Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Der chaotische Hauptfaden

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caprivi
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Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von caprivi »

Ich bastel grad was für die Arbeit. Will ein mikroskopisches Testobjekt bauen und habe dafür aus einem japanischen Fineliner-Kuli eben eine 0,28 mm Kugel (null-komma-acht-und-zwanzig) extrahiert. Nun muss ich die auf einen passenden Träger aufbringen (idealerweise so einen 1"x3" Glas-Objektträger) und überlege mir, wie das gehen könnte. Wichtig: Es muss mindestens die obere Hälfte sichtbar bleiben (also bis zum Äquator).
  • Klecks Giessharz: Da versinkt’s einfach.
  • Doppelseitiges Klebeband: Kann austrocknen, dann fällt sie runter; oder das Klebeband ist zu dick, dann versinkt die Kugel auch. Das Klebeband wird Dreck anziehen, dann findet man sie nicht im Gestrüpp.
  • Starker Magnet als Träger: Der Objektträger wird plötzlich unmotiviert an irgendwas Eisernes ranschnippen, oder man findet plötzlich allen mögichen anderen magnetischen Dreck drauf.
  • Zwei halbe Rasierklingen anheften und dazwischen eine Schicht Harz oder Kleber abziehen, so wie beim Putzen: Ob man da sauber 0,1 mm hinbekommt ist fraglich, ausserdem wird das verschmieren und breitlaufen ... ach ja, die Kugel muss auf der herausragenden Hälfte unbedingt sauber bleiben.
Problem ist, ich hab nicht allzuviele von den Kulis, d.h. ich habe vielleicht zwei, drei Versuche. Die Magnetlösung ist hässlich, aber im Moment das Einzige, das vermutlich gehen könnte. Hat jemand noch eine andere Idee?
D2O
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von D2O »

Kannst du in das Glas eine kleine Vertiefung schleifen?
Dann Harz rein und mit Rasierklinge abziehen. So kannst du vielleicht sehr kleine Mengen Harz erzeugen.
caprivi
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von caprivi »

Ja, das klingt gut. Die Grube könnte ich sogar vorher vermessen. Bindet Harz eigentlich in solchen nl-Mengen ordentlich ab?
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RMK
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von RMK »

wenn Du Epoxydharz nimmst und nicht Polyesterharz
sind die Chancen gut....

sonst halt Kanadabalsam. :-)
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Bastelbruder
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von Bastelbruder »

Ist die Kugel tatsächlich magnetisch?

Ich kenne solche Kugeln aus Wolfram und welche aus Zirkonoxidkeramik. Und versenken würde ich die in Klebewachs, das läßt sich auch ein paarmal wieder reparieren.

Vielleicht ein Ring Schreibpapier (Konfetti aus dem Bürolocher), da drin ein per sauber abgeschliffenem Federstahldraht gestanztes Loch, das Ganze mit Wachs getränkt und wie oben schon erwähnt mit einer Rasierklinge abgezogen. Dann da drauf die Kugel leicht angedrückt und in den Ofen damit. Das Wachs sollte an der Kugel nicht hochklettern.

Kanadabalsam ist zum luftdichten Einschluß von Präparaten, dann eher eine Scheibe Weltherrschaftskleber, mit dem Mikrotom auf Stärke gesäbelt ...
caprivi
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von caprivi »

Lochverstärkungsring und Siegelwachs, das könnte was werden. Dass das kein Stahl sein könnte, hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm.
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BernhardS
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von BernhardS »

caprivi hat geschrieben: Mi 14. Okt 2020, 19:34 Ja, das klingt gut. Die Grube könnte ich sogar vorher vermessen. Bindet Harz eigentlich in solchen nl-Mengen ordentlich ab?
Man muss natürlich schon eine vernünftige Menge anmischen. Abbinden tut jede, und sei sie noch so kleine Teilmenge.

Früher hat man bestimmte Platten selbst dünn beschichtet. Links und rechts Tesafilm aufgeklebt, Zeugs aufgetragen und mit etwas Ähnlichem wie einer Rasierklinge abgezogen.
Das Handwerkliche ist halt Übungssache.
Wenn man zwei Klebstreifen übereinander kleben will, dann empfiehlt es sich den Klebstreifen am Vortag von der Rolle zu ziehen und über Nacht so irgendwie an ein
Regalbrett zu kleben damit sich die Streckung vom Abziehen wieder zurückbilden kann. Dann wird es nicht so wellig.
TDI
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von TDI »

Eine dünne Schicht noch zusätzlich verdünnten Klarlack aufsprühen und die Kugel da drauflegen und dann trocken lassen?
Deimos
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von Deimos »

Moin,

das Zauberwort heißt crystalbond adhesives, die werden zur Waferfixierung genutzt.

Etwas Kleber auf nem Objektivträger aufschmelzen, Kugel draufwerfen, fertig.
https://www.t-e-klebetechnik.de/klebsto ... .3a86e.php
Da findest du auch ein Datenblatt. Crystalbond 509-1 sollte deine Anforderungen erfüllen.

Grüße Deimos
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Desinfector
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von Desinfector »

muss es diese Kugel sein?
geht nicht auch eine Spitze einer Stecknadel?

