Schallplatte verschlissen, oder nicht?

[Chaoskreator]

Hallo zusammen,

ich habe neulich eine Single aus den 60ern bei ebay erworben, made in USA. Beim Abspielen fällt mir auf, dass vor allem der Gesang ziemlich verzerrt ist.
Kann es sein, dass die Platte z.B. ein forderndes Leben in einer Jukebox hinter sich hat?
Oder mache ich irgendwas falsch? Drehzahl 45/min statt 33/min ist klar. Aber ist doch eine "normale" Schallplatte?
Die ältesten Platten, die ich sonst habe, sind aus den 70ern.
Habe mal mit dem USB-Mikroskop ein Foto von der Platte gemacht, aber da sieht man gar nichts außer unscharfer Rillen.

Wie kriege ich jetzt raus, ob dieser Klang vielleicht "normal" war oder ob die Platte wirklich im Eimer ist?

So hätte ich erwartet, dass es sich anhört:
https://www.youtube.com/watch?v=l2PoSljk8cE

In dem Lied kommt übrigens auch unser aller IGOR vor.
OT: Wenn jemand noch das alte DOS-Spiel "Monster Bash" von Apogee kennt, der dürfte die Melodie wiedererkennen.

Beste Grüße
Chaoskreator

[zauberkopf]

https://de.wikipedia.org/wiki/Entzerrvorverst%C3%A4rker

[Chaoskreator]

Was soll mir das sagen?
Natürlich nutze ich einen Entzerrvorverstärker. Nachgebaut nach dieser Schaltung, um genau zu sein:
http://www.jogis-roehrenbude.de/Leserbr ... n-RIAA.htm

Wie gesagt, alle meine anderen ca. 200 Platten funktionieren bestens.

[zauberkopf]

Genau.. das könnte der Fehler sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Recording ... RIAA-Kurve
Die gibts nämlich erst seit 1952.

[Chaoskreator]

Die Platte ist von 1962, sollte also nach RIAA-Kurve geschnitten sein.
Merkwürdig: Habe die Platte gerade in meiner Graetz-Musiktruhe aufgelegt, da hört es sich gut an.
Liegt es vielleicht an der geringeren Auflagekraft des modernen Plattenspielers?

[KalleGrabowski]

Jan, die RIAA-Entzerrung hat nichts mit verzerrtem, sprich "kratzendem" Ton zu tun, sondern mit einer Frequenzgangkorrektur. Höhen werden bei der Aufnahme abgesenkt und bei der Wiedergabe wieder angehoben.
Edit: genau andersrum... Bei der Aufnahme angehoben....

Ich kenne verzerrte Wiedergabe leider vor allem von verschlissenen Platten, beginnend mit dem inneren Ende der Rille, bei fortgeschrittenem Verschleiß dann von Anfang an.
Es könnte bei ganz alten oder speziellen Scheiben auch die falsche Nadelgröße oder -form sein, da hat sich auch mal was getan vom "zölligen Nagel" bei Schellackschätzchen bis zum Elliptischen Diamanten bei der modernen Microrille. Ich meine aber, ab den 60ern war alles soweit abgeschlossen.

Auflagekraft und Einstellung vom Antiskating hat meiner Erfahrung nach auch einen Einfluss. Edit: anscheinend liegt der alte Kristalltonabnehmer mit seiner höheren Auflagekraft satter in der ollen Rille?
Hab mich lange nicht mehr intensiver damit beschäftigt... Muß mal wieder ne Scheibe auflegen. Das sind allerdings alles gut benutzte Gebrauchsexemplare, teilweise mit dem authentischen Sound.

[Durango]

Die Abnutzung einer Platte ist immer gegeben. Der normale Saphir ist aber dick und unförmig wie ein abgenutzter Bleistift.

Hilfe schafft immer der sphärische Diamant. Schlank und dünn wie ein Schiffsrumpf findet er den Grund der Rille.
Dort sind die Geheimnisse der Platte zu finden, bislang unberührt !

Wer sowas heute noch hat ist gut dran.
Schon damals sehr teuer, heute unbezahlbar.

Wegen der leichten Zerstörbarkeit immer nur was für Profis, aber schon sehr nahe an der CD.

Selbst heute digitalisiere ich noch Einzelstücke mit dieser Technik.

