Härtbaren Stahl aufschweißen

Der chaotische Hauptfaden

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Gobi
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Härtbaren Stahl aufschweißen

Beitrag von Gobi »

Das Thema geistert ja immer mal wieder durchs Netz, ein paar Reparaturen habe ich mit der Methode auch schon gemacht - jetzt wollte ich mal mit etwas mehr System an die Sache rangehen. Es ist ja wichtig vorher einzuschätzen wo man landet.
Die erste Testreihe besteht darin verschiedene Sachen die man leicht bekommt aufzuschweißen (WIG) und nachher mit einem Härtetestgerät das ein Freund von mir hat zu schauen was rauskommt:
Feile -> 37 Rockwell
Metall Kreisägeblatt -> 57 Rockwell
Metall Handsägeblatt -> 42 Rockwell
Gewindebohrer -> 60 Rockwell
Metallbohrer -> 58 Rockwell

Jetzt sieht man, Handsägeblatt und Feile sind ähnlich, vermutlich eher Kohlenstoffstahl (wobei ich beim Sägeblatt nicht die Seite mit den Zähnen genommen habe)
Der Rest ist dann auch ähnlich.
Wenn ich demnächst mal Zeit habe werde ich versuchen, das Ganze noch mal zu härten, was theoretisch nur beim Kohlenstoffstahl klappen sollte, wir werden sehen.
Härte ist zwar nicht das Einzige was interessiert, aber erst mal ein Anhaltspunkt. Ich muss trotzem mal nach einer Vergleichslite suchen, unter "40 Rockwell" kann ich mir halt auch nicht all zu viel vorstellen.
Zuletzt geändert von Gobi am Di 27. Apr 2021, 13:41, insgesamt 1-mal geändert.
Blechei
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißem

Beitrag von Blechei »

Ich mußte mal für eine Verriegelungsgeschichte einige Verbindungen gemäß
Vorgaben mit einer zähen Schicht mittels E-Hand auftrag versehen, waren Spezialelektroden
von Thyssen und teuer waren se außerdem. Die Dinger werden auch für Reparaturschweißungen
an Schraperzähnen benutzt.
ch_ris
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißem

Beitrag von ch_ris »

ich nehm an du meinst: die genannten auf irgendeinen "Mist" aufschweißen.
Wälzlagerstahl wäre auch einen Versuch wert, der lässt sich wohl relativ easy härten. (härtetemperatur=curiepunkt)
C Stahl, glaub ich nicht dran, ich vermute der Kohlenstoff diffundiert...wer weiß, vermuten heißt nicht wissen.
Bin gespannt.
wenn eine Zwischenlage erforderlich ist, könnten Edelstahl Stäbe vielleicht gehen (?)
Anse
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißem

Beitrag von Anse »

Gobi hat geschrieben: Mo 26. Apr 2021, 23:36 Feile -> 37 Rockwell
Metall Kreisägeblatt -> 57 Rockwell
Metall Handsägeblatt -> 42 Rockwell
Gewindebohrer -> 60 Rockwell
Metallbohrer -> 58 Rockwell
Die Werte kommen mir teilweise falsch vor.
Gerade die Feile sollte definitiv mehr als 50 Rockwell haben.
Rockwell ist verglichen mit anderen Prüfverfahren einfach und zuverlässig. Aber nicht sehr einfach. Es gibt einiges zu beachten. Das nicht beachten führt gerne zu Phantasie Werten.
ch_ris
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißem

Beitrag von ch_ris »

kommt vielleicht drauf an wo an der Feile getestet wurde. an der Angel ist die evtl nicht hart.
Schweisser
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißem

Beitrag von Schweisser »

Hallo!

Das Aufschweissen einer Verschleissschicht ist nicht unüblich. Da gibt es speziellen Zusatzwerkstoff für WIG bspw. von Castolin. Macht man beispielsweise bei grossen Gesenken im Pressenbereich oder in der Landwirtschaft bei den Pflugscharen. Wichtig dabei ist, das der Grundwerkstoff einigermassen schweissbar ist. Gut schweissbar ist ein ST37, St52 bedingt noch ein C35. Insgesamt braucht man einen Stahl der möglichst wenig Kohlenstoff drin hat. Dann kann da ziemlich gut Auftragsschweissen. Jetzt sind natürlich die Gesenke von Pressen oder auch Pflugschare nicht unbedingt aus den genannten Stählen, sondern aus Werzeugstählen. Die besitzen dann trotzdem einen niedrigen Kohlenstoffanteil, in denen aber andere Elemente die Bildung der Festigkeit übernehmen.

Wenn du das wirklich vorhast, mal die Dinge wie den Gewindebohrer als Zusatzwerkstoff zu benutzen, solltest du zwei Dinge nachher machen:

1. Härte überprüfen mit dem Gerät von Deinem Freund

2. das Bauteil einmal durchflexen, mit ner 120er Polifanscheibe die Schnittfläche glätten und falls Du sowas dat hast, mit ner Säure (Salpetersäure stark verdünnt) die Fläche ne Minute anätzen. Dann ne Lupe herbei und Du kannst super erkennen, ob die beiden Metalle sich verbunden haben und vorallem, ob Löcher in der Naht sind. Ist so ne Werkstatt Quickndirty Methode um mal schnell was nachzugucken. Bei der Säure die üblichen verdächtigen Vorsichtsmassnahmen walten lassen.

