Türen und Fenster begradigen

Der chaotische Hauptfaden

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manuel
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Türen und Fenster begradigen

Beitrag von manuel »

Hallo,

Ich habe einige historisch alte Türen und Fenster aus Holz welche ursprünglich rechteckig nun sich leicht zu Rauten gehangen haben. Die Scharnier/Fitschen entfernte Seite ist a weng tiefer und das Fenster schleift am Fensterrahmen oder entsprechend die Tür am Boden.

Gibt es einen Geheimtrick mit dem man sowas wieder gerade bekommt ? Die Unterkannte schief abhobeln geht vielleicht bei Türen aber nicht bei Fenstern.
Diagonal ein Stahlseil spannen und Verleimung warm machen ? Aber wie mach es damit es so bleibt wenn ich fas Stahlseil wieder entferne ?

Komplett zerlegen wäre die letzte Alternative aber ist die Frage wie sowas zerstörungsfrei geht ?

Vielen Dank für Ideen.
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reutron
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von reutron »

Hast du mal gemessen ob die Fenster noch rechtwinkelig sind, oft hängen nur die Scharniere....
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uxlaxel
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von uxlaxel »

ich könnte mir vorstellen, dass das entnehmen der scheiben, zurecht rücken des rahmens und scheiben neu einkitten due fensterflügel wieder in form bringt.
andreas6
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von andreas6 »

Es wäre noch die Winkligkeit der Scheiben nach dem Ausbau zu prüfen, auch Glas wandert etwas. Wenn das so ist, Scheibe umdrehen (oben nach unten), dann hebt die Scheibe den Rahmen etwas an.

MfG. Andreas
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RMK
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von RMK »

andreas6 hat geschrieben: Do 29. Okt 2020, 11:41 [...] auch Glas wandert etwas. [...]
das halte ich für ein Gerücht...
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reutron
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von reutron »

Glas fließt genauso wie Kupfer aber sehr sehr langsam.....einige Jahrzehnte reichen nicht um das zu bemerken ;)
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RMK
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von RMK »

okay, philosophisch betrachtet ist alles im Fluss... :)

aber ich meinte eher dass die Fliessgeschwindigkeit von Glas nicht ausreicht um Fenster signifikant in ihrer Form zu beeinträchtigen.

...sonst müssten zB. auch jahrhundertealte Kirchenfenster oben alle einen Spalt am Glas haben, weil das ja so nach und nach wegfliesst....
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Cubicany
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von Cubicany »

Das erinnert mich an einen historischen Zeitungsartikel, nach
dem die Leute so um 1800 rum Angst vor dem Strom
hatten, weil der aus den Steckdosen laufen könnte
und dann das Fundament anfängt zu gammeln.
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Finger
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von Finger »

Ihr kennt das langweiligste Experiment der Welt? https://folio.nzz.ch/2008/juli/das-lang ... t-der-welt
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grobschmied
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von grobschmied »

Waren es nicht Bleiglasfenster in alten Kirchen die sichtbar nach unten "geflossen" sind?
Nello
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von Nello »

Finger hat geschrieben: Do 29. Okt 2020, 15:42 Ihr kennt das langweiligste Experiment der Welt? https://folio.nzz.ch/2008/juli/das-lang ... t-der-welt
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Finger
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von Finger »

Das ist wunderbar absurd! BTT: Ich hab bei sowas auch schon einen Fahrradbowdenzug eingezogen. Sah doof aus, aber die Tür schliff nicht mehr...
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RMK
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von RMK »

grobschmied hat geschrieben: Do 29. Okt 2020, 15:56 Waren es nicht Bleiglasfenster in alten Kirchen die sichtbar nach unten "geflossen" sind?
ich hab - leider finde ich den Link nicht - mal darüber gelesen, es ist wohl ein Trugschluss, weil
man beim "bauen" der Kirchenfenster gern das Glas so eingelegt hat dass die dicke Seite nach
unten kam - also von Haus aus, sozusagen. Macht auch Sinn, das erleichtert das Arbeiten.

die unterschiedlichen Glasdicken kamen von der Herstellung, damals gabs noch kein
Float-Glas-Verfahren für gleichmässige Wandstärken :-)
Jörch
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von Jörch »

Hi Manuel,

erstmal solltest du nach den Beschlägen schauen, das sind vermutlich Fitschenbänder und die hängen. Die kann man richten und im Falz neu verstiften.

Ansonsten das Glas aus dem Rahmen nehmen und neu verklotzen, dann stützt sich der hängende Rahmen auf dem Glas ab, bei Einfachverglasung natürlich nicht so taff wie bei modernen Fenstern.

Gruß, Jörg
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Geoschreiner
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von Geoschreiner »

Ganz kurz: Glas fließt nicht, das ist ein Mythos. Kann man auch in aktueller Forschungsliteratur nachlesen.