73 Manfred

[janosch]

Hallo,
vielleicht schafft so etwas hier eine Verbesserung: https://youtu.be/ee2SfwffiIM

Ein Bekannter von mir schwört auf das Ding.

Hat nichts mit Nass abspielen zu tun.

Die Scheiben werden Porentief rein und können dann wieder ohne Störgeräusche trocken abgespielt werden.

Könnte man natürlich auch selber bauen.

Gruß
Jan

[Spike]

Damals gab es ja auch noch Wendenadeln - Wenn irgendjemand die Single mal versehentlich mit dem Schellack-Saphir abgespielt hat und eine hohe Auflagekraft hatte, dann hat der bei den hohen Amplituden die Platte neu "geschnitten".

[Lötfahne]

Boah Chaoscreator, Du hast ja einen sehr, sehr igorischen Musikgeschmack.

[queck]

Flohmarktplatten reinige ich fast immer mit frischen Lappen in einem zarten Spüli-Bad. Das hat mir bis jetzt immer erhebliche Qualitätssprünge verschafft. Vor dem Abspielen die Platte mit einer Carbonbürste abbürsten um Aufladungen abzuführen mach ich auch immer.
Was meinst Du denn mit "verzerrt"? Wenn die Platte verschlissen ist dann kenne ich dass so, das die Höhen übersteuert (so zischend) klingen und die Tiefen dumpf.
Das kann auch an einer verschlissenen/alten Nadel liegen, aber das hast Du ja ausgeschlossen. Kann auch gut sein, dass es etwas besser wird wenn Du die Auflagekraft erhöhst, das ist aber auch nicht gut für die Platte

Ich denke nicht, dass man die Abnutzung leicht durch eine Lupe etc. sehen kann.

[nunja]

muhaha,
geiler Musikgeschmack, kenne ich auch noch von früher....

(irgendwo hab ich diesen Song auch noch auf Casette)

Aber kannste mal einen Track einstellen, wie sich das bei Dir anhört?

Ansonsten ist das eher nur "Glaskugel"

Und (btw) ich hab hier noch Platten aus den 50ern, die hören sich aufm
Plattendreher aus den 70ern ganz normal an (wenn man die Mukke von damals mag)

lg Nunja

[bulle]

Hallo erstmal,
verzerren der Musik bei Schallplatten, lässt erstmal auf eine schmutzige Platte oder Nadel schließen. dann wird der Diamant geprüft. Eine Rundnadel wie vom shure M75 D kann auch etwas mildern. sollte alles das nicht zutreffen, dann würde ich mir Gedanken um die Platte selber machen

[Kuddel]

Es ist vielleicht eine Mono Platte. Eine Stereo Nadel ist wesentlich kleiner. Guck mal, ob die Rillen im Vergleich zu anderen Platten eine grössere Rille hat.
Gruss
Kuddel

[Roehricht]

Hallo,
wenn es zerrt, also klirrt, ist die Scheibe wohl abgenudelt. Zumal er berichtet das seine anderen Platten einwandfrei rüberkommen. Somit würde ich das Equipment als Fehlerursache ausschliessen.Die 60er jahre 7" Singles sind alle in RIAA vorverzerrt.
Die einzige Möglichkeit womit man noch etwas retten kann ist ein professionelles Tonbearbeitungsprogramm so etwas wie Wavelab.
Platte hochauflösend in Rechner einspeielen und dann mit den speziell für Schallplatten gemachten Filtern bearbeiten. Die Plun-In denoiser, decklicker und descratcher sind im Standardprogramm mit drin.
Man kann da auch Bit für Bit zu Fuss bearbeiten..

Das hier:
https://www.steinberg.net/de/products/w ... start.html


Das benutze ich seit einigen Jahren um alte Scheiben awenigstens als Wav oder MP3 zu hören.

Meine Plattenfräse ist ein alter Thorens TD124 und der Entzerrer ein Eigenabu nach EMT 139.
Den hier:
http://www.fingers-welt.de/imghost/up/20160108_1231__31-172-109-129_139st Amplifier.pdf


73
Wolfgang

[Gobi]

Wieso er schrub doch, das sich die Platt auf einem anderen Spieler ok anhört! Also muss es fast an der Nadel liegen. Die Platte ist ziemlich sicher Mono, die Amis haben lange nichts mit Stereo am Hut gehabt.
Interessantes Thema!

