Alu gießen

Der chaotische Hauptfaden

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Propeller
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Alu gießen

Beitrag von Propeller »

Moin,
da ja hier im Forum einige Leute sind, die manchmal Teile aus Alu zu gießen haben, mache ich hier mal einen Thread zum Erfahrungsaustauch auf.
Hier mal meine Versuche:
Gestern habe ich im Formsand gespielt und meinen ersten Versuch, ein Logo für den Bus nachzugießen gemacht. Bis jetzt habe ich immer nur mal Rohlinge für Keilriemenscheiben usw. gegossen. So ein zylindrischer Klotz ist ja recht einfach zu gießen und auf den einen oder anderen Lunker kommt es dabei auch nicht an.
Bei dem Logo sieht das etwas anders aus. Daher habe ich zunächst eine ganze Weile recherchiert: Welches Rohmaterial? Welche Temperatur? Welchen Formsand? Welche Chemikalien zum Entgasen und welche zum Schlacke reduzieren? Gestern konnte ich dann zur Tat schreiten und einen ersten Probeguß machen.

Die originalen Plastelogos sind zum Glück so geformt, daß man sie recht gut abforman kann. Auf Trennmittel habe ich verzichtet, da ich befürchte, daß davon Reste in den Sand einziehen und beim Gießen verdampfen und somit Lunker verursachen. Für den Ernstfall hätte ich noch Talkum da, aber es ging ohne.

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Als Formsand habe ich einen Ölsand namens "ProCast A" verwendet, der explizit für den Aluguß gedacht ist und sich gut verarbeiten läßt.
Im Bild sieht man, daß ich ihn nicht gut genug verdichtet habe, aber es sollte ja auch nur ein Test werden.

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Für den Versuch habe ich alte Autokennzeichen verwendet. Bei DuRöhre sieht man oft, daß Alufelgen als Rohmaterial genommen werden, aber ich hatte keine da.
Nachdem alles geschmolzen war, habe ich die Asche von den TÜV-Plaketten und die Schlacke runtergeschöpft und die Schmelze entgast. Dazu wurde eine Messerspitze Natriumkarbonat (Waschsoda) in Alufolie gewickelt und auf den Boden des Schmelztiegels gedrückt, bis sie aufgeschmolzen war. Dann leicht umrühren, nochmal Schlacke abschöpfen und sofort eine Prise Borax auf die Oberfläche der Schmelze streuen, damit sich möglichst wenig neue Schlacke bildet. Nun wurde der Brenner abgestellt und gewartet, bis das Alu auf 650°C abgekühlt war.
Dann rein damit in die Form!

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Der Guß kühlt ab, die Spannung steigt:

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Ausformen und gucken:

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Ganz zufrieden bin ich noch nicht. Die Temperatur hat gepaßt, aber einige kleine Bläschen sind übrig geblieben. Also muß das Entgasen noch optimiert werden. Dampf dürfte daran nicht Schuld sein, weil der Sand wasserfrei ist und erst unmittelbar vor dem Gießen aus der original verschweißten Folientüte kam. Ein paar andere kleinere Macken entstanden, weil der Sand nicht perfekt verdichtet war.

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trotzdem mal sauber gemacht...

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...und drangehalten.

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Beim nächsten Versuch werde ich mal testen, ob man 3er Edelstahlschräubchen zum Befestigen gleich eingießen kann.

Wie macht Ihr das? Was kann ich besser machen? Die Legierung von den Kennzeichen ist so extrem weich, daß sich die Logos, wenn man nicht aufpaßt, schon beim Polieren verbiegen. Was ist das geeignetste Rohmaterial, wenn man nach Aluschrott Ausschau hält?
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Alexx
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Re: Alu gießen

Beitrag von Alexx »

Ich schaue mir öfters YouTube Videos von Leuten die Alu gießen und die benutzen Kupfer damit das Alu nicht so weich ist und gegen sich zusammenziehen beim erstarren.
Edit: Die Guss Alu Zylinder sollen wohl besser sein.
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Chemnitzsurfer
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Re: Alu gießen

Beitrag von Chemnitzsurfer »

Ob Alufolie dafür geht?
Bekommt man recht preiswert im Discounter und ist theoretisch frei von Anhaftungen?
Anse
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Re: Alu gießen