Zu den hängenden Fenstern/Türen: Wenn es nicht an der dick aufgetragenen Farbe liegt (das gibts immer wieder), sondern wirklich am Rahmen, würde ich mich an das von Jörg empfohlene halten. Richtig verklotzen ist essentiell. Bei den Türen hilft je nach Ausführung und Abweichung nur das Zerlegen, Ausrichten und neu Verleimen.
manuel
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von manuel »

Danke für die vielen Tipps.

Die Türen und Fenster haben kein Spiel oder so. An den Stosskannten wo der Rahmen der Fächer zusammengefügt sind sieht man das ein keilförmiger Spalt entsprechend der Rautenverformung da ist. Aber zurück drücken geht nicht.

Gibt es einen Trick die Verleimung zu lösen ? Vom Geigenbau weiß ich das man bei Geigen die Verleimungen mit Alkohol (oder war es Azeton?) spröde machen kann. Gibt es was ähnliches im Tür und Fensterbau ? Vielen Dank.
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Sterne
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von Sterne »

Bei aktuellen Fenstern gibt das Glas die Form vor. Durchs Verklotzen wird der Rahmen in „Form gezogen“. Dieselbe Funktion übernimmt bei Holzfenstern der Kitt.
Also Scheibe raus, Rahmen gerade ziehen und neu Einkitten. :D
Zuletzt geändert von Sterne am Fr 6. Nov 2020, 18:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Lötfahne
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von Lötfahne »

Cubicany hat geschrieben: Do 29. Okt 2020, 15:00 Das erinnert mich an einen historischen Zeitungsartikel, nach
dem die Leute so um 1800 rum Angst vor dem Strom
hatten, weil der aus den Steckdosen laufen könnte
und dann das Fundament anfängt zu gammeln.
Stimmt. So um 1800 rum war der Strom nämlich noch aus Kerzenwachs, da konnte sowas vorkommen. :mrgreen:
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Wulfcat
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von Wulfcat »

Verzogene Fenster hatte ich auch schon am Wickel gehabt, als folge von "Intelligenzbestien" die Eingeschlagene Scheiben Ersetzt haben. Die Scheibe gibt auch bei Einscheiben die Diagonalsteife. In Meinem Fall hatten die bei den Fenstern einfach nur die Glasreste rausgekloppt, Kitt rausgekratzt, Fenster zugemacht, Scheibe eingesetzt und mit Fixirnägelchen festgesetzt und dann Gekittet. Die habe dabei die Instabilität des Leeren Fensterramens vergessen.... Ergebnis..... es schleifte.
Kitt wider rausgekratzt, Scheibe ausgebaut, alles von Kitt- Resten gereinigt.
Rahmen wider eingesetzt und unten den Spalt vermessen....kleine BEILAGE passend gefeilt und gegenüber der Scharnier unten im Spalt zb mit nem KLEINEN Tröpfchen Sekundenkleber so fixirt, das sich das Fenster trotzdem(auf der Beilage schleifend) öffnen lässt und vor allem: Das der Spalt unten GERAGE ist. Scheibe einbauen und verkitten.
Der Kitt braucht ja Wochen um richtig auszuhärten. Solange muss man mit dem Kratzen auf der Beilage leben. Die ist aber wichtig, das sich der Rahmen nicht verzieht solange der kitt noch "flisst".
Die Beilage kann weg, wenn man mit dem Fingernagel keine Spuren mehr im Kitt hinterlässt, solange muss man mit ihr leben.... 8-)
Ergebnis, gerade Fenster die dann nicht Schleifen ohne dass man das ganze Holzwerk zerlegen muss.
Ach ja, Intakte, geradesitzende Scharnire hab ich mal vorraus gesetzt.
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Geoschreiner
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von Geoschreiner »

Auch einscheibige Fenster sollten verklotzt werden, alles andere würde ich nicht empfehlen. Wenn man den Platz hat, kann man den Rahmen damit sogar noch ein klein wenig "vorspannen", sodass sich eine eventuelle Setzung erstmal nicht in einem schleifenden Flügel äußert, sondern von der Falzluft kompensiert wird.

Der Kitt dichtet und leitet das Wasser weg. Bis der wirklich fest ist, können viele Monate vergehen.
C2H6O
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Re: Türen und Fenster begradigen

Beitrag von C2H6O »

Moin,
manuel hat geschrieben: Sa 31. Okt 2020, 12:14 Gibt es einen Trick die Verleimung zu lösen ? Vom Geigenbau weiß ich das man bei Geigen die Verleimungen mit Alkohol (oder war es Azeton?) spröde machen kann. Gibt es was ähnliches im Tür und Fensterbau ? Vielen Dank.
Wenn es knochenleim ist, hilft heißes Wasser bzw auch nur wärme. Heiß abduschen oder einen nassen warmen Lappen um die Leimfugen wickeln und warten..

Grüße, Felix
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