Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Der chaotische Hauptfaden

Moderatoren: Heaterman, Finger, Sven, TDI, Marsupilami72, duese

Antworten
Benutzeravatar
felixh
Beiträge: 593
Registriert: So 11. Aug 2013, 13:46

Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von felixh »

hi leute!

Ich habe ja so nen China-infrarot-reflow-dingens. Das taugt aber leider nicht so viel.
Das Zinn Schmilzt gerade so auf (mit Silberanteil), aber Kunstoffteile verbrennen Trotzdem.
Jetzt stellt sich auch noch raus, dass in dem Ofen auch Bauteile kaputtgehen.
RFM73 Funkmodule funktionieren nach dem löten beispielsweise nichtmehr. Taster sind auch schon welche verschmolzen.

Die Baugruppen mit finepitch-teilen sind jetzt beim Bestücker. es gibt aber noch mehr Baugruppen, die ich gerne selber bestücken will.


Ich hab mir jetzt 100mL galden gekauft, für 30€, und einen schönen kleinen Druckkochtopf für nen 10er.
Die idee war jetzt, unten in den Topf eine kleine Heizspirale reinzulegen, und dann damit das galden heisszumachen.
Nach dem Löten hätte ich den deckel draufgemacht, dann ist das ganze auch noch schön luftdicht verschlossen, das galden verdampft also nicht einfach so.


https://www.amazon.de/gp/product/B002KF ... UTF8&psc=1 - der topf kostet jetzt wieder mehr! Deckel hat gefehlt...
http://www.ebay.de/itm/100mL-Galden-LS- ... 1970961644


Meine idee war es jetzt, da 3 Temperatursensoren anzubringen:
Einen auf dem Topfboden, einen in der Lötzone, etwa 2-3 cm über dem galden. Und der letzte etwa auf halber höhe des Topfes.
Es soll geheizt werden, bis die Lötzone 230° erreicht hat. Sobald der 3. Sensor heiss wird, heizung sofort reduzieren, damit das nicht "überkocht"!


Fragen:
* Löten:
Wie fährt man da Temperaturprofile ab?
Platine einfach langsam in den Dampf absenken?
Oder Galden abkühlen lassen, Platine rein, und langsam aufheizen?
Ist das beim Dampfphasenlöten überhaupt nötig?

* Heizung:
Das Galden bildet rechnerisch einen etwa 3mm hohen Pegel. Etwas wenig für eine Heizspirale, hätte also noch für etwas "Galdenverdrängung" gesogt ;-)

Sonst ist das ja immernoch ein Topf - meine 2. idee wäre also, das verdammte ding einfach auf ein kochfeld zu stellen.
Da jetzt direkt die Frage: wie träge ist so ein Kochfeld? Macht ein Glaskeramikkochfeld diese Temperaturen überhaupt mit?

Der Topf ist Induktionstauglich. Wäre das die bessere Lösung?
Kochfelder gibts ja für nen appel und nen ei...


* Reinigung:
Da dürfte ja ein ganz klein wenig galden auf der Platine übrigbleiben.
Laut Anleitung verfliegt der sehr schnell, sobald man die Platine aus der Lötzone nimmt, aber wie hoch ist der Galdenverlust realistisch gesehen?
Was passiert mit Galden, dass unter Bauteilen hängen bleibt?

Wie groß ist die Sauerei um den Lötbottich?
das man nicht reinpusten sollte ist schon klar, aber ein wenig Galden wird es wahrscheinlich trotzdem rausschaffen...

* Volumen:
Wieviel Galden sollte in dem Topf drinsein?
Wieviel dampfvolumen kann man mit so 100ml erzeugen?
paul_mustermann
Beiträge: 29
Registriert: So 18. Aug 2013, 12:58

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von paul_mustermann »

Wieso nach dem Löten den Deckel drauf? Das muss von Anfang an zu sein.

Wenn es funktioniert zeigen Sensoren 2 und 3 das gleiche an.
Siehe Heatpipe/Wärmerohr.

