Ich vermute, das Schmierverbot kommt aus der Zeit, als Radschrauben in Trommelbremsen geschraubt wurden. Wenn hier der nichtsahnende Azubi mit dem Ölkännchen einen guten Spritzer in jedes Schraubenloch einbringt, wird das während der Fahrt nach außen geschleudert und Essig ist mit der Bremswirkung.
Bei Scheibenbremsen oder gar Radbolzen stellt sich der Sachverhalt anders dar.
Meine Meinung: Durch Schraubenpaste werden keine Probleme erzeugt, dafür aber welche gelöst. Probleme, die ich direkt gesehen oder erfahren habe:
1) Mein Bruder (Schrauberlevel: T3 Motor ausgebaut, überholt und wieder eingebaut) ist auf der Autobahnraststätte daran gescheitert, das Rad seines frisch erworbenen Gebraucht-Sprinters abzubekommen, ADAC musste helfen.
2) Ein Kumpel ist daran gescheitert, das Rad vom Wagen seiner Schwester abzubekommen, Situation wie 1).
Indirekt:
Auf DMAX Doku über ADAC Helfer gesehen, Situation wie 1).
Aber weder im Bekanntenkreis noch im Internet bin ich jemals sinngemäß dieser Aussage begegnet:
" Seit
ich meine Radbolzen schmiere, habe ich Probleme, die ich vorher nicht hatte."
Zum Einwand, dass sich geschmierte Radverschraubungen von alleine lösen: Kann ich persönlich nicht bestätigen. Wenn ich nach 6 Monaten Fahrt meine Verschraubungen mittels Drehmomentschlüssel nochmals prüfe, bewegt sich da gar nix, also ist nix losgegangen.
Bleibt noch der Einwand der erhöhten Klemmkraft bei geschmierten Verschraubungen. Diese ist tatsächlich vorhanden, allerdings Schmierstoffabhängig. Deswegen sollte man auch keine Fette oder Öle benutzen, deren primäre Auslegung die Reibungsreduktion ist. Schraubenpaste ist dagegen so formuliert, dass sie keine schmierenden Feststoffe enthält (Graphit/MoS2/Teflon). Somit ist der Effekt gering (25%).
(
Quelle.)
Kupferpaste ist schön und gut, technisch aber inzwischen überholt. Besondes problematisch ist die galvanische Korrosion, falls man Motorblöcke aus Alu hat oder Alufelgen.
Wenn man sich dann mal anschaut, wie oft Radverschraubungen übertrieben fest angeknallt werden, und dies oft genug sogar schadfrei überstehen, scheinen mir +25% Klemmkraft nicht sonderlich problematisch. Der Sicherheitsfaktor dürfte sehr weit drüber liegen.
Zusammenfassend also sehe ich nur Vorteile bei Schraubenpaste, und von Nachteilen habe ich noch nie aus 1. Hand erfahren.