Elektrikerfrage

Der chaotische Hauptfaden

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abneustadt
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Elektrikerfrage

Beitrag von abneustadt »

Moin,
CEE Steckdosen bis 32A müssen mit 30mA RCD abgesichert sein.
Ist es zulässig eine 63A CEE Wandsteckdose mit 32 A Neozed abzusichern und einen 300mA RCD zu nehmen? Geht es idealerweise evtl. auch mit 32A Dosen? Vielleicht wenn abschließbar?
Angeschlossen werden sollen daran mobile Verteiler mit 16A LSS und 30mA RCD.
Aber es kann natürlich in meiner Abwesenheit auch was anderes angeschlossen werden. Daher die Frage. Wobei 63A Stecker glücklicherweise selten sind. 😉
Gruß André
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uxlaxel
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von uxlaxel »

32Aer steckdosen sind prinzipiell immer mit 30mA Differenzstrom zu schützen, außer sie sind nicht laien-bedienbar (z.B. in Elektroräumrn oder unerreichbar hoch, wobei das auch grenzwertig ist)
Abschließen bzw. mit Schlüsselschalter wäre auch eine Option. Ansonsten 63er Steckdose, wid du bereits überlegt hast.
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sukram
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von sukram »

Die Werte auf den Steckdosen sind Maximalwerte - niedriger Absichern geht immer. Genauso auch beim RCD - niedrigerer Fehlerstrom geht immer.

Für 32A Dosen wäre das mit dem großen RCD unzulässig. Eher noch mit einem selektiven/kurzzeitverögerten 30mA - dann löst erst der in dem angesteckten Verteiler aus. Aber Achtung, vor dem öffnen der Preisliste besser hinsetzen.

Bspw. ABB F204 A 63/0,03 AP-R
abneustadt
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von abneustadt »

Das ich niedriger absichern kann ist klar. Die Frage ist ob eine 32A abgesicherte 63er unter die Regel fällt, dass bis 32A einen RCD braucht ob da die Steckerform gemeint ist.
Das es "selektive" RCD gibt wusste ich auch nicht. Aber ich saß auf einem Hocker und bin nach hinten um gefallen. Hättest erwähnen müssen, dass der Preis einen Sessel erfordert :D
pulsewidthmodul
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von pulsewidthmodul »

In Der Vorschrift geht es explizit um Laienbedienbare Steckdosen. Man will so vermeiden, dass Bäckermeister Müller seine Brotteigknetmascheng an eine Steckdose anschließen kann, die nicht mit FI geschützt ist.

Da kommt man wunderbar drumrum, indem man eine Sondersteckvorrichtung einsetzt. Bevor man sich jetzt so eine teure 63A CEE Dose an die Wand schraubt, würde ich da mal bei Harting&Co nach einem Verbinder mit 32A Ausschau halten. (z.B. mit Kontakteinsatz aus der HAN HsB Serie: https://b2b.harting.com/ebusiness/de/Ha ... 9310063001)

Die Idee einen 300mA FI vor diese Dose zu setzen ist löblich, aber leider nicht besonders gut. Zwischen dem 30mA FI in der Unterverteilung und dem 300mA FI in der Verteilung eine ebene höher hast du keinerlei Selektivität. Welcher der beiden bei nem satten Körperschluss auslöst ist dann eher Zufall. Für Deinen Anwendungsfall wurden selektive, kurzzeitverzögerte FIs erfunden. Damit ist einerseits der Brandschutz der Anlage sichergestellt, andererseits aber auch dass im Fehlerfall der FI der am dichtesten am Fehler sitzt zuerst auslöst.
abneustadt
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von abneustadt »

Ok, der 300mA RCD ist eh gestrichen.
Aber ich würde gerne verstehen, wie das technisch möglich ist.:
Welcher der beiden bei nem satten Körperschluss auslöst ist dann eher Zufall.
Das beide auslösen ok, aber nur der große? Warum kann der kleine bei Reihenschaltung auf einmal den 10 fachen Strom ab? Das wäre dann ja fatal!
pulsewidthmodul
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von pulsewidthmodul »

