Motorenrätsel

Der chaotische Hauptfaden

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Gobi
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Gobi »

So, jetzt habt ihr meinen Kumpel dermaßen beeindruckt ("nicht mal ein Elektro-Meister konnte mir die anschließen"), daß er noch 2 Problemfälle nachgelegt hat:
aussenlaeufer.jpg
Ein hübscher Aussenläufer, Stern/Dreieck - soweit klar. Nur was macht das graue Kabel auf der Brücke??
stromstossrelais.jpg
Das scheint mir ein Stromstoßrelais? Der Motor der dran hängt läuft, wenn man es manuel betätigt. Dran hängt ein Taster mit Umschaltkontakt( an/aus), der scheint falsch angeschlossen - Durchgänge hat er? (graue Kabel) Kann man den Bezeichnungen entnehmen, wo er hingehört?
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ferdimh
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von ferdimh »

Naja, da wollte wohl wer unbedingt den N anschließen (oder ihn abzweigen, um irgendwas zusätzlich zu betreiben. Das findet sich z.B. in unserer Firma in einem Bandschleifer: Da wird der Motor mit L1, L2, L3 verbunden, aber die Haltewicklung vom Hauptschalter ist eine 230V-Variante, die dann gegen den (im Motor erzeugten) N geschaltet ist. Für kleine Leistugen kann man sowas machen.
sysconsol
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von sysconsol »

Für den ersten Problemfall gibt es doch zumindest Hersteller und Bezeichnung.
Steht sicher beides drauf, nur kann ich es im Foto nicht erkennen.
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Gobi
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Gobi »

noch zwei....
IMG_4233.JPG
Wieder ein Aussenläufer, drei Wicklungen, 380V, so weit alles klar, lief auch sofort. Ich habe mich gefragt, kann ich eigentlich die Wicklungen auch verkertrum anschließen - so, daß die aus der Phase sind? Der Besitzer meinte, er würde ungewöhnlich warm?
IMG_4231.JPG
Bei dem weiß ich nicht, was tun. Der hat zwar ein normales Klemmbrett, aber keine Brücken. Und in der Mitte ist nur ein Draht angeschlossen? Durchmessen habe ich vergessen, liefere ich nach...
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Alexander470815
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Alexander470815 »

Gobi hat geschrieben: Do 17. Dez 2020, 23:46 kann ich eigentlich die Wicklungen auch verkertrum anschließen - so, daß die aus der Phase sind?
Ja kann man, das läuft dann gar nicht so gut und wird ziemlich warm.
Anfang und Ende müssen schon richtig verbunden sein.
Gobi hat geschrieben: Do 17. Dez 2020, 23:46 Bei dem weiß ich nicht, was tun. Der hat zwar ein normales Klemmbrett, aber keine Brücken.
Wird wohl auch wieder eine Haupt und eine Hilfswicklung sein.
Deswegen insgesamt vier Anschlüsse.
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ferdimh
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von ferdimh »

Verpolte Wicklungen kann man bei Sternschaltung finden, indem man AUSSNAHMSWEISE! den N anschließt und dann eine Phase (oder, wenn man eine Drecksau ist, sogar zwei Phasen). Der Motor läuft dann weiter und erzeugt auf den unangeschlossenen Phasen die Spannung, die er dort gerne hätte.

Der Zweite Motor ist auch deswegen seltsam, weil 2250 U/min nicht knapp unter einem Teiler von 50 Hz ist. Entweder ist das ein sehr verlustbehafteter Asynchronmotor, oder irgedwas ganz anderes. Die Angabe "cos phi 0,98" neben dem Kondensator legt nahe, dass es hier nicht um einen Betriebskondensator, sondern um einen Kompensationskondensator handelt.
Dann könnte das auch ein Repulsionsmotor oder ein ganz normaler Universalmotor sein. Hat das DIng Bürsten?
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Gobi
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Gobi »

ich glaube nicht, ich schaue mir den mogen noch mal genauer an....
Verpolte Wicklungen kann man bei Sternschaltung finden, indem man AUSSNAHMSWEISE! den N anschließt und dann eine Phase (oder, wenn man eine Drecksau ist, sogar zwei Phasen). Der Motor läuft dann weiter und erzeugt auf den unangeschlossenen Phasen die Spannung, die er dort gerne hätte.
das verstehe ich nicht und traue ich mir vermutlich auch nicht zu..
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von bastl_r »

Der Motor mit N am Sternpunkt läuft, wenn das Startmoment nur gering sein muss auch mit zwei Phasen noch Sicher an.