Ich würde den Topf aufjedenfaall von aussen heizen. Alles andere wird aufwendig ohne das es was bringt

Ansonstent weiß ich nicht ob nicht doch eine Friteuse oder ein Wasserkocher einfacher wäre. Um ein billig Fondeu gerät zu kaufen ist es ja gerade die Falsche Jahreszeit.
Benutzeravatar
felixh
Beiträge: 593
Registriert: So 11. Aug 2013, 13:46

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von felixh »

paul_mustermann hat geschrieben:Wieso nach dem Löten den Deckel drauf? Das muss von Anfang an zu sein.

Wenn es funktioniert zeigen Sensoren 2 und 3 das gleiche an.
Siehe Heatpipe/Wärmerohr.
Warum?
Die Dampfphase ist doch schwerer als Luft, hab ich gedacht?

Meine idee wäre es gewesen, dass wenn der Dampf den 3. Sensor erreicht zuviel Dampf erzeugt wurde, und der dampf gefahr läuft aus dem topf überzulaufen.
paul_mustermann
Beiträge: 29
Registriert: So 18. Aug 2013, 12:58

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von paul_mustermann »

damit es einigermaßen Windstill in dem Topf ist

Die Gesamte Dampfschicht hat die gleiche Temperatur, die bei welcher die Flüssigkeit Kondensiert. Deswegen wählt man die Flüssigkeit entsprechend des zu verwendenden Lotes. Du willst offensichtlich bleifrei Löten sonst würden ja 200°C reichen.
Wenn Sensor 2 und 3 das gleiche anzeigen ist das Volumen zwischen 2 und 3 mit Dampf gefüllt. Das dachte ich ist die relevante Information.

Bei Meinem Kollegen in der Firma fahren die das Temperaturprofil zum aktivieren der Paste mit IR und nach einer Haltezeit wird dann der Raum mit Dampf geflutet.
Das ist aber natürlich eine Anlage im Sinne des Wortes.
Benutzeravatar
felixh
Beiträge: 593
Registriert: So 11. Aug 2013, 13:46

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von felixh »

klar, geht um bleifrei!
hätte ich vll. dazuschreiben sollen :-)

OK, also ihr heizt Konventionell vor.

Ich denke, ich stelle den topf nacher einfach mal auf ne Kochplatte, und probier das aus wie gut sich der Galden-Pegel regeln lässt!
Benutzeravatar
augustamars
Beiträge: 705
Registriert: So 11. Aug 2013, 21:33
Wohnort: Augsburg
Kontaktdaten:

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von augustamars »

Na ich weiss nicht, ob das so gut ist im Kochtopf.
Ein Ofen mit IR und Heißluftgebläse ist doch ganz gut, wenn die Lötkurve stimmt.
Kenne vom reflowmate, dass der langsam bis 235°hochfährt, paar Sek. hält, langsam abkühlt und erst bei etwa 90° die Schublade aufmacht.
Dauert insgesamt 4 1/2 min.
Benutzeravatar
Lukas
Beiträge: 157
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 18:45

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Lukas »

Würde das Galden nicht an der Heizspirale überhitzen(lokal)? Sehr schlecht :D
Der Topf ist Induktionstauglich. Wäre das die bessere Lösung?
Kochfelder gibts ja für nen appel und nen ei...
Ist denk ich besser
Benutzeravatar
johannes
Beiträge: 184
Registriert: Fr 23. Aug 2013, 00:22

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von johannes »

In der deutschen Make (hieß damals wahrscheinlich noch c't hacks) gabs einen Artikel über Dampfphasenlöten mit einer Friteuse ich kann mal schauen ob ich den Artikel finde.
Benutzeravatar
Sven
Beiträge: 4421
Registriert: Fr 28. Jun 2013, 12:52
Wohnort: Sechsundzwanzigdreisechzehn

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Sven »

Finger hat da auch schon mal etwas in der Richtung gebastelt: http://www.fingers-welt.de/gallerie/eig ... loeter.htm
Letzten Endes war aber das Gefäß zu niedrig, der Dampf ist am Deckel noch kondensiert.
Benutzeravatar
felixh
Beiträge: 593
Registriert: So 11. Aug 2013, 13:46

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von felixh »

Den Artikel in der Make hab ich schon :-)
trotzdem danke!

