[Abgeschlossen] Dieselmotor instand setzen

Der chaotische Hauptfaden

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MatthiasK
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[Abgeschlossen] Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Hallo,

ich habe den Motor meines Panzers fast vollständig zerlegt in alle Einzelteile zurück erhalten. Eine professionelle Instandsetzung hätte mehr gekostet als das Auto (mehrere k€), inkl. Zylinder neu bohren, Ventile neu einschleifen usw. Das Ergebnis wäre zwar ein nahezu neuwertiger Motor gewesen, aber da ich mit meiner preiswerten Oldie-Versicherung nur max. 5Mm/a fahren darf, halte ich das für etwas übertrieben. Jetzt will ich es selbst versuchen, den Motor wieder flott zu kriegen.

Zur Erinnerung: Das Grundproblem war ein hefiges Klopfen bei höheren Drehzahlen, das erst nach einem Problem der Einspritzanlage aussah. Leider war es nicht die Einspritzanlage, sondern Kolben, die zu hoch gekommen sind.

Die Lagerstellen der Pleuel der Kolben 2 und 4 sehen schlimm aus:
Pleuellager Zylinder 4
Pleuellager Zylinder 4
Die silbrigen Stellen fühlen sich eindeutig höher an, als die Lagerstelle. Mit etwas Glück ist die Kurbelwelle unbeschädigt und nur mit Lagermaterial verschmiert.

Die dazu gehörigen Lagerschalen sind komplett fertig:
Lagerschale.jpg
Hier sieht es aus, als ob sich eine Beschichtung abgelöst hat - im Ansaugsieb der Ölpumpe stecken auch entsprechende Späne.

Die Kolben haben ein paar kleine Macken (sieht nach Transportschaden aus), die sich aber mit einer sehr feinen Feile rausfeilen lassen und ein Zylinder hat unten eine kleine Glanzstelle. Der Rest sieht auf den ersten Blick gut aus.

Aus welchem Material sind solche Lagerschalen? Sonderlich schwer erscheint sie mir nicht, ist die Gleitfläche evtl. aus Alu? Dann könnte ich die Kurbelwelle mit NaOH in Ordnung bringen (und anschließend gleich ölen, gegen den Rost).
Zuletzt geändert von MatthiasK am Do 28. Mai 2020, 22:42, insgesamt 1-mal geändert.
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

Die Lager bestehen aus einer Stahlstützschale und einer Buntmetallegierung.
Die Lagerzapfen der Welle einfach sauberzumachen kannst Du vollkommen vergessen. Da muss die Welle auf Untermass geschliffen werden und neue Lager rein sonst hält das keine tausend Kilometer bis die neuen Lagerschalen wieder durch sind.

Edit:
Was ist das denn für ein Motor? Vielleicht habe ich so eine Welle rumliegen. Ich schmeiß ja nix weg...
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Der Motor ist ein Indenor XD3. Der war u.a. im Peugeor 505, Ford Granada und Ford Scorpio verbaut.
Der fast gleiche und ebenso weit verbreitete Indenor XD2 hat aber eine andere Kurbelwelle mit weniger Hub.
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

Ich muss auch ein Bisschen "zurückrudern". Vorsichtig kratzen und polieren kann man schon mal probieren. Aber wenn der Hubzapfen so aussieht kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen dass die Härte weg und das Lagermaterial in die Oberfläche der Welle einlegiert ist.
Kurbelwellen schleifen ist auch nicht soooooooo teuer. Mein Motorenschleifer (ich habe zwar die Maschine aber Wellenschleifen ist irgendwie nicht so mein Ding...) nimmt pro Lager inklusive Zapfenbreite/Hohlkehle wiederherstellen und Härteprüfung zwischen 20 und 30 Euro.
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ferdimh
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von ferdimh »

Hier um die Ecke hats auch noch einen alten Motorenbastler, der zumindest für die Pleuellager eines Sachs Diesel eine sehr kostengünstige Lösung gefunden hat. Sicher hier geht das mal 4 oder mal 6, aber dann bist du immer noch im dreistelligen Bereich, wenn du die Einzelteile hinbringst.
Der Typ heißt Josef Lang in Reinheim, im Netz findet sich vielleicht eine Telefonnummer.
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

Ach ja: Man darf niemals mit Schmirgelpapier an eine Kurbelwelle ran! Bei Deiner ists/wärs vermutlich nicht so wild weil es ja eher experimemtellen Charakter hat; aber im Normalfall ist das absolut tabu. Der Zapfen muss hundertprozentig in der Flucht/"gerade" sein und die Rauhtiefe muss stimmen sonst trägt das Lager nicht!
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Ich habe vorhin mal etwas Natronlauge auf die Lagerschale - fing sofort an zu blubbern und zu stinken (wie Karbid). Das würde eher für Alu sprechen als für eine nickelreiche Buntmetalllegierung. Und der erste Treffer für Ersatzlagerschalen bei Google schreibt auch was von Alu:

https://www.turboperformance.shop/motor ... tz-peugeot

Vielleicht sollte ich mir doch etwas mehr Natronlauge anrühren und schauen, wie die Lager unter dem Geschmier aussehen.
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Bastelbruder
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von Bastelbruder »

Ich würde die Wellenzapfen mit Lauge behandeln, damit gehen auch Alu-Aufbauschneiden an Bohrern und Fräsern spurenlos weg.

