Umbau Gabelholme XJ900S

Der chaotische Hauptfaden

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tschäikäi
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Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von tschäikäi »

Moin,
da sich in diversen Motorradforen die "härtere Federn" und "höherviskoses Öl"- Fraktionen tummeln und ich keine Lust habe, denen zu erklären
wie so eine Dämpfung funktioniert versuch ich es mal in nem Forum, wo ein zweistelliger Prozentsatz der Insassen zum selbstständigen Denken befähigt ist.

Anschauungsmaterial: https://www.cmsnl.com/yamaha-xj900s-199 ... /0028.html
Problem: XJ900S Diversion. Gabel = scheiße. Genauer: es fehlt an Zugstufendämpfung.
Da ist nichts falsch, da is nichts kaputt, die Gabel ist (und war immer schon) kacke.
Mögliche Lösung: Gabel zerlegen, Dämpfereinheit raus, versuchen da was umzubauen.
Hat das schon mal jemand gemacht? Ich hatte die Dinger schon in der Hand (beim letzten Simmerringwechsel)
und hätte besser mal genauer geguckt. Hab ich aber nicht.

Rein prophylaktisch: höher viskoses Öl erhöht Zug- und Druckstufendämpfung, wollen wir nicht.
Mehr Öl der gleichen Sorte erhöht die Druckstufendämpfung: kontraproduktiv.
Es geht ums Verhältnis der beiden. Druckstufe passt, Zugstufe muss DEUTLICH mehr.
Federvorspannung/größere Federkonstante/progressivere Federn: nein. Hat auch nichts mit dem Problem zu tun.

Gruß Julian
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Finger
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von Finger »

Verstehe ich das richtig, du möchtest eine höhere Dämpfug beim Ausfedern, also wenn die Gabel länger wird? Also quasi ein unsymetrisches Verhalten? Ich kann mit em Begriff "Zugstufendämpfung" noch nichts rechtes anfangen. Ah, hier seht was:
Die Dämpfung wirkt dem Nachschwingen der Federung entgegen. Fürs Einfedern ist die Druckstufe, fürs Ausfedern die Zugstufe zuständig. Die Druckstufe verlangsamt das Einfedern und verhindert so ein als Stempeln bekanntes Springen der Räder, das zu eingeschränktem Fahrbahnkontakt führt. Die Zugstufe dagegen bremst das Ausschwingen von Gabel und Federbein nach einer Kompression.
Quelle: https://www.motorradonline.de/zubehoer/ ... bstimmung/

Demnach müssten zwei Ventile verbaut sein, damit das Öl unterschiedliche Wege nimmt. Oder?
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ferdimh
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von ferdimh »

Ich behaupte, es geht nicht um eine höhere Dämpfung beim Ausfedern als beim Einfedern, sondern um einer weniger stark geringere Dämpfung beim Ausfedern. Ungefähr alle Dämpfer sind beim Ausfedern weicher als beim Einfedern.

Ich sehe da aber nur die Möglichkeit, die Druckstufe durch Aufbohren der richtigen Bohrung zu schwächen und DANN höherviskoses Öl reinzukippen.
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tschäikäi
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von tschäikäi »

du möchtest eine höhere Dämpfug beim Ausfedern
Ja.
Und: ja, die Druckstufendämpfung bewirkt eine Gegenkraft beim Einfedern, also beim Ineinanderschieben der Holme. Zusätzlich zur Federkraft, die aber vernachlässigbar klein ist,
wenn man über Bodenwellen o.ä. fährt. Sinn der Druckstufe: Zu verhindern, dass bei großen Bodenwellen und hohen Geschwindigkeiten die Dämpfung durchschlägt, also bis zum Anschlag einfedert.
Im vorliegenden Fall ist das gegeben und muss nicht korrigiert werden.
Unsymetrisches Verhalten: Die Druckstufendämpfung ist momentan stärker als die Zugstufe, wären beide gleich stark wäre das schon eine deutliche Verbesserung.
Aber ob symetrisch oder nicht, ist irrelevant. Ich will mehr Zugstufe, ohne Druckstufe und Federvorspannung zu ändern.

Die Federn dienen hauptsächlich dazu, die Höhe einzustellen - das sind nach Lehrbuch etwa 30% des Gesamtfederweges beim stehenden, nur durch den Fahrer belasteten Fahrzeugs.
Gilt allgemein, auch für Autos. --> "Negativfederweg"

Beim Überfahren von Bodenwellen beschreibt das Rad im Idealfall eine Kurve, die genau dem Bodenprofil folgt, während der Rest vom Fahrzeug waagerecht weiterfährt.
Mathematisch gesehen ist das der aperiodische Grenzfall.

Praktischer betrachtet kann man sagen: Das Fahrzeug soll nicht nachschwingen (Schwingungsfall, zu geringe Dämpfung).
Die Druckstufe stellt man generell gerne recht weich ein, das bewirkt einen geringen Gegendruck beim Einfedern und schont so die Handgelenke des Fahrers.
Demnach müssten zwei Ventile verbaut sein, damit das Öl unterschiedliche Wege nimmt. Oder?
Ja, zwei Rückschlagventile in entgegengesetzter Richtung, in Reihe dazu eine Drossel. Elektrisch umformuliert:
zwei antiparallele Dioden mit je einem Widerstand in Reihe. Nu geht da Wackelsaft (eine Bodenwelle) rein.
Blödsinnig, ich weiß.

sondern um einer weniger stark geringer ... Ausfedern
Das hast du sehr nichteinleuchtend formuliert. Deinen Lösungsansatz halte ich für gut,
allerdings muss erst ergründet werden ob es umsetzbar ist.