Beitrag von Anse »

Propeller hat geschrieben: So 9. Feb 2020, 13:45 Die Legierung von den Kennzeichen ist so extrem weich, daß sich die Logos, wenn man nicht aufpaßt, schon beim Polieren verbiegen. Was ist das geeignetste Rohmaterial, wenn man nach Aluschrott Ausschau hält?
Das ist ja klar. Kennzeichen müssen ja nur gut aussehen. Bei der Herstellung ist die Eigenschaft ja sogar von Vorteil. Besseres Material findet sich in KFZ Schrott. Wasserpumpen, Motorblöcke usw.
Diese Teile sind aus Legierungen, die gießgeeignet sind. Also Si haltige. Der Si Anteil kann aber bei mechanischer Nacharbeit richtig unschön sein. Si = mineralisch -->Werkzeuge verschleißen schnell.

Wenn das Teil danach noch im größeren Umfang zerspant werden soll ist eine Legierung wie AlCuMgPb besser.

Alufolie wird schwer, da sie schnell weg oxidiert. Zudem dürfte die Legierung sehr bescheidene mechanische Eigenschaften besitzen. Vergleich mal die Kilopreise. Schrott Alu gibt es für ca. 60 ct/kg
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Propeller
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Re: Alu gießen

Beitrag von Propeller »

Die Wahl fiel auf die Kennzeichen, weil die Legierung mir sehr korrosionsbeständig erschien. Daß das Tiefziehblech weich ist, war mir klar. Daß es aber so weich ist, daß man das 6mm dicke Logo wie Butter biegen kann hat mich dann doch überrascht. Einmal an die Schwabbelscheibe gedrückt und das Ding war krumm. :lol:
Wie sieht es mit der Korrosionsbeständigkeit von Siliziumhaltigen Legierungen aus? Ich hatte schon Wasserpumpen mit extremem Lochfraß.

Nach was hält man auf dem Schrott Ausschau, wenn man AlCuMgPb sucht?

@Alex: Hast Du mal ein Beispielvideo? Ich habe nur welche zu Alubronze gefunden.
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Alexx
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Re: Alu gießen

Beitrag von Alexx »

https://www.youtube.com/channel/UCeWUl- ... Q2bek6w0BQ << russisch sprechender Kanal

kann es aber gerade irgendwie nicht wiederfinden.
ch_ris
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Re: Alu gießen

Beitrag von ch_ris »

hätte auch (guss)felgen-alu für am besten gehalten. weil felgen nicht aus gelumpe gemacht werden, hoffentlich.
Anse
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Re: Alu gießen

Beitrag von Anse »

Propeller hat geschrieben: So 9. Feb 2020, 15:06 . Daß es aber so weich ist, daß man das 6mm dicke Logo wie Butter biegen kann hat mich dann doch überrascht. Einmal an die Schwabbelscheibe gedrückt und das Ding war krumm.
Man muss auch beachten, das der Guss nach dem Gießen wie weich geglüht ist. Oft werden solche Teile noch ausgehärtet. Das geht meines Wissens aber nur mit Si haltigen Legierungen.
Korrosionsprobleme gibt es meistens in Verbindung mit anderen Metallen und Elektrolyten --> Wasserpumpe.

Legierungen, die ohne Nachbehandlung schon gute mechanische Eigenschaften haben gibt es als Halbzeug zum Drehen/Fräsen. Auf Ebay gibt es oft Kisten mit Platten Reststücken. Aber relativ teuer mit 3-5 €/Kg und eigentlich auch zu schade zum Einschmelzen.
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Desinfector
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Re: Alu gießen

Beitrag von Desinfector »

Vergiss Alufolie da brennt einem die Hälfte weg.
Ich hatte auch schon mit Alu gespielt und dafür Stanzabfälle
und Späne, nicht zu dünn, genommen.
b3170
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Re: Alu gießen

Beitrag von b3170 »

Alufelgen hätte ich für den Zweck noch da, wäre ja nicht so weg. EN AW 5083 hätte ich auch noch ein wenig, lässt sich auch nach dem Giessen gut zerspanen.

