie verstehe - ein sehr wichtiger und guter Thread!!
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Julez
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Mr_T: genau richtig. 3,8-3,9V ist der "Wohlfühlbereich" von LiIon Zellen. Weniger Alterung erreichst du in keinem anderen Spannungsbereich.
Gobi - sehr gerne, bitteschön. :)
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ferdimh
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von ferdimh »

Es ist nicht gut, wenn die Zellen längere Zeit auf maximaler Spannung gefloatet werden.
Gibt es hierzu eigentlich auch eine technische Erklärung?
inse
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von inse »

Viele Fakten und Projekte hast du hier sehr gut zusammengefasst.
Ich habe mich im Übrigen dazu entschlossen mir einen neuen Akkupack für meinen Roller zu kaufen.
Parallel dazu werde ich auch den verbrauchten Akku zerlegen und wenn möglich wieder aufbauen, evtl als Zusatzakku mit geringerer Kapazität zur Reichweitenverlängerung.
Was mich bei meinem Akku verwundert hat, daß sich beim laden alle Zellen auf 4,2V +-10mV eingestellt haben.
Bislang habe ich noch keine Balancer Schaltung ausfindig machen können, das BMS habe ich ja abklemmen müssen um an die Mittelabgriffe zu kommen, außerdem schien mir hier keine entsprechende Beschaltung bestückt zu sein.
Kann das in die Zellen integriert sein? Oder verbirgt es sich in der Zwischenlage..
Ich befürchte, daß der neue Akku auch wieder auf 4,2V Zellspannung aufladen wird und es keine Möglichkeit gibt auf verträglichere Spannungspegel zu limitieren.
Zuletzt geändert von inse am Mi 5. Feb 2020, 23:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Hightech »

ferdimh hat geschrieben: Mi 5. Feb 2020, 21:49
Es ist nicht gut, wenn die Zellen längere Zeit auf maximaler Spannung gefloatet werden.
Gibt es hierzu eigentlich auch eine technische Erklärung?
Das Lithium fängt an Whisker zu bilden die dann durch den Separator wachsen.

https://media.ccc.de/v/36c3-11119-energ ... von_morgen
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Stitch
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Stitch »

katzenfutter hat damit weniger zu tun xD

https://www.elektroniknet.de/elektronik ... 95714.html
Virtex7
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Virtex7 »

Dendriten (hatte auch Whisker geschrieben) bilden sich bei Tiefentladung und bei dann folgender Ladung gibts die Kurzschlüsse.
Merkt man daran, dass defekte Akkus beim Laden!! heiß werden und sich selber entladen.

Lagerung auf voll bildet irgendwann Sauerstoff während sich metallisches Li. an der Anode abscheidet.
Durch normales Voll-Laden (4,20V) macht meiner Erfahrung nichts aus. Darüber geht es recht schnell. Genaue Werte müsste ich auf Arbeit erfragen.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von zauberkopf »

Ich habe da ne Theorie .. und die konnte ich noch nicht wirklich verifizieren ( dafür bräuchte ich entweder gutes equipment, oder aber unmengen von schrottakkus ).

Idee : Dentriden, sollten sich mit asymetrischen wechselstrom bekämpfen lassen.
d.H. wenn eine struktur beim laden (und eignetlich kann sie nur da entstehen ) entsteht, die eine grosse oberfläche hat, dann wird diese beim nächsten entladevorgang, natürlich bevorzugt abgebaut.

Theoretisch müsste auch ein kleiner anfangsstrom auch schon hilfreich sein. weil dieser dann nicht so sehr strukturen mit grosser oberfläche bevorzugt.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Till »

Kennt zufällig jemand ein "smartes" BMS, welches sich um das balancing und die Protektion von Zellen kümmert?
Ich habe hier einen 240Ah 3s liion Klotz liegen, der soll in ein Gehäuse und möglichst ein paar Diagnosemöglichkeiten haben, sodass man zumindest Ladezustand und evtl. Auch Stromverbrauch vernünftig anzeigen kann.

Alles bisher gefundene war entweder für deutlich mehr Zellen gedacht, oder kann das ganze balancing nicht.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von zauberkopf »

Schau mal bei ebay nach... da finde ich auf anhieb ein halbes duzend BMS mit balancing funktion.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Fritzler »

Julez hat geschrieben: Mi 5. Feb 2020, 19:05 Die eigentliche CC/CV Ladung übernimmt dieser kleine DC-DC Wandler:
https://www.ebay.de/itm/DC-DC-LM2596-HV ... 2263882933
Zumindest die LM2596 Wandlerplatinen ohne HV fallen ja durch Fakes auf.
Hast du bei dem mal nachgemessen ob er mit 300kHz taktet?

