Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Der chaotische Hauptfaden

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Gorbi
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Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gorbi »

Werte Kollegen,
in meinem Ludolf-Keller habe ich einen 16 mm-Stummfilmprojektor ausgegraben, den ich noch nie in Betrieb hatte.
Es handelt sich um einen Carl Zeiss (Jena) SK-8 (es gab auch einen TK-8 mit Lichtton). Auch wenn ich noch keinen 16 mm-Film besitze, wollte ich das Teil mal testen, natürlich vorstichtig, mit einem Stelltransformator.
Das Teil läuft soweit, die Lampe leuchtet und läßt sich in der Helligkeit regeln, das Voltmeter zeigt hübsch die Lampenspannung an. Der "Grill" mit den Bratwiderständen wird schön warm.
Zwei Probleme sind aber noch zu lösen, für die ich, mangels Serviceanleitung, Eure Hinweise benötige. Im Filmvorführerforum weiß anscheinend keiner darüber bescheid:
1.) Unten im Gehäuse befindet sich ein kleiner Ölsee. Das wird aus dem undichten Getriebe stammen. Wie dichte ich das sinnvollerweise ab? Für die Dichtflächen kann ich sicherlich aus Dichtungspapier selbst eine Dichtung hämmern. Oder ich schmiere Dichtpaste aus dem Automobilbereich darauf. Die Wellendichtungen müssen wohl auch erneuert werden. Es soll eine Firma namens Ecoma Dichtungstechnik aus Ravensburg geben, die Dichtungen sogar einzeln und nach Maß anfertigt. Diese Bezugsquelle könnte auch interessant sein.
Meine Frage: Kann ich herausfinden, welche Dichtungen ich bestellen soll, ohne den Projektor zum Maßnehmen auseinanderzureißen?
Würdet Ihr da Motoröl 5W40 oder Dexron III-Automatikgetriebeöl reinkippen?
2.) Der Motor läuft ohne aufgelegten Riemen sofort an, mit Riemen aber nur, wenn ich die Sache "anschubse". Liegt das an einer schwergängigen Projektormechanik, z. B. aufgrund fehlenden Getriebeöls? Oder sind die Anlaufkondensatoren hinüber? (Man sieht sie als beige Kästen vor der Antriebskette.)
Danke für alle hilfreichen Tips. :D
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Gorbi
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Beitrag von Gorbi »

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Gorbi
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gorbi »

Gorbi hat geschrieben: Mi 30. Mär 2022, 11:09 Werte Kollegen,
in meinem Ludolf-Keller habe ich einen 16 mm-Stummfilmprojektor ausgegraben, den ich noch nie in Betrieb hatte.
Es handelt sich um einen Zeiss-Ikon SK-8 (es gab auch einen TK-8 mit Lichtton). Auch wenn ich noch keinen 16 mm-Film besitze, wollte ich das Teil mal testen, natürlich vorstichtig, mit einem Stelltransformator.
Das Teil läuft soweit, die Lampe leuchtet und läßt sich in der Helligkeit regeln, das Voltmeter zeigt hübsch die Lampenspannung an. Der "Grill" mit den Bratwiderständen wird schön warm.
Zwei Probleme sind aber noch zu lösen, für die ich, mangels Serviceanleitung, Eure Hinweise benötige. Im Filmvorführerforum weiß anscheinend keiner darüber bescheid:
1.) Unten im Gehäuse befindet sich ein kleiner Ölsee. Das wird aus dem undichten Getriebe stammen. Wie dichte ich das sinnvollerweise ab? Für die Dichtflächen kann ich sicherlich aus Dichtungspapier selbst eine Dichtung hämmern. Oder ich schmiere Dichtpaste aus dem Automobilbereich darauf. Die Wellendichtungen müssen wohl auch erneuert werden. Es soll eine Firma namens Ecoma Dichtungstechnik aus Ravensburg geben, die Dichtungen sogar einzeln und nach Maß anfertigt. Diese Bezugsquelle könnte auch interessant sein.
Meine Frage: Kann ich herausfinden, welche Wellendichtungen ich bestellen soll, ohne den Projektor zum Maßnehmen auseinanderzureißen?
Würdet Ihr da Motoröl 5W40 oder Dexron III-Automatikgetriebeöl reinkippen?
2.) Der Motor läuft ohne aufgelegten Riemen sofort an, mit Riemen aber nur, wenn ich die Sache "anschubse". Liegt das an einer schwergängigen Projektormechanik, z. B. aufgrund fehlenden Getriebeöls? Oder sind die Anlaufkondensatoren hinüber? (Man sieht sie als beige Kästen vor der Antriebskette.)
Danke für alle hilfreichen Tips. :D
MSG
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von MSG »