Gruss Thomas
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Smily
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Re: Alu gießen

Beitrag von Smily »

Wären da nicht Kühlkörper aus alten pc geerntet nicht geeignet?
Das zeug ist doch relativ robust.
Sir_Death
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Re: Alu gießen

Beitrag von Sir_Death »

also wenn du magst, kann ich dir um EUR 10,- Versandkosten ein Kühlkörper-Carepaket schicken, bei dem der Postbote schon flucht. - Frag mich nicht nach dem Gewicht. :lol:

Die Großen sind aus alten Fernseh-Sendegeräten ausgebaut, schwarz eloxiert und nicht unbedingt sauber, aber das ist dann wohl einfach Schlacke.

Foto kann ich bei Interesse/Bedarf nachreichen.
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RMK
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Re: Alu gießen

Beitrag von RMK »

ich würd wirklich zum Schrottplatz geh'n, dem nen
Heiermann in die Hand drücken und mir kaputte
Alufelgen geben lassen. Mit einem grösseren
Hammer lassen die sich vermutlich auch in
Tiegelgeeignete Brocken zerklopfen...

und falls sich einer in Zinkguss versuchen will,
die Auswuchtgewichte beim Reifenmonteur
sind aus Zink....
inse
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Re: Alu gießen

Beitrag von inse »

Will nicht hoffen, daß sich Alufelgen leicht zerkloppen lassen!
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RMK
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Re: Alu gießen

Beitrag von RMK »

ich auch nicht, aber bei der Kälte draussen und einem Vorschlaghammer sehe ich schwarz für Alufelgen...
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Gobi
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Re: Alu gießen

Beitrag von Gobi »

große Aluteile lassen sich so gut wie gar nicht zerkloppen, oft auch schlecht sägen und Trennscheibe auch blöd! Man sieht öfter, das große Teile in zb, einfach einem Grill öä erstmal in kleinere Portionen geschmolzen werden - das ist mir aber zu aufwendig.
Ich sammel bis fausgroße Teile ein, was halt noch in den Tiegel passt. Mich wundert eigentlich, das du mit den Nummerschildern überhaupt was geschmolzen bekommen hast und nicht nur Schlacke. Aluspäne verwandeln sich im Tiegel in einen schrecklichen Grieß - versuche es erst gar nicht....
Andererseit sehr interessant, daß das Zeug so weich geworden ist - ein interessanter Zuschalgsstoff! Mein Guss ist immer recht zerbrechlich und gibt beim Drehen bröselige Späne - war mir bisher aber auch immer Wurst.

Meine Quelle ist hauptsächlich Fahrradschrott (Pdelarme u.ä.) im Lauf der Zeit sammels sich genug Kram an bei mir - eigentlich wird es immer mehr statt weniger......
Kleiner Tip_ am Ende muss der Tiegel ja immer leer gemacht werden - dafür habe ich eine eigene Sandkiste mit ganz leicht feuchten Sand mit etwas Bentonit drin (Ton) , da ramme ich immer ein Rundmaterial rein und gieße das. Freu mich jedesmal, wenn ich daraus was drehe.
(irgendwo müsste es auch noch einen Uralt Tread vom mir zum Thema geben)
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Spike
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Re: Alu gießen

Beitrag von Spike »

... Vielleicht gibst Du der Form eine leichte Neigung vom Anguss bis zu den Steigern (legst also unter eine Seite eine Leiste [2-3° Steigung sollten reichen]).
Damit könntest Du die Lunker im waagerechten Guss vermeiden. Obwohl natürlich gilt: Je höher die Form, desto besser der Guss ;)
Alte Festplattengehäuse als Grundmaterial sollten auch gehen - Obwohl da Mg-Al-Legierungen möglich sind.
b3170
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Re: Alu gießen

Beitrag von b3170 »

Meine Erfahrung ist auch, mit großem Vorschlaghammer ( 15kg ) ist nicht viel auszurichten bei Alufelgen. Plasmaschneider geht draussen so einigermassen,
ansonsten tut die Säbelsäge mit mittelgrobem Blatt sehr gute Dienste.