Woha, dass der Meister sich auch schon eine gebastelt hat hab ich total vergessen!
Damals wusste ich aber auch nicht, was dieser Apparillo eigentlich darstellen soll :-)

Naja, morgen bekomme ich so nen Indu-Feld ausgeliehen.
In die küche darf das zeug nicht...
Benutzeravatar
Finger
Administrator
Beiträge: 7392
Registriert: Di 12. Jun 2012, 20:16
Kontaktdaten:

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Finger »

MAvh das draußen oder unter einem Abzug. Die olfaktorische Grundlast ist übel.....
Kabelfix
Beiträge: 113
Registriert: So 12. Jul 2015, 13:44

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Kabelfix »

Hallo,
Lese doch mal die Beiträge Louis Schreier ab 20.10.2009.

https://www.mikrocontroller.net/topic/r ... to=new#new
Hendi
Beiträge: 54
Registriert: Mi 20. Jul 2016, 16:53

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Hendi »

Habe das gerade mit einer micromaxx Induktionskochplatte und einem EDEKA-Spargeltopf (mit Glasdeckel und Siebkorb als Träger drin) angefangen, 65€ Starterpaket. Völlig ohne Kühlung und Temperaturprofil. Einfach 60ml Galden in den Topf, auf die Platte, Werkstück im Korb in Topf versenken, einschalten, auf kleinste Stufe runterdrehen, ungeduldig werden und auf zweitniedrigste Stufe erhöhen, Galden fängt an zu wabern, Dampf bildet sich, über Werkstück ist noch ne Weile ein Loch, abschalten wenn das Loch sich geschlossen hat, warten. Ergebnisse sehen ganz gut aus. Ich denke aber, das die Aufheizung ziemlich steil erfolgt.
rspecht
Beiträge: 3
Registriert: Do 11. Okt 2018, 17:23

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von rspecht »

Hallo Leute,

mein erster Beitrag :)
Ich versuche schon die ganze Zeit eine Dampfphase zu bauen.
Nun find ich Fingers Heizung genial - nur wo bekommt man so Drähe?
Ich will das ebenfalls mit Gastronormbehälter aufziehen.
Mit Heizelementen hab ich halt garkeine Erfahrung. Kann man auch einfach "irgendeine" Heizung vom Trockner oder Backofen so einbetten?

LG
sysconsol
Beiträge: 4059
Registriert: Fr 8. Jul 2016, 17:22

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von sysconsol »

Das Dampfphasenlöten ist eigentlich keine schlechte Idee - es sollte dem Reflowlöten überlegen sein, da die Temperaturverteilung durch den Dampf gleichmäßiger ist.

Industrieell wird vorgewärmt und dann in die Dampfphase gefahren - bzw. der Dampf freigelassen.
Das ist für den Hausgebrauch nicht praktikabel.

Ich würde die Platinen generell vorwärmen, empfindliche Bauteile vor dem Bestücken trockenbacken.
Zu warm darf sie nicht sein, da ist das Flussmittel unter Umständen weg und die Lotpaste trocken.

Dann rein in den Löttopf und möglichst schnell - bevor die Platine ausgekühlt ist - Dampf erzeugen.
Eine Möglichkeit die Energiemenge recht zügig zu dosieren halte ich für wichtig.
Da es um schnelles Aufheizen geht, dürfte hier ein Induktionsherd am effektivsten sein.
Ein gusseiserne Kochplatte ist zu träge - da muss man den Topf auf die heiße Platte stellen und wieder herunternehmen.

Ersteres funktioniert - bei letzterem können die Bauteile wegrutschen...

Die Heizspiralenlösung vom Finger halte ich für suboptimal, da nur ein Teil der Wärme in den Behälter geht.
rspecht
Beiträge: 3
Registriert: Do 11. Okt 2018, 17:23

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von rspecht »

Ich will die Temperatur über eine Senkvorrichtung abfahren.
wenn nötig gibts halt eine preheat Zone - ich glaube aber das geht über die aufsteigende Wärme allemal.
Von so manchen Berichten weis ich nun das ca. 1000W genug sein sollten.
Ich will eine einfache Heizung die ich später mit nem Controller regeln kann.
Wie baut man sowas auf? Am liebsten was ala Wasserkocher o.ä.
Ich denke einen Wasserkocher absägen und an den Behälter schweißen ist suboptimal da gute Gastronormbehälter 0,8 bis 1mm dick sind und Wasserkocher wohl eher mehr haben. Selbst wenn beides 0,8mm hat wirds ein Affenzauber bis die Naht gewigt ist ;)