Reines Alu ist als Lagerwerkstoff etwas doof.
Aber 20% Zinn ist der Weg zum Erfolg. Die Härte der Legierung ist im üblichen Bereich stark von der Temperatur abhängig, das erlaubt (in Grenzen) die selbsttätige Feinanpassung der Oberfläche während der Einlaufphase. Öl muß natürlich trotzdem dran sein.


Metallische Gleitlager
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

Kupfer ist auch drin. Oft hat man auch Mehrschichtlager mit einer Stahl-Stützschale, dann Bronze, Kupfer, Weißmetall/Alu. Da sieht man schön das Kupfer rausbröseln wenn die in so einem Zustand wie Deine auf dem Foto sind.
Ich kann die Tage mal ein paar Lagerschalen aus dem Schrott puhlen und aufschleifen. Dann sieht man den verschiedenen Aufbau sehr schön. Ich müsste noch ein paar schön dicke Hauptlagerschalen vom LKW im Schrotteimer haben.
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Ich probiere das morgen mit dem Ätzen. Wenn es nicht klappt, kann ich die Welle ja immer noch schleifen lassen.

Der Link zu den verschiedenen Lagermaterialien ist interessant, muss mir noch den Rest durchlesen. Meine Lagerschalen sehen für mich nach Alu-Legierung/Alu/Stahl aus.
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

Das wird schon klappen. Musst Dir aber auf jeden Fall die genauen Sollmasse besorgen (Werkstatthandbuch) und die Lagerzapfen peinlich genau vermessen. Ich hatte schon oft genug Wellen, die tadellos aussahen und dann war ein Zapfen um fünf Hundertstel oval. Das ist tödlich. Da raucht das neue Lager sofort wieder ab.
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itchy
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von itchy »

Moin Matthias,

schönes Projekt :)

Allerdings stimme ich "doofi" in seiner Diagnose weitgehend zu - die Kurbelwelle mit Hausmitteln zu retten ist gewagt.
Auf dem ersten Foto ist das Metall rechts der Mitte des Hubzapfens angelaufen / verfärbt - da gings heiß her, teilweise Verschmelzungen im Material sind wahrscheinlich.
Notreparaturen mit Schmirgelleinen sind machbar - aber für einen zuverlässigen und ordentlichen Motor würde ich das nicht machen wollen - zumal die Welle ohnehin schon ausgebaut auf der Werkbank liegt.
Da ist es gut investiertes Geld das Ding ordentlich machen zu lassen.

Zuvor würde ich jedoch folgendes Prüfen (lassen):
- Lagergasse des Blocks
- Pleuel verbogen?
- Kurbelwelle verbogen?

Sollten >=2 der obigen Punkte auffällig sein, wird es schnell wirtschaftlich sinnlos weiter in den Block zu investieren.

Natürlich kann man erfolgreich "Schrottwichteln" und günstig / mit Gebrauchtteilen einen Motor wieder aufbauen.
Es ist dann aber auch nicht unwahrscheinlich, dass man das Ganze mehrfach macht / machen muss ;)

Viel Erfolg :)
ZBPDT4MWM
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von ZBPDT4MWM »

doofi hat geschrieben:Aber wenn der Hubzapfen so aussieht kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen dass die Härte weg [...] ist.
So dramatisch ist das nichteinmal, viele neuzeitliche Wellen sind gar nicht mehr richtig gehärtet. Wichtig ist die Oberflächengüte! Und weil man da bei weichem Stahl früher nicht rankam, hat man aufgechromt oder gehärtet, damit konnte man geringere Rautiefen erzielen.

doofi hat geschrieben:Ach ja: Man darf niemals mit Schmirgelpapier an eine Kurbelwelle ran! Bei Deiner ists/wärs vermutlich nicht so wild weil es ja eher experimemtellen Charakter hat; aber im Normalfall ist das absolut tabu. Der Zapfen muss hundertprozentig in der Flucht/"gerade" sein und die Rauhtiefe muss stimmen sonst trägt das Lager nicht!
Naja, mal nicht zu harsch! Natürlich nicht mit Korn 80! Aber mit feinem (320 und feiner) Schmirgel ein paar Schatten (nat. keine ernsten Riefen) entfernen geht schon. Am schönsten geht das an der Drehbank. Wenn man den Schmirgel vorher über einer Blechkante stumpf macht ist es noch besser. Damit bekommt man auch das weiche Lagermetall soweit weg, dass die Bügelmessschraube sinnige Werte anzeigt ;)

