Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Der chaotische Hauptfaden

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Propeller
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Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von Propeller »

Moin,
ich möchte mich darin versuchen, ein paar Youtubevideos zu machen, (was für mich komplettes Neuland ist) und möchte da nachträglich die Tonspur draufsprechen. Dazu habe ich hier allerdings nur ein Mikrofon mit Phantonspeisung (Shure SM58).
Gibt es eine Möglichkeit, damit Tonaufnahmen auf den PC (Linuxsystem) zu bekommen? Vielleicht mit irgendwelchen Adaptern oder so? Oder komme ich besser dabei weg, wenn ich mir ein anderes Mikro, vielleicht mit USB-Anschluß, besorge?
Danke schonmal.
thwandi
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von thwandi »

Das SM58 ist ein Dynamisches Mikrofon, ergo braucht das auch keine Phantomspeisung.

Das beste wäre irgendein simples 1-2ch USB Interface bei Thomann zu bestellen, theoretisch auch gebraucht. Simpel und gut sind die M-Audio interfaces.


Grüße
KalleGrabowski
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von KalleGrabowski »

Ahoi!

Als dynamisches Mikrofon ohne integrierten Verstärker braucht das SM58 keine Phantomspeisung. Lediglich der Ausgangspegel dürfte für den typischen PC-Soundkarteneingang zu gering sein.
Die erwarten in der Regel ein Elektretmikrofon, welches über die Mikrofonbuchse mit wenigen Volt versorgt wird. Das liefert, wenn ich mich recht entsinne, in der Konstellation etwa Signale um 10-20mV herum, das dyn. Mikro eher 1 - 2 mV, zumindest von der Größenordnung her.

Ein einfacher Eintransistorvorverstärker macht, daß es funktioniert, aber die Qualität (rauschen) wird vielleicht nicht gefallen. Also entweder nach einem Vorverstärker als Bausatz schauen, oder ein Mischpult o.ä. verwenden.

Wenn nur am PC gesprochen werden soll ist die USB-Lösung vielleicht sogar die passendere.
IPv6
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von IPv6 »

Ich brauche hin und wieder mal ein Messmikrofon mit Phantomspeisung am PC.
Dafür habe ich mir ein Behringer U-Phoria UM2 zugelegt.
Hat keinerlei besondere Features, das Gehäuse ist komplett aus Plastik und fühlt sich billig an und beim ersten Mal runterfallen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Ecke weg.
Aber es bringt für 30 € eine Phantomspeisung an den Laptop und hat klangtechnisch keinerlei Auffälligkeiten. Rauscht nicht übermäßig, brummt nicht.

Also bevor ich da jetzt was für 200 € kaufe würde ich es mit sowas versuchen.
Das SM58 braucht wie schon gesagt zwar keine Phantomspeisung, so eine externe Soundkarte schadet dem Ding aber auch nicht. Das Mikro selbst ist eigentlich das dynamische Gesangsmikrofon schlechthin, also durchaus brauchbar. Wenn auch für Aufnahmen am PC nicht zu 100 % optimal, aber da gehts dann eher um unwichtige Dinge für den Anfang.

Viel wichtiger für sauberen Ton und gute Verständlichkeit sind andere Dinge. Ganz wichtig ist bewusst sauber sprechen. An zweiter Stelle kommt dann ein vernünftig eingesetzter Kompressor, der die Dynamik auf ein erträgliches Maß reduziert. Dann ein wenig EQ-Einsatz, meistens im Mittelton und weiter oben sinnnvoll, da kann man viel experimentieren.
Dafür braucht es keine teure Software, sowas wie Audacity reicht da zum experimentieren völlig aus.
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gafu
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von gafu »

nachträglich tonspur einsprechen.

Also sitzt man da im cheffsessel vorm computer. da will doch kein mensch nach vorn gebeugt in ein "nah-mikrofon" mit kurzem sprechabstand ~5cm reinlabern.
Man will doch ein headset aufsetzen, und sich bequem zurücklehnen. Das hat dann auch eine electret-kondensatormikrofonkapsel und braucht den anderen kram nicht.

Und tiefe bässe will man bei sprache doch auch nicht, das man von der größeren dynamischen kapsel einen vorteil hätte

oder ein großmembran-kondensatormikrofon mit eingebautem usb-interface und mit abstand und poppschutz besprechen.
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ferdimh
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von ferdimh »

Die billige Elektretkapsel eines Headsets ist ungefähr die bassstärkste Kapsel, die man bekommen kann ;-)
Sie macht aber keinen Buckel um 100 Hz, wenn man sie aufisst.