GJ
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Finger
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von Finger »

Deckt sich mit meiner Vorstellung, das richtige Ventil bearbeiten (wenn das Öl gleichbleibt kleiner machen) :mrgreen:
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Bastelbruder
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von Bastelbruder »

Das Einfedern bis zum Anschlag wird von manchen Tunern durch progressive Federn verzögert. Mit der Folge daß bei entsprechender Dämpfereinstellung mit zunehmender Fahrbahnunruhe das Fahrwerk härter wird. Wem's gefällt.
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tschäikäi
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von tschäikäi »

Eben das (härtere Federn) wurde ja schon gemacht. Nicht auf meinen Rat hin.
Förderlich für die Zugstufe sind die Federn nicht, keinesfalls. Aber der Negativfederweg lässt sich damit noch einstellen,
also können die erst mal drin bleiben.
Sie beeinflussen das Fahrverhalten nicht negativ, aber nützen auch nicht wirklich was.
Und... von außen einstellbar ist bei dieser Brot und Butter- Gabel nur die Federvorspannung.
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Raider
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von Raider »

Ich werd aus der Explosionszeichnung nicht ganz schlau. Wenn ich mich nicht irre, sehe ich einen Zweirohrdämpfer, 10.27 ist der Kolben, die Teile 5,6,7,8,9 bilden das Fußventil zum Ausgleichsraum? Das heißt das Volumen überm Kolben ist nicht mit Öl gefüllt? Sonst ergibt sich ja automatisch die Zugstufe durch die Bohrungen im Kolben.
ch_ris
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von ch_ris »

ich nehm an das ist ein normaler stangendämpfer.
es gibt von yss nachrüst Ventile.
damit kriegst du einstellbare Druckstufe, die originale wird durch auf bohren still gelegt.
Zugstufe kannst du dann mit öl einstellen.
https://www.biketeile-service.de/en/fra ... ss335.html
damit das gut funktioniert sind vielleicht noch ein paar POM drehteile nötig
ch_ris
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von ch_ris »

oder, machst auf gut glück die oberen, die zugstufen, löcher enger.
edit , oder wie ferdim sagt.
aber von beidem halt ich wenig.
ch_ris
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von ch_ris »

noch ein:
Grundsätzlich wird die ausfeder-Geschwindigkeit ja von der Feder bzw. dem Moped/Gabel vorgegeben, ist also immer das gleiche.
Ist damit relativ einfach zu beherrschen. Einmal eingestellt fass ich das nicht mehr, oder ganz selten, an.
Die Druckstufe hingegen wird von der Straße bestimmt, man weis also nie wie's kommt.
Deshalb glaub ich nicht das die Zugstufe mechanisch zu weich ist. Eher ist das Öl zu dünn.
Dann wiederum, mit dickerem Öl, hast das typische Stangendämpfer Verhalten der bockigen Druckstufe.
Dort liegt mMn. und Erfahrung, das eigentliche Problem.
Das so ein "Loch in Rohr Ventil" zu schmalbandig ist für moderne deutsche Straßen.
tschäikäi hat geschrieben: Di 13. Sep 2022, 09:51 ....Rein prophylaktisch: höher viskoses Öl erhöht Zug- und Druckstufendämpfung, wollen wir nicht. ...
Nee, Ölmenge macht Luftpolster. Und sollte Millimeter genau gleich eingestellt sein r/l.
Das macht Progression der Federrate im unteren Drittel und bestimmt wie tief die Gabel eintaucht.
Die Drücke werden in der Gabel nicht so hoch das es die Viskosität wesentlich beeinflusst imho.
edit what? :? was hat das mit dem Zitat zu tun? :lol: da hab ich zu schnell gelesen. ich meinte natürlich:
"Mehr Öl der gleichen Sorte erhöht die Druckstufendämpfung: kontraproduktiv."
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tschäikäi
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von tschäikäi »

Moin,

zuallererst: der werte Besitzer des Mopeds hat verlauten lassen, dass er damit zufrieden ist wenn mehr Öl drin ist.
Danach richte ich mich, auch wenn es nicht für sinnvoll halte.
Das Problem soll also nicht gelöst werden und der Rest des Geschreibsels ist um euch nicht in der Luft hängen zu lassen.


die Schraube 12,29 hält 10,27 und 4,21 am Standrohr 2.
5 ist eine Gleithülse (eine zweite, identische sitzt auf dem Tauchrohr 3 ganz unten.
6 ist eine U- Scheibe, die die Gleithülse am rausrutschen hindert, 7: Simmerring, 8 Sprengring (ähnlich Seegerring).
9 ist die Staubschutzkappe. Also nein, das hat mit der Dämpfung alles nichts zu tun, sondern ist Führung und Abdichtung nach außen.
Das Dämpfungselement ist 4,21.

Die YSS- Ventile habe ich gefunden, allerdings bieten sie sie nicht für dieses Motorrad an.

Die Ausfedergeschwindigkeit wird von der Zugstufendämpfung (und natürlich von Fahrzeuggewicht und Feder) vorgegeben.
Einstellen kann man diese hier wie gesagt nicht. Bessere Gabeln haben Stellschrauben für Zug- und Druckstufe.

Mehr Öl der gleichen Sorte erhöht eigentlich die Progressivität der Feder. Dämpfung ist wieder was anderes, da fließt immer der Zeitfaktor mit ein.

Gruß Julian
ch_ris
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Re: Umbau Gabelholme XJ900S

Beitrag von ch_ris »

nur falls doch noch mal bedarf wäre für so Ventile: Die haben 7,oder so, verschiedene Typen je nach Durchmesser. muss halt rein passen. dann brauchts wahrscheinlich noch adapter ringe damit das schön und dicht auf dem dämpfer sitzt bzw die Feder aufnimmt.
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