Ein FI brauch eine gewisse Zeit, bis er Auslöst. Normgemäß darf er sich dafür bis zu 300 ms gönnen. Nun stelle man sich vor man hat einen satten Körperschluss Außenleiter->Gehäuse->Schutzleiter in seinem Gerät. Es fliest dann kurzzeitig ein Fehlerstrom mit deutlich über 32A (Je nach Netzimpedanz kann das durchaus mehrere 100A sein.) Da ist es den FIs ziemlich egal, wie hoch der Strom ist, beide FIs merken nur, dass ihre Auslöseschwelle überschritten ist. Wenn nun der 300mA Fi in der Hauptverteilung nach 130 ms auslöst und der 30 mA FI in der Unterverteilung schon etwas träge ist und erst bei 180 ms auslösen würde, löst der 300mA FI aus, der Fehlerstrom wird abgeschaltet und dein 30 mA FI bleibt unausgelöst.
Am nächsten Tag ist es in der Hauptverteilung eventuell etwas wärmer und der 300mA FI braucht 200 ms, dann löst der FI in der Unterverteilung mit seinen 180 ms zuerst aus. Hintereinandergeschaltete FIs sind stets ein Quell von Freude bei der Fehlersuche.
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gafu
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von gafu »

der auslösestrom bei so einem ereignis (körperschluss an SK1 gerät, quasi ohne zeitverzug steil angestiegener strom) überschreitet bei beiden die auslöseschwelle. Es spielt keine rolle wie hoch die auslöseschwelle überschritten ist, sondern hier kommt einfach die auslösegeschwindigkeit der mechanik zum tragen. Wer schneller auslöst, ist eben zuerst aus.
Nur bei langsam ansteigenden Fehlerströmen kommt der kleine zuerst.
abneustadt
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von abneustadt »

Danke für die Erklärung! Dann ist der Personenschutz ja trotzdem nicht gefährdet. Klar da kann man sich nen Wolf suchen im Fehlerfall.
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uxlaxel
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von uxlaxel »

satte körperschlüssw sind aber sehr sehr viel seltener als „wasser im verteiler“, isofehler in der kaffeemaschine usw.
ich würde daher stumpf einen konventionellen 300mA-FI von die 63er dose bauen und besagte stedo mit 32...40A (je nach zuleitung und zählervorsicherung absichern.
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uxlaxel
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von uxlaxel »

ähnliches thema:
ich habe vorm stromzähler E35-SLS. nun wollte ich die unterverteilung für werkstatt und scheune mit einem C32-automat vorsichern. (selektiver FI ist vorhanden, wegen TT_netz)
sehe ich das richtig, dass die kennlinien sich nicht nur überschneiden, sondern annähernd identisch sind und damit ein C32 möglicherweise weder bei kurzschluss, noch bei überlast vor den E35 kommt?
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Chemnitzsurfer
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von Chemnitzsurfer »

Der E35 löst bei Überlast zw. 37A und 42A thermisch und bei Kurzschluss bei 175 bis 219A magnetisch aus, der C32 zw. 36-46A thermisch bzw. 175-350A magnetisch bei Kurzschlussauslösung. Damit könnte sogar der C32 je nach Toleranz und Mondphase träger als der E35 sein. Selbst ein C25 könnte im Kurzschlussfall im schlechtesten Fall träger sein (125-250A) und wäre beim 1,45 fache Strom auch nur knapp unter der unteren Schwelle vom E35 (36A gegen 37A)
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uxlaxel
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von uxlaxel »

hab ich doch gestern richtig geguckt, ohne exakt nachzurechnen. damit werden wieder 3TE in der UV frei, gut so. B32 oder B25 sind nicht selektiv zu C16-LSS, die ich aber für die werkstatt brauche. schweißgerät und co...
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sukram
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von sukram »

Das heisst dann 5x10(16 bei länger) Zuleitung zur UV und nur ggf ein Hauptschalter im Zählerschrank? Die Idee kam mir auch schon mal, aber ich habe leider nur NH vorm Zähler - verplombt :cry:
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von abneustadt »