Der graue Motor könnte auch ein Kondensatormotor sein. Da ist ein großer Schlupf mitunter nicht ungewöhnlich. Der Wirkungsgrad ist da bei den kleinen Motoren eh unterirdisch.

bastl_r
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Joschie
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Joschie »

Wie sieht denn der Gschropp weiter aus?

Mir kommt der nämlich irgendwie bekannt vor, sowas ähnliches werkelt in meinem Schweißgerät für den Drahtvorschub.
Und da ist es ein einfacher Universalmotor der via Stelltrafo in seiner Drehzahl geregelt wird.

Grüße
Josef
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Gobi
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Gobi »

IMG_4260.JPG
IMG_4259.JPG
Also es sind schlicht zwei Wicklungen mit Mittelanzapfung. Die anderen 2 Anschlüsse haben keinen Durchgang ??
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uxlaxel
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von uxlaxel »

Gobi hat geschrieben: So 20. Dez 2020, 16:09 IMG_4260.JPGIMG_4259.JPG
Also es sind schlicht zwei Wicklungen mit Mittelanzapfung. Die anderen 2 Anschlüsse haben keinen Durchgang ??
es ist ein wechselstrommotor mit hilfswicklung. ich kann auf dem typenschild schemenhaft "7µF" erkennen. das heißt, zwischen den äußeren beiden klemmen kommt ein kondensator, einer bekommt L und in die mitte kommt der N
wenn die wicklungen identisch sind, kann man durch "von links nach rechts umschalten" der klemmen die drehrichtung ändern.
Robby_DG0ROB
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Die beiden Klemmen ohne Durchgang können u.U. ein Fliehkraftschalter sein, der allerdings meist als Öffner geschaltet ist, um einen zusätzlichen Anlaufkondensator nach dem Hochlauf wegzuschalten. Ein Temperaturschalter wäre ebenso denkbar. Da es aber nur Hilfskontakte sind, wäre eine Invertierung der Funktion über Relais das kleinere Problem - sofern es sich um einen Schaltkontakt handelt und dieser noch funktionsfähig ist.
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uxlaxel
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von uxlaxel »

ich tippe eher auf thermokontakt, welcher möglicherweise defekt ist oder so hochohmig, dass das meßgerät außerhalb des bereiches war (1....10kΩ)
kondensatormotoren (welches wahrscheinlich hier einer ist), laufen im betrieb immer mit C. dass der C weggeschaltet wird, kenne ich nur von älteren motoren aus den 70ern....
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gafu
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von gafu »

Gobi hat geschrieben: Di 9. Jun 2020, 08:34 So, jetzt habt ihr meinen Kumpel dermaßen beeindruckt ("nicht mal ein Elektro-Meister konnte mir die anschließen")
Man muss sich eben immer vor augen halten, das ein meister auch nur ein normaler/guter/schlechter elektriker ist, der eine zusatzausbildung zur betriebsführung genommen hat, also kalkulation, wirtschaftsdinge, lehrlingsausbildung, menschenführung.
Der muss fachlich nicht besser sein als jeder andere elektrikergeselle.
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gafu
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von gafu »

uxlaxel hat geschrieben: So 20. Dez 2020, 17:48 kondensatormotoren (welches wahrscheinlich hier einer ist), laufen im betrieb immer mit C. dass der C weggeschaltet wird, kenne ich nur von älteren motoren aus den 70ern....
Das ist ein europäisches dings, übern teich drüben sind fliehkraftschalter und anlaufkondensator üblich.
Wenn also der motor aus einer importmaschine aus dem fortschrittlichsten land der welt kommt, muss man durchaus mit so gedöns rechnen.
Robby_DG0ROB
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Robby_DG0ROB »

uxlaxel hat geschrieben: So 20. Dez 2020, 17:48kondensatormotoren (welches wahrscheinlich hier einer ist), laufen im betrieb immer mit C. dass der C weggeschaltet wird, kenne ich nur von älteren motoren aus den 70ern....
Der Betriebskondensator bleibt ja dauerhaft in Betrieb; der Anlaufkondensator wird nur für ein höheres Anlaufmoment benötigt und über Zeitrelais oder besagte Fliehkraftschalter parallel zum Betriebskondensator während des Hochlaufens geschaltet. Eine Hilfswicklung ist ja auch dauerhaft in Betrieb, während reine Anlaufwicklungen nur für den Start sind (z.B. die bifilare Widerstandswicklung bei Hermetikverdichtern).
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Gobi
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Gobi »

ich hatte jetzt nur einen 25uF da, damit lief der Motor, wurde aber sehr schnell warm - also erstmal den richtigen Wert auftreiben
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ferdimh
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von ferdimh »