Unabhängig davon hat selbige im Wesentlichen den Nachteil mangelnder Richtwirkung und einer etwas kritischen Position zum Mund, so dass die meisten Headsets in Sachen Tonqualität nur mittelmäßig überzeugen. Da kommt auch der Effekt dazu, dass man eine gewisse Menge (aber nicht zu viel!) Hall aus dem Raum im Ton haben möchte, damit es auch im Kopfhörer noch halbwegs überzeugend klingt.

Für realistische Sprachaufnahmen muss das Mikro weiter weg (schon damit sich Kopfbewegeungen nicht so stark auswirken) und Richtwirkung haben (Damit bei größerem Abstand der Raumeinfluß nicht zu groß wird). Der Großmembraner mit definiertem Abstand durch Poppschutz und (bei hohen Frequenzen) relativ starker Richtwirkung kommt da schon ganz gut ran, ein Array aus Elektretkapseln, ein Mikrofon mit (Super)Nierencharakteristik oder ein Richtrohrmikrofon funktionieren prinzipiell in der einen oder anderen Richtung ähnlich.

Der Eintransistorverstärker als Vorverstärker funktioniert bei sauber geschirmtem nicht zu langem Mikrofonkabel für Sprachaufnahmen durchaus ganz gut. Er kann nicht ansatzweise mit einem guten Mikrofonvorverstärker aus einem Mischpult oder einer edlen Soundkarte mithalten - muss er hier aber auch nicht.

Ich vermute allerdings, dass das SM58 in der Hand des mit dem Umgang ungeübten Sprechers nicht unbedingt das Optimum darstellt. Das Ding ist - meiner Meinung nach - aus sicht der heutigen Mikrofontechnik eigentlich schwer überholt.

Bei Reichelt gibts die EMY-625N, die als Elektretkapsel direkt an den PC angeschlossen werden kann, und mit Nierencharakteristik auch aus etwas mehr Abstand besprochen werden kann, ohne dass es gleich nach "Durch drei Räume zugerufen" klingt. Damit könnte man auch mal experimentieren...
^^artin
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von ^^artin »

Ich hab immer die Feststellung gemacht, daß die PC Mikrofoneingänge extrem rauschen.
Auf der verlinkten Webseite (momentan leider nur noch über die Wayback Machine und unvollständig abrufbar) hab ich dann den Tip gelesen, statt in den Mikrofoneingang zu gehen, einen einfachen Vorverstärker zu bauen und in den "Line In" Eingang zu gehen (mit einfacher Elektret Kapsel). Funktionierte bei mir wunderbar.
Den Schaltplan hatte ich damals etwas modifiziert und eine eigene Arbeits-Skizze erstellt. Die Links, unten auf der Seite, sind nicht mehr abrufbar, deswegen lade ich meine Skizze mal hoch.
https://web.archive.org/web/20130913092 ... uml%3Brker
Dateianhänge
Elektret_Mik_Vorverstärker.png
sysconsol
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von sysconsol »

Das Rauschen und die Strögeräusche am PC-Mikrofoneingang kommen meist von der Phantomspannung.
Die ist oft nicht sauber genug.

Das SM58 ist ein Gesangsmikrofon - das ist nichts für Sprache.

Eine Elektretkapsel aus einem Telefon, Handy, ... reicht aus.
Es sei denn, du möchtest Influenzer werden.

Ungeübten Sprechern rate ich zum Kopfbügelmikrofon - quasi zum Headset.
Dann bleibt das Mikrofon schon mal dort, wo es soll.
Den Frequenzgang kann man nachträglich recht einfach anpassen - Lautstärkeschwankungen (Kopf weggedreht) eher schlechter.
Es fehlt dann natürlich das räumliche Klangbild

Probier am besten aus mit dem, was du hast.
Kannst ja Testaufnahmen hier hochladen und dir eine Meinung dazu einholen.

Kaufen kannst du immernoch, wenn es sich als Notwendig erweist.

Ach ja: "Guter Klang" ist etwas, was man spezifisch für eine Zielgruppe definieren muss.
Du kannst mit Aufwand eine sehr gute Studioaufnahme machen - schade drum, wenn die Zielgruppe das aus einer plärrenden Box hört ;)
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Propeller
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von Propeller »

Hm. Worin unterscheidet sich denn ein Sprech- von einem Gesangsmikrofon? Die Empfindlichkeit? Der Frequenzgang?
sysconsol
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von sysconsol »

Eigentlich in der Empfindlichkeit.
Ein Gesangsmikrofon ist pegelfest und sollte auf Körperschall (das Ding wird auch mal aus dem Ständer genommen) nicht empfindlich sein.
Damit eignet sich ein Tauchspulenmikrofon schon mal prinzipiell.
Und diese haben auch meist keinen linearen Frequenzgang - dann klingt eben ein Mikrofon nicht wie das andere.
Kann man mögen, nutzen oder korrigieren ;)

Nun zum SM58: Nachdem ich mir Sprachaufnahmen angehört habe muss ich
sysconsol hat geschrieben: Mi 5. Aug 2020, 07:17 Das SM58 ist ein Gesangsmikrofon - das ist nichts für Sprache.
definitiv revidieren.