Der Kram aus dem letzten Jahrhundert hat in der Regel den Vorteil, dass viele Normteile verwendet wurden. Z.B. die Wellendichtringe. Die Maße würde ich entsprechend der Welle/Montageraum wählen. Das wird ohne den Projektor auseinanderzubauen vermutlich schwierig, da es einige Wedis mit unterschiedlicher Tiefe gibt.

An Öl würde ich ein HLP irgendwas mit der gewünschten Viskosität nehmen. Motoröl oder ATF ist da eher fehl am Platz.
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gorbi »

Verstehe. Am besten baue ich die alten Dichtringe mit Einbohren und mit einer Spaxschraube rausziehen aus, falls es mit einer Spitzzange nicht klappt?
Na, erst die Riemenscheibe und das Ritzel abbauen und schauen, wie gut ich an die Teile komme. :-)
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Gobi
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gobi »

UI! :shock: ist der hübsch!
Wellendichtringe kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen!? Ich würde erstmal den Deckel dichten, mit Papier vermutlich und vom Innenleben Fotos machen.WENN da wirklich Dichtringe sind, könnten die durchaus aus Leder oder Filz sein und müssten sich erstmal wieder voll saugen

Edit: da steht "Tonlampe" hat der etwa Lichtton!?
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gafu
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von gafu »

motoröl ist für maschinen, die 90 grad betriebstemperatur haben, die einen olkreislauf mit filter besitzen, die regelmäßigen austausch des öls erfahren durch wartungszyklen, und deren schwitzwasser über eine gezielte gehäuseentlüftung als dampf abgeführt wird.
Deshalb enthält motoröl hilfsstoffe die dreck und wasser im öl ständig in der schwebe halten, bis das vom ölfilter ausgesiebt wird.

vieles davon will man in getrieben gerade nicht haben.

Hochgezüchtete getriebeöle sind ggf. unverträglich mit buntmetall-lagerbuchsen.


Bei nicht so guter abdichtung würde ich eher in richtung EP000 fließfett denken.
erstmal die ranzigen reste vom alten öl an sämtlichen bewegtteilen der mechanik anlösen und die lagerstellen mit frischem öl versorgen, das getriebe allein ist ja noch längst nicht der ganze laden.
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Joschie
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Joschie »

Hallo,

wegen dem Öl, ich würde da zu einem Shell Vitrea bzw. Morlina in 100er Viskosität (Entspricht einem SAE30 - Siehe: https://www.liqui-moly.biz/fileadmin/us ... vs_SAE.pdf ) greifen.
Das ist ein unlegiertes unaditivertes Öl wie man es früher im Maschinenbau verwendet hat.
Hat keine Probleme mit Buntmetallen und Gummidichtungen.
Wird auch gerne bei Oldtimermotoren die vor 1940 gebaut wurden (z.B. Citroen TractionAvant).

Ansonsten denke ich wirst du zum ausmessen und durchschauen der Abdichtungen das Zeug zerlegen müssen.
Ich könnte mir bezüglich der Abdichtung, wenn das Vorkriegsware ist, folgendes vorstellen
- Graphitdichtschnur
- Gleitringdichtung
- Burgmanndichtring (eher unwarscheinlich wegen dem Aufwand)
- Abschleuderblech + Rückförderschnecke (auch eher unwarscheinlich, bisher nur bei großen Wellen gesehen)
- Lederdichtringe (ähnlich Bauart Rover)
- Simmerringe

Grüße
Josef
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Gobi hat geschrieben: Mi 30. Mär 2022, 17:48Edit: da steht "Tonlampe" hat der etwa Lichtton!?
Ich kenne diese Maschinen auch nur als stumme Variante mit der Blechabdeckung. Das Tonlaufwerk muss wohl sehr selten gewesen sein.
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von berlinerbaer »

Gorbi hat geschrieben: Mi 30. Mär 2022, 11:09 Oder sind die Anlaufkondensatoren hinüber?
Erstmal: Wunderschönes Gerät!

