Erledigt: Kupferrohr abquetschen Vakuum

Der chaotische Hauptfaden

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radixdelta
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von radixdelta »

Weichglühen
Ich habe mal gelernt Kupfer muss abgeschreckt werden damit es weich wird, durch glühen wird es hart.
Trotzdem stolpert man immer wieder mal über das Weichglühen von Kupfer. Was ist da nun gemeint?
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Wulfcat
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Wulfcat »

radixdelta hat geschrieben: So 18. Jul 2021, 06:39
Weichglühen
Ich habe mal gelernt Kupfer muss abgeschreckt werden damit es weich wird, durch glühen wird es hart.
Trotzdem stolpert man immer wieder mal über das Weichglühen von Kupfer. Was ist da nun gemeint?
Glühen und darauf direkt folgend das Abschrecken.... In der Jugend haht mich das Verwirrt, das Kupfer genau umgekehrt zu Eisen/Stahl reagiert und ich ein Kupfernes Ewas "Härten" wollte und genau das Gegenteil erreichte..... :lol: :lol:
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Alexander470815
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Alexander470815 »

Reines Kupfer kann man durch thermische Behandlung nur weicher machen, härter wird es nur durch mechanische Verformung.
Für Legierungen sieht das natürlich anders aus.
Fred
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Fred »

Moin,
Reines Cu weich glühen: Wenn man es richtig gut machen will, dann unter CO-Atmosphäre (ja, wirklich Kohlenmonoxid!) bei 380°C. Und im Ofen langsam abkühlen lassen. Schon mal gemacht für Cu-Dichtungen. Das gibt wunderbar helles Cu.

Fred
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gafu
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von gafu »

Das ist dem kupfer komplett egal ob es schnell oder langsam abkühlt.
Beim abschrecken verzieht es sich ein wenig, beim langsam abkühlen nicht.

Es kommt also darauf an, wie eilig man es hat, und ob verzug zu vermeiden ist oder nicht, wie man das abkühlen lassen mag.

Bei stahl (also härtbar, mit kohlenstoff) ändert sich mit den temperaturverläufen ja das gefüge, und mit dem schnellen abkühlen kann man einen gefügezustand "einfrieren".
Das alles gibts bei reineM material (nicht härtbares eisen) und bei kupfer nicht.
Fred
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Fred »

... der CO-Ofen kann nicht "schnell abkühlen"! Es wäre in der Tat egal.
rene_s39
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von rene_s39 »

Ich bin auch letztens über diese Zange hier gestolpert:
https://www.kaeltetechnikshop.com/abkle ... rrohr.html

Die hat ja auch das Rundmaterial eingebaut, und vielleicht kann man mit so einer Grip-Zange sogar schon genug Kraft aufbauen, damit das klappt.

Gruß,
Rene
Robby_DG0ROB
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Ich hatte früher auch so eine Abklemmzange, die hatte aber vorn zwei flache Backen, die aufeinander standen und nicht gegeneinander liefen. Dennoch haben wir bei den Hausgeräten meist davon keinen Gebrauch gemacht, sondern ein normales Schraderventil auf den abgeschnittenen Füllanschluß gelötet. Theoretisch könnte man auch eine Einstechzange nehmen und nach Gebrauch das Loch wieder verlöten. Die ebenfalls üblichen Einstechventile sind aber als Langzeit-/Dauerlösung ungeeignet, da sie das Rohr oft leicht eindellen und dann die Dichtung nicht fest genug drückt.
Farbe
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Farbe »

Hallo Leute,

danke für die vielen tipps.
Ich hab auch gleich angefangen umzusetzen. Es ist eine kleine Vorrichtung geworden.
Zwei 20x20x50mm Alustangen bilden den Grundkörper.
Durch eine Stange habe ich an den Enden zwei 6,5mm Durchgangslöcher gebohrt.
Die andere Stange hat an den Enden zwei M6 Gewinde erhalten. Mit zwei 40er M6 Schrauben lassen sich die beide Stangen aufeinander Pressen.
Zusätzlich sind in beiden Stangen abgeschnittene 5mm Bohrerschäfte eingelassen. Damit kann ich jetzt das Rohr zuverlässig Dicht abklemmen.
ABER: Das Rohr ist nur während die Vorrichtung angezogen ist Dicht. Das bedeutet das ich es nicht schaffe das Rohr zu verlöten ohne das mein Vakuum schlecht wird.

Ich habe nach dem Abklemmen das Rohr knapp an der Vorrichtung abgesägt. Danach den Stutzen bis zur abgeklemmten stelle mit Lot gefüllt und das Rohr verlötet.
Beim öffnen der Abklemmung strömt dann ein bisschen Restluft + Flussmitteldämpfe zurück in die Evakuierte Kammer. Leider ist meine Kammer so klein (40x40x50mm) das dieses bisschen Restluft das Vakuum von 0,012mbar auf über 0,8mbar verschlechtert.