Ansonsten musste deine Empfehlung nochmal überdenken, die Fakes gehen runter auf einen Wirkungrad wie ein Linearwandler:
http://www.fritzler-avr.de/gallery/main ... 2596Sfake/

Du kannst mir auch einen schicken zum durchtesten :mrgreen:
Neuware aus China dürfte grade länger dauern.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

ferdimh hat geschrieben: Mi 5. Feb 2020, 21:49
Es ist nicht gut, wenn die Zellen längere Zeit auf maximaler Spannung gefloatet werden.
Gibt es hierzu eigentlich auch eine technische Erklärung?
Ich sehe das eher so, dass das Elektrolyt in einem bestimmten Spannungsfenster stabil ist. In der Mitte (3,8-3,9V) ist man safe, aber je weiter man sich dem Rand nähert, desto größer ist die Schädigung des Elektrolyts pro Zeit. Übersteigt man die Ladeschlussspannung, blähen sich Tütenzellen direkt auf, weil sich das Elektrolyt zersetzt, als Modellbauer hat man sowas evtl. schon mal gesehen. In sofern sind die 4,20V Ladeschlusspannung kein in Stein gemeißelter Wert, sondern ein Kompromiss zwischen "nutzbarer Kapazität" und "akzeptabler Schädigung". Je nach Anwendungsfall kann man, wie mit einem Schieberegler, durch die gewählte Ladeschlussspannung Schädigung und Kapazität gemeinsam verschieben. Ich persönlich schiebe beides ein wenig nach unten, und lade meine Flug-LiPos nur bis 4,10-4,15V. Und sie halten jahrelang.
Wenn man sich nun schon in einem kritischen Bereich für das Elektrolyt befindet im Bereich der Ladeschlussspannung, ist der Grad der Schädigung eine Funktion der Zeit. Bei Modellbau-Tütenlipos ist sowas dann immer direkt sichtbar, und aufgeblähte Akkus weisen den Benutzer auf sein Fehlverhalten hin. Wie der Prozess bei Rundzellen genau abläuft, weiß ich nicht, da sich da ja nix ausdehnen kann. Ich vermute also, dass intern eine Drucksteigerung stattfindet, welche wiederum gemäß des chemischen Gleichgewichts eine weitere Zersetzung bremst. Hoher Druck bermst Prozesse, bei denen Gas entsteht. Ich vermute, dass deswegen Rundzellen auch disbezüglich etwas robuster sind als Tütenakkus.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Stitch »

wäre mal was , akkus mit ner art einweg ventil .. das sie ausgasen könnten aber die packung weiterhin stramm bleibt

(z.b. vacuum pumpe an suppentüte mit rückschlag ventil :twisted: )
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Ja, so ganz verwegene Amis haben das mal gemacht. Tütelipos vorsichtig angepiekst, zusammengedrückt und mit CA versiegelt. War zumindest nicht schlechter als vorher.
Bei einigen Zellen mit weichem Gehäuse wird es empfohlen, und auch von verschiedenen Herstellern angewandt, sie zwischen harten Endplatten zusammenzudrücken.
Ganz unten:
http://liionbms.com/php/prismatic_tips.php
Fritzler hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 16:28 []
Zumindest die LM2596 Wandlerplatinen ohne HV fallen ja durch Fakes auf.
Hast du bei dem mal nachgemessen ob er mit 300kHz taktet?
[]
Ach ja genau, dich wollte ich auch noch gefragt haben was du dazu so meinst.
Bezüglich des LM2596(HV), ich hab mir gerade die Datenblätter angeguckt, sind das nicht 150kHz?
Das würde nämlich auch mit meinen Messungen übereinstimmen, wenn ich mich nicht verrechnet habe:
https://imgur.com/a/spdoJ84

Bild

10us:

Bild

2us:

Bild
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Fritzler »

Julez hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 18:08 Ach ja genau, dich wollte ich auch noch gefragt haben was du dazu so meinst.
Bezüglich des LM2596(HV), ich hab mir gerade die Datenblätter angeguckt, sind das nicht 150kHz?
Das würde nämlich auch mit meinen Messungen übereinstimmen, wenn ich mich nicht verrechnet habe
Da hatte ich wohl was falsch in Erinnerung.
Fake: ~50kHz
Original: 150kHz