Grüße aus der Praxis

Philipp
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

So, nach ca. 3h habe ich den Scheiß endlich von den Lagern geätzt. Durch die Legierung ist das Zeug deutlich beständiger gegen Natronlauge und ich musste ein paar mal durch vorsichtiges Reiben mit einem Stück Messing nachhelfen. Der Hubzapfen sieht jetzt schon etwas anders aus:
Lager geätzt.jpg
Die unterschiedlichen Farben kommen auch daher, dass die Welle vom Instandsetzer komplett entfettet wurde. Daher ist sie jetzt leider angelaufen. Damit die Lagerstellen nicht weiter oxidieren, habe ich sie jetzt erst mal etwas geölt (und nach dem Fotografieren noch mal besser).

Wenn ich wieder zu meinem Modellbahnhändler komme, werde ich mal nach superfeinen Schleifpads suchen (Korn 10000 oder so), Viel mehr als die Oxidschicht sollten die nicht entfernen.

Keine so gute Idee war hingegen zu denken, dass der alte Pinsel da für diese Aufgabe gut genug ist, denn so sah er nach etwas über einer Stunde aus:
Pinsel.jpg
Die Borsten haben echt schneller aufgegeben als das Lagermaterial, obwohl ich den Pinsel zwischendurch immer in Wasser gestellt habe. Naturborsten sind für Natronlauge absolut ungeeignet.
manuel
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von manuel »

Hallo,

ich würde mir an deiner Stelle weiteres polieren und schleifen sparen und an erster Stelle erstmal einen Reparaturleitfaden für den Motor besorgen und die Welle auf deren Prüfmaße abchecken. Die Einrichtungen dafür hast du sicherlich nicht, also läuft es darauf hinaus zu einem Motorenschleifer zu gehen. Mit den Prüfsollwerten in der Hand und freundliches ansprechen kann er dir vielleicht für ne Spende in der Kaffeekasse die Welle grob vermessen so das du wenigstens schon weißt ob die Hubzapfen neu geschliffen werden müssen oder ob die Welle überhaupt noch grade ist. Das Selbe gilt für den Block mit der Lagergasse. Wenn da was krumm ist tut sich da schnell mal ne große aufwändige Baustelle auf, und das würde ich an deiner Stelle als erstes abklären, weil das entscheidet ob du jetzt 3-4 Tage was machen mußt oder gar Monate, oder erstmal jemanden mit passenden Maschinen ausfinden musst.

Ich schleif mal da, und a bissl dort, usw bringt dich nicht weiter, mach erstmal ne gescheite Bestandsaufnahme von der ganzen Baustelle, und das fängt mit den Prüfmaßen vom Hersteller an. Diese zu besorgen und zu prüfen, von allen Motorteilen. Diese Prüfung der Teile ist sehr wichtig und alles andere hängt davon ab ob die Reparatur was gescheites wird. Dies nicht zu machen ist Lotto spielen.

Grüße,
Manuel
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Nicki
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von Nicki »

doofi hat geschrieben:Ich hatte schon oft genug Wellen, die tadellos aussahen und dann war ein Zapfen um fünf Hundertstel oval. Das ist tödlich. Da raucht das neue Lager sofort wieder ab.
Mach mir keine Angst, ich habe das beim Benziner für den Bus (827er ausm Golf) gerade durch, da waren die Pleuellagerschalen allesamt in der Breite gleichmäßig auf einem Teil des Umfangs bis aufs Kupfer runter, ich habe einfach alle erneuert, auch die Hauptlager, die allesamt ohne großen Verschleiß waren.
Gelaufen ist die Kiste seit Zusammenbau aufgrund von organisatorischer Blödheit meinerseits noch nicht, sie dürfte an Restlebensdauer den noch verbauten Turbodiesel (Zylinderbohrungen gut, Wirbelkammern rissig, neuer Zylinderkopf kostet so viel wie der Benzinerumbau bis jetzt verschlungen hat) aber übertreffen.
manuel
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von manuel »

@Nicki: man hört immer wieder stories wo das gut gegangen ist. Viele Leute wissen halt nicht wie viel Glück sie hatten. Aber wenn man nicht mit teueren und gar vielleicht seltenen Ersatztteilen Lotto spielen will dann sollte man einfach das naheliegendste tun und die Teile nach Herstellerangabe prüfen. Ich würde nie wieder einen Zylinderkopf montieren ohne Kopf und Block auf Planheit zu messen. Dauert keine 5 Minuten und spart hunderte Euro und viele Stunden Zeit. Bei einer Welle die Lagerstellen zu messen ist natürlich a weng aufwendiger, aber ich würde es wärmsten empfehlen um jegliches rumgeeier und unnötige böse Überraschungen zu vermeiden.
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Nicki
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von Nicki »