Die Kondensatoren solltest Du mal mit dem "Transistortester" (gibts für unter 15€ bei Aliexpress und kann trotz des Namens auch Kondis) auf passende Kapazität testen.
So alte Kondensatoren können, aber müssen (k)ein Problem sein.
berferd
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von berferd »

Unlegiertes Öl ist das richtige Stichwort. Ich würde empfehlen, bzgl Serviceanleitung etc dran zu bleiben. Dass zu dem Ding im Filmvorführerforum keiner was weiß, wundert mich - die sind da eigentlich recht fit, und das war in manchen Gebieten eine ziemliche Standard-Maschine. Ruhig mal gezielt danach und nach Ölsorten fragen, das Öl ist relativ wichtig, grade weil das Malteserkreuz ein hochpräzises und hochbelastetes Bauteil ist.
Gorbi
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gorbi »

Erst mal vielen Dank! Der Brocken hat kein Tonmodul. Man konnte es wohl nachrüsten, deshalb waren die Schalter schon dafür vorbereitet. Mit dem Teil wurden früher an der Uni Lehrfilme gezeigt. Einen davon konnte ich retten: Tacoma-Brücke (muß ihn nur wiederfinden :D ).
Ich habe jetzt den Kondensatortester LC200A* bestellt. Unter 15,— € war, bevor wir 10% Inflation hatten. :?
Danach kommt die Sezierarbeit.
Wieso ist ein Malteserkreuz hochbelastet? Das ist doch nichts als eine simple, nicht besonders schnell rotierende Sektorenblende aus Blech. So etwas könnte doch fast jeder hier im Forum (außer mir :lol: ) fräsen oder drucken.

*Ich schäme mich ein bißchen für die Anschaffung solch dekadenter Meßmittel, weil dadurch meine schönen historischen RLC-Meßgeräte mit Zeigerinstrumenten, Tragegriff, Drehreglern und – in Abhängigkeit vom Meßbereich hinterleuchteten – Skalenbögen entwertet werden. :(
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Bastelbruder
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Bastelbruder »

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Malteserkreuz ist da aber noch dieser Mitnehmer, der auch für das charakteristische Knattergeräusch solcher Projektoren verantwortlich zeichnet. Und der wird wirklich gestreßt.

:oops: Das hab ich jetzt tatsächlich auch verwechselt. Das Malteserkreuz ist ein Teil des Malteserkreuz-Getriebes, die Sektorenblende sieht eher wie ein Windmühlenflügelrad aus.
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von berlinerbaer »

Gorbi hat geschrieben: Do 31. Mär 2022, 11:08 Ich habe jetzt den Kondensatortester LC200A* bestellt. Unter 15,— € war, bevor wir 10% Inflation hatten. :?
Der ist sicher auch schön und wahrscheinlich auch genauer, ich meinte diese Dinger hier:
https://de.aliexpress.com/item/32831214737.html

Da kannst Du praktisch alle elektronischen Bauteile mit bis zu drei Beinchen anschließen und er sagt Dir, was es ist und zeigt entsprechende Messwerte an.
Elektronikbasteln ohne das Ding erscheint mir inzwischen zwar möglich, aber nicht sinnvoll zu sein ;-)
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Gorbi hat geschrieben: Do 31. Mär 2022, 11:08Wieso ist ein Malteserkreuz hochbelastet?
Weil es dafür sorgt, dass die Fortschaltung innerhalb sehr kurzer Zeit erfolgt. Es muss also etwas stark beschleunigt und direkt wieder abgebremst werden. 24x pro Sekunde ist vielleicht nicht viel, aber dennoch ist das nicht zu unterschätzen.
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Gorbi hat geschrieben: Do 31. Mär 2022, 11:08Tacoma-Brücke
Ich habe mich immer gefragt, warum man nicht versucht hat, möglichst viele Autos, Menschen usw. auf die Brücke zu bringen, um sie so zu verstimmen, so dass sie nicht mehr auf der Anregungsfrequenz schwingt, bis der Wind abgeklungen ist. Danach hätte man sie halt beschweren müssen, so wie auch jede Waschmaschine Beton- oder Graugußgewichte (und Dämpfer) braucht.
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Bastelbruder
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Bastelbruder »