[Roehricht]

Hallo,
wenn die Scheibe wirklich Mono ist muss die Nadel dazu kompatibel sein. Das können nicht alle Abtaster. Shure M-71 und M-75 sind zB Monokompatibel. Ist dein System Phasenrichtig angeschlossen?


73
Wolfgang

[Gobi]

hi, hi - ich wusste garnicht, daß die Gesichtshow dazu so aussieht:
https://youtu.be/vNuVifA7DSU

[Name vergessen]

Die einzige Möglichkeit womit man noch etwas retten kann ist ein professionelles Tonbearbeitungsprogramm so etwas wie Wavelab.

Oder ein Laser / Scanner -Plattenspieler.

Aber wenn das mit den Mono-Platten und Mono-Nadeln stimmt, wäre das die einleuchtendste Erklärung, immerhin rennt der andere Player ja, wahrscheinlich ist der extra kompatibel, weil aus der Zeit des Simulcast.

[gafu]

In dem Lied kommt übrigens auch unser aller IGOR vor.
OT: Wenn jemand noch das alte DOS-Spiel "Monster Bash" von Apogee kennt, der dürfte die Melodie wiedererkennen.

Beste Grüße
Chaoskreator

Ach herrje, das müsste ich auch mal wieder spielen
Mit midi-sound und soundblaster

[doofi]

Hilfe schafft immer der sphärische Diamant. Schlank und dünn wie ein Schiffsrumpf findet er den Grund der Rille.
Dort sind die Geheimnisse der Platte zu finden, bislang unberührt !

Wer sowas heute noch hat ist gut dran.
Schon damals sehr teuer, heute unbezahlbar.

Gott sei Dank nicht mehr. So gut wie alle DJ-Systeme/Nadeln haben sphärische Diamanten.

[^^artin]

Wäre praktisch zu hören, wie es sich anhört ! Wie es sich anhören sollte, ist eher belanglos, wenn man keinen Vergleich hat.
Ist die "geometrische" Amplitude auf der alten Platten vieleicht wirklich größer (als bei heutigen Platten üblich), sodas der Tonabnehmer schon verzerrt, weil er einfach nicht so weit auslenken kann ?
Oder stimmt einfach nur die Tonhöhe und Geschwindigkeit nicht ?

[Chaoskreator]

Drehzahl stimmt (mit Stroboskopscheibe getestet).
Es ist wirklich nur der Gesang, der verzerrt wird.
Ich habe mich wegen des Verkabelungsaufwands bisher gescheut, eine Aufnahme mit dem PC zu machen. Aber das werde ich noch nachholen und hier einstellen. Ich melde mich.

Chaoskreator

[Bastelbruder]

Vielleicht ist bloß der Pegel um 6db höher als bei anderen Scheiben, das fällt kaum auf wenn wenig Bass drin vorkommt. Dann trifft's eben den Gesang. Da ist die Schall"Schnelle" so groß daß die Nadel in den Kurven gegen das Auflagegewicht aus der Rille gehoben wird.
Vielleicht ist auch der Nadelträger leicht verdreht, oder das Antiskating nicht korrekt eingestellt, dann tritt der Effekt früher ein als gewünscht.

Ich meine da war mal eine Single von Mireille Mathieu, die war als Referenzpegelplatte geeignet.

[Spike]

... ich habe noch eine Single mit Vogelgezwitscher - da ist bestimmt auch ein Spatz dabei .

[Roehricht]

Hallo,

Drehzahl stimmt (mit Stroboskopscheibe getestet).
Es ist wirklich nur der Gesang, der verzerrt wird.

Das zerrt schon überall. Nur nimmt das menschliche Ohr die Verzerrung im Bereich der Mitten sehr viel deutlicher wahr. Also in dem spektralem Bereich in dem sich der Gesang befindet. Bass-und Höhenzerre nimmt man nicht so deutlich wahr. die Lautstärke spielt auch ein Rolle. ist die Platte hoch ausgesteuert, hat der Tonabnehmer die Tendenz aus der Rille grdrückt zu werden. Solche laut aufgenommenen Platten oder die lauten Stellen bei anderen zerren dann eben unangenehmer.

73
Wolfgang