Am liebsten hätte ich sowas wie den Gastronormbehälter nur in 40cm Tiefe - solang ich nichts besseres Finde wird es ein GN 1/4 oder 1/3 mit 200mm tiefe.

oder doch sowas kaufen und umbauen? https://www.ebay.de/itm/Grafner-Edelsta ... :rk:5:pf:0
Benutzeravatar
MatthiasK
Beiträge: 2952
Registriert: Mo 19. Aug 2013, 22:12

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von MatthiasK »

Dampfphasenlöten hat bei bleihaltigem Lot Vorteile gegenüber "normalem" Reflow, weil durch die Galden-Benetzung der Leiterplatte die Oberflächenspannung des Lots deutlich gesenkt wird. Leider ist dieser Effekt bei bleifreien Loten kaum ausgeprägt.

Dampfphasen-Lötöfen gibt es eigentlich nur in zwei Größenordnungen, die sich ein wenig durch das Arbeitsprinzip unterscheiden:
- die großen für Serienfertigung, hier wird das Galden als Dampf in den Lötraum eingeblasen
- die kleinen für die Entwicklung, hier wird das Galden im Lötraum gekocht

Einfacher umzusetzen im Selbstbau ist das Prinzip der kleinen Öfchen.

Als Lötraum eignet sich z.B. ein Topf mit Glasdeckel, die Leiterplatte sollte darin noch gut Abstand zum Rand haben. Die Leiterplatte sollte auf einem Gestell mit ein paar cm Abstand zum Galden liegen. Ein Temperatursensor etwas oberhalb der Leiterplatte hilft, den Lötprozess zu überwachen und zu steuern.

Der Lötprozess wird aussehen:
Man gibt das Galden in den Topf, stellt das Gestell mit der Platine rein und den Topf auf eine Kochplatte. Dann schaltet man die Kochplatte ein und wartet. Das Galden bildet erst eine leichte Nebelschicht auf dem Topfboden, dieser steigt dann langsam über die Leiterplatte, wo es sich wie Tau nieder schlägt. Der Tau wird mehr und seicht nach und nach die ganze Leiterplatte voll. Kurz bevor das Galden auf der Oberseite der Leiterplatte anfängt zu sieden, beginnt das Lot zu schmelzen. Wenn das ganze Galden auf der Oberseite der Leiterplatte verdampft ist, meldet auch gleich drauf der Temperatursensor 230°C und man kann die Heizung ausschalten.
Je weiter man das ganze abkühlen lässt (man kann auch aktiv nachhelfen), desto geringer sind die Galden-Verluste. Es ist auch sinnvoll, den oberen Topfrand aktiv zu kühlen, um die Verluste zu verringern.

Das Galden wird beim Löten durch das Flussmittel verschmutzt, hier hilft es, das Galden ab und zu mal durch einen Kaffeefilter zu filtrieren.
Benutzeravatar
Weisskeinen
Beiträge: 3942
Registriert: Di 27. Aug 2013, 16:19

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Weisskeinen »

Die Aufheiz- und Abkühlphase dürfte bei der Methode aber ziemlich lange dauern, womit der Vorteil der Dampfphasenlöterei, nämlich verhältnismäßig geringe Twmperaturbelastung der Bauteile, wieder dahin wäre.
Das Galden dauerhaft zu kochen und die Platine reinzusenken dürfte da besser sein.
Unsere Dampfphasenlötanlage im Institut arbeitet genau so. Die Platine wird vorgewärmt (ist glaube ich nicht viel) und in den Dampf abgesenkt. Auf der kalten Platine kondensiert das Galden (die Dampfschicht fällt zusammen) und zwar um so besser, je mehr Wärmekapazität die einzelnen Teile habe, vorwiegend also an Metallen. Dadurch ist die Erwärmung sehr gleichmäßig. Andererseits wird die Platine sehr 'nass', so dass leichte Komponenten auch wegschwimmen können. Bildet sich wieder eine ordentliche Dampfschicht, wartet man noch einige Sekunden und zieht die Platine dann wieder aus dem Dampf raus zum abkühlen.
Auch wenn Dampfphasenlöten teilweise hoch gelobt wird, verwenden unsere Experten lieber den Durchlauf-Reflowofen, weil es dabei zu signifikant weniger Grabsteinen kommt. Die Form der Lötpads und deren Anbindung an Leiterbahnen ist wohl deutlich kritischer als beim Reflow-Löten. Und beim Reflow-Löten muss man wohl Bauteile seltener festkleben, ganz besonders bei beidseitig bestückten Platinen ;)
rspecht
Beiträge: 3
Registriert: Do 11. Okt 2018, 17:23

