Lösungsmittel Rückgewinnung

Der chaotische Hauptfaden

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Hightech
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Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Hightech »

Moin. ein Gehirngespinst möchte umgesetzt werden:
Immer wenn ich Lösungsmittel verwende um Teile und Pinsel zu reinigen, muss ich die teure Plörre wegkippen.

Ich will jetzt die verschmutze Lösung destillieren.
Die Lösung kommt in ein Gefäß und wird mit einem Schlauch an ein Sammelgefäß angeschlossen.
Der Verdampfer wird mit einem Kühlschrankkompressor "Multigas" erhitzt und der Sammler gekühlt.

Mein Plan ist jetzt, das der Verdampfer ca. 50-60°C heiß wird und der Sammler -10°-0°C kalt.
Somit müsste das Lösungsmittel kochen und im Sammler kondensieren.
Durch das Kondensieren entsteht ein Unterdruck im Sammler, welcher das verdampfen beschleunigt.

Im Verdampfer verbleibt die Mompe, die dann zum Schadstoffsammer geht.
Hab ich was übersehen?

Verdünner kostet ja schon ordentlich, so um die 3Euro pro Liter.

Die Verdampfungsenthalpie von Benzol ist ca. 400kj*kg und bei Ethanol 850kj*kg.
Da bedeutet ich müsste im Mittel ca 600kj pro Kilo Verdünner Energie reinstecken zum Verdampfen.
Aber da die Energie ja wieder auf der anderen Seite ankommt wegen der Wärmepumpe, muss ich nur die Pumpverluste bezahlen.

Selbst wenn nicht , wären 600kj*kg ungefähr 0,2kwh für 1kg Lösungsmittel.

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andreas6
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von andreas6 »

Beim Pinseln benutze ich einen recht sparsamen Weg. Auf Küchenpapier ausstreichen, bis nichts mehr rauskommt. Papier entsorgen. Einen winzigen Schluck Verdünnung in eine Blechdose, Pinsel eintunken und wieder ausstreichen wie oben bis trocken. Mehrfach wiederholen, der Pinsel sieht wie neu aus. Das Papier darf jeweils entsorgt werden. Ein doppelter Schluck Verdünnung in die Dose, Pinsel mehrfach gut durchdrücken, wieder gut auf Papier ausstreichen. Der Pinsel ist wie neu, geht zurück ins Lager. Der Verbrauch an Verdünnung ist so gering, dass mir die Dosen über die Jahre durchrosten.

MfG. Andreas
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Lötfahne
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Lötfahne »

Bei "Dings vom Dach" war mal eine rotierende Pinselschleuder dabei, dürfte mit einem Moddor einfach realisiert werden können. Ich hab Malerrollen immer mit dem Hochdruckreiniger in entsprechendem Abstand zum rotieren gebracht.
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Hightech
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Hightech »

Malerrollen geht so:
Gewindestange an den Akkuschauber.
Malerrolle da drauf.

Ein unten Verschlossenes 120er KG Rohr, 1m lang bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt,

Dort wird die Rolle mit der Gewindestange eingetaucht und oberhalb der Wasseroberfläche ausgeschleudert.
Das 2-3 Mal gemacht dann ist die Rolle trocken und sauber.
Das Wasser wird im Rohr stehen gelassen, die Farbe setzt sich ab.
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Sven
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Sven »

Ich benutze zum Grobreinigen meiner Pinsel immer den ganz billigen Terpentinersatz von Action für 1€ pro Liter.
Das Zeug scheint relativ hochsiedend zu sein. Angesteckt bekommt man das Zeug quasi nur mit Docht.
Da wäre ich mir nicht so sicher, ob sich das Zeug einfach destillieren lässt.

Ich mache das mit der Rückgewinnung immer so, dass ich in einem Einmachglas die dreckige Brühe stehen lasse. Meistens setzt sich dann das Pigment unten ab.
Das dekantiere ich dann. Zum groben Ausspülen der Pinsel reicht die abgestandene Plörre absolut aus. Danach reicht eine kleinere Menge frischer Verdünnung oder Terpentinersatz um den Pinsel auszuwaschen.
Virtex7
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Virtex7 »

destillieren zur LöMi Rückgewinnung ist Industriestandard. Klingt gut, was du da vorhast.

wenn das Zeug nicht übergehen will, den Druck im System runternehmen.. evtl. bekommst du dann sogar den hochsiedenden Dreck aus der Verdünnung.
Würde ich definitiv testen.

noch eins: wenn du Dinge trennen willst, bei höherer Temperatur und dann sogar Überdruck geht das einfacher als in der Kälte und bei Unterdruck.
hier sollte das aber nicht weiter relevant sein, nur als Info.
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Bastel-Onkel
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Bastel-Onkel »

Prinzipiell alles gute Überlegungen. Kann so durchaus funktionieren. Als jemand, der beruflich wenigstens entfernt mit der Materie zu tun hat, möchte ich nur anmerken, daß der Rückstand in der Verdampferblase respektive dessen regelmäßige Entfernung das Hauptproblem an diesem Verfahren werden wird. Es werden sich recht schnell Krusten und Anhaftungen an der Wandung bilden, die den Wärmeübergang empfindlich stören werden, selbst wenn du den Sumpf nicht trocken destillierst sondern die "Mompe" nur aufkonzentrierst. Ich nehme an, daß du die Kruste regelmäßig mechanisch auskratzen mußt, (denn lösen mit Lösungsmittel wäre ja kontraproduktiv). Die Behälter sollten sich also wenigstens gut öffnen lassen und mechanisches Auskratzen überleben. Für guten Wärmeaustausch wäre eine Rührfunktion für den Verdampfer praktisch (evtl. Magnetrührer).