Nur Verstimmen ändert nicht viel an der Schwingungsamplitude, die Bewegungsenergie muß in Wärme verwandelt werden.
In einem Antennen- oder Mastrohr (senkrecht und auch waagrecht) verhindert beispielsweise ein darin lose befindliches Hanfseil den Aufbau hör- und sichtbarer Schwingungen. Bei der Brücke könnte ich mir quer zur Schwingung aufgestellte, hin und her bewegliche Fahrzeuge mit nur schwach betätigter Bremse vorstellen. Reibung ist der Trick zur Energieumwandlung. Der KFZ-"Stoßdämpfer" ist korrekt bezeichnet ein solcher Schwingungsdämpfer, der auch deutlich warm wird.
Ernsthafte "Schwingungstilger" müssen auf die Resonanzfrequenz abgestimmt werden. Im Schaltnetzteil heißen die Teile "Snubber", die lassen sich sogar berechnen ...
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Robby_DG0ROB »

Durch Verstimmen erreicht man aber, dass die Resonanzfrequenz in einen Bereich verschoben wird, in dem keine Anregung erfolgt bzw. der schnell durchlaufen wird. Das kennt man ja von sehr großen Motoren, wo es einen Drehzahlbereich gibt, der beim Start möglichst schnell durchlaufen werden soll. Die schweren Gewichte bei der Waschmaschinen verschieben die Resonanz auch auf solch geringe Drehzahlen, die beim Anschleudern schnell durchlaufen werden.
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von berferd »

Robby_DG0ROB hat geschrieben: Do 31. Mär 2022, 23:17
Gorbi hat geschrieben: Do 31. Mär 2022, 11:08Wieso ist ein Malteserkreuz hochbelastet?
Weil es dafür sorgt, dass die Fortschaltung innerhalb sehr kurzer Zeit erfolgt. Es muss also etwas stark beschleunigt und direkt wieder abgebremst werden. 24x pro Sekunde ist vielleicht nicht viel, aber dennoch ist das nicht zu unterschätzen.
So isses. Das Kreuz dreht sich ja nicht einfach nur (mit ziemlichen Spitzenwerten bei der Winkelbeschleunigung), sondern muss mit dieser Beschleunigung auch noch Masse transportieren (den Film). Das Fachbuch "Tümmel" ("Laufbildprojektoren") nennt für 16mm-Film eine max. Beschleunigung des Films von 68 m/s², für 35mm sogar 1480 m/s². Das Ganze muss zusätzlich robust genug sein, auch mal einen "Filmstau" auszuhalten, d.h. dass der Film entsprechend eben nicht beschleunigt werden kann, sondern das Kreuz quasi gegen die Wand läuft . Dazu kommt noch: beim Malteserkreuz darf zwischen Kreuz und Mitnehmerstift ein Spiel von 0,005 - 0,01 mm sein, sonst wackelt das projizierte Bild. Die Flächen des Kreuzes wurden daher (bei Kinoprojektoren) in der Fertigung früher von Hand poliert, um das zu optimieren. Und das Ganze muss ziemliche Temperaturschwankungen aushalten: bei 10 Grad einschalten und (... durch die Wärme der Projektionslampe) bei 50 Grad enden ist keine Seltenheit. Bei beiden Temperaturen darf nichts klemmen oder wackeln. Dazu sollte es auch noch alles leicht sein (die TK8 ist eine sog. Wandermaschine, d.h. für den "fliegenden Filmvorfuehrer" der von Ort zu Ort eilt... TK steht für Ton-Koffer)... und auf die Fertigungskosten musste man dabei natürlich auch noch ein bisschen gucken. Und natürlich soll es auch leise laufen - ein Kreuz mit Nagelgeräusch ist bei Tonfilmvorführungen lästig. Auf dem Hintergrund wird klar, dass man da nicht das erstbeste Öl reinkippen sollte. Bei legiertem Öl macht man sich die Lager etc kaputt, bei zu dickem Öl das Kreuz, bei zu dünnem suppt es überall raus. Die Ölsorte wirkt sich teils auch aufs Laufgeräusch aus. Manche Hersteller (Bauer) haben für ihre Kino-Maschinen sogar verschiedene Öle für Sommer und Winter empfohlen. Und Ölwechsel sollte man natürlich auch regelmäßig machen - nach einer bestimmten Anzahl Betriebsstunden, oder nach einer bestimmten Zeit, je nachdem was früher eintritt.

