Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Der chaotische Hauptfaden

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berferd
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Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von berferd »

Wir haben hier eine Grothe-Türsprechanlage, ein schönes klassiches Teil BJ 1975, einem Aufkleber nach zu urteilen.
Eine Türsprechstelle, drei Gegenstellen in Wandtelefonform in den jeweiligen Wohnungen.
Leider ist die Sprachqualität äußerst bescheiden, grade so zu verstehen wenn man sehr laut reinspricht.
Die Hersteller würden einem da natürlich zu gern (m.E. unnötigerweise) ein modernes, teures, und wesentlich hässlicheres System verkaufen.
Ich würde das Ding allerdings gerne einfach nur technisch etwas überholen.

m.E. sind da Kohlekapseln verbaut, die sind natürlich irgendwann durch. Die gegen transistorisierte Kapseln zu tauschen wäre mal ein erster Schritt.
Was mich dabei aber etwas zögern lässt: offenbar wird das Teil aus dem Klingeltrafo mit betrieben, d.h. mit Wechselspannung - auch subtil hörbar durch ein leises Brummen, das dem Audiosignal überlagert ist. Am Mikro an der Innensprechstelle (Siemens-Wandtelefon) liegen bei abgehobenem Hörer z.B. ca. 6V AC über der Mikrofonkapsel an. Andererseits enthält das Telefon an der Innensprechstelle ein kleines Platinchen mit Elkos, Dioden, ein paar Folienkondensatoren und einen Transistor .. irgendwas werkelt da also auch DC-mässig.

Kennt von euch jemand diese Anlagen? Klingt das soweit alles pausibel technisch, oder ist die Anlage Pfusch? Kann ich da bedenkenlos Transistor-Kapseln einbauen (da suche ich dann übrigens 4 Stück...), die sollten ja einen Brückengleichrichter beinhalten und somit auch mit AC funktionieren?

Hier mal ein paar Bilder.

Außensprechstelle mit Schaltung:
IMG_1043.JPG
IMG_1044.jpg
IMG_1087.JPG
Innensprechstelle:
IMG_1013.JPG
IMG_1012.JPG
IMG_1009.JPG
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m3rt0n
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von m3rt0n »

ich hatte mal eine rittoanlage restauriert bei der die sprachqualität auch quasi nicht vorhanden war. dort hatte ein austausch sämtlicher kondensatoren geholfen, allerdings bin ich mir recht sicher dass das eine DC anlage war und das problem an mangelhafter spannungsversorgung lag.
das brummen und die vermeintlichen 6v AC bei dir könnten aber auch von einem trockenen glättungelko im netzteil kommen.
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Roehricht
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von Roehricht »

Hallo,

überprüfen ob die Elkos ok sind, ich denke die sind Schuld am Brummen. Transistorkapseln rein und dann sollte der Möller wieder rennen.

Die moderen Mikrofonkapseln der letzten Generation sind auch deutlicher empfindlicher als die Kohlekapseln.

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Wolfgang
xanakind
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von xanakind »

Es könnte auch was bringen, zusätzlich die Spannung etwas zu erhöhen.
Also z.B. einen 12V Netzteil zu verbauen.
Die Wechselspannung im Sprechkreis macht mich aber auch etwas stutzig.
Eigentlich sollte hier DC sein.
berferd
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von berferd »

Spannung erhöhen wird schwierig, wie gesagt, das Ganze läuft über den Klingel- (und Türöffner-) Trafo. Ich würde hier gerne möglichst wenig modifizieren (nach dem Schema "das machen wir alles neu!"), sondern würde die Schaltung möglichst erst verstehen und dann optimieren wollen.

Das an der Sprechkapsel sind echte 6Vac. Es lässt sich dort keine DC-Spannung messen.

Falls jemand zufällig eine Handvoll Transistorkapseln (n >= 4) zu verkaufen hat, hätte Interesse.
sysconsol
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von sysconsol »

Ritto funktioniert auch mit Kohlekapseln. Recht vernünftig.
Ich würde da gar nichts an der unempfindlichen Technik tauschen, bevor nicht etwas unersetzlich defekt ist.

Und da funktioniert im Sprechstromkreis nichts mit AC - garantiert nicht.
Und wenn doch, dann ist da etwas defekt.

Bitte die Schaltung von der Platine abnehmen, damit du verstehst, was da passiert.


