Dieses Bild ist auf furchbar vielen Ebenen falsch.
Und es hat überhaupt nichts mit der Frage Transistor oder Röhre zu tun.
Das Bild stellt Übersteuerung eines Verstärkers mit viel Gegenkopplung dar: Die Kennlinie wird linearisiert bis zu dem Punkt, wo sie halt zu Ende ist. Da gibts dann mehr oder weniger plötzlich ein böses Erwachen. Auch da ist der Punkt, dass wir recht plötzlich die Schwelle "Verzerrung akzeptiert bis hier" überschreiten.
Die schwach/nicht gegengekoppelte Kiste wird halt vorher schon krumm. Der klangliche Unterschied davon hält sich in sehr engen Grenzen. Die Theorie "eine scharfe Ecke macht höhere Oberwellen" ist im Prinzip richtig, wir reiten hier aber auf Details rum.
Es macht daher keinen Sinn von "Verzerrungen" vs. "Übersteuerung" zu reden.
Der Begriff "Übersteuerung" ist nur unter dem Aspekt sinnvoll, dass die Abhilfe "leiser drehen" heißt. Diese Option wird der Gitarrist aber nicht als eine solche ansehen.
Von der Elektronikinfoseite halte ich recht wenig, weil die Aussagen größtenteils übern Daumen richtig sind, die Begründungen aber totaler Murks. Halte ich für unbedingt nicht lesenswert, gerade wenn man versucht, selbst zu verstehen; hier wird einiges m.E. unzulässig vereinfacht. Und das ewige Rumreiten auf den "statischen" Verzerrungen ist einfach Blödsinn. (Von beiden Lagern).
Auch wenn die Röhre "eckiger" dargestellt wurde, glaube ich nicht, dass jemand in der Lage wäre, die beiden Graphen mit dem Ohr auseinander zu halten:
Einem Punkt ist aber uneingeschränkt zuzustimmen: Bastle mit Röhren weil du Bock drauf hast, nicht weil das irgendwie per se "besser" ist.
Am Ende des Tages reduziert sich die Röhre im Gitarrenverstärker auf zwei Effekte:
Gegentaktendstufe mit Last im Anoden/Kollektor/Drain-Zweig.
Übersteuerungsverhalten bei Gitterstrom der Vorstufentriode und daraus folgender wandernder Arbeitspunkt.