Gruss Thomas
Robby_DG0ROB
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Re: Alu gießen

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Smily hat geschrieben: So 9. Feb 2020, 21:58Wären da nicht Kühlkörper aus alten pc geerntet nicht geeignet?…
Die sind ja meist stranggepresst und nicht gegossen.
radixdelta
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Re: Alu gießen

Beitrag von radixdelta »

Hat das schon mal jemand mit der Motorsäge probiert? In Alukeile kann man jedenfalls sehr Problemlos sägen, das gibt auch ordentliche Späne.
Auf Youtube machen die das häufig mit der (Hand)Kreissäge.
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Desinfector
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Re: Alu gießen

Beitrag von Desinfector »

macht für Schmelz-Vorhaben aber erstmal eine Probe auf Magnesium,
ich hatte schon einige Male MG in der Alu-Ecke beim Schrotter gesehen.
GANZ vereinzelt sogar Titan.

die "Leichter-Als-Alu" Leichtmetalle können wunderbar brennen und Mg fliegt einem bei grösserer Menge auch schon mal um die Ohrn.
Aber fragt nicht, woher ich das weiss... :mrgreen:
radixdelta
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Re: Alu gießen

Beitrag von radixdelta »

Wenn man das erkennt kommt das aber doch sofort zu dem restlichen Aluminium in den Einkaufswagen, oder? :D
Aber wie, außer anhand der Dichte, prüfst du das schnell und einfach? Exothermes Prüfverfahren?
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Desinfector
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Re: Alu gießen

Beitrag von Desinfector »

klar das wird dann als "Alu" eingekauft

Prüfung ist ganz einfach, etwas vom Metall mit nem Messer abkratzen.
und wenn jedes Spänchen sofort mit nem "weissen Blitzen" bereitwillig verbrennt, ist es Mg.

Titan erzeugt weisse Funken, wenn man es mit Stahl anschlägt.
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Hansele
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Re: Alu gießen

Beitrag von Hansele »

Anse hat geschrieben: So 9. Feb 2020, 15:29
Legierungen, die ohne Nachbehandlung schon gute mechanische Eigenschaften haben gibt es als Halbzeug zum Drehen/Fräsen. Auf Ebay gibt es oft Kisten mit Platten Reststücken. Aber relativ teuer mit 3-5 €/Kg und eigentlich auch zu schade zum Einschmelzen.
Hmm, ich weiß nicht ob ich da wegen ein paar Euro wirklich das sparen anfangen würde?
Für den Schriftzug braucht es ja keine Unmengen an Material, dass drum herum macht deutlich mehr Arbeit und auch die Kosten für das Gas sollte man nicht vergessen.

Ich würde das Geld in ein definiertes geeignetes Material investieren, dann kann man eine sehr große Fehlerquelle ausschließen.

Grüßle
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Propeller
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Re: Alu gießen

Beitrag von Propeller »

Naja, kommt drauf an. Für den Schriftzug ist ja selbst die butterweiche Legierung, die ich genommen habe, besser als Plaste.
Wenn es darum geht, einen Rohling für ein Teil zu gießen, das danach noch spanend bearbeitet wird und obendrein noch definierte Festigkeitseigenschaften aufweisen soll, dann würde ich auch Material kaufen.
Ansonsten bin ich ein großer Freund des Recyclings. Insofern fände ich eine kleine Sammlung von Empfehlungen, nach welchen Artikeln man auf dem Schrott Ausschau halten soll, sehr interessant. Bei mir im Messykabinett liegen noch diverse Aluminium- Rotorblätter von Tragschraubern herum, die alle mal ein Ding mitbekommen haben. Das Material ist unvorstellbar biegesteif und zäh. Lohnt sich ein Test? Ich wollte sowieso irgendwann mal gucken, wieviele gerade 2m- Enden ich da herausgeschnitten bekomme, um ein Windrad zu bauen.
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Propeller
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Re: Alu gießen

Beitrag von Propeller »

Gobi hat geschrieben: So 9. Feb 2020, 23:38 Mich wundert eigentlich, das du mit den Nummerschildern überhaupt was geschmolzen bekommen hast und nicht nur Schlacke. Aluspäne verwandeln sich im Tiegel in einen schrecklichen Grieß - versuche es erst gar nicht....
Wie sieht denn Dein Schmelzofen aus? Wenn bei meiner Esse der Deckel runter ist, dürfte so gut wie gar kein Sauerstoff drin übrig sein. Vielleicht spielt das eine Rolle? Hast Du mal eine Prise Borax probiert und den Grieß weiter erhitzt?
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Re: Alu gießen

Beitrag von andreas6 »

Für ein Windrad sind die Blätter ungünstig geschnitten. Schau Dir die Unterschiede zwischen Propeller- und Repeller-Blättern an.

