Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Der chaotische Hauptfaden

Moderatoren: Heaterman, Finger, Sven, TDI, Marsupilami72, duese

Antworten
Benutzeravatar
Propeller
Beiträge: 3216
Registriert: So 29. Sep 2013, 09:40
Wohnort: 17252
Kontaktdaten:

Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von Propeller »

Diese rätselhafte Dame aus Messing habe ich in Schweden auf dem Flohmarkt gekauft.
Sie stammt laut der älteren Dame, von der ich sie erwarb, aus einem "echten Chateau" in Frankreich.
Die Höhe beträgt etwa 18cm und sie ist massiv. Irgendwer hat sie mal recht brutal mit dem Winkelschleifer aus einem größeren Gesamtkunstwerk herausgetrennt. Dabei wurde offenbar das Gesäß in Mitleidenschaft gezogen, grob mit Hartlot behandelt und mit dem Winkelschleifer nachbearbeitet. An den Knien sieht man noch Reste von eingegossenem, ca. 2mm dicken Stahldraht.
Sie scheint auf einem großen Henkelkorb zu sitzen, der zum großen Teil von ihrem sehr locker sitzenden Kleid verdeckt wird. Da auch die "im Korb" befindlichen Körperteile detailliert herausgearbeitet wurden, gehe ich davon aus, daß sie bei der vollständigen Figur sichtbar waren.
Aus dem Bauch heraus würde ich die Haartracht in die Mitte des 19. Jh einordnen. Dazu passt allerdings der Rest überhaupt nicht, so daß ich eher an was historisierendes aus der Zeit des Jugendstils denke.

Hat irgendwer hier eine Idee, wozu sie mal gehörte und wie alt sie ist? Kaminuhr? Toilettenaccessoir? Ich bin für jede Idee dankbar. :idea:

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild
Benutzeravatar
Desinfector
Beiträge: 10966
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 07:50
Wohnort: ___3,1415(...)___

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von Desinfector »

könnte was grösseres gewesen sein, was man nicht abtransportieren konnte oder es war zu kaputt (Kriegsschaden?)

Kamin-Uhren wurden ja mit allem möglichen Kram aufgehübscht.
Aber Stahldraht in den Knien? Ist schon recht merkwürdig.

Und die Delikalität der Darstellung könnte letztlich auf ein Einzelstück hinweisen.

hast Du schon mal eine Revers-Bildersuche in der Suchmaschine gestartet?
Benutzeravatar
Spike
Beiträge: 2486
Registriert: Mi 15. Jul 2015, 08:05

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von Spike »

Ich würde auf ein Schreibtischutensil tippen: Tintenfasshalter. Dafür sprächen die neu abgesägten Stückchen, die vielleicht ein Korbgeflecht (sie hält sich ja an Korbhenkeln fest) dargestellt haben...
Kurios!
Und vorsichtig restauriert auch bestimmt wieder an allen Stellen präsentabel. Dass man ihr so unsanft den Poppes ruiniert hat...
ch_ris
Beiträge: 3029
Registriert: Mo 30. Nov 2015, 10:08

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von ch_ris »

Azze
Beiträge: 2550
Registriert: Di 13. Aug 2013, 09:53

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von Azze »

Ich würde hier auch von einem Toilettenaccessoire ausgehen wie Behältnis für Rasierseife oder -pinsel. Solche Stücke wurden ja gerne mal mit Frivolitäten verfeinert, besonders bei den Herren. Ich gehe davon aus, dass der freizügige Teil der Skulptur in "Ruhelage" (also z.B. im geschlossenen Zustand der Dose) nicht sichtbar war und nur dem Eingeweihten bekannt.
^^artin
Beiträge: 861
Registriert: Mo 9. Dez 2013, 15:00

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von ^^artin »

Ich habe mit dem Bild mal rumgesucht und das hier gefunden:
https://www.antikvar.su/index.php?http_ ... _prod=1912
Diese Figur scheint aber weniger detailiert als deine.
bzw.:im wesentlichen identisch, aber doch nicht ganz.
Zuletzt geändert von ^^artin am Fr 25. Nov 2022, 16:05, insgesamt 1-mal geändert.
Azze
Beiträge: 2550
Registriert: Di 13. Aug 2013, 09:53

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von Azze »

Google übersetzt das als

""Kunshtyukami" / es. Kunststücke/ wurden als lustig bezeichnet, haben eine verborgene Bedeutung oder ein unerwartetes Geheimnis, Gegenstände des Kunsthandwerks (meistens Figuren und Schatullen). Ein separates Thema unter diesen Artikeln war Erotik und sogar reine Pornografie. Besonders viel ähnliche feine Wiener Bronze wurde hergestellt. In den weitesten Schichten der männlichen Gesellschaft dieser Zeit waren Kunstyuki mit dem Effekt der "erotischen Überraschung" sehr beliebt als originelles Geschenk, das Individualität und einen besonderen Sinn für Humor betonen konnte. Trotz der nicht ganz anständigen Rahmen der Produkte wurden sie oft als Bürodekorationen und Accessoires verwendet."