Habt ihr eine Idee wie man das Problem lösen könnte?
Mir fällt nur ein anstelle vom Kupfer ein Glasrohr einzusetzen und das beim evakuieren zuzuschmelzen. Leider stellt sich da das Problem einer Metall zu Glas Dichtung.
Fred
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Fred »

Moin.
Wenn die beiden Hälften nach dem Quetschen nicht auseinanderfallen, ist es nicht wirklich abgequetscht. Das ist wirklich mehr als heftiges zusammendrücken.

Fred
Farbe
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Farbe »

@ Fred
Das geht, aber dann ists erstrecht nicht dicht. Abquetschen in form von durchquetschen erzeugt bei mir immer eine quasi komplett offene Verbindung. Ich habe "durchquetschen" mit 4er, 5er, 6er Rundmaterial und mit Seitenschneider getestet, damit das schneller geht hab ich Druckluft und ne Schüssel Wasser benutzt. Beim durchquetschen hatte ich jedesmal nen tollen Sprudelstein wie mans aus dem Aquariumbedarf kennt.

Kannst du Fotos von deinem Werkzeug machen? Hast du tipps wie man das Rohr innen super sauber bekommt?



Zum Thema Weichglühen:
Ich hatte es noch nicht erwähnt: das Rohr scheint komplett weichgeglüht zu sein. Jedenfalls kann ich keine Veränderung der Härte beim ausglühen feststellen.
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Hansele
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Hansele »

Um das Rohr sauber zu bekommen, könnte man doch bestimmt mit Säure nachhelfen?
Ich weiß nicht in was für eine Brühe (Entzunderungsbad) in der Firma ist, dass Kupfer kommt raus wie neu.

Ich habe so eine alte Drahtschneidezange in der Werkstatt, dass Ding schneidet mühelos auch hartes Material,
passt denn dein Rohr da ggf. dazwischen?

https://www.ebay.de/itm/392931236211

Die Schneiden etwas stumpf gemacht und los gehts?
Fred
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Fred »

Fotos gibt's Montag. Ist alles "auffe Arbeit".
Fred
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ESDKittel
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von ESDKittel »

Vielleicht kann das funktionieren:
Das Cu-Rohr innen dünn verzinnen und von Flussmittelresten o.ä. reinigen.
An der verzinnten Stelle zusammenquetschen und zusammen mit dem Presswerkzeug auf Löttemperatur erhitzen.
Bei nur dünngenuger Zinnschicht könnte das sogar eine nicht wieder entlötbare Bronzeschicht ergeben.
Farbe
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Farbe »

Hansele hat geschrieben: Sa 24. Jul 2021, 20:35 Um das Rohr sauber zu bekommen, könnte man doch bestimmt mit Säure nachhelfen?
Guter Punkt, ich habe noch Natriumpersulfat vom PCB ätzen da. Das müsste das Cu schön sauber machen. Kombiniert mit der Idee von ESDKittel sollte das perfekt funktionieren.

Zuquetschen (sogar abquetschen) funktioniert mit meinem selbstgebautem Tool hervorragend. Wenn ich das Rohr vorher innen verzinne sollte das klappen. Schwierig wird nur das innen verzinnen. Das Rohr ist halt nur 5mm OD.
Ich denke wenn ich das Ende in ein Lötbad halte sollte das aber klappen. Ich muss dann halt nah am Ende abquetschen.
Das Lötbad ist bestimmt 2-3 cm tief.
Ich werd das morgen mal testen.
Rohr mit Natriumpersulfat reinigen, im Lötbad verzinnen, mit Aceton im USB Reinigen, Evakuieren, zuquetschen an verzinnter stelle, auf Löttempetratur erhitzen -> Fertig


@Fred,
Danke. Hast du eine Idee wieso mein durchquetschen komplett unbrauchbar ist? Scheinbar funktioniert durchquetschen bei euch ja? Ich hab die vermutung das Klimasysteme nicht so kritisch sind. Beim zuquetschen ist ja schon druck drin. Geringer Kältemittel Verlust beim zuquetschen + löten macht da wahrscheinlich nix aus und/oder kann kompensiert werden.
Gary
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Gary »

Was bedeutet 5mm OD ?

Ich kenne Innendurchmesser, Außendurchmesser, Lichte Weite..

Warum ist es so stark? Da reicht doch ein Kapillarerohr, dann wird das Volumen von allein kleiner.
Farbe
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Farbe »

Ah sorry, OD ist englisch "Outer diameter" = Außendurchmesser.
Also das Rohr hat 5mm Außendurchmesser und 1mm Wandstärke = 3mm Innendruchmesser.
Ein 5mm Außendurchmesser und 0,5mm Wandstärke Rohr ist auf dem weg zu mir. Das sollte sich leichter abquetschen lassen, hat aber mehr Volumen.