Also scheint deine Platine nicht betroffen zu sein.
Die Fakes entsprechen nämlich eher einem LM2575, weil 50kHz und bei mehr al 1A bricht die Ausgangsspannung ein.
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Julez
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Ahja gut, dann bin ich erstmal beruhigt. Ich kann aber eins von den Modulen zum FT20 mitbringen, dann kannst du es dir vor Ort mal angucken, wenn du magst. :)
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Stitch
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Stitch »

ich hab mal bei nem macbook lipos angestochen und mit kepton zugeklebt , funzt bis heute noch bei meinem kumpel
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Julez
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Sag ihm, wenn's nach Kaugummi riecht, soll er sich nochmal melden... ;)
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Stitch »

das ist schon gut 5 jahre her

sein akku hält noch so ca 30 minuten bevor er platt ist sagt er (also sehr verschlissen )
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ferdimh
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von ferdimh »

Übersteigt man die Ladeschlussspannung, blähen sich Tütenzellen direkt auf, weil sich das Elektrolyt zersetzt, als Modellbauer hat man sowas evtl. schon mal gesehen. In sofern sind die 4,20V Ladeschlusspannung kein in Stein gemeißelter Wert, sondern ein Kompromiss zwischen "nutzbarer Kapazität" und "akzeptabler Schädigung".
Das ist allerdings nicht die Begründung gegen "floaten".
Wenn ich das Ding mit 4,2V in den Schrank lege, hats die nächstes Jahr auch noch. Das das Ding dabei schneller altert ist aus der Chemie logisch, dass es bei 4,3-4,4V noch viel schneller altert.
Aber wo ist jetzt der Unterschied zwischen "auf 4,2V (oder meinetwegen auch 4,0V) laden liegen lassen" und "das Netzteil angeklemmt lassen, wobei quasi kein Strom fließt"?
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von zauberkopf »

Interessant wäre mal eine grafik, aus der man erkennen kann, wieviel % der Ladung eine Liion zelle bei 4 4.1 und 4.2 (100%) erhält.

Was das aufblähen der Tütensuppen angeht : Ich habe den starken verdacht, das mit den Lade und Entladeströmen zusammenhängen könnte.
Aufgeblähte Tütensuppen, aus geräten, die diese kaum belasten (ladung wie entladung), wie z.B. tablets, sind mir bis jetzt nicht bekannt.
Aber es kann auch gut sein, das meine Datenbasis dafür zu gering ist.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Schneewittchen »

Ich hab für die Kids der Nachbarin zwei Billig-Smartwatches gekauft. Bei beiden waren die Tütensuppen schon bei Lieferung aufgebläht...
Till
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Till »

zauberkopf hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 14:54 Schau mal bei ebay nach... da finde ich auf anhieb ein halbes duzend BMS mit balancing funktion.

Aber eben nur eine Variante, die auch ein Display hat und eine Schnittstelle bietet um ein paar Informationen wie Restkapazität usw. anzuzeigen.
Leider scheint das Modul aber nicht mit 3s klar zu kommen, ist eher für größere Zellenzahlen gedacht.
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Fritzler
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Fritzler »

Julez hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 18:24 Ahja gut, dann bin ich erstmal beruhigt. Ich kann aber eins von den Modulen zum FT20 mitbringen, dann kannst du es dir vor Ort mal angucken, wenn du magst. :)
Ich hab einfach mal 2 bestellt, das sollte noch vorm FT20 da sein.
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zauberkopf
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von zauberkopf »

Tüttelsuppen :
Also die frage ist, wie schnell wird Strom in einen Akku reingeprügelt ?
Meine Tablets (auch powerbanks ) brauchen etliche Stunden, bis der Akku via USB voll ist.
Das kann bei anderen Geräten anders sein... kleiner akku.. hoher ladestrom... das meine ich.
Aber eben nur eine Variante, die auch ein Display hat und eine Schnittstelle bietet um ein paar Informationen wie Restkapazität usw. anzuzeigen.
Leider scheint das Modul aber nicht mit 3s klar zu kommen, ist eher für größere Zellenzahlen gedacht.
machs doch nicht so kompliziert :
normes BMS und ein Voltmeter.
Bei Liion (im gegensatz zu LiFePO4) kannste Dir schön die Kapazität über die Zellspannung abschätzen.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Bastelbruder »