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von rspecht »

Huiuiui.... hab ich den Thread wiederbelebt ^^
Ja, das motorische Absenken hab ich vor. Im Moment klemm ich noch zu 100% an der Möglichkeit zu heizen. Wenn das klar ist gibt es eine CAD Zeichnung.
sysconsol
Beiträge: 4059
Registriert: Fr 8. Jul 2016, 17:22

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von sysconsol »

Auch wenn Dampfphasenlöten teilweise hoch gelobt wird, verwenden unsere Experten lieber den Durchlauf-Reflowofen, weil es dabei zu signifikant weniger Grabsteinen kommt. Die Form der Lötpads und deren Anbindung an Leiterbahnen ist wohl deutlich kritischer als beim Reflow-Löten.
Mit hat man in der Ausbildung im Musterbau erzählt, dass Fehler, welche durch unterschiedliche schnelle Erwärmung begünstigt werden,
viel seltener auftreten.
Aber es geht ja hier um den Hobby-Bereich.
Da sind Bauelemente gern mal überlagert, ungünstig gelagert, der Pastenauftrag alles andere als optimal, ... ;)

Und ja, im Musterbau / Entwicklung stand ein Standgerät zum Dampfphasenlöten.
Habe ich nie in Betrieb gesehen, da ich in der Produktion war.

Noch ein paar Anregungen (das Dokument von hinten anfangen zu lesen):
http://www.imdes.de/condens_dl/condens_dl_pdf/condensation_soldering-imdes_fh_dl_18-06-2015.pdf


So viel Platinen entwerfe ich nicht, dass sich irgend ein maschinelles Lötverfahren lohnt :D
Hendi
Beiträge: 54
Registriert: Mi 20. Jul 2016, 16:53

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Hendi »

Update:

Das Temperaturprofil wurde bischen besser, erfordert aber dabeibleiben und babysitten. Das gilt wirklich nur für das getestete Platinchen und Temperatur am Sensor (K-Type auf Board aufgelegt), ich habe es noch nicht "scharf" benutzt. Für bleifreies SAC305, dessen Referenzprofil aus dem DB ich nachzubilden versuche.

1. Vorbereitung:
30 ml LS 230 in den Sparcheldippe, Leiterplatte auf Gitter ca. 1 cm überm Boden - muss mal messen.

2. Anheizen I:
Die Kochplatte startet bei 1200W, früher stellte ich immer erstmal runter, aber jetzt lasse ich sie mit dieser Grundeinstellung erstmal 40s schnurren.

3. Anheizen II:
Runter auf 400W, warten bis steigende Temperatur die 120°C schneidet.

4. Soak:
200W, bis am Sensor 160°C erreicht werden.

5. RÄMP:
wieder 400W um Temperatur hochzutreiben, bis Schmelzzone erstmalig überschritten ist (221°C). Hier habe ich noch ein leichtes Bauchweh, denn mit der K-Type Sonde die ich benutze sieht man hier die Regelaktivität durch auf die Rampe aufmodulierten sinusartigen verlauf, bei dem ich Anstiege bis 19K/s messe - aber es ist halt ein Thermoelement mit niedriger Wärmekapazität und Masse. Echte Bauteile(tm) sind zu dem Zeitpunkt ja schon mit flüssigem Flux-Ball-Matsch thermisch an die Wärmekapazität der Leiterplatte gekoppelt und kriegen das vielleicht nicht so deutlich ab. Vielleicht hilft der Seele auch ein trägeres Thermoelement :)

6. TAL:
40s warten, dann Induktionsplatte aus.

7. Kühlen I
Warten bis Sensor 210° unterschreitet. Da hebe ich mit einem Griff das Tragegitter mit den hoffentlich fest verlöteten Sachen hoch, geht aber vielleicht auch ohne.