Die Risse im ZK selbst sind nur die zulässigen zwischen den Ventilen.
Ich könnte mich allerdings in den Hintern beißen, dass ich vercheckt habe, beim 4. Hauptlager auch unten eine Lagerschale mit Ölnut einzubauen, also muss ich da noch mal bei.
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itchy
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von itchy »

@nicki: die lagerschalen sind deutlich weicher als die KW. Solang da nichts frisst, trocken läuft oder staucht hat man gute Chancen dass die Kurbelwelle sich normal rund abnutzt. Ob das noch innerhalb der Toleranzen liegt ist sehr einfach zu messen. Ovale Lauffläche hatte ich noch nicht, normal ist die Welle einfach krumm weil sie z.B. gegen eine Wirbelkammer verdichtet hat.

Wie gesagt: Schrottwichteln ist durchaus möglich, das Risiko es mehrfach zu machen ist halt höher :)
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

manuel hat geschrieben:Hallo,

ich würde mir an deiner Stelle weiteres polieren und schleifen sparen und an erster Stelle erstmal einen Reparaturleitfaden für den Motor besorgen und die Welle auf deren Prüfmaße abchecken. Die Einrichtungen dafür hast du sicherlich nicht, also läuft es darauf hinaus zu einem Motorenschleifer zu gehen.
Naja. Ein halbwegs vernünftiger Digitalmesschieber reicht da eigentlich. Das ist ein räudiger 08/15-Dieselmotor der ein paar tausend Kilometer im Jahr gefahren werden soll.
Da man sowieso neue Lagerschalen braucht und die Bude eh schon zerlegt ist wúrde ich persönlich erstmal checken ob die Welle schon mal geschliffen wurde (mit Glück kann man das ohne Messen mit den Teilenummern der ausgebauten Lager eruieren), Lagerschalen der nächsten Reparaturstufe besorgen und dann mit Welle und Lagerschalen zur Motorenbude gehen und die Welle schleifen lassen. Das kostet max. 200 Euro und dann ist Ruhe.
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PowerAM
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Dieselmotor instand setzen

Beitrag von PowerAM »

Stopp! Nicht vorschnell selbst kaufen!
Lass' deinen Motoren-Instandsetzer entscheiden, auf das wievielte Reparaturmaß er gehen will! Erst danach neue Lagerschalen kaufen.
Wenn der keine Wucherpreise hat, dann kauf' ihm die passenden Lagerschalen ab und lasse sie von ihm zuordnen.
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

Kann man vorher natürlich abchecken. Wenn sich aber die Lager nicht im Pleuel verdreht haben, keine millimeterdicken Riefen im Zapfen sind und nicht alles grün und blau angelaufen ist dann reicht die nächste Reparaturstufe IMMER.
ZBPDT4MWM
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von ZBPDT4MWM »

PowerAM hat geschrieben:Stopp! Nicht vorschnell selbst kaufen!
Lass' deinen Motoren-Instandsetzer entscheiden, auf das wievielte Reparaturmaß er gehen will! Erst danach neue Lagerschalen kaufen.
Wenn der keine Wucherpreise hat, dann kauf' ihm die passenden Lagerschalen ab und lasse sie von ihm zuordnen.
Genau! Wenn die Welle zu viel Schlag hat, wird schnell eine Stufe kleiner geschliffen! Ans Richten gehen die meisten ungern ran, weil viele Wellen dabei vorgeschädigt werden und später brechen. Den meisten geht es aber wie mir - sie können es einfach nicht...

Digi-Messschieber sind dafür ehrlich gesagt untauglich, es sei denn Du willst nur auf 3/100 genau wissen, was Sache ist. Die Differenz zwischen Außen (Welle) und Innen (Lager) sind dann noch mal 2-3/100.
Das ist eigene, traurige Erfahrung, gemacht mit einem älteren, gepflegten Mitutoyo, dem privaten Tesa (man gönnt sich ja sonst nix) und diversen Holex.

Die beste KW, die ich mal gesehen habe, war eine Einzylinderwelle aus den 50er Jahren - der Pleuellagerzapfen wurde mit der Flex bei eingebauter Welle geschliffen... Der Motor ist damit etwa 10 Jahre und mindestens 7.000 Betriebsstunden gelaufen!

Grüße Philipp
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PowerAM
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Dieselmotor instand setzen

Beitrag von PowerAM »

Hinzu könnte kommen, dass der Instandsetzer noch weitere Schäden erkennt und die angelieferte Welle gar nicht mehr anfässt. Dann geht die Suche nach einer anderen und noch guten Welle los - im schlimmsten Fall hat sich das ganze Projekt damit erledigt. Und dann hat man die voreilig gekauften Lagerschalen in der Hand.
he25rb
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von he25rb »

google mal nach https://www.ms-motorservice.com/fileadm ... _52448.pdf

und nimm ein "gesundes" pluellager

mfg herb
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von ZBPDT4MWM »

he25rb hat geschrieben:google mal nach https://www.ms-motorservice.com/fileadm ... _52448.pdf

und nimm ein "gesundes" pluellager

mfg herb
+1

sagt aber trotzdem wenig über das kranke Pleuellager.