Bei Liion (im gegensatz zu LiFePO4) kannste Dir schön die Kapazität über die Zellspannung abschätzen.
Da fehlt bloß noch die passende Kurve, die wohl auch Auskunft geben könnte welche Grenzbereiche ohnehin nicht sinnvoll zu nutzen sind. Der Kapazitätskrieg ist sowas von doof!
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Julez
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

ferdimh hat geschrieben: Do 6. Feb 2020, 22:38
Übersteigt man die Ladeschlussspannung, blähen sich Tütenzellen direkt auf, weil sich das Elektrolyt zersetzt, als Modellbauer hat man sowas evtl. schon mal gesehen. In sofern sind die 4,20V Ladeschlusspannung kein in Stein gemeißelter Wert, sondern ein Kompromiss zwischen "nutzbarer Kapazität" und "akzeptabler Schädigung".
Das ist allerdings nicht die Begründung gegen "floaten".
Wenn ich das Ding mit 4,2V in den Schrank lege, hats die nächstes Jahr auch noch. Das das Ding dabei schneller altert ist aus der Chemie logisch, dass es bei 4,3-4,4V noch viel schneller altert.
Aber wo ist jetzt der Unterschied zwischen "auf 4,2V (oder meinetwegen auch 4,0V) laden liegen lassen" und "das Netzteil angeklemmt lassen, wobei quasi kein Strom fließt"?
Die Zellspannung beim Laden besteht aus der Summe der galvanischen Spannung und des Spannungsabfalls durch den Innenwiderstand des Zellmaterials. Dementsprechend ist die galvanische Spannung immer ein klein wenig niediger als die Zellspannung, solange ein Strom fließt. Normalerweise wird eine CC/CV Ladung beendet, wenn der Ursprungsladestrom auf ca 10% des Anfangswerts gesunken ist. Die Ladeendspannung wird also immer bei (geringem) Stromfluss gehalten, die galvanische Spannung liegt also stets ein wenig darunter. Das merkt man auch daran, dass die Zellspannung instantan sinkt, sobald der Ladestrom wegfällt. Diese Grafiken verdeutlichen dies:

Bild
https://i.imgur.com/wwERAcK.gif
Quelle: http://www.mountainprophet.de/2016/03/2 ... ladegerat/

Bild
https://i.imgur.com/Bywn0Jr.jpg
Quelle: https://www.medizin-und-elektronik.de/s ... el/141477/

Bild
https://i.imgur.com/CwX85WY.jpg
Quelle: https://www.akkuline.de/mascot-18v-li-i ... ells-16162

Letztendlich bedeutet dies, dass bei einer Ladeschlussspannung von X das Zellmaterial immer etwas weniger Spannung sieht, nämlich X - I * iR.
Floatet man dagegen die Zelle länger Zeit auf der Spannung X, wird der Ladestrom gegen 0 laufen, und somit das Zellmaterial die volle Spannung abbekommen. Der Kapazitätsgewinn ist hierbei allerdings marginal, weshalb ich das Floaten nicht empfehlen kann.
Zuletzt geändert von Julez am Mi 25. Nov 2020, 20:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

inse hat geschrieben: Mi 5. Feb 2020, 22:58 Viele Fakten und Projekte hast du hier sehr gut zusammengefasst.
Ich habe mich im Übrigen dazu entschlossen mir einen neuen Akkupack für meinen Roller zu kaufen.
Parallel dazu werde ich auch den verbrauchten Akku zerlegen und wenn möglich wieder aufbauen, evtl als Zusatzakku mit geringerer Kapazität zur Reichweitenverlängerung.
Was mich bei meinem Akku verwundert hat, daß sich beim laden alle Zellen auf 4,2V +-10mV eingestellt haben.
Bislang habe ich noch keine Balancer Schaltung ausfindig machen können, das BMS habe ich ja abklemmen müssen um an die Mittelabgriffe zu kommen, außerdem schien mir hier keine entsprechende Beschaltung bestückt zu sein.
Kann das in die Zellen integriert sein? Oder verbirgt es sich in der Zwischenlage..
Ich befürchte, daß der neue Akku auch wieder auf 4,2V Zellspannung aufladen wird und es keine Möglichkeit gibt auf verträglichere Spannungspegel zu limitieren.
Entweder deine Zellen sind erstaunlich gut gematcht, oder da ist doch irgendwo ein Balancer versteckt. Unsichtbar in die Zellen integriert habe ich noch nie gesehen.
Hängt das Ganze denn an einem externen Ladegerät, oder wie ist das gelöst? Mit ein wenig Bastelei sollte man das hinbekommen, zur Not einige Hochlastdioden ins Ladekabel integrieren, so dass etwas Spannung abfällt, wenn sonst nix hilft.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