8. PROFIT! Aber erst bei ca. 50°C rausholen sonst verbrennt man sich leicht die Finger.
lüsterklemme2000
Beiträge: 249
Registriert: So 28. Aug 2016, 20:31
Wohnort: Südliches Niedersachsen

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von lüsterklemme2000 »

Hallo,

ich spiele gerade mit dem Gedanken des Dampfphasenlötens für den Hobbybereich. Die einfachsten und scheinbar recht gut funktionierenden Lösungen verwenden ja einfach ein ausreichend hohes Gefäß, dessen Boden mit Galden bedeckt ist und erhitzt wird. Platine wird darübergelegt und fertig. Was mich dabei ein bisschen abstößt ist, dass immer der gesamte Boden bedeckt ist und so verhältnismäßig viel Galden gebraucht wird, wenn die Platinen etwas größer werden.
Meine Überlegung geht daher dahin, einen kleinen beheizten Tank für das Galden zu haben und den Dampfraum darüber einfach größer zu machen. Meine Befürchtung wäre jetzt, dass dann die Dampfverteilung nicht mehr wirklich homogen erfolgt und das ganze daher zu schlechten Endergebnissen führt. Ist die Befürchtung begründet? Zur Verdeutlichung was ich meine hier mal ein Bild davon:
Dampfphase.JPG
Alternative Frage: Kennt ihr eine preiswerte Bezugsquelle für Galden LS 215 oder ähnliche? Für 100 ml liege ich mit Versand bei 51€ (https://www.imdes.de/produkt/hochsieden ... en-ls-215/), wenn es das Zeug irgendwo günstiger gibt fülle ich damit natürlich gerne den gesamten Boden ;)

Danke
Zuletzt geändert von lüsterklemme2000 am Mo 15. Feb 2021, 13:29, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
MatthiasK
Beiträge: 2952
Registriert: Mo 19. Aug 2013, 22:12

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von MatthiasK »

Hmm, ich habe noch keinen Dampfphasenlötofen selber gebaut, aber ich versuche mal trotzdem weiter zu helfen.

Der Dampfphasenlötofen, den ich vor fast 10 Jahren mal benutzt habe, hatte eine kleinere Galden-Wanne als die Grundfläche des Lötraums. Das war zwar nur ein umlaufender trockener Rand von ca. 5cm, aber egal. Die Wanne wird beheizt, wie viel Leistung man da braucht, weiß ich nicht. Viel hilft viel, aber zu viel erhöht den thermischen Stress - also am besten einstellbar, ein paar Stufen reichen. Der obere Rand des Behälters war gekühlt, damit der Galden-Verlust sich in Grenzen hält. Der untere Bereich des Ofens konnte auch gekühlt werden, damit der Lötvorgang gezielt beendet werden konnte. Das Ende des Lötvorgangs war erreicht, wenn ein Temperatursensor oberhalb der Leiterplatte heiß war. So lange die Leiterplatte zu kalt war, stieg der Dampf nicht bis zum Sensor.
Die ganze Steuerung war äußerst primitiv und man könnte sie auch mit Gleichstrom-Getriebemotoren, leeren Konservendosen und Heißkleber bauen. Mino hatte da mal eine Vorlage erschaffen. :lol:

Irgendwo am Zusammenfluss der Tauber und des Mains sitzt ein Hersteller von Lötöfen, der das Galden außerhalb des Lötraums kocht und dann den Dampf einbläßt. Da ist die Regelung aber etwas aufwändiger.

Wichtig ist auf jeden Fall ein dicht schließender Deckel auf dem Ofen, nicht nur wegen des möglichen Galden-Verlusts, sondern auch weil das Galden etwas streng riecht.

