Pollin bietet für 9,95 diese Funksteckdosen an:
https://www.pollin.de/p/funksteckdosen- ... sen-550666
Ein Freund hatte einen neuen Satz davon bestellt nachdem zwei alte davon (mit etlichen Jahren auf dem Buckel) den Geist aufgegeben haben. Die alten hat er mir in die Hand gedrückt. Die habe ich natürlich gleich mal zerlegt um zu sehen was da kaputtgehen kann. Die Schrauben sind Sicherheitsschrauben (Schlitz mit Mittelsteg), ist also nur mit entsprechendem Werkzeug zu öffnen.
Letztendlich war die Fehlerquelle dann nur eine (in Schrumpfschlauch verpackte) Feinsicherung 5A Träge, die die Schaltung und die Last absichert. Da ich mich aber bei der Fehlersuche anfangs etwas dumm angestellt hatte (Mäuseklavier-Setting war falsch), hatte ich zwischenzeitlich auch den Schaltplan rausgezeichnet. Den gibts nun hier, dann war die Arbeit nicht ganz umsonst.
Richtigkeit ohne Gewähr. Möglicherweise sind am IC Pin 10 und 11 vertauscht verschaltet, habs nicht extra rausgemessen.
Pin 9 des IC kommt fest auf 0V, nicht aufs Mäuseklavier, das ist ein Fehler im rausgezeichneten Plan!
Pin 1 dafür vermutlich mit aufs Mäuseklavier.
Ein Kondensatornetzteil erzeugt +26V fürs Relais und +5V für den Empfänger und den Decoder-IC. Der 330nF-X2-Kondensator C1 hatte schon leichten Kapazitätsverlust (durch die Selbstheilung), geht aber noch. Falls jemand so ein Dings reparieren will, keine +26V anliegen an C2, und es nicht die Sicherung ist, mal den C1 tauschen.
Der Empfänger (auf extra Platine) tickert die empfangenen Daten seriell an einen HX2272-L2, der dann die decodierung übernimmt. Kommt das via Adressleitungen am IC selektierte Signal mindestens 2x nacheinander dort an, geht Pin 13 auf High und bleibt dort (
L2 = Latching) und schaltet so über Q1 das Relais durch. Der Baustein lässt sich laut Datenblatt übrigens prinzipiell auch als einfacher IR-Empfänger-Deocder verwenden, gleiches Protokoll, nur der physikalische Layer ändert sich und die Sende- und Abtastfrequenz ist eine andere. Im Fall der Funksteckdose ist die Abtastfrequenz (durch R7 bestimmt) ca. 25 kHz, sie sollte Faktor 2.5-8 mal so hoch sein (Überabtastung?) wie die Senderate - die Daten tickern also wohl mit relativ gemütlichen 3 bis 10 kHz Taktfrequenz durch den Äther.
Datenblatt des HX2272-L2:
http://www.princeton.com.tw/Portals/0/P ... PT2272.pdf
Das Relais kann prinzipiell laut Aufdruck 10A (also rund 2300 VA) - warum man das Ganze dann auf 1000W begrenzt hat? Möglicherweise sind die Leiterbahnen der schwächste Punkt, oder die etwas zierlichen Zuleitungen der Feinsicherung, oder die Schuko-Steckdosen-Kontakte machen irgendwann schlapp - wer weiss.
Die Funksteckdose hat auf der Rückseite hinter einer Abdeckung verborgene Dipschalter (10 Stück), an der man "5 bit Systemcode" und "5 bit Steckdosencode" einstellt. Prinzipiell gibt es aber Empfängerseitig keinen Unterschied zwischen den beiden Codes, es sind in Summe einfach 10 bit, die entsprechend empfangen werden müssen damit sich was tut. Der mitgelieferte Handsender hat einen 5-bit-Dipschalter für den Systemcode (d.h. 32 Kombinationen), und spricht die 4 Zielgeräte (A bis D) mit einem 1-aus-5-Code an, d.h.: A = 10000, B = 01000, C = 00100, D = 00010. Code 00001 kann mit dem Handsender nicht gesendet werden.
Prinzipiell kann der Empfänger (dem Datenblatt des HX2272 zufolge) aber auch auf alle anderen Kombinationen hören, d.h. man kann den 10-bit-Adressraum prinzipiell voll ausschöpfen und 2^10 = 1024 Steckdosen bzw. Kombinationen nutzen. Das geht aber natürlich nur wenn man den Sender selber ansteuert, mit einem Atmel o.ä... das Protokoll ist bekannt, steht im Datenblatt.
Durch Suche nach dem HX2272-L2 stößt man dann auch recht schnell darauf daß andere an sowas auch schon rumgebastelt haben, z.B. einen USB-gesteuerten Sender für diese Art Steckdosen:
https://www.maltepoeggel.de/?site=usbfunk&p=3&lang=de
Wenn man die Software etwas aufbohrt gehen dann natürlich auch alle Code-Kombinationen abseits der 1-aus-5-Codierung.
Hier noch ein paar Detailinfos zum Protokoll:
https://wiki.das-labor.org/w/Diskussion ... nbedienung
Die Pollin-Dose gibts offenbar 100% identisch auch von anderen Herstellern, hier z.B., mit ein paar schönen Bildern vom Innenleben:
https://jasperjanssen.tweakblogs.net/bl ... ected.html
Hier eine fast identische Variante - ohne Schutzkontakte, und mit einigen schönen Protokollanalysen:
https://larsee.com/blog/2013/04/wireles ... estigated/
Obige Quelle weist auch auf eine Möglichkeit hin, einige der "nicht belegten" Kombinationen abseits von A bis D zu nutzen:
Another configuration trick is to configure a power switch for more than one channel: A and B for instance. Now the power switch will react if you push A and B simultaneously on the remote.
Gut, klingt etwas knifflig die genau gleichzeitig zu drücken so daß nicht erst ein Einzelcode gesendet wird, aber via Diodenlogik sollten sich zusätzliche Taster anbringen lassen die dann eine Kombination erzeugen.
Und dank B. Kainkas Webseite
http://www.elektronik-labor.de/Notizen/ ... amera.html wissen wir auch, daß ein HX2272-L2 auch in dieser Pollin-Funktürglocke werkelt:
https://www.pollin.de/p/funk-tuerglocke-kangtai-550405
Dank des HX2272-Datenblatts lässt sich die Türglocke nun auch auf einen anderen Code legen (mittels Lötzinnbrücken), oder mit dem Klingelknopf eine Steckdose einschalten, oder mit dem Steckdosen-Fernsteuersender die Klingel bimmeln lassen, oder man scannt einfach mal mittels USB-Ansteuerung die oben beschrieben den Coderaum durch und treibt die Nachbarn in den Wahnsinn
Daran sieht man schon: sehr sicher ist das Ganze nicht, Geräte die bei Betrieb in Abwesenheit gefährlich sein können (z.B. Heizgeräte) sollte man an sowas lieber nicht hängen.
Das Plastik neigt übrigens zum Vergilben durch Lichteinwirkung.
Für 9,95 kann man aber sicher nicht meckern.