zauberkopf hat geschrieben: Fr 7. Feb 2020, 03:38 Interessant wäre mal eine grafik, aus der man erkennen kann, wieviel % der Ladung eine Liion zelle bei 4 4.1 und 4.2 (100%) erhält.

Was das aufblähen der Tütensuppen angeht : Ich habe den starken verdacht, das mit den Lade und Entladeströmen zusammenhängen könnte.
Aufgeblähte Tütensuppen, aus geräten, die diese kaum belasten (ladung wie entladung), wie z.B. tablets, sind mir bis jetzt nicht bekannt.
Aber es kann auch gut sein, das meine Datenbasis dafür zu gering ist.
Sowas?
https://www.powerstream.com/lithium-ion ... oltage.htm

Aufblähen passiert auch bei Überlastung. Einige Experten unseres Vereins schaffen es mitunter, dass nach einem Flug die Akkus rund sind. 80A Antrieb im Funjet ist halt keine ganz zuende gedachte Sache...
Laden ist dagegen unkritischer. 3C vertragen eigentlich alle Modellbauakkus heutzutage ohne Probleme. Daher ist es die bessere Strategie, wenige Akkus zu haben und die vor Ort immer schnell wieder vollzuknallen, als zu Hause einen ganzen Eimer Akkus langsam vollzuladen und den Tag über gemächlich zu verbrauchen.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Fritzler »

60mAh is jetz aber son richtig süß kleiner Akku :>

Mit meiner E-Last kann ich auch sone Kurven loggen bei verschiednene Entladeströmen.
Aber da gibts sicherlich genug im Netz, auch für größere Akkus und bei ordentlichen Akkus stehts im Datenblatt.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von ozonisator »

Anbei noch ein paar Infos über Li-Akkus:
Nach OpenCircuitVoltage (OCV) wird der SOC nur in den allerbilligsten Consumer(schrott)-Akkus bestimmt. Nicht umsonst hat TI mit seinem "Impedance Tracking" ein Haufen Geld in die Hand genommen und betreibt einen großen Aufwand... Coloumb Counting, sprich zählen was reinfließt und was raus fließt geht auch nur bedingt, Selbstentladung und Messungenauigkeiten (über mehrere Dekaden hinweg den Strom genau messen ist nicht gerade trivial oder kostengünstig) sind beliebte Fehlerquellen.
Was Balancing betrifft, das ist eine reine Komfortfunktion, es erhöht lediglich die nutzbare Kapazität über die Lebensdauer. Es gibt genug Hersteller die keine Balancer verbauen, und nur auf die einzelnen Zell(über)spannungen triggern. Wenn chargenreine Zellen namenhafter Hersteller verbaut werden, so bleibt am Ende der Lebensdauer ein Offset von ~50mV zwischen den Zellen stehen. Klingt komisch, ist aber so. BMSe machen es oft nicht besser, weil Schaltungsteile aus Dämlichkeit oder Geizigkeit aus einem Potential versorgt wird, was irgendwo innerhalb der Serienschaltung der Zellen abgegriffen wird. Drift zwischen den Zellen kommt oft konstruktionsbedingt durch die Anordnung der Zellen (Heizen sich unterschiedlich auf im Betrieb) und die Auslegung der Zellverbinder (unterschiedliche Widerstände in der Parallelschaltung der Zellen sorgt für ungleichmäßige Belastung einzelner Zellen im Parallelverbund)

Wer natürlich irgendwelche schimmeligen Laptopzellen zusammen lötet ist selbst dran schuld. Rundzellen (ohne Schraubanschluss) gehören IMMER (!) gepunktschweißt. Es schützen wenige µ einer Plastikfolie euch davor, dass die Bude gnadenlos abbrennt oder zumindest aufwendig saniert werden muss.
Ein bisschen Nickelband und ein Punktsch(w)eißgerät kosten nicht die Welt, die Brocken gibt es zu schmalstem Kurs beim Chinesen.