Das Rohr sollte im Idealfall sogar dicker sein. Dünnere Rohre sorgen für hohe Strömungswiderstände bei niedrigen Drücken. (Stichwort Freie Weglänge)
sirell
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von sirell »

Willst du das Vakuum halten oder später mit Inert auffüllen ?
Weil: Vakuum halten und hermetisch abschließen ist deutlich schwieriger.
Diverse Lownoise-Kameras haben einen Anschluss zum Evakuieren und überwachen das auch mit einem Drucksensor.
Ich glaube Mikeselectricstuff hatte dazu auch ein Video wo man das gut gesehen hatte.
Da ein Schraderventil kein Vakuum hält nehmen die ein Magnetventil Normal Closed und es gibt einfach ne DC-Buchse um es zu öffnen.

Die ganzen Pinchtools die ich gesehen habe sind Zangen - eine Seite Rund die andere Seite U-förmig oder Kugel und U.
Zb. sowas.
Diverse Klimaanlagen hatten so was am Füllstutzen und selbst wenn die verlötete Seite ab war kam da nichts raus (15 bar+)

Edit:
Das Kupfer muss dazu natürlich ausgeglüht worden sein. Mit ziehhartem Rohr geht das nicht wirklich.
Farbe
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Farbe »

Das System soll später unter Vakuum bleiben.

Ausglühen ändert wie gesagt garnichts. Das Rohr ist vorher und nachher Genaus biegsam. Ich vermute das aufgerolltes Rohr grundsätzlich geglüht ist da es sonst nicht gewickelt werden kann.

Ich habe mal ein paar aufnahmen vom Abgequetschtem Rohr gemacht. Man sieht eindeutig den Riss durch den Luft aus/eintreten kann.
Sollte das normalerweise quasi Kaltverschweißen? Vielleicht ist mein Rohr dann wirklich noch zu dreckig.
cu_seite.jpg
cu_schräg.jpg
cu_oben.jpg
Fred
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Fred »

Moin,
Hier also die Bilder: Quetschwerkzeug 1-3 und die Putzwerkzeuge. Das Quetschwerkzeug ist deutlich überdimensioniert, schon klar.

Die Rohrdimensionen, d.h. 3mm ID, 5mm OD sind schon gut. Nicht zu dünn innen und ordentlich Material.

So aus dem Bauch tippe ich auf Dreck im Rohr.

Fred
Dateianhänge
Quetschwerkzeug1.jpg
Quetschwerkzeug2.jpg
Quetschwerkzeug3.jpg
Putzwerkzeug.jpg
Farbe
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Re: Kupferrohr abquetschen

Beitrag von Farbe »

Danke für die Bilder und Tipps @Fred!

Die Reibahle hat es dann vollbracht. Nach dem Ausreiben sofort abquetschen war 2x hintereinander beim ersten versuch dicht. Scheint also wiederholbar zu sein.
7 Bar im Wasserbad zeigen: Keine blasen nach 10 minuten.
IMG_0604.jpg

Ich hab leider kein Foto vom Werkzeug gemacht, es ist aber wie oben beschrieben innerhalb von 30 Minuten aus alten Bohrern, Zwei Schrauben und Zwei Alu Resten entstanden.
Damit sollte diese Methode für jeden Bastler einfach machbar sein.

Kannst du vielleicht noch erklären für was der "Besen" aus Draht verwendet wird?
Fred
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Re: Erledigt: Kupferrohr abquetschen Vakuum

Beitrag von Fred »

Moin,
Prima; geht also doch!
Der "Besen" ist für den Fall, dass man keine passende Reibahle für den gewünschten Durchmesser hat :D
Und so als Nachtrag, dass da nicht ein Blinder von der Farbe (no pun intended) erzählt, noch ein Bild: Das ist der Cu-Stutzen eines Gastanks der Flugersatzeinheit eines Experimentes auf der Rosetta Mission, allerdings mit "Angstlötung". So ein Tank war über 10 Jahre im Weltall dicht.

viele Grüße,
Fred
Dateianhänge
COSAC_gequetscht.jpg
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Re: Erledigt: Kupferrohr abquetschen Vakuum

Beitrag von Farbe »

uh Wow, die Tricks kommen also direkt von der ESA. Das ist natürlich nochmal ein ganz anderes Level. Das bedeutet wohl das die Technik mehr als ausreichend für meinen "Hausbedarf" ist. :D

Ich hatte Glück und eine passende Reibahle zur Hand, ich hätte nicht erwartet das eine einfach Drahtbürste ausreichend ist.
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Desinfector
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Re: Erledigt: Kupferrohr abquetschen Vakuum

Beitrag von Desinfector »

Fred hat geschrieben: Mo 2. Aug 2021, 14:34 Das ist der Cu-Stutzen eines Gastanks der Flugersatzeinheit eines
Experimentes auf der Rosetta Mission, allerdings mit "Angstlötung"
Ich wusste garnicht, dass ich solch innovative, weltraumtaugliche Gedankengänge zustande bringe :mrgreen:
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