Bisschen Geduld im Filmvorfuehrer-Forum, da sind auf jeden Fall Leute die sich auskennen mit dem Ding. Im Zweifel, falls sich niemand meldet: an der TK35 orientieren, für die gibt es mehr Infos. Eine schöne, originale Maschine, bitte nicht verbasteln.
Gorbi
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gorbi »

Vielen Dank, hier lernt man mehr, als in der Schule, egal, ob es um Sattlernähmaschinen oder Filmprojektoren geht. :D
Und man bekommt tatsächlich oft schnellere und qualifiziertere Antworten als in spezialisierten Forem.
Hier gibt es hübsche Kurzfilmchen über die Projektortechnik: https://www.youtube.com/watch?v=96lXctaDaww bzw. https://www.youtube.com/channel/UCpK6eLxfwe7VltaLurp9pvw/videos
Was das Öl betrifft, würde ich dieses hier bestellen: https://www.classic-oil.com/classic-motorenoel-sae-30-unlegiert/359/?c=136
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Joschie
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Joschie »

Bevor ich das Öl besorge würde ich erst mal schauen was du grob für eine Viskosität brauchst.
Ich finde jetzt leider das Messbeschreibungsblatt nicht mehr auf anhieb, das war mit einer Stoppuhr zu messen wie lang das Öl bei einer bestimmten Temperatur braucht um eine bestimmte Fläche auszufüllen.

Ansonsten, ruf mal bei einem MIneralölfritzen an und frag nach Morlina oder Vitrea, das was du da verlinkt hast ist teuer und nicht ganz das was ich meinte da ich nicht weiß ob die da nicht doch additivieren.
Beim Morlina bzw. Vitrea lag ich vor zwei Jahren beim 20Liter Kübel bei 1,30€ Netto.

Grüße
Josef
Gorbi
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Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gorbi »

Danke für den Tip. Ich glaube aber nicht, daß ich aus dem vorhandenen Restöl die Viskosität bestimmen kann. Als ich das Gerät auf die Seite legte, fiel mir auf, daß der kleine "See" mit ausgelaufenem Öl, der sich unten am Gehäuseboden befindet, überhaupt nicht zur Seite wegfließt. :D
Ein Mineralölhändler wird mir wohl kaum einen Liter abfüllen? (20 Liter wären viel zu viel.)

Immerhin habe ich jetzt mal den Wellendichtring freigelegt; so wie es aussieht, hat die Gehäusebohrung knapp 23 mm und die Welle einen Durchmesser von 8 mm. Mir fehlt noch ein Werkzeug, um die Gewindehülse loszudrehen, die die Dichtung fixiert, damit ich das genauer messen kann.
Es ist gut zu erkennen, daß das Öl aus der Dichtung ausgetreten ist.
Es gibt eine unüberschaubare Vielfalt an Dichtungsformen und -materialien (Viton, Fluorkautschuk, mit und ohne Staublippe...)
Vielleicht wird es auf etwas in der Art hinauslaufen?

Ach ja, bei einem Kondensator ist ein Keramikanschluß abgebrochen. Kann ich den mit Hilfe einer Spritze wieder mit Öl füllen und die Keramikdurchführung wieder ankleben? Was für ein Öl nimmt man dafür, damit er wieder seine Nennkapazität bekommt. (Auf dem Kondi steht nichts drauf, ich kenne sie also nicht.)
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von video6 »

Der Kondensator ist sicherlich nur übermalt sonst waren mal die silbern.
Vielleicht taucht ja mal dafür ein Schaltplan auf da wird der Wert mit Sicherheit drin stehen.
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Julez
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Julez »

Motoröl würde ich nicht nehmen, du hast ja keinen Motor. Ich denke, Getriebeöl GL4 (buntmetallverträglich) wird gut funktionieren:
https://www.amazon.de/Liqui-Moly-1020-G ... PSNGO?th=1
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Gobi
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gobi »

tatsächlich moderne Wellendichtringe - ich staune, was für ein Aufwand!! Die Sicherungsmutter kanst Du hoffentlich lösen, in dem Du Dir ein Blech anfertigst
MSG
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von MSG »