Ich meine, der saubergelaugte Zapfen sieht vielversprechend aus. Wahrscheinlich würde der einfach fein mit Schmirgel abgezogen erstaunlich lange laufen ;) Eine Bügelmessschraube in erfahrenen Händen wäre hier Gold wert!

Gruß Philipp
he25rb
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von he25rb »

Eine Bügelmessschraube in erfahrenen Händen wäre hier Gold wert!
Das wäre natürlich die beste Lösung.

Aber ein Vergleich mit einem guten Kurbelzapfen würde einmal einen Anhaltspunkt bringen.

mfg herb
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

PowerAM hat geschrieben:Hinzu könnte kommen, dass der Instandsetzer noch weitere Schäden erkennt und die angelieferte Welle gar nicht mehr anfässt.
Das kommt jetzt aber mal wirklich selten vor. Das ist ein stinknormales ausgelaufenes Pleuellager. Wo soll da eine krumme Welle oder schlimmeres herkommen?
Das man natürlich erstmal zum Spezialisten gehen kann/sollte wollte ich nicht ausschliessen.

P.S.:
Für den Preis eines Plastigauge-Sets bekommt man auch eine halbwegs vernünftige Bügelmesschraube.
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itchy
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von itchy »

Wo soll da eine krumme Welle oder schlimmeres herkommen?
vom Zylinderkopf - eingangs wurde doch beschrieben dass die Kolben oben geküsst hatten.
Ich hatte deshalb mal eine krumme Welle und der Instandsetzer empfahl mir eine gründliche Prüfung des Blocks da dabei auch gerne mal ein Hauptlager oder dessen Sitz Risse bekommt.
Der Motor ging auf den Schrott. Ärgerlich, da ich schon einiges an Zeit und Geld investiert hatte.

Der Themenstarter weiß, worauf er sich einlässt.

Ich freue mich auf Zwischenberichte und wünsche viel Erfolg!
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

Ich les' da ehrlichgesagt nur was von kaputten Lagern und die Mutmaßung, die Kolben wären "zu hoch gekommen".
Aber egal. Kein' Bock auf Kompetenzgerangel.
Wärs mein Motor (im Oldie der nur 5.000km im Jahr gefahren wird) würde ich den ganzen Klumpatsch mit neuen Lagern wieder zusammenbauen, nachdem ich die Ölgallerie in der Kurbelwelle kontrolliert und saubergepustet, Ölpumpe und Öldruckregelventil gecheckt und die Kanäle im Motor durchgeblasen hätte.
Ich verwette einen Liter selbstgebrannten Obstler dass da nichts krumm ist.
Bitte nicht persönlich nehmen
Hesselbach
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von Hesselbach »

Hallo,
ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Reparatur von Deinem XD3.Ich habe vor langer Zeit so einen Motor in meinen Geländekampfwagen
ARO 244 eingebaut und der hat nun schon knapp 300tkm gelaufen, die Kompression ist noch super und der Ölverbrauch liegt bei
0,5 l auf 1000 km, also für so einen antiken Motor völlig o. k. Ich denke Dein Lagerschaden hat mit mangelhafter Schmierung zu tun,
wie hoch ist denn Dein Öldruck? Auch eine Möglichkeit ist eine defekte Kopfdichtung über längere Zeit denn wenn in der Ölwanne anstatt Öl eine Emulsion ist
mögen das die Lager auch nicht. Es kann auch die Öltpumpe verschlissen sein bzw. das Öldruckregelventil. Meiner hat betriebswarm
bei 2500 Umdrehungen 3 Bar Öldruck, die XD3 haben normal eine Lebenserwartung
von 500.000 tkm ist ja auch kein Wunder bei einer Literleistung von 30 PS. Ich verwende seit langem das Motoröl von Liqui Moly mit MOS2, das hat sich bei all meinen Oldtimern
auch bei einem getunten WBX im VW T3 bewährt. Die einzigen Schwachstellen bei dem XD3 Motor sind nach meiner Erfahrung
der Kettenspanner (obwohl die Kette recht kurz ist) und die Kipphebelwelle läuft gerne ein, besonders wenn O Ring für die Zufuhr vom Öl verhärtet ist.
Auch tun sich gerne die Ventile in die Kipphebel einarbeiten, ich habe bei etwa 200.000 die Kipphebel erneuert und sicherheitshalber auf die Ventilenden Kappen drauf gemacht
, seitdem motormäßig keine Probleme mehr. Vor kurzem musste ich leider den Hochdruckkopf der nachträglich eingebauten Bosch VE 4 Pumpe
erneuern, ein alter Dieselexperte sagte der Verschleiß kommt durch das neue Diesel was ja eigentlich nur noch ein Chemiecocktail ist und schlechter
schmiert als das früher übliche Mineralöldiesel mit höherem Schwefelgehalt. Die Empfehlung des Experten war beim tanken immer mal etwas 2 Taktöl hinzugeben
, aber bitte nicht direkt vor der AU. Ersatzteilmäßig kannst Du eigentlich alle Teile bei einem Peugeot-Händler bekommen, allerdings ist es bei meinem hier so das er immer flucht wenn ich für diesen antiken Motor was haben will, da dieser Motor nicht mehr in der EDV drin ist und er extra in den Keller muss um das noch vorhandene Mikrofiche Lesegerät zu befragen. Eine weitere Möglichkeit ist eine Firma Volker Puppe,
der repariert und verkauft diese Motoren für maritime Zwecke und ist mit Ersatzteilen sehr gut ausgestattet. Anschrift und Telefonnummer weiß Tante Google.
Nun wünsche ich Dir noch viel Erfolg und dass das alte Schätzchen bald wieder gut läuft
.
Mit freundlichen Bastler Grüßen