Es gibt auch - sehr vereinzelt - Kondensatormotoren, bei denen die beiden Wicklungen in Reihe geschaltet werden, und eine wird mit einem Kondensator überbrückt. Das habe ich genau einmal an der Kühlmittelpumpe einer japanischen Drehbank gesehen. Ich würde das hier aber erstmal nicht erwarten.

Einen Anlaufschalter würde ich hier nicht erwarten, auch wenn derartige Technik in Spezialanwendungen immer mal wieder über den Teich schwappt und mit einer von Induktionsmotoren völlig unbekannten Zuverlässigkeit (Pro Maschinenbetriebsjahr ein Ausfall) glänzt.
sysconsol
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von sysconsol »

So oft sind die Vakuumpumpen nicht ausgefallen.
Kann bei Gelegenheit mal nach dem Typ schauen.
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Gobi
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Gobi »

Hier wieder einer;
signal-2022-12-12-180720_002.jpeg
signal-2022-12-12-180735_002.jpeg
was soll das heißen, 2 Phasen und zwei mal Null???
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Chemnitzsurfer
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Chemnitzsurfer »

Der Motor braucht für die Erregerwicklung 200V
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Alexander470815
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Alexander470815 »

Das ist ein Gleichstrom Nebenschlussmotor.
Das Feld bekommt 200V Gleichspannung, der Anker 220V.
Könnte eine Compound Maschine sein die noch eine zweite Feldwicklung hat die mit dem Ankerstrom durchflossen wird, damit lässt sich eine sehr konstante belastungsunabhängige Drehzahl erzeugen.
Für eine Wendepolwicklung halte ich die Maschine für zu klein.
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Chemnitzsurfer
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Chemnitzsurfer »

Dazu mal noch etwas Lesestoff aus nem alten DDR Lehrbuch "rotierende elektrische Maschinen"
Gescanntes Dokument.pdf
(2.53 MiB) 57-mal heruntergeladen
PS wer was über alle möglichen Motoren wissen will, dem sein das Lehrbuch echt empfohlen. Bekommt man auf Flohmärkten oder auf entsprechenden Seiten im Internet immer mal wieder
https://shop.ddrbuch.de/rotierende-elek ... schinen-4/
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Gobi
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Gobi »

Phu, das ist ja doch ziemlich speziell.. Vielen Dank Euch!
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ferdimh
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von ferdimh »

Der Motor hat ganz sicher keine Wendepolwicklung. Abgesehen davon, dass sie G-H bezeichnet wäre, dürfte sie bei Drehrichtungswechsel nicht mit umgepolt werden.

Im Übrigen ist der Motor eine Compoundmaschine, keine Gegencompoundmaschine. Die Polarität der Reihenschlußwicklung (E-F) und der Nebenschlußwicklung (I-K) sind gleich (Minus an F, Minus an K). Damit wird Drehzahlstabilität gegen höheres Moment beim Anlauf getauscht. Andersrum gepolt würde eine erhöhte Belastung zu einem Drehzahlanstieg führen, der bei richtiger Auslegung den Drehzahlverlust durch Belastung genau kompensiert.

In jedem Fall sollte das Ding laufen, wenn man nur N1 und P1 anschließt und gefühlvoll aufdreht (10% der Nennspannung oder so). Über N2 und P2 kann mehr oder weniger eine Drehzahlbegrenzung realisiert werden.
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Alexander470815
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Re: Motorenrätsel

Beitrag von Alexander470815 »

Man sollte auf jeden Fall aufpassen wenn man an dem Feld rumspielt während die Maschine läuft.
Sonst kann man sich auch mal schnell die Quelle aus der der Ankerkreis versorgt wird durch Überspannung zerschießen.
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