Und wenn ich noch eine nicht gesponserte Kaufempfehlung machen darf, die Ladegeräte von Junsi sind den Chinakrachern weit voraus. Bei mir werkelt ein "iCharger X6", ich war über die doch sehr kompakte Größe total überrascht: "und das Ding soll jetzt mit 800W einen Akku vollknallen?".

Bezüglich Abnahme des Ladestroms gegen Ende, das ist ein rein elektrochemischer Prozess. Und je höher die Zellspannung ist, desto schneller altert die Zelle. Die Alterungskurve geht ab etwa 4,1V steil nach oben. Wer maximale Zyklenfestigkeit braucht, sollte nur bis etwa 4,1V fahren und auch beim Entladen vorzeitig aufhören. Je mehr Kapazität man ungenutzt lässt, desto länger hält die Kiste.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von inse »

Julez, wenn es Dich interessiert, kann ich noch einen Datensatz vom Ladevorgang hochladen - welches Format wird bevorzugt .xls oder .pdf?
Dass die Zellen inzwischen nicht mehr gut gematched sind, ist an der Entladekurve in dem ursprünglichen Li-Ion Thread zu erkennen.
Beim Laden laufen die Teilspannungen auch sehr unterschiedlich hoch.
Der Akkusatz wird mit einem externen Lader geladen, der 67,2V 3A CC/CV liefert.
Wenn Balancing verbaut ist, würde dann eine Verringerung der Ladespannung etwas bringen?
Es würden ja doch die ersten Zellen auf Anschlag hochlaufen und für die letzten bleibt nicht mehr genug Saft übrig, oder liege ich da falsch?
Man müsste ja direkt am Balancing eingreifen.
Wenn beim neuen Akkupack keines verbaut ist und die Zellen gut gematched sind, könnte es klappen.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von ferdimh »

Die Grafik zeigt einen Spannungsabfall (ist der hier Begriff hier nicht sogar korrekt?) von etwa 20mV.
Das würde also bedeuten, dass floaten bei leicht reduzierter Spannung auf der geringeren "galvanischen Spannung" der Lebensdauer eben nicht schaden dürfte - das gleiche müsste dann auch gelten, wenn man einfach 20mV weniger weit lädt.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Ja, das ist durchaus so richtig. Auf z.B. 4,15V floaten dürfte dann nicht schädlicher sein als bis auf 4,20V zu laden mit üblicher Abschaltung.

Inse: Lad mal ruhig als .pdf hoch, ist universeller. Wenn der Lader extern ist sollte sich was ändern lassen mit der Ausgangsspannung, oder zumindest Ersatz finden mit variabler Spannung. Bei so Ladegeräten ist immer irgendwo ein Spannungsteiler zu finden, mit dem die Ausgangsspannung geregelt wird, da kann man dann schön dran rumlöten. Wenn dein BMS Balancing hat, sollten am Ladeschluss alle Zellen die gleiche Spannung haben. Ist das nicht der Fall, dann wird wohl die Ladung unterbrochen, sobald eine Zelle droht, die Maximalspannung zu überschreiten. Bei einem großen und wertvollen Akku kann es sich durchaus lohnen, ein bisschen Geld in bessere BMS Systeme zu investieren.

Google mal nach "smart bluetooth bms", da gibt es einige, wo sich per App die einzelnen Parameter sehr fein einstellen und überwachen lassen. Falls du so eins nimmst und z.B. bei neuen Akku nur bis auf 4,05V lädst, sollte sich die Lebensdauer spürbar verbessern. Ein Kollege bei der Arbeit hat so ein smart bms, ich frag den mal was für eins genau.
inse
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von inse »

Ich habe mal das Diagramm hochgeladen - man sieht das Ende des Ladevorganges, zuerst noch im CC Modus und dann das Abklingen bis auf ca. 70mA.
Die markierte Stufe ist entstanden weil ich die Messerfassung neustarten musste, die Schnittstelle hatte sich aufgehängt.
Die Ladeschlussspannung ist im Bereich von 10mV für alle Zellen gleich.
Das Ladegerät hat intern sogar zwei Potis, ich nehme an, eines für den Strom, das andere für die Spannung....
Der neue Akku ist leider komplett eingeschweisst, es kommen nur zwei Kabel raus, also kein Zugriff auf die Einzelzellen.
Akku_Laden.pdf
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Julez
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Hi, das sieht ja soweit gut aus. Mit dem Ladegerät kannst du ja mal mal rumspielen und gucken was passiert.
Den Akku würde ich allein schon aus Neugier öffnen. Aber auch aus Sicherheitsgründen ist es schon wichtig, dass die Einzelzellen zumindest überwacht und vor Überspannung geschützt werden.
inse
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von inse »