Hesselbach
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Danke für die vielen Antworten. Ich war am Montag nachts noch in der Halle, in der das Auto und die Motorteile stehen und habe die Kurbelwelle wieder aufgeräumt. Ich habe dann nachts noch ein paar Teile sinnvoller sortiert.
Dabei fielen mir u.a. falsch einsortierte Ölpumpenteile in die Hand, natürlich musste ich sie gleich wieder zusammen stecken. Ich hatte zwar nur eine Stirnlampe, aber mein Eindruck war, dass die Zahnräder etwas Spiel haben. Zusammen mit einem ziemlich verschmutzten Ölansaugsieb (sah nach Aluspänen aus, wahrscheinlich von den defekten Lagerschalen) könnte das ziemlich blöd für die Lager werden. Das Öl am Messstab sah aber normal aus, d.h. eher keine Kopfdichtungsprobleme.
Die Kolben habe ich mir auch noch mal angesehen. Auf einem Kolbenboden sind Schatten von den Ventilen - oben angeklopft hat aber wohl ein anderer, bei dem ich an einer Stelle am Kolbenrand eine minimale Verformung erkannt zu haben glaube.

Als nächstes werde ich zusammen mit dem Kumpel, in dessen Halle das Auto steht, die Welle, den Zylinderkopf und den Motorblock prüfen. Er ist als Werkzeugmacher-Meister in Sachen Mess-Werkzeug deutlich besser sortiert als ich. :D
Ich hoffe, dass der Kopf und der Block noch gerade sind und nicht geschliffen werden müssen, denn es war schon die dickste Zylinderkopfdichtung drin.
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

Gibts da unterschiedliche Dichtungen? Ich hatte heute ein paar freie Minuten und habe mal bei meinem Spezialisten für problematische Ersatzteile nachgeguckt und da gabs nur eine. Ölpumpe kostet 500 Euro,btw.
Wenn der Kolbenüberstand (im OT über dem Block) zu groß ist dann kannst/musst Du die Kolben abdrehen. So weit ich mich erinnere ist das bis zu 0,5mm zulässig.
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Für den XD3 gibt es drei verschieden dicke Zylinderkopfdichtungen, je nach Kolbenüberstand. Bis 0,79mm nimmt man die mit zwei Zacken, von 0,79 bis 0,89mm die mit drei Zacken und ab 0,89mm die mir vier Zacken.

Die Ölmpumpe hat innen im Gehäuse ein paar Riefen und es war uns möglich, ein Blatt dickeres Papier (geschätzt 100-120g/m²) zwischen den Zahnrädern und dem Gehäuse durch zu ziehen. Ich denke, die ist fertig und sollte ersetzt werden. Die Preise, die ich im Internet gefunden habe, lagen zwischen 67 und 215 Euro.

Erst mal muss aber der Motorständer geliefert werden und der Block auf den Ständer, damit ich da überhaupt dran arbeiten kann.
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Nicki
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von Nicki »

Für das Spiel der Ölpumpe gibts doch bestimmt Sollwerte. Check die mit ner Fühlerblattlehre.
Wenn die ok sind, zieh die Zahnräder über nen Schleifstein und gut ist.
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

MatthiasK hat geschrieben:Für den XD3 gibt es drei verschieden dicke Zylinderkopfdichtungen, je nach Kolbenüberstand. Bis 0,79mm nimmt man die mit zwei Zacken, von 0,79 bis 0,89mm die mit drei Zacken und ab 0,89mm die mir vier Zacken.
Danke für die Info!
Da muss ich mal empfindlich nachhaken. Eigentlich vertraue ich meiner "Spezial-Ersatzteilquelle". Dass es dort nur eine Dichtung gibt enttäuscht mich ein Bisschen. Sorry@Forum für die Falschinformation.
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Nicki
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von Nicki »