Das letzte dynamische Gesangsmikrofon, was ich in der Hand hatte, musste man schon ziemlich laut besprechen, damit bei einem Abstand von 30cm ein brauchbarer Pegel rauskam.
Frag mich keiner nach dem Typ, es war jedenfalls ein altes Sennheiser - wesentlich älter als ich ;)
Vielleicht war es auch defekt.
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Propeller
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von Propeller »

Na, das hört sich doch gut an! Ich habe einen Kasten namens "Lexicon Omega" gefunden und werde mal morgen versuchen, ob ich den Rechner und das Mikrofon damit verhäkelt bekomme.
sysconsol
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von sysconsol »

Habe ich gerade versucht, anhand der Anleitung abzuschätzen.
Das SM58 bringt wohl rund -56dBV @ 94dB SPL. Die 1,6mV_eff sind rund -53,5dBu.

Für den Mikrofoneingang sind max. +18dBu zulässig. Das entspricht 6,15V_eff.

Die Anleitung sagt weiter "-120 dB A-bewertet @ 50 dB Gain (150 Ohm Quellimpedanz)".

Irgendwie fehlt mir jetzt der Bezug zu Vollaussteuerung und Signalpegel.
Vermutlich sind die 18dBu die Vollaussteuerung bei kleinst möglich eingestellter Verstärkung.
Das ist doch aber etwas viel für einen Mikrofoneingang :?

Ausprobieren geht da schneller.
Auf jeden Fall müssen Phantopspeisung und das -20dB-Pad abgeschaltet werden.
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Sven
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von Sven »

Ihr macht aber ne Wissenschaft aus dem Anschluss eines der weltweit meist benutzten Gesangsmikrofone :D Das ist ein Universalarbeitstier von Mikrofon. Für Sprache ist das absolut einsetzbar. Für eine Nachvertonung ist das alle mal besser als ein klappriges Headset. Mit billigem Headset klingt das viel eher nach Telefon.

Phantomspeisung braucht das SM58 nicht, es ist egal ob die bei der Soundkarte ein oder ausgeschaltet ist. Das Micro braucht keine (ein Beta87 bräuchte welche...).
Das Problem beim Lexicon Omega dürfte sein, dass das Interface schon steinalt ist und es keine Treiber für 64 Bit Betriebssysteme gibt. Die Dinger laufen zum Glück auch Class-Compliant, d.h. mit generischem Treiber. Sollte für deine Zwecke reichen. Nutzt du Mac Os ab El Capitan oder neuer, sieht es schlecht aus, da wird das Device nicht mehr unterstützt.
https://lexiconpro.com/en/products/omega#downloads

Falls du das Ding nicht zum Laufen bekommst, schnapp dir ein günstiges USB Interface von M-Audio oder Behringer. Da wir zum gleichen "Konzern" gehören, nutzen wir in der Firma auch intensiv Interfaces von M-Audio. Die sind ganz vernünftig.
Privat setze ich allerdings auf RME, ist aber ne völlig andere Preisliga.

Zum Einsprechen: Schnall das Mikro an ein Stativ, notfalls tüdel dir selber eins aus ner alten Schreibtischlampe mit Scherenmechanik.
Am Besten ein Plopschutz zwischen dir und dem Mikrofon positionieren etwa 15-20cm vor dem Mikrofon. Finger hat sich sowas selber gebaut aus ner alten Strumpfhose und einer Drahtschlaufe.
Sprechabstand je nach Gusto und Raumakustik. Gehst du näher ans Mikrofon, wird deine Stimme voluminöser, das gibt der Aufnahme einen gewissen Radiomoderator Charakter. Einfach ausprobieren, was dir besser gefällt.
Ich persönlich spreche den Podcast mit relativ geringer Distanz zum MIkrofon ein.
Vor dem Aufnahme einmal einpegeln, bei den lautesten Passagen sollte die rote Clip LED am Interface gerade noch nicht angehen.
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gafu
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Re: Mikro mit Phantomspeisung an PC u.a.

Beitrag von gafu »

Sven hat geschrieben: Do 6. Aug 2020, 11:11 Mit billigem Headset klingt das viel eher nach Telefon.
das kommt aber vor allem nur, wenn man ein BLUETOOTH headset nimmt, was bei aufnahmebetrieb dann in einen ganz dummen telefonie-codec umschaltet der auf der aufnahmeseite 8bit 11khz vorsieht.
War hier aber nicht gefragt, da hier soundkarte vorgegeben war. Habs extra nicht angemerkt weil ich dachte, das wär am thema vorbei.
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