Die Ladeschlussspannung werde ich auf jeden Fall nach unten korrigieren.
Den neuen Akku werde ich vorerst nicht öffnen, ich habe extra bei einem deutschen Händler gekauft und will die Garantie nicht riskieren.
Ist ein Zwiespalt, ich weiß, aber er ist eingeschweißt und auf keinen Fall spurlos zu öffnen.
Danke für deine Antwort.
andreas6
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von andreas6 »

Man kann Akkupacks sehr unauffällig kontaktieren, es hängt aber von der Bauform ab. Vorher muss klar sein, wie die soliden Rundzellen mechanisch angeordnet sind. Durch ein 0,5er Loch passt eine Nadel, die den Außenmantel einer Zelle erreichen kann. Das taugt zum Messen und Balancieren, aber nicht zum schnellen Laden.

MfG. Andreas
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Julez
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Was sagt denn der Hersteller, was da für Überwachungselektronik drin sei? Falls keine, wie soll der Akkupack geschützt werden?
inse
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von inse »

Es heißt in der Beschreibung:
BMS Batterie Management System
ca. 800-1000 Ladezyklen möglich
Temperatur und Überladeschutz
Maße: L:33xB:17,5xH:7cm
max. ladestrom 67,2V
Max. Dauer Betriebsstrom: 50A
Mehr Details habe ich auch nicht...
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Julez
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Dann würde ich da mal nachfragen, z.B. ob das Balancing erst bei einer Maximalspannung aktiv wird oder schon darunter. Das wäre ja für den Betrieb wichtig zu wissen.
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Mino
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Mino »

Ich hätte da auch mal eine Frage...

Ich hab mir ein LiPo 3S Pack aus 3x 18650 gebastelt. Huckepack drauf ist das hier:
https://de.aliexpress.com/item/40001249 ... web201603_

Geladen wird hiermit:
https://de.aliexpress.com/item/32711173 ... 4c4dY2Se0l

Versorgt wird mit einem 19V/4A Laptop -NT. Den Ladestrom habe ich 800mA eingestellt.

Sowohl Verbraucher als auch Ladebuchse hängen an der BMS Platine. Der Verbraucher hat noch nen Schalter in Reihe.
Die Ladebuchse hat noch eine 1N5xxx irgendwas in Reihe damit man von aussen nix kurzschließen kann.

Mir geht es nun um die einzustellende Spannung am CV/CC Lader, weil ja noch die dioade mit drin ist.
Ich habe ihn zuerst auf 14V/800mA eingestellt und unter Aufsicht geladen. Als dann der Akkupack 12,6V hatte, habe ich die Spannung so lange runtergedreht bis kein Strom mehr geflossen ist. Waren irgendwas mit 13,3...4V, also Ubat + Uf-Diode.
Ist das so okay?


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Julez
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Doch, das sollte schon so gehen. Ich hab mir gerade irgendeinen Datasheet angesehen, und da war 0,8V Spannungsabfall bei 20mA, das passt also erstmal.

Allerdings lese ich in der Artikelbeschreibung des BMS:
2. diese artikel ist eine erweiterte version BMS PCB ohne equalized lade.
Also keine Balancing Funktion (wobei ich mich dann frage, wozu die ganzen Komponenten auf dem PCB gut sind...?). Dann brauchst du die genau passende Ladespannung auch nicht. Also würde ich auf 13,0V gehen, das sollte dann immer noch sehr gut funktionieren, wenn du nicht auf absolut maximale Kapazität angewiesen bist.

Und bei den DC-DC Wandlern diesen Typs scheint es so zu sein, dass die mit stehender Spule Fälschungen und mit liegender Spule Originale sind.
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Mino
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Mino »

Julez hat geschrieben: Mi 12. Feb 2020, 13:46 Doch, das sollte schon so gehen. Ich hab mir gerade irgendeinen Datasheet angesehen, und da war 0,8V Spannungsabfall bei 20mA, das passt also erstmal.