Das klingt auf jeden Fall nach einem interessantem Projekt.
lüsterklemme2000
Beiträge: 249
Registriert: So 28. Aug 2016, 20:31
Wohnort: Südliches Niedersachsen

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von lüsterklemme2000 »

Danke Dir für die Rückmeldung. Bezüglich des eigentlichen Lötprozesses würde ich erstmal eine Steuerung zusammenklöppeln, die das macht, was Hendi weiter oben geschrieben hat, das klingt nämlich sehr gut machbar. Das Fenster an der Seite gibt dann noch zusätzliche Auskunft über den Lötprozess, hoffentlich.
Ich habe vor ein paar Wochen mit einem recht aktuellen Gerät von Asscon mal gearbeitet und das hat mich ziemlich angefixt, wie simpel das Prinzip, und wie gut das Resultat ist. Aus zeitmangel aber nicht näher studiert den Ofen.
Wenn man sowas jetzt einmal aufbaut, welche Platinengröße sollte man dort denn für den einfachen Hobbygebrauch reinbekommen eurer Meinung nach? Welche Heizmethode? Finger hat ja Heizelemente darunter vergossen, das finde ich eigentlich ganz gut, aber da meine Grundfläche nur 60x60 ist bekomme ich so nicht wirklich Leistung da reingedrückt. Alternativ könnte man natürlich den gesamten unteren Würfel mit Heizelementen Eingipsen.
Spricht irgendwas gegen die Verwendung von 0815 1mm Stahlblech, das Galden ist ja eigentlich inert?

Für die Kühlung könnte man etwa 10-15 cm unterhalb der Oberkante eine Wassertasche mit kleiner Pumpe und Kühler dranfriemeln, dann dürfte das ja kühl genug bleiben. Alternativ von Außen Kühlkörper dranspaxen und diese mit Lüftern versehen. Wasserkühlung ist aber natürlich besser weil mehr Igor.
Die ganze Steuerung war äußerst primitiv und man könnte sie auch mit Gleichstrom-Getriebemotoren, leeren Konservendosen und Heißkleber bauen
Mir schwebt da eher was mit mindestens einem Display, anzeige der Temperaturkurve etc. vor :lol:
Benutzeravatar
Bastelbruder
Beiträge: 11481
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:28

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Bastelbruder »

Ich denke daß eine optische Überwachung der Nebelschwaden die einfachste Möglichkeit ist.
lüsterklemme2000
Beiträge: 249
Registriert: So 28. Aug 2016, 20:31
Wohnort: Südliches Niedersachsen

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von lüsterklemme2000 »

Ich überlege gerade an der Heizung dran rum. Theoretisch könnte man um den Kasten unten einen Heizdraht wickeln und damit heizen, aber irgendwie gefällt mir das nicht so wirklich. Daher die Überlegung mit Halogenstäben zu heizen. 4x 200 Watt müssten vom Gefühl her ausreichen, aber so ganz sicher bin ich mir da nicht. Der Kasten wird natürlich geschwärzt, damit die Strahlungswärme schön absorbiert wird und außenrum kommt noch Isolierung in irgendeiner Form. Könnte das bzgl. der Leistung ausreichend sein?
Heizung.JPG
Benutzeravatar
Später Gast
Beiträge: 1680
Registriert: Di 5. Apr 2016, 22:03
Wohnort: Karlsruhe
Kontaktdaten:

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Später Gast »

Ich hab zwar keine Ahnung von Dampfphasenlöten, aber neulich hat mir DuRöhre Marco Reps vor die Glotzböppel algorithmiert. Der hat da ein simples und offenbar gut funktionierendes Setup am laufen.

-> Spricht was gegen nen Eimer Wasser zum Abkühlen? sollte noch schneller gehen.
lüsterklemme2000
Beiträge: 249
Registriert: So 28. Aug 2016, 20:31
Wohnort: Südliches Niedersachsen

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von lüsterklemme2000 »

Das Video von Marco Reps habe ich auch gesehen, aber so richtig gefällt mir das nicht.