MfG. Andreas
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Propeller
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Re: Alu gießen

Beitrag von Propeller »

[OT] Ich dachte mir, daß das 8H12 bzw.10H12 ein Profil mit großem Anstellwinkelbereich ist und der größte Teil eines Tragschrauberrotors ja als Windmühle arbeitet. Auftrieb liefert nur ungefähr der letze Meter. Klar ist das sicher nicht optimal, aber wenn's da liegt? Für ein paar Watt wird's schon reichen.[/OT]
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Gobi
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Re: Alu gießen

Beitrag von Gobi »

Propeller hat geschrieben: Mo 10. Feb 2020, 19:01
Wie sieht denn Dein Schmelzofen aus? Wenn bei meiner Esse der Deckel runter ist, dürfte so gut wie gar kein Sauerstoff drin übrig sein. Vielleicht spielt das eine Rolle? Hast Du mal eine Prise Borax probiert und den Grieß weiter erhitzt?
Kennst Du den nicht, der oxidiert doch vor der Werkstatt rum? Ich habe immer Salz genommen, weil der OldFordBoy oder wie der heißt, das auch so macht.... Wo nimmst du den Borax her?

Ich schätze mal, bei Spänen ist die unendlich große Oberfläche das Problem, keine Ahnung.
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topmech
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Re: Alu gießen

Beitrag von topmech »

Guter Faden, horte ebenfalls Alu, Messing und Kupfer um diese *hust* irgendwann einzuschmelzen und tolle Halbzeuge zu gießen, die sich wiederrum zu etwas nützlichem Drehen/Fräsen lassen. Wenn ich so überlege habe ich einige Dosen, Kühlkörper, Halbzeugreste, DDR-Aluleitungen gesammelt.
Seitenkanalverdichter und Altöl sind vorhanden. Wenn das Wetter besser wird könnte man so einen Schmelzofen echt mal in Angriff nehmen...
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Spike
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Re: Alu gießen

Beitrag von Spike »

Propeller hat geschrieben: Mo 10. Feb 2020, 18:58 Bei mir im Messykabinett liegen noch diverse Aluminium- Rotorblätter von Tragschraubern herum, die alle mal ein Ding mitbekommen haben. Das Material ist unvorstellbar biegesteif und zäh.
Ich erinnere mich gerade an eine Gussprobe, die angeätzt irgendwo im Keller liegt: Die Kristallstruktur ist da wohl nicht so unwichtig - und damit auch die Zeit, die das Material nach dem Guss durchmacht.
Aber für ein Schmuckstück ist das wohl "overcooked", oder?
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Desinfector
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Re: Alu gießen

Beitrag von Desinfector »

Bei Guss dran denken, dass die Gussform, wenns in eine Metallform kommt, ordentlich vorgewärmt wird.
beim Schmelzen schon mal auf den Tiegel legen.

Wenn flüssig-Metall in die Kalte Form kommt, hat man sofort eine erste vorschnell erstarrende Schicht rund herum.
Und wenn es heisst ein Metall schmilzt bei 660° (Alu), dann muss man nochmal ne Schippe Temperatur zum Giessen rauflegen.
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Re: Alu gießen

Beitrag von Propeller »

Gobi, meinst Du myfordboy? Von dem habe ich mir auch viel angeguckt. Meiner Meinung nach die besten Videos zum Gießen überhaupt.
Borax kriegste einfach in der Bucht.

Spike, natürlich wäre das Zeug für ein simples Logo zu schade, aber ich will auch noch originalgetreue Halter für Gepäcknetze, Angstgriffe usw. nachgießen. Die müssen dann schon ewas aushalten, ohne krumm zu gehen.