Laut einem eaton Datenblatt sind FI lageunabhängig zu betreiben.
Gilt das auch für LSS? Hab da nichts gefunden. Bei mobilen Verteilern ja nicht unwichtig zu wissen.
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uxlaxel
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von uxlaxel »

abneustadt hat geschrieben: Fr 12. Feb 2021, 17:12 Laut einem eaton Datenblatt sind FI lageunabhängig zu betreiben.
Gilt das auch für LSS? Hab da nichts gefunden. Bei mobilen Verteilern ja nicht unwichtig zu wissen.
ja, soweit ich weiß lageunabhängig. im zweifel mal das herstellersatenblatt lesen.
bei SLS ist die vertikale montage vorgeschrieben.
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uxlaxel
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von uxlaxel »

sukram hat geschrieben: Fr 12. Feb 2021, 16:42 Das heisst dann 5x10(16 bei länger) Zuleitung zur UV und nur ggf ein Hauptschalter im Zählerschrank? Die Idee kam mir auch schon mal, aber ich habe leider nur NH vorm Zähler - verplombt :cry:
kommt auf die vorsicherung und länge an. bei kurzen strecken reicht auf 5x6 theoretisch, wobei die TAB wohl immer mindestens 10mm2 vorschreibt. müsste man im konkreten fall mal nachlesen.
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gafu
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von gafu »

das kommt auch immer an, wen man da fragt.

story: zählerschrank mit verteilerfeld, 3x35 Hausanschluss. tab fordert: 10mm² zur hauptverteilung.
also mit 10er Brücken rüber ins verteilerfeld gegangen, und dann im verteilerfeld die kammschienen mit 6er angefahren.

Haben die sich geweigert den zähler einzubauen, weil das nicht mit 10er war. Und die können das halt. Weil sie es können.
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uxlaxel
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von uxlaxel »

gafu hat geschrieben: Fr 12. Feb 2021, 18:11 das kommt auch immer an, wen man da fragt.

story: zählerschrank mit verteilerfeld, 3x35 Hausanschluss. tab fordert: 10mm² zur hauptverteilung.
also mit 10er Brücken rüber ins verteilerfeld gegangen, und dann im verteilerfeld die kammschienen mit 6er angefahren.

Haben die sich geweigert den zähler einzubauen, weil das nicht mit 10er war. Und die können das halt. Weil sie es können.
so weit ich weiß, geht die der obere anschlußraum gar nichts mehr an. wenn man dort halt offen hat, während der zähler gesetzt wird, ist man selbst schuld. praktisch tut es aber auch nicht wirklich weh, wenn man von der hauptleitungsklemme zum verteilerfeld noch 10er strippchen rein tut und dann mit 6er weiter läuft. eine steckdose ist ein endstromkreis und daher von "10mm2 bis zur UV" nicht betroffen. wenn man sich in den hobbyraum nen 5x4 oder 5x6 legt, definiert man es halt als endstromkreis "zuleitung labortisch" ;)
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gafu
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von gafu »

Von der hauptleitungsklemme am zählerabgang zum verteilerfeld war 10er drinn, nur im verteilerfeld von den FI zu den sicherungsreihen nimmer, und das hat denen nicht gepasst.

Das war halt beim kunden, da will man solche dinge nicht auf dem rücken des kunden austragen, wenn am ende will der ja seinen zähler, und nicht erst 4 wochen später. Auch wenn man vielleicht recht hat. War auch nicht selbst dabei.
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ferdimh
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von ferdimh »

Der SLS schaltet im Kurzschlußfall aber verzögert. Daher wäre zumindest im Kurzschlußfall Selektivität gegenüber dem C32 gegeben.

Bei LSS würde ich die Einbaulage beachten, die macht nämlich, dass der Lichtbogen nach oben in die Funkenlöschkammer gelangen kann. Zwar sollte das eigentlich auch das Magnetfeld tun, aber bei der richtigen Einbaulage könnte ich ruhiger schlafen.
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uxlaxel
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Re: Elektrikerfrage

Beitrag von uxlaxel »

im datenblatt vom S201 (ABB) steht explizit „einbaulage beliebig“
im zweifel halt immer einfach ein blick ins datenblatt, dank des weltweitem gewebe ist das ja auch bei anderen herstellern jederzeit möglich.
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