Ich werde ein simples Modell von Asscon nachbauen (VP310), Bauraum 300 x 200 mm und das aus 1mm Edelstahl. Beheizt wird mit bis zu 2 kW mit Heizdrähten für Töpferöfen. An den oberen Rand des Bauraums kommt eine Wassertasche mit Kühlkreislauf und nach Beendigung des Lötprozesses wird das Galden mit einer Kühlwendel heruntergekühlt. Durch die Kühlwendel, die unten im Galden sitzt wird einfach Wasser durchgehauen.
Ich muss "nur" noch die Skizzen fertigmachen und die Blechtafel zum Plasmaschneider werfen ;) . Ich werde berichten.

Was meinst du mit dem Eimer Wasser?
Benutzeravatar
nonever
Beiträge: 365
Registriert: Do 29. Aug 2013, 21:47

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von nonever »

Moin,

die VP310 hab ich einige Wochen lang auf der Arbeit benutzt, das konzept ist... naja okay aber mehr nicht.
Das Aufheizen dauert ewig und das Abkühlen umso länger. Dadurch dass es keine aktive Absaugung oder Kondensation oben am Behälter gibt muss man entweder 20min warten, oder in kauf nehmen dass einem eine dicke Wolke Galden entgegenfliegt wenn man den Deckel aufmacht. Und das stinkt und ist teuer. Ganz wichtig ist: Der Deckel darf nicht flach sein, sonst kondensiert das Galden oben und tropft runter. Und wenn es das tut, dann fliegt der Tropfen nach Murphys law direkt auf die Platine und fegt dabei eine Hand voll Hühnerfutter durch die Gegend. (Ich habs getestet)
Also Kühlung am Rand oben halte ich für sehr wichtig und auch ein Lift für die Platinen ist sinnvoll wie bei Asscon, sonst liegen die Platinen ewig im heißen Dampf und schmoren vor sich hin.
lüsterklemme2000
Beiträge: 249
Registriert: So 28. Aug 2016, 20:31
Wohnort: Südliches Niedersachsen

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von lüsterklemme2000 »

Das mit der Kondensation und dem Runtertropfen wurde mir auch schon berichtet, das ist natürlich Mist. Generell hat das Teil einige doch sehr fragwürdige Konstruktionsmerkmale (Kühlung nur durch Wärmekapazität einmal eingefüllten Wassers etc.), aber die kann man ja ausbügeln.

@nonever
Ich kann es auf den Skizzen von Asscon und den Bildern die ich von dem Ofen habe nicht genau erkennen, aber vielleicht weißt Du es ja:
Der Behälter für das Galden ist ja kleiner als der Lötraum, also muss irgendwie von kleinem Galdenbecken auf die Seiten adaptiert werden. Den Skizzen nach zu urteilen ist das mittels Trichter gemacht, aber ich kann nicht wirklich erkennen, wie Steil dieser Trichter zuläuft. Ich würde das mal auf etwa 3-5° gegenüber der Horizontalen schätzen. Kann das hinkommen?

Bis wohin sollte man die Wassertasche wohl sinnvollerweise nach unten ziehen? Ich würde sie vom Gefühl her etwa 5-10 cm über der Platinenhöhe anfangen lassen und dann bis ganz oben durchgehen lassen (Geplante Höhe der Seitenwände etwa 40 cm)
Benutzeravatar
Später Gast
Beiträge: 1680
Registriert: Di 5. Apr 2016, 22:03
Wohnort: Karlsruhe
Kontaktdaten:

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Später Gast »

lüsterklemme2000 hat geschrieben: Fr 12. Mär 2021, 19:48 Das Video von Marco Reps habe ich auch gesehen, aber so richtig gefällt mir das nicht.
...
Was meinst du mit dem Eimer Wasser?
Es scheint ja schonmal ganz gut zu funktionieren und es ist billig und recht einfach umzusetzen. K.i.s.s. und so...

Am Ende kühlt er seine Wanne mit nem Alublock. Stattdessen wäre glaub ich ein Wassereimer zum reinstellen die schnellere Variante.
Benutzeravatar
Bastelbruder
Beiträge: 11481
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:28

Re: Dampfphasenlöten selbstgemacht!

Beitrag von Bastelbruder »

Der Deckel darf schon flach (eben) sein, aber nicht waagrecht! Auch bei einer Kuppel können exakt in der Mitte Tropfen runterfallen.
Antworten