Desinfector: Ich gieße in einer Sandform und orientiere mich mit der Temperatur an einer Tabelle, die ich irgendwo mal gefunden habe. Es gibt da direkte Empfehlungen, bei welcher Wandstärke usw. des Werkstückes welche Temperatur gewählt werden soll. Zu heiß ist auch Mist, weil dann durch das köchelnde Öl in Formsand bzw. bei Naßsand Wasserreste Lunker entstehen. Im Idealfall erstarrt das Material sofort, wenn es die Form gefüllt hat. Dem Problem mit der erstarrenden Oberfläche begegne ich, indem ich Einguß und Steiger so plaziere, daß das Werkstück möglichst komplett durchströmt wird. Zusätzlich bekommen die Steiger einen großen Durchmesser, damit viel Material durch die Form fließt und damit Wärme transportiert.
Das hat auch gut hingehauen, denn mit der Detailtreue bin ich recht zufrieden. Selbst kleinere Macken in der Plasteoberfläche habe ich mit abgegossen.
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Re: Alu gießen

Beitrag von Propeller »

Ich glaube, jetzt habe ich nach einigen Fehlversuchen den Bogen raus.
Entscheidend sind üppig dimensionierte Steiger, damit möglichst viel Material durch die Form hindurch fließt und damit Wärme reinbringt. Einfach die Temperatur zu erhöhen bringt Probleme mit Lunkern, da vermutlich das Material zu lange flüssig ist und in den Öldämpfen des Sandes herum köchelt. Die 650°C haben sich bei der Legierung ganz gut bewährt.
Und man muß die Steiger natürlich sinnvoll plazieren, sonst wird aus dem Robur ein Pobur: :lol:

Bild

Also nochmal von vorn. Es hat sich übrigens bewährt, nicht einfach den Schrott einzuschmelzen und sofort Werkstücke draus zu gießen, sondern nach sorgfältiger Entfernung der Schlacke/Asche/Dreck Barren zu gießen und diese dann zu verwenden. Das wird erheblich sauberer. Selbst beim Einschmelzen augenscheinlich sauberer Barren schwimmt noch genug Dreck auf der Schmelze.

Bild

Die 4er Edelstahlschräubchen drücke ich direkt in die obere Formhälfte und pinsele sorgfältig die Köpfe frei.

Bild

...sitzt bombenfest.

Bild

Bild

Polieren, polieren, polieren...

Bild

Fertig!

Bild
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Re: Alu gießen

Beitrag von Finger »

*Kinnladewiederhochhol* Sehr sehr geil! Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg!
Daffid
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Re: Alu gießen

Beitrag von Daffid »

Ich finde das Ergebnis auch atemberaubend gut. :!: :!: :!: 8-)

Wie sieht's eigentlich mit Kontaktkorrosion zwischen Alu und Edelstahl aus?
inse
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Re: Alu gießen

Beitrag von inse »

Respektables Ergebnis.
Ist das Material immer noch so weich, oder hast Du eine andere Legierung verwendet?
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Re: Alu gießen

Beitrag von Desinfector »

sehr schön.
und jetzt bitte die Königsklase:

STAHLGUSS ...nee Scherz, Alu reicht!

aber GANZ evtl noch Messing, wenn der Bus eine entspr. Farbe hätte.
Bei Deinem passt Alu schon sehr gut.
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Gobi
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Re: Alu gießen

Beitrag von Gobi »

Cool,daß das mit den Schrauben so gut geklappt hat - ich hatte das auch mal versucht und es war nicht so der Hit -warum weiß ich auch nicht mehr ,Edelstahlschrauben war evtl. sehr schlau!

Und "Alu zu heiß" ist vielleicht für mich auch ein Tip! Das wäre die erste plausible Erklärung, warum es mit dem neuen Ofen nicht mehr so gut klappt! Bei wieviel Grad gießt du denn?
Zuletzt geändert von Gobi am Do 13. Feb 2020, 14:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Fritzler
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Re: Alu gießen

Beitrag von Fritzler »

Das sieht echt gut aus.
Kannste ja nu in Serie produzieren für andere Robur Besitzer :mrgreen:
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Propeller
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Re: Alu gießen

Beitrag von Propeller »

Vielen Dank! :oops:

Daffid: Edelstahl und Alu klappt vom Korrosionsschutz her ganz gut. Ich habe des öfteren Aluteile mit V2A verschraubt und keine Probleme bekommen.