Oder gehts um den bekannten Durchmesser?
caprivi
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von caprivi »

TDI hat geschrieben: Mi 14. Okt 2020, 22:40 Eine dünne Schicht noch zusätzlich verdünnten Klarlack aufsprühen und die Kugel da drauflegen und dann trocken lassen?
Da ist die Dicke undefiniert und ändert sich dynamisch; und ich denke auch, dass es in der Lackschicht durch das verdunstende Lösungsmittel recht turbulent zugeht. Und der Lack darf nicht nach oben kriechen.

Desinfector hat geschrieben: Do 15. Okt 2020, 08:20 muss es diese Kugel sein? eht nicht auch eine Spitze einer Stecknadel? Oder gehts um den bekannten Durchmesser?
Ja, die Kugelform ist der Witz dabei. Also: Man kann mit einem Mikroskop ja nicht um die Ecke sehen. Wenn man von einer Kugel Fokusschnitte macht und daraus ein 3D-Bild rekonstruiert, wird man sehen, dass die von der Probe reflektierte Intensität auf Null fällt, wenn die lokale Krümmung den Öffnungswinkel (sin NA) des Objektivs überschreitet. Man sieht also bei Verwendung unterschiedlich aperturiger Objektive immer nur unterschiedlich große Stücke einer Kugelkalotte. Kunden verstehen das oft nicht: Es gibt die laterale und fokalen Auflösungsgrenzen, aber ich kann z.B. mit einem 10x/0,4 Objektiv nun mal nicht das Profil einer Messerschneide von oben bestimmen, weil arcsin 0,4 gerade mal 23,5° ist; und alles, was stärker geneigt ist sieht man damit nicht. Selbst mit einem 50x/0,95 ist der Winkel gerade mal 72°. Die Messerschneide wird also nur als Linie im Dunkel erscheinen. (Wenn die Probe rauh ist, kommt noch etwas Streulicht von jenseits des Grenzwinkels dazu, aber das löst das Problem halt grundsätzlich auch nicht.) Ich habe diese Fragen immer wieder und will einmal einen Satz Abbildungen schaffen, die das illustrieren. Der kleine Durchmesser der Kugel ist gut, weil man dann den Effekt an der gleichen Probe zeigen kann: Bei etwas Grossem, wie einer Kugellagerkugel ist die Kalotte ab einer bestimmten Masstabszahl durch das Sehfeld begrenzt, dann glaubt's einem wieder keiner. Vielleicht ist 0,28 mm fast ein Bisschen klein; 0,5 mm würde vielleicht auch passen; das Problem beim Einbetten ist aber dann das Gleiche, und ich hab nun mal so ein paar Kugelschreiber rumliegen.

Deimos hat geschrieben: Do 15. Okt 2020, 02:01 Moin, das Zauberwort heißt crystalbond adhesives, die werden zur Waferfixierung genutzt. Etwas Kleber auf nem Objektivträger aufschmelzen, Kugel draufwerfen, fertig. https://www.t-e-klebetechnik.de/klebsto ... .3a86e.php Da findest du auch ein Datenblatt. Crystalbond 509-1 sollte deine Anforderungen erfüllen. Grüße Deimos
Danke für den Hinweis, ich behalte das im Kopf. Aber bei Amazon steht was von 38 EUR für 90g, damit kann ich ja ganze Schrotladungen für Zwergen-Armeen verarbeiten. Ich würde mal schauen ob noch irgendwo ein Rest Siegellack rumkullert, und ansonsten mal Laminatreparaturwachs ausprobieren. Bei Crystalbond 509 steht was von 77°C, das müsste auch so in die Grössenordnung kommen.


Ich werde also mal Bastelbruders Idee weiterspinnen und eine Kombination aus 0,1 mm Abstandsring (Lochverstärkungsring, ausgestanztes Stück Post-It) und Laminatreparaturwachs versuchen. Das kann man in den Ring kleckern, mit Klinge abziehen, mit 1000er Schleifpapier überschleifen und die Kugel reinsetzen. Dann warmmachen. Ich kann ja mal ein Bild reinstellen, wenn's geklappt hat.
caprivi
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Re: Kleine Kugel halb in Giessharz einbetten

Beitrag von caprivi »

Sieht schon mal ganz gut aus. Ein paar Iterationen hab ich natürlich gebraucht: Siegellack ist verwunschenes Kolophonium, habe ich jetzt gelernt, und das platzt sofort wieder vom Glas ab, wenn man es scharf anguckt. Laminatwachs als Einbettmittel taugt auch nichts, das ist, äh, glasophob :D und saugt sich mehr im umgrenzenden Lochverstärkungsring fest. Apropos Papierring: Keine gute Idee ist es, den Klecks in der Mitte des Rings mit Nass-Schleifpapier ... aber da kommt man schon nach 10 Sekunden drauf.
Am Ende war es recht einfach: Ein Tröpfchen Schellack aufgebracht, hart werden lassen, mit dem Messschieber den Objektträger messen, nullen und dann das Lackbätzchen auf der ebenen Ceranplatte mit 2000er Schleifpapier auf 0,1 mm abdünnen. Dann Zitterpartie am Backofen, die Kugel aufsetzen und dann schön gemächlich bei 100°C für eine halbe Stunde erwärmen. Leider hat sich die Kapillarwirkung, das Biest, vorgedrängelt, und mir meine 0,28 mm Kugel bis knapp über den Äquator eingemompt. Ein zweiter Versuch mit einer 0,5 mm-Kugel verlief aber gut. Mal sehen, wie die Fokusschnitte damit werden.
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