Was die Temperaturen und Drücke angeht: Je nach Lösungsmittel unterscheiden sich die Siedepunkte gewaltig. Manche Pinsel-Reiniger sind auch ein Mischmasch verschiedener Lösungsmittel. Gewisse Destillationen sind daher völlig unproblematisch und klappen eigentlich immer, während andere übelst schäumen oder zum "kotzen" neigen. Gute Regelbarkeit ist da von Vorteil, sonst hast du auch schnell mal "thermisch umgefüllt" und den halben Dreck versehentlich in den sauberen Behälter rübergejagt. Hab das schon mehr als einmal in "groß" gesehen :mrgreen: . A Propos sehen: Eine Destillation mit Gemischen unbekannter Zusammensetzung läßt sich blind quasi nicht fahren. Ich weiß nicht, was für Behälter du verwenden willst, aber ein Schauglas in der Destillatleitung und eines beim Verdampfer sollte schon sein. Ein Temperaturfühler im Verdampfer schadet auch nicht.

Die hier angesprochene Vakuumdestillation ist prinzipiell auch möglich und wird in der chemischen Industrie auch gerne gemacht, bedingt aber neben vakuumfesten Behältern auch unbedingt eine präzise Vakuumregelung!

Der Klassiker geht da so: Vakuumdest läuft prima, alles schön eingestellt, der Kollege bemerkt, daß das Destillat langsam warm wird, weil der Destillatkühler nicht hinterher kommt. Er dreht das Kühlwasser ein bißchen mehr auf. Eine Minute später hat er den Salat, der Verdampfer kotzt. Das Erhöhen des Kühlwasserdurchflusses senkt das Vakuum im System um ein paar Millibar und das reicht manchmal, um eine Vakuumdest zum unkontrollierten aufschäumen zu bringen. Ebenso: "Ich stell mal schnell den Rührer ab und schau nach, wie viel noch drin ist. Oh, noch so viel. Schnell wieder anschalten." :mrgreen:

Wenn möglich, erst evakuieren bis das Vakuum konstant bei dem gewünschten Wert ist und dann aufheizen. Das ist einfacher als umgekehrt, denn bei einer heißen Lösung muß man sich manchmal millibarweise an den (unbekannten) Gemisch-Siedepunkt rantasten, damit es nicht kotzt. Eine Regelung, die da 20 mbar schwingt, ist schon kaum noch zu gebrauchen.

Daher würde ich sagen, für den "Hausgebrauch" ist eine Vakuumdestillation bei Lösungsmitteln nicht nötig, es sei denn, es steht so schönes Gerät wie ein Labor-Rotationsverdampfer oder etwas ähnliches zur Verfügung, plus eine brauchbare Vakuumpumpe.
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Hansele
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Hansele »

Ich hatte da immer Gurkengläser genutzt und gewartet bis der Siff sich abgesetzt hat.
Dann vorsichtig in ein anderes Glas umschütten und den Vorgang immer wieder wiederholen,
bis das Zeug sauber genug war.

Da meine Ansprüche da recht klein waren, wurde nur 1-2 umgeschüttet.

Natürlich nicht so sauber, aber dafür schnell und einfach.
Was mir noch wichtiger ist, es klappt ohne meine Anwesenheit.

Braucht ihr wirklich soviel Verdünner?
Ich nutze oft schwere Lacke und billige Pinsel, für je 33 Cent und haue die danach direkt weg.

Grüßle
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Gobi
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Gobi »

Ich habe einen Kanister mit verschmutztem Vedrünner, ganz unten setzt sich ein Schlamm ab - der Ablasshahn ist weiter oben. Ich reinige immer erst mit der Gülle und ganz zum Schluss bei Bedarf noch mal mit sauberem Verdünner, der dann wieder in den Kanister wandert. Klappt seit Jahren ganz gut. Wenn man z.B. Lackierpistolen sauber machen muss, braucht man schon einiges.
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Sterne
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Sterne »

Ich weiß schon was als nächstes kommt. Wenn Boris das Zeug erstmal verdampft hat, ist das doch quasi gasförmig. ;)
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Taunusbär
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Taunusbär »

Gobi hat geschrieben:Wenn man z.B. Lackierpistolen sauber machen muss, braucht man schon einiges.
Auch das ist eine Frage der Strategie.
Von Sata gibt's ein gutes Video dazu.
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Desinfector
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Re: Lösungsmittel Rückgewinnung

Beitrag von Desinfector »

man kann vieles mit nur ganz geringen Mengen erstmal "anlösen"
um dann weiter durchzuspülen (wenn wir bei der Lackierpistole bleiben).
Heisst: Erstmal etwas Sprit in eine Dose oder einen verschliessbaren Beutel geben und liegen lassen.
selbst LöMi Dämpfe können schon viel machen.

Ich hab 'ne zeitlang die Fronten von 19Zoll Gehäusen die Firmenlogos entfernt.
Beute einer Projektauflösung in der 4ma. Und das mit nur Millilitern von Lösemitteln:
Den Kram in Papier einwickeln, also nur so, dass eine Lage Papier alles möglichst direkt berührt.
Dann etwas LöMi drauf und das Teil in einer Mülltüte für den Küchenmülleimer
eingewickelt. LöMi = Aceton.
Der Lack, der runter musste, wäre mit drauf rumwischen niemals runter gekommen.

Das Zugs liess sich nach einem Tag wie eine Gummihaut ganz locker abziehen
und darunter wars dann das reine Alu-Blech.

In Nitroverdünner kann auch wasserlösliches drin sein,
ich hatte da schon mal Methanol drin gefunden.
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