Gobi:
Propeller hat geschrieben: Do 13. Feb 2020, 12:27 Die 650°C haben sich bei der Legierung ganz gut bewährt.
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Re: Alu gießen

Beitrag von Propeller »

Fritzler hat geschrieben: Do 13. Feb 2020, 14:36 Kannste ja nu in Serie produzieren für andere Robur Besitzer :mrgreen:
Ich werde mit Anfragen überhäuft, aber bevor ich da was offiziell mache kläre ich erstmal die Rechtslage. Bin leider ein gebranntes Kind.
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T5000
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Re: Alu gießen

Beitrag von T5000 »

Bild
Sieht SUPER aus!
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Hightech
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Re: Alu gießen

Beitrag von Hightech »

Sagenhaft!!!

Damit das so schön bleibt, mit Klarlack nicht sparsam sein. Alu verwittert sehr schnell und heftig. Das gibt hässliche Laufnasen.
Sir_Death
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Re: Alu gießen

Beitrag von Sir_Death »

ist doch egal ob das korrodiert - gießt er halt noch eines :lol: :lol: :lol:

Jedenfalls echt sehr geil geworden!
ZBPDT4MWM
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Re: Alu gießen

Beitrag von ZBPDT4MWM »

Ich brauche keinen Schmelzofen! Ich brauche keinen Schmelzofen! Ich brauche keinen Schmelzofen!
Ich brauche keinen Schmelzofen! Ich brauche keinen Schmelzofen! Ich brauche keinen Schmelzofen!
Ich habe hier noch 40l Altöl :twisted:
Gibt es hier im Forum Erfahrung mit Altölbrennern?
Ich hätte nämlich einen Bronzeguss vor (7kg...)
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Re: Alu gießen

Beitrag von Desinfector »

zwar in Englisch, aber das Prinzip* erkennt man auch ohne Sprachkenntnisse
DuRöhre Kanal "Oil Burner"

https://www.youtube.com/channel/UCEfdKG ... n2hSuJl2Nw

mit sehr geilen Sicherheits-Tipps für all die Safety-Sissies :mrgreen:

* heisst:

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radixdelta
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Re: Alu gießen

Beitrag von radixdelta »

Wenn man den Stoff ordentlich Filtert könnte man einen alten Ölheizungs-Brenner nehmen. Wenn so einer erstmal brennt verheizt der alles was fließfähig und brennbar ist, das macht sogar ohne Schmelzofen total Laune. Wie fein man filtern muss weiß ich gar nicht, ich würde mein Pommesfett eh gern mitsamt Pommesresten verwerten und denke über so Primitiv-Zerstäuber mit Druckluft nach: https://www.youtube.com/watch?v=83xhBa-CjtI
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video6
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Re: Alu gießen

Beitrag von video6 »

Super Ergebnis.
Ich hab noch 3 Heizölbrenner da die mir im Weg liegen 😉
Will die wer?
Werd mich wohl nie aufraffen mit Hitze zu experimentieren.
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Propeller
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Re: Alu gießen

Beitrag von Propeller »

Erkenntnis des Tages:
Alu läßt sich nicht beliebig oft einschmelzen.

Durch meine reichlich bemessenen Eingüsse und Steiger fällt immer ein Haufen Verschnitt an, den ich bisher immer wieder neu eingeschmolzen und verwendet habe. Zusäztzlich habe ich die Reste aus dem Tiegel auch in Barren gegossen und beim nächsten Mal verwendet. Mit der Zeit fiel mir auf, daß der Schmelzpunkt des Materials von Mal zu Mal ansteigt und die Gußqualität immer schlechter wird.
Ich vermute, daß sich die Legierung beim Einschmelzen entmischt bzw. daß Bestandteile verbrennen und zu Schlacke werden, die ja immer reichlich anfällt.
Also werde ich das Material in Zukunft nur noch einmal umgießen, um es zu reinigen und dann jeweils einmal verwenden. Reste, Angüsse, Steiger usw. wandern in den Aluschrott, damit sich die Profis damit auseinandersetzen können.
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