Ich kannte das eigentlich auch nur so, dass es für Dieselmotoren (EA827, 1.4er von Toyota meine ich auch) mindestens drei Varianten gibt.
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

Nicht immer. Perkins und viele SOFIM z.B. die meisten Mercedes-Diesel mit Grauguß-Zylinderkopf auch. Wenn man da den Block plant muß man u.U. die Kolben abdrehen.
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ferdimh
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von ferdimh »

Der 1.4er Toyotadiesel (auch im Mini verbaut) aht sogar 5 verschiedene Kopfdichtungen. Und bei mir ist die dickste drin und der Kopf nicht plan. GNAH.
doofi
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von doofi »

Kopf ist doch egal. Brauchst halt ne dickere Dichtung unter dem Injektor wenn Du den planst.
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Die Lager wurden schon vermessen, diese sind perfekt rund. Nur um die Welle auf Schlag zu prüfen, muss mein Kumpel sie zur Arbeit mitnehmen, sie ist länger als seine Messplatte zuhause. Außerdem hat er mir zwei Ventile vermessen, diese haben einen Höhenschlag von 20µm (Einlass-) bzw 40µm (Auslassventil).

Um den Motor beim Wiederaufbau überhaupt handhaben zu können, habe ich mit erst mal einen Motorständer zugelegt.
Motorständer.jpg
Jetzt muss ich nur noch einen Adapter für den Motor schweißen, denn der mitgelieferte Universaladapter passt natürlich nicht.
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Die letzten Wochen waren etwas stressig, daher gab es erst mal kaum Fortschritte. Seit letzter Woche ist es aber ein bisschen weiter gegangen:
Der Adapter ist geschweißt und der Motorblock ist auf dem Ständer geschraubt. Auf der Kupplungsseite sind Feingewindeschrauben - natürlich musste irgend so eine Überraschung sein.

Als erstes soll das Röhrchen für den Ölmessstab eingebaut werden, dafür brauche ich das erste Spezialwerkzeug (#22), das ich natürlich nicht habe. Aber dieses müsste sich recht einfach aus einem 3/8"-Rohr bauen lassen.
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Wasserrohre mit 3/8" gab es natürlich nirgends, dafür aber Stahlrohre mit 15x1 - das ging genauso gut. Einfach auf 15cm Länge die Hälfte weg fräsen und nach 30cm absägen, schon habe ich das Spezialwerkzeug #22. Damit war dann auch das Röhrchen für den Ölmessstab schnell eingebaut.

Danach habe ich noch neue Lagerschalen in die Hauptlager eingesetzt und die Kurbelwelle wieder eingebaut. Jetzt lässt sich der Motor nur noch mit Hilfsmitteln bewegen.
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Kurbelwelle eingebaut.jpg
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Gestern haben wir nur ein paar Teile fürs nächste Basteln etwas sauberer gemacht (mit einem Gemisch aus Bio-Lampenöl und Diesel). Eine neue Ölpumpe von Rheinmetall liegt auch schon bereit, die war erstaunlich günstig.

Jetzt brauche ich Dichtungen. Leider sind diese in Deutschland fast nicht mehr zu bekommen und das Porto aus Frankreich ist nicht gerade billig.
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Ich habe lange nichts mehr geschrieben, es gab aber auch eine gewisse Winterpause. Nachdem wir eine M7-Schraube nur mit Werkzeug ins Loch bekommen haben (war etwas Fett rein gekommen, um eine Dichtung anzukleben) haben wir auf besseres Wetter gewartet.

Den Motorhalter mussten wir etwas umbauen, da eine Strebe im Bereich der Steuerkette war (die hatten wir auf die falsche Seite des Strichs geschweißt). Danach haben wir Nockenwelle und Kolben eingebaut.

Kürzlich gab es aber ein paar Stürme, die Sand in die Halle geblasen haben. Auf allen öligen Teilen hat sich der Scheiß abgesetzt (hier fehlt ein kotzendes Smiley). Wir müssen den Motor noch ein mal komplett zerlegen und alles reinigen.
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Die letzten Monate ging es im Wesentlichen immer zwei Schritte vor und wieder zwei zurück. Sobald die Schrauben der Pleulaugen auf mehr als 1/3 Solldrehmoment angezogen wurden, ging bei einem Lager nichts mehr.

Es hat uns einige Nerven und fehlgeschlagene Würg-Around-Versuche gekostet, bis wir herausgefunden hatten, dass drei Pleuldeckel nicht zu diesem Motor gehören. Es gab mehr oder weniger seitlichen Versatz und ein Pleulauge war 2/10 zu flach. Das erklärt für mich auch, warum die Lagerschalen teilweise so extrem fertig waren: Die Pfeifen bei der Inst werden die Pleuldeckel vertauscht haben und haben dann stumpf weiter gebastelt und den Motor einfach eingebaut, obwohl der sich nicht drehen lies. Wahrscheinlich haben die Schalen schon beim ersten Start gefressen und die Lager liefen dann zwischen dem auf die Kurbelwelle geschmierten Alu und dem Stahlrücken der Lagerschale. Vielleicht lief der so >100.000km.