Entspricht also vom Anspruch und der Bedeutung her in etwa dem Kuli mit der sich entkleidenden Dame, die in den 70ern so beliebt waren
^^artin
Beiträge: 861
Registriert: Mo 9. Dez 2013, 15:00

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von ^^artin »

Die abgetrennte Stellen waren vermutlich die Eingüsse.

Noch die Übersetzung der Überschrift der Artikelbezeichnung :

"Frankreich, Anfang des 20. Jahrhunderts. Bronze, Gießen, Ziselieren, Vergolden.
Höhe 18,5cm."

Frankreich scheint ja zu passen...

@Azze
Ja, so einen Kugelschreiber hatte mein Opa auch. Und auch sone Gummifigur die, beim draufdrücken, ihr Dekoltee aufplusterte...(oder war das nur ein Traum) :mrgreen:
Benutzeravatar
Propeller
Beiträge: 3216
Registriert: So 29. Sep 2013, 09:40
Wohnort: 17252
Kontaktdaten:

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von Propeller »

Leute, Ihr seid unglaublich! :shock:
Die Figur ist mit meiner bis auf die Trennstellen identisch. An Eingüsse mag ich nicht so recht glauben, da sie sehr unsauber abgetrennt wären und die fehlende Patina darauf hindeutet, daß die Schnitte sehr viel später erfolgten.
Benutzeravatar
Propeller
Beiträge: 3216
Registriert: So 29. Sep 2013, 09:40
Wohnort: 17252
Kontaktdaten:

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von Propeller »

^^artin hat geschrieben: Fr 25. Nov 2022, 15:59 Ich habe mit dem Bild mal rumgesucht und das hier gefunden:
Kannst Du mir bitte erklären, wie Du das gemacht hast? Ich kenne nur Tineye und damit habe ich gar nichts erreicht.
Benutzeravatar
sukram
Beiträge: 3063
Registriert: Sa 10. Mär 2018, 18:27
Wohnort: Leibzsch

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von sukram »

Google Lens oder Google Bildersuche - auf dem Android Schmierfon kann man direkt aus dem Browser raus (lang drücken und dann "Nach diesem Bild suchen") oder am PC das Bild in die Suchleiste werfen.
^^artin
Beiträge: 861
Registriert: Mo 9. Dez 2013, 15:00

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von ^^artin »

Ich hab ein Firefox Addon namens "Search by Image". Das bietet eine Liste von Suchanbietern an. Konkret: Rechtsklick auf das Bild, im Menü "Search by Image" auswählen und aus der sich dann öffnenden Liste einen Suchdienstanbieter auswählen.
Nachdem ich bei der Google Bildersuche zunächst nicht fündig geworden bin(die hat qualitativ ziemlich nachgelassen in den letzten Jahren), hab ich die Yandex Bildersuche benutz (ein russischer Suchdienstleister).
Dort hab ich ein kleines Bild der Figur bei dem russischen Antiquitätenhändler gefunden.
Zuletzt geändert von ^^artin am Fr 25. Nov 2022, 20:55, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Propeller
Beiträge: 3216
Registriert: So 29. Sep 2013, 09:40
Wohnort: 17252
Kontaktdaten:

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von Propeller »

Vielen Dank!
Ich habe nun noch eine ähnliche, aber in Details leicht veränderte Figur gefunden.
https://www.icollector.com/Bronze-Eroti ... _i27954198
Schade, daß nirgendwo die Werkstatt erwähnt wird. Einen Stempel konnte ich an meiner Figur auch nicht entdecken.
^^artin
Beiträge: 861
Registriert: Mo 9. Dez 2013, 15:00

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von ^^artin »

"Bronze Erotica Woman on Basket" ist auch ein guter Suchbegriff. Mit dem Suchbegriff hab in der Google Bildersuche auch noch mehrere gefunden.
Azze
Beiträge: 2550
Registriert: Di 13. Aug 2013, 09:53

Re: Leicht frivole Dame: Wozu gehörte sie mal?

Beitrag von Azze »

Propeller hat geschrieben: Fr 25. Nov 2022, 16:45 Leute, Ihr seid unglaublich! :shock:
Die Figur ist mit meiner bis auf die Trennstellen identisch. An Eingüsse mag ich nicht so recht glauben, da sie sehr unsauber abgetrennt wären und die fehlende Patina darauf hindeutet, daß die Schnitte sehr viel später erfolgten.
Gut möglich, dass man die Dinger später noch angegossen hatte, um die Dame auf einen Stein etc. zu setzen. Dazu würde auch der abgeflexte Hintern passen, um dem eine Flachstelle zu verpassen
Antworten