iRoller 10: Bumsbox bumst nicht mehr

Der chaotische Hauptfaden

Moderatoren: Heaterman, Finger, Sven, TDI, Marsupilami72, duese

Antworten
Gorbi
Beiträge: 662
Registriert: Mi 3. Feb 2021, 15:18

iRoller 10: Bumsbox bumst nicht mehr

Beitrag von Gorbi »

Orchesterkumpels haben mir, mit der Bitte um Reparatur, einen Kofferverstärker aufgedrückt, Typenbezeichnung "iRoller 10".
Das Ding hat zwei Module: Ein Bedienteil mit Frontplatte. Und eine Verstärkerplatine im Inneren.
Wenn man das Gerät im Batteriebetrieb einschaltet, leuchten die Ladezustands-LEDs und zeigen volle Ladung an. Das Bedienteil geht an. Man kann es sogar via Blauzahn mit einem Handy verbinden. Bei Musikwiedergabe zappeln in der kleinen LCD-Anzeige "Frequenzspektrum-Balken".
Aber es kommt kein Mucks aus dem Lautsprecher, egal an welchen Eingang man eine Quelle anschließt.
Ich so: "Das wird leicht, da ist innen sicher nur ein Kabel ab oder eine kalte Lötstelle."
Leider hatte ich den Mund zu voll genommen.
Nach dem Öffnen erst mal über den großen Kühlkörper für die Endstufentransen gestaunt. Das ist aber gar nicht der Audioteil, sondern die Ladeschaltung für den Bleigel-Akku!
Der gesamte Verstärker besteht nur aus dem Hühnerfutter auf der einen Platinenhälfte, mit einem TDA 8932 B als Herzstück.
Trotz Nachlöten fast aller Lötstellen (auch der Durchkontaktierungen) bleibt der Kasten stumm. 12V und 9 V liegen an. Das Oszi zeigt am "Input"-Kontakt des Steckers CN205 eine glatte Linie, aber kein Signal. Rumfingern auf den Lötaugen des Verstärkerteil bringt kein (50 Hz-) Brummen hervor, wie man es früher von Verstärkern her kannte.
Die Lautsprecher sind intakt, sie knacken leise, wenn man mit dem Durchgangsprüfer drangeht.
Ich hab schon Röhren- und diskret aufgebaute HiFi-Verstärker repariert und abgeglichen, aber solche "modernen" Teile machen irgendwie keinen Spaß. Ein 30 W-Verstärker auf 1 cm², also wirklich... :D
Also, falls jemand noch einen Tip hat, immer her damit, bevor ich den Möller mit einem Schildchen am großen Zeh zurückgebe.
Dateianhänge
iRoller10_a.jpg
iRoller10_b.jpg
iRoller10-Bedienteil-und_Eingangsplatine.jpg
iRoller10-Lade-und_Verstärkerplatine_a.jpg
iRoller10-Lade-und_Verstärkerplatine_b.jpg
iRoller10-Lade-und_Verstärkerplatine_c.jpg
iRoller10-Lade-und_Verstärkerplatine_d.jpg
iRoller10-Lade-und_Verstärkerplatine_e.jpg
iRoller10-Lade-und_Verstärkerplatine_f.jpg
iRoller10-Lade-und_Verstärkerplatine_g.jpg
Benutzeravatar
gafu
Beiträge: 6376
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 20:56
Wohnort: nahe Jena
Kontaktdaten:

Re: iRoller 10: Bumsbox bumst nicht mehr

Beitrag von gafu »

https://www.nxp.com/docs/en/data-sheet/TDA8932B.pdf
das blockschaltbild auf seite 3 ist doch sehr übersichtlich, und der endstufenteil auf der platine auch schön von allem anderen räumlich getrennt untergebracht.

auf 5 und 6 müssen entsprechende pegel (high >2,4v, an beiden) anliegen um das ding einzuschalten, pin4 kann noch ein diagnosesignal ausgeben (open drain, wenn low bei eingeschaltetem verstärker hat er einen fehler diagnostiziert).

sind die einschaltbedingung erfüllt, sollte an den oszillatorpins 10 oder 31 was zu messen sein. (bei nur 1 verstärker-ic sollte pin31 high gehen wenn er aktiv wird, und an 10 ein widerstand sein. keine schwingung hier zu erwarten)
Die endtransistoren haben jeweils eigene pinnes für die spannungsversorgung, da kann man auch mal messen ob da noch power ankommt, vielleicht gibts auf der leiterplatte eine SMD sicherung
Dateianhänge
class_d-amp.jpg
Gorbi
Beiträge: 662
Registriert: Mi 3. Feb 2021, 15:18

Provisorium

Beitrag von Gorbi »