Vermutlich ist das ein Gleichrichter mit Glättungskondensatoren und ein Spannungsregler mit Transistor und Z-Diode.
sysconsol
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von sysconsol »

Bei den Kohlekapseln war doch mal etwas mit "das Korn wieder aufschütteln".
Also quasi "metallisch hart" aufsetzen.
Eventuell hilft schon hartes Dagegenschnippen mit dem Finger.
Robby_DG0ROB
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Die Körner zerkrümeln im Laufe der Zeit und verbacken - wie bei Pulverlöschern. Bei Handapparaten geht das natürlich schneller als bei stationären Sprechstellen. Schütteln, Rütteln und Klopfen helfen nur sehr kurzfrisitig bzw. bewirken eher eine noch weitere Zerkleinerung des Granulats und der Verdichtung desselben. Kapseln kosten nicht die Welt und sind quasi Verschleißteile.
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Roehricht
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von Roehricht »

Hallo,
bei Grothe sind tatsächlich Gleichrichterschaltungen in den Sprechstellen. Der Wackelsaft geht vom Klingeltrafo über alle Sprchstellen. Das muss schon allein deswegendamit Türöffner und dem Summer besaftet werden.Daran ist die Gleichrichterschaltung dran. Das ander Bein vom Trafo zur Innenstelle Aussenstelle , Türöffner sowie Lautsprecher und Mikrofon . Da der Sprechweg nur funktioniert wenn gerade keiner klingelt oder türöffnet stört der gemeinsam Rückleiter nicht beim Sprechen. Hörkapsel und Torstellen Mikro sind schlicht in Reihe geschaltet genau wie Innenmikrofon und Aussenlautsprecher und beziehen den Saft aus der besaget Gleichrichtersachaltung bestehend Diode, Elko, ne Zener ist da meist noch nichtmal drin. Über dem Elko muss man Gleichsaft messen können. Wenn es nur brummt kann es sein das das Bein vom Trafo zum Elko -Anscluss ab ab ist oder der Elko tot.

Das ist simple uralte Fernmeldetechnik welche schon vor 100 Jahren benutzt worden ist. Eigentlich unkaputtbar.

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Wolfgang
berferd
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von berferd »

Hab mal noch die Schaltung der Platine der Sprechstelle rausgezeichnet.
IMG_1098.jpg
Sieht nach Einweggleichrichter aus mit Siebkette aus C1, R6, C2. Klemme 4 und 2 sollten demnach Eingang Wechselspannung sein, zwischen Klemme 1 und 2 liegt dann Gleichspannung an. Das werde ich nochmal nachmessen alles.
Doch was tut die Schaltung rechts? Sieht mir fast ein wenig nach einem Phasenschieber-Oszillator aus.
Robby_DG0ROB
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Gegen akustische Rückkopplung?
berferd
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von berferd »

So, nochmal mit frischem Auge alles nachgemessen und untersucht:

Röhricht lag richtig, die Innensprechstellen werden mit 8V AC versorgt, aus dem Klingeltrafo. Die Sprechstelle macht daraus ca. 9V DC. Hör- und Sprechkapseln der Gegenstellen werden jeweils in Reihe geschaltet.

Der Schaltungsteil rechts hat mit der eigenen Sprechstelle keine direkte Verbindung außer via R1, der Rest der Kabel ("Klemme 3". "Kabel grün" verschwindet in der Wand. Der Teil kann also nur mit anderen Innensprechstellen oder mit der Außensprechstelle verbunden sein. Da die Außensprechstelle nur 3 Anschlüsse hat, die bereits für Mikro und Lautsprecher benötigt werden, und die anderen Innensprechstellen wohl genauso aufgebaut sind wie die untersuchte, tippe ich darauf daß dieser Schaltungsteil in der vorliegenden Installation inaktiv ist. Möglicherweise handelt es sich um eine Art Ruftongenerator, der optional ein Summen o.ä. an der Gegenstelle erzeugt?
sysconsol
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von sysconsol »

Wenn du einmal so weit bist, kannst du ja die gesamte Schaltung aufzeichnen.
Dann wird es verständlicher.
andreas6
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von andreas6 »

Deine D1 in der Schaltung sieht falsch gepolt aus. Mit dieser Polarität sollte der Transistor nicht regulär betrieben werden.

MfG. Andreas
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Roehricht
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von Roehricht »

Hallo,
Doch was tut die Schaltung rechts? Sieht mir fast ein wenig nach einem Phasenschieber-Oszillator aus.
Kann sein das der Phasenschieber für den Etagenruf ist ?? Der piept dann in Hörer rein, das kann echt laut sein. Kann sein das bei eingehängtem Hörer an der Diode D1 - über den Etagentaster geschaltet wird, und bei ausgehängtem Hörer die Sprechleitung zur Aussenstation.

Wie das genau werkt da muss man die Gesamtschaltung sehen. ist ein wenig undurchsichtig.

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Wolfgang
berferd
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Re: Restaurierung Türsprechanlage Grothe

Beitrag von berferd »

andreas6 hat geschrieben: Sa 6. Jun 2020, 18:50 Deine D1 in der Schaltung sieht falsch gepolt aus. Mit dieser Polarität sollte der Transistor nicht regulär betrieben werden.
Jep das war mir auch aufgefallen. Allerdings kann das auch eine Z-Diode sein, so genau hab ichs nicht ausgemessen bzw. analysier (die Teile sind alle noch verlötet).

Etagenruf wäre eine Erklärung.
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