Zum Glück war aber alles mit Untermaß, so konnten wir die Pleulaugen auf schleifen.
Eine neue Ölpumpe hatte mir mein Autoteilehändler überraschend günstig besorgt (ich meine mich an 57 Euro erinnern zu können), also ist die jetzt neu.

Die nächste böse Überraschung kam, als ich den hydraulischen Kettenspanner der Steuerkette montieren wollte: Das Festziehen der Mutter fühlte sich komisch an, also wieder ausbauen und nachschauen. Das Gewinde des Stehbolzens hatte sich auf M6x2 gedehnt (her fehlt ein kotzendes Smiley). Dummerweise muss dieser Stehbolzen hinten bündig sein. Also den alten Stehbolzen ausbohren, das Loch senken, aus einer Schraube einen neuen Bolzen drehen, einschweißen und die Schweißpunkte plan schleifen. Und dann wieder alles zusammen bauen.

Die Riemenscheibe auf der Kurbelwelle stammt wahrscheinlich auch von einem anderen Motor (vermutlich ein XD2 oder früher XD3). Ist mir ehrlich gesagt aber egal, der Unterschied ist nur welcher Simmerring benötigt wird.

Auch wenn es mittlerweile nach Mitternacht war: Ich musste einfach die Stößelstangen rein stecken und die Kurbelwelle drehen.

Geplante nächste Schritte:
- Messuhr-Adapter für die Einspritzpumpe bauen
- Einspritzpumpe einbauen und einstellen (ist wohl nicht ganz so wenig Arbeit, 4 Seiten Anleitung)
- Ventile und Ventilführungen tauschen, muss ich wohl machen lassen
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Foto0685k.jpg
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Letzten Donnerstag wollte ich die Einspritzpumpe einstellen, aber das ging ums verrecken nicht. Der Förderbeginn war deutlich zu früh, da berührte die Messuhr noch nicht mal den Kolben. Das konnte nur bedeuten, dass die Steuerkette nicht richtig sitzt. Wie immer bei diesem Motor geht es zwei Schritte vor und mindestens einen wieder zurück. :x

Die Kette trägt weiße und rote Markierungen, die auf Prägungen an den Zahnrädern gehören. Ich hatte mich leider bei 50/50-Joker für die falschen entschieden. Nachdem ich die gefühlt 42 Schrauben des Steuerkettenabteildeckels endlich weg hatte, konnte ich die Kette mit den weißen Markierungen auflegen und der Förderbeginn passte fast auf Anhieb.

Mittlerweile habe ich auch den Zylinderkopf zurück. Die Ventile, Ventilführungen und Ventilschaftdichtungen sind erneuert, die Ventile wurden frisch eingepasst und der ganze Kopf sieht fast aus wie neu. Ich wurde auch gleich darauf hin gewiesen, dass die Kipphebel eingelaufen sind und wenigstens abgeschliffen werden müssten. Hmm, mich begeistert die Vorstellung nicht so sehr, das freihand am Schleifbock zu schleifen. Oder ist das weniger kritisch?

Damit der Motor wieder nach Motor aus sieht, habe die den Zylinderkopf auf den Motorblock gelegt und mal versucht auszurichten (nur mit der alten Dichtung, die neue will ich nicht beim Üben versauen). Ja, die zwei in der Anleitung vorgesehenen Führungen sind wirklich sehr sinnvoll. Da muss ich mir was basteln, ist ja nur M11x1,25...
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Foto0687k.jpg
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Das eigentliche Problem bei dem Motor war - so glaube ich mittlerweile - ein bei höheren Drehzahlen hängendes Ventil, kein anklopfender Kolben.

Ich habe mir einen zweiten Motor besorgt, der aber leider nicht in mein Auto passt (zu viele Anschlüsse sind anders, evtl. ist das auch ein XD2). Bei diesem hängt aber auch ein Ventil und knallt dann zu, wenn der Kolben an stößt. Das hört sich genau so an, wie bei meinem originalen Motor bei höheren Drehzahlen.

Zu diesem Fehlerbild passt auch der Ventil-Abdruck auf einem Kolben besser. Daher sind jetzt die Ventile und Ventilführungen neu.
Matt
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von Matt »

Auch Ventilfedern erneuert?
Auch Federn altert.

.

Gress
Matt
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MatthiasK
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Re: Dieselmotor instand setzen

Beitrag von MatthiasK »

Ventilfedern muss man erst mal bekommen. Wenn ich den Eindruck habe, dass diese erneuert werden müssten, kann man dies auch im eingebauten Zustand relativ einfach erledigen.
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