Vielen Dank, Deine Tips waren goldrichtig.
An allen (relevanten) Beinchen liegt an, was anliegen soll, mit einer Ausnahme: Anschluß 5 ("Engage") ist auf Null. Deshalb bleibt das Modul aus.
Es muß irgend ein Problem im abgebildeten Schaltungsteil geben.
Pin 5 ist die dünne Leiterbahn, die von links oben kommt. Sie liegt auf Null.
Rechts von R 204 (15 kOhm) ist Betriebsspannung vorhanden. Das Teil im TO 200-Gehäuse könnte ein Spannungsregler sein. Die Engagierungsleitung verläuft auch noch runter zu einem Q 201, von dem ein Beinchen auf 0,6 V und die anderen Null sind.
Nun habe ich am Verstärker-IC Anschluß 5 mit 6 ("Power up") gebrückt, und die Kiste läuft, als wäre nie etwas gewesen.
Kann ich das so lassen? :mrgreen: (Laut Seite 6 des Datenblatts soll damit nur ein "Einschaltplopp" unterdrückt werden.)
Schönes Wochenende!
Dateianhänge
iRoller10-Schaltungsteil_für_Engage-Signal.jpg
Benutzeravatar
Desinfector
Beiträge: 10968
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 07:50
Wohnort: ___3,1415(...)___

Re: iRoller 10: Bumsbox bumst nicht mehr

Beitrag von Desinfector »

so wie einige Lötstellen aussehen, könne eine Erfrischungskur der selbigen schon helfen.
Gorbi
Beiträge: 662
Registriert: Mi 3. Feb 2021, 15:18

Lötstellen

Beitrag von Gorbi »

Ähem, das sind die, die ich nachgelötet habe. :oops: Habe halt kein SMD-Eisen. :D
Benutzeravatar
reutron
Beiträge: 1953
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 19:58
Wohnort: Gottow
Kontaktdaten:

Re: iRoller 10: Bumsbox bumst nicht mehr

Beitrag von reutron »

Ein wenig Flüßmittel ist da hilfreich...... ;)
Gorbi
Beiträge: 662
Registriert: Mi 3. Feb 2021, 15:18

Re: iRoller 10: Bumsbox bumst nicht mehr

Beitrag von Gorbi »

reutron hat geschrieben: Mi 27. Okt 2021, 07:49 Ein wenig Flüßmittel ist da hilfreich...... ;)
Ist ja in der "Kolophoniumseele". :D
Wir können das ganze sowieso in die Rubrik "mißglückte Reparaturversuche" verschieben. Das Ding ist Schrott.
Nachdem das Brücken des illegalerweise spannungslosen "Engage"-Pins Nr. 5 mit dem unter Saft stehenden "Power up"-Pin Nr. 6 mit einer Meßspitze die Kiste zum Spielen brachte, wollte ich das neulich amtlich machen und habe nicht etwa Lötzinn zwischen die Beinchen gesaut, sondern einen Draht an die entsprechenden Vorwiderstände gelötet. Ab da blieb der Möller stumm. Messen ergab, daß sich eine Kontaktkappe am Ende des SMS-Widerständlers aufgelöst hatte. Den habe ich durch einen wertemäßig passenden klassischen 47 kOhmer ersetzt. Möller blieb stumm: Engage zieht Power up auf Null runter. Warum das jetzt?! :x Ich so: "Bist Du nicht willig..." und Engage vor dem 47 k angebraten. Knapp 11 V waren schon an der Spezifikationsgrenze des TDA 8932 B, aber die Kiste lief. Poppte beim Einschalten auch schön, weil es ja keine Einschaltverzögerung mehr gab. Also, fröhliches Dudeln, bis ich den Kasten testweise nicht über den eingebauten Akku sondern am Stromnetz betrieben habe.
Tja, der frische Saft war wohl zuviel: Funkstille.
Ein 10 Ohm-SMS, der von der Betriebsspannung kommt, ist durch. Ein aus Vorsicht an der Stelle eingesetzer 100 Ohmer wird heiß. Entweder er produziert zu viel R·I² oder da ist mehr hinüber. Letzter geplanter Versuch: Wieder 10 Ohm einsetzen. Wenn das nicht klappt: Tschüß! :evil:
Benutzeravatar
Bastelbruder
Beiträge: 11483
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:28

Re: iRoller 10: Bumsbox bumst nicht mehr

Beitrag von Bastelbruder »

Tja, das war wohl ein Latch-up.
Sowas ist destruktiv wenn während des ESD-Ereignisses eine potente Spannungsversorgung angeschlossen bleibt. Auch im "ausgeschalteten" Zustand der vielleicht mit Standby besser zu beschreiben ist.
Antworten