Allerdings lese ich in der Artikelbeschreibung des BMS:
2. diese artikel ist eine erweiterte version BMS PCB ohne equalized lade.
Also keine Balancing Funktion (wobei ich mich dann frage, wozu die ganzen Komponenten auf dem PCB gut sind...?). Dann brauchst du die genau passende Ladespannung auch nicht. Also würde ich auf 13,0V gehen, das sollte dann immer noch sehr gut funktionieren, wenn du nicht auf absolut maximale Kapazität angewiesen bist.

Und bei den DC-DC Wandlern diesen Typs scheint es so zu sein, dass die mit stehender Spule Fälschungen und mit liegender Spule Originale sind.
Das mit dem vielen Hühnerfutter und "no balancing" hat mich auch stutzig gemacht. Es ist aber in der Tat so, das die Zellen unabhängig vom Startwert auf 4,2V geladen werden, nicht mehr...tut also schon.
Das mit der Versorgungsspannung versteh ich aber nicht....sind die angegebenen 12,6V die Mindestspannung?
Jedenfall ist dir LED erst auf "grün" (also "kein" Strom mehr) als ich beim Erreichen der 3x4,2V den Spannungsausgang runtergedreht habe....alles bissel seltsam.

Aber das Ergebnis zählt....es wird geladen und es wird nicht überladen...ich bin glücklich :D


Mino
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Julez
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Das mit der Versorgungsspannung versteh ich aber nicht....sind die angegebenen 12,6V die Mindestspannung?
Ja das verstehe ich auch nicht ganz. Vielleicht dient das BMS auch als "Behelfs-Ladeüberwachung" und schaltet knackig bei 4,20V schon den Ladestrom ab?
Nun ja, was auch immer dafür sorgt, dass die 4,20V nicht überschritten werden, es funktioniert offensichtlich.
Also vielleicht 2x im Jahr die Balance überprüfen und ansonsten so lassen.
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von bastl_r »

Hi

Die 12,6V sind für diese BMS nicht DAS Abschaltkriterium.
Wenn eine der Zellen ca 4,25 - 4,28V kratzt schaltet das BMS vorsichtshalber ab. Daher sollte immer das Ladegerät die Spannung begrenzen.
Diese billigen Platinchen mit Balancer balancieren mit vielleicht 50 - 60mA. Mit alternden Zellen viel zu wenig.

bastl_r
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Julez
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Julez »

Ja, ein BMS ist kein Ersatz für ein ordentliches CC/CV Ladegerät, wo vor allem die CV passend eingestellt ist.

60mA sind mit der Zeit aber doch ganz ordentlich. Für eine Powerwall mag es nicht reichen, aber wenn man nicht gerade einen Großakku >15Ah aus alten Laptopzellen zusammengewürfelt hat, tut es schon recht ordentlich seinen Dienst. Bei fragwürdigen Zellen kommt nach dem Kapazitätstest bei mir 1 Monat Lagerung im Vollzustand (anfangs 4,15-4,20V), und da sollten dann die 4,10V am Ende nicht unterschritten werden. Wenn das passt, sollte die Selbstdebalancierung im Betrieb kein größeres Problem sein auch mit nur 50mA Ausgleichsstrom.
Mein 50V 8Ah Fahrradakku besteht aus >10 Jahre alten Zellen, und ist mit so einem 50mA BMS stets perfekt ausbalanciert.
Größere Balanceprobleme haben eigentlich nur Akkus die grenzwertig hochstrombelastet werden, wie im Modellbau oder bei Werkzeugen, und hier nimmt man auch gefälligst gescheite Zellen. Bei Schwachstromelektrik ist minimale Balancerleistung eigentlich ausreichend.
Till
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Re: Selbstgebaute Li-Ion Akkus sowie Überwachungs- und Ladeschaltungen

Beitrag von Till »

Selbst bei Batterien in Elektroautos, wo gerne diverse 60Ah Zellen parallel verschaltet sind ist der balancierstrom nicht bedeutend höher.
Dort wird auch nur ganz stumpf oberhalb einer gewissen Zellspannung angefangen überschüssige Ladung zu verheizen, um die Zellen anzugleichen.
Dazu kommen dann natürlich noch so Sachen wie Temperaturfenster, Ladezustand und Laune der Steuergeräte.

Die Zeit regelt das schon, selbst bei großen Kapazitäten.
So extrem driften die Zellen auch nicht.
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