Zur Härte noch ganz kurz: meist kann man mit dem Begriff Härte nicht so viel anfangen deswegen gibts die Krücke, das auf die (Zug)festigkeit umzuwerten. 56HRc (Rockwell) sind übern Daumen 2000N/mm2, 32HRc sind um die 1000N/mm2.
Die Grundfestigkeiten von nicht härtbaren ST52 liegt bei 520N/mm2, bei C35 liegt die ungefähr bei 610.

Bei Fragen einfach loslegen, mache sowas beruflich.

Gruss, Sascha
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Gobi
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißem

Beitrag von Gobi »

Die Werte kommen mir teilweise falsch vor.
Gerade die Feile sollte definitiv mehr als 50 Rockwell haben.
Natürlich hat eine Feile mehr - das ist ja nun der Wert nach dem schweißen. Grundmatrial war St37. Von den "Baggerschaufelelektoden" hab ich auch noch einige - die sind wirklich erstaunlich.
@Sascha: gut zu wissen! Die Frage wird halt sein, macht man z.B. eine Reparaturschweißung an einem harten Stück, besteht nicht die Gefahr, daß das ausbricht und überhaupt wie ist der Härteübergang neben der Naht. Komplett durchgehende Flächen aufzutragen ist aber sicher auch schon mal was
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RMK
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißen

Beitrag von RMK »

durchgehende Flächen finde ich (für den Hobbybereich?) gar nicht so eminent, aber
Kanten (also zB. Schneiden an Messern oder Äxten oder...) mit härterem Material zu verbessern ist spannend!
crasbe
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißen

Beitrag von crasbe »

Hier hat Igor vom HDB Schweißshop ein paar Praxistests mit Bohrern gemacht, was zum Thema passt: https://www.youtube.com/watch?v=-mYSVC-lWeQ

Das ist jetzt weniger wissenschaftlich sondern eher praxisorientiert. Vom Aufschweißen auf z.B. Rasenmähermesser wurde allerdings abgeraten in den Kommentaren.
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Gobi
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißen

Beitrag von Gobi »

RMK hat geschrieben: Di 27. Apr 2021, 15:12 durchgehende Flächen finde ich (für den Hobbybereich?) gar nicht so eminent
Na z.B. ein spezieller Hammer aus Baustahl mit aufgeschweißter Bahn.... na? :roll:

Genau Rasenmäher u.ä. : wenn man nur eine Scharte ausbessern will, hätte ich auch erstmal Sorge, daß das Teil rausbricht. Eine ganze Schneide auf Baustahl anbringen wird sicher funktionieren. Aber auch da habe ich schlechte Erfahrungen mit zu hartem Material - man will das Ganze nachher ja noch schärfen können! Und wie gesagt, Härte ist nicht das ganze Thema.
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Durango
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißen

Beitrag von Durango »

Überall, wo es hart zur Sache geht, ist Auftragsschweißen üblich.

Was würde ein Caterpillar Baggerfahrer sonst machen ?
Die Baggerschaufel ist aus einfachen Stahl, jedoch die Zähne sind gehärtet, doch irgendwann abgenutzt.

Hier hilft auch ein WIG-Draht weiter. Hartauftragsdraht genannt.

Manche LKW-Fahrer sind froh wenn ihr Aufbau manche Kanten aus "Hardox " hat.

Gibt es doch alles zu kaufen. Keine Angst, aber vernüftige Rasenmäher haben wirklich harte Messer,wenn die kaputt sind lohnt sich eher Neu, denn der Materialverlust ist das größte Probelm.

73 Manfred
Drehmomentapostel
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißen

Beitrag von Drehmomentapostel »

Durango hat geschrieben: Sa 1. Mai 2021, 00:18 Was würde ein Caterpillar Baggerfahrer sonst machen ?
Die Baggerschaufel ist aus einfachen Stahl, jedoch die Zähne sind gehärtet, doch irgendwann abgenutzt.
Ich weiß nicht, wie es bei Caterpillar ist, aber alle unsere Baggerschaufeln und Radladerschaufeln sind an den Verschleißflächen aus Hardox. Die Spitzen sind ja austauschbar. Diese werden hin und wieder aufgeschweißt, mit HM Elektroden von Thyssen. Damit wurden damals bei Thyssen die Greiferzähne von den Greifern aufgeschweißt, mut den die in der Schlacke rumgewühöt haben. 1 Paket Elektroden kostete 600DM...bloß gut das wir da "Kontakte" hatten.

Die Verschleißkanten an den Schaufeln schweißt keiner auf. Da wird aus Hardox ein neues Blech zurechtgeschnitten, und einfach angeschweißt.
jodurino
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Re: Härtbaren Stahl aufschweißen

Beitrag von jodurino »

RMK hat geschrieben: Di 27. Apr 2021, 15:12 durchgehende Flächen finde ich (für den Hobbybereich?) gar nicht so eminent, aber
Kanten (also zB. Schneiden an Messern oder Äxten oder...) mit härterem Material zu verbessern ist spannend!
Moin
geht das so ein bisschen in diese Richtung?:
Taking A DESTROYED 160 YEAR OLD LARGE ANVIL And Making It NEW Again! Start To Finish
https://www.youtube.com/watch?v=Ka7Uo4yjjS8

Da gibt es ja die irrsten Videos

cu
jodurino
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