Gorbi hat geschrieben: Mo 4. Apr 2022, 10:16Immerhin habe ich jetzt mal den Wellendichtring freigelegt
Ich hadere noch etwas mit dem Anblick. Eigentlich [tm] gehört die offene Seite mit der Feder zum Öl. Bei dir ist er andersrum eingebaut.
Gut bisher hatte ich nur Auto Motoren und Getriebe in den Fingern, aber da ist das immer so.
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BernhardS
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von BernhardS »

Gobi hat geschrieben: Mi 30. Mär 2022, 17:48 Edit: da steht "Tonlampe" hat der etwa Lichtton!?
Klar hat auch 16mm Lichtton. Die meisten Projektoren können Licht- und Magnetton.
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BernhardS
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von BernhardS »

Gorbi hat geschrieben: Mi 30. Mär 2022, 11:09 2.) Der Motor läuft ohne aufgelegten Riemen sofort an, mit Riemen aber nur, wenn ich die Sache "anschubse".
Anschubsen deutet mehr auf Kondensator hin. Aber darf ich kurz dumm fragen, wo der Riemen ist?
Ich kenn Riemen direkt am Motor - beim Fabrikat EIKI (Japan) mit zwei Scheibendurchmessern für 50 und 60 Hz :idea:
Umlaufenden Riemen für alle Antriebe
und Riemen in den Armen zu den Aufwickelrollen - z.T. mit einstellbarem Schlupf weil die Geschwindigkeit beim Aufwickeln ja variabel sein muss
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gorbi »

BernhardS hat geschrieben: Di 5. Apr 2022, 13:29
Gobi hat geschrieben: Mi 30. Mär 2022, 17:48 Edit: da steht "Tonlampe" hat der etwa Lichtton!?
Klar hat auch 16mm Lichtton. Die meisten Projektoren können Licht- und Magnetton.
Nein, nein, nein! :lol: Wie ich am 31. März schrieb, hat der leider keinen Ton. Hätte ich auch lieber gehabt, aber das Ding stammt aus einem Hörsaal, in dem während Vorlesungen Filme über Stömungsmechanik gezeigt wurden. Dafür brauchte man keinen Ton. Immerhin ist das Gerät gut erhalten, weil es nicht von Dorfplatz zu Dorfplatz geschleppt wurde, sondern nur ein paar Mal pro Semester vom Hausmeister in einem abschließbaren Raum mit Glasfenster, hinter der letzten Hörsaalreihe, bedient wurde. Hausmeister waren damals nicht vom Controlling outgesourcte Sklaven, sondern Herren über den Fuhrpark, über Gerätelager, über wertvolle Projektoren, Tonanlagen, verzweigte Telephonnetze, Uhrenanlagen mit Signalhauptuhr, Notstromaggerate, riesige Schlüsselbunde sowie Dachkammern und Kellerkatakomben, in die nie ein normaler Mensch hineinkam... Keine Facility Manager:in (w/m/d), sondern Männer, die man respektierte, egal ob Student oder Professor.

Ein demontierbares Tonmodul könnte man nachrüsten, wenn man eine Drehmaschine für Wellen und Filmtransportrollen, eine Fräse für Blechteile, ein paar Lager und gaanz viel Zeit hätte. Da eine kleine Glühbirne dran, eine Photozelle, einen kleinen Verstärker....
BernhardS hat geschrieben: Di 5. Apr 2022, 13:39 Anschubsen deutet mehr auf Kondensator hin. Aber darf ich kurz dumm fragen, wo der Riemen ist?
Ich kenn Riemen direkt am Motor - beim Fabrikat EIKI (Japan) mit zwei Scheibendurchmessern für 50 und 60 Hz :idea:

Ich habe das Bild mit dem Riemen etwas aufgehellt, ich hoffe, man erkennt ihn jetzt besser? Auch hier gibt es zwei Scheibendurchmesser. Ich denke aber nicht, für verschiedene Netzfrequenzen, sondern um Filme mit 18 Bildern pro Sekunde oder 24 fps wiedergeben zu können.
Da ich im Filmvorführerforum noch keine Rückmeldung habe: Welche Kapazität haben solche Kondensatoren üblicherweise? Soll ich den alten aufbrechen und einen neuen da drin verstecken? Oder kann man Elektrolyt nachfüllen und den Keramikanschluß wieder ankleben? Das Ding sieht doch recht weltherrschaftlich aus.
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gorbi »

P.S.: Ich hätte doch gerne ein Werkzeug zum Demontieren des Lagerrings, am besten verstellbar, weil ich noch ein Stroboskop öffnen und ölen will, das zwar funktioniert, aber gelegentlich ächzende Geräusche von sich gibt. Der einzige Zugang ist der Glasdeckel mit zwei gegenüberliegenden Nuten. Wie nennt man so ein Werkzeug? Unter dem Suchbegriff "Nutringzange" findet sich nix g'scheits. :)
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von BernhardS »

Entschuldige, daß ich Aufwand mache - hab nur auf die Kette geschaut.
Auch mit zwei Geschwindigkeiten. Hübsch. Wird vielleicht für 18 Bilder pro Sekunde sein oder sowas.

Was mir alles durch den Kopf geht - unstrukturiert:
Die Kondensatoren sind nicht groß, einstellig µF - aber da können Dir andere besser helfen.
Als Öl würde ich kein Motoröl reintun. Der kommt ja nicht auf Temperatur. Na gut - wurde schon gesagt.
Ein 10-er Maschinenöl irgendwo auftreiben? Erstmal schön dünnflüssig um alten Schmodder aufzulösen.
Ich hab nur einmal ein Getriebeöl analysiert (Kino meine ich) aus einem 35mm Bauer. Das hatte eine Viskosität von rund 70,
das erscheint mit für dieses Gerät zu dickflüssig. Der Bauer hat ja auch einen richtigen Motor - Dreiphasen und so.
Der dreht alles, da gibt dann was anderes nach.
Tonlampen sind etwas speziell. Die haben einen extrem dicken Glühfaden, sonst hört man die 50Hz durch. Versuch das
garnicht erst, frickel was mit einer superhellen LED oder Laserdiode und echtem Gleichstrom. Das Licht muss als schmaler
Streifen auf den Film projiziert werden, je schmaler, desto besser kommen die hohen Töne.
Robby_DG0ROB
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Robby_DG0ROB »

"Früher" waren das dicken Lampen, damit die 100 Hz AM nicht so stören. In den moderneren Maschinen braucht es den Aufwand nicht mehr. Ich habe einen Bauer P8, der hat eine 4V/3W-Tonlampe, also nicht viel mehr als eine Standlichtlampe.
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MatthiasK
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von MatthiasK »

Halogenlampen haben teilweise eine Nachglühzeit von 2-3s. Die sollten doch ausreichend Dämpfung für die 100Hz haben, oder?
berferd
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von berferd »

Gorbi hat geschrieben: Di 5. Apr 2022, 14:59 Hausmeister waren damals nicht vom Controlling outgesourcte Sklaven, sondern Herren über den Fuhrpark, über Gerätelager, über wertvolle Projektoren, Tonanlagen, verzweigte Telephonnetze, Uhrenanlagen mit Signalhauptuhr, Notstromaggerate, riesige Schlüsselbunde sowie Dachkammern und Kellerkatakomben, in die nie ein normaler Mensch hineinkam... Keine Facility Manager:in (w/m/d), sondern Männer, die man respektierte, egal ob Student oder Professor.
Sehr poetisch und treffend formuliert, Danke dafür!
Kürzlich erst hat ein Freund festgestellt: nicht umsonst heißt es Human Resources (der Mensch als austauschbare (und ausbeutbare?) Ressource), vs. Personalabteilung (hier geht es um Personen). Die Haltung zum Mitarbeiter ist eine ganz andere.
Gorbi hat geschrieben: Di 5. Apr 2022, 14:59 Ein demontierbares Tonmodul könnte man nachrüsten, wenn man eine Drehmaschine für Wellen und Filmtransportrollen, eine Fräse für Blechteile, ein paar Lager und gaanz viel Zeit hätte. Da eine kleine Glühbirne dran, eine Photozelle, einen kleinen Verstärker....
Tu Dir das nicht an! Die Wellen und die Tonbahn müssen alle wirklich gerade sein, die Lager selektiert (möglichst leicht laufend, nicht hakend, möglichst wenig Spiel) - sonst leidet die Tonqualität. Die Oberflächen entsprechend ausgearbeitet, so dass der Film entweder nur am Rand aufliegt, oder (Trommel aus Vollmaterial) so poliert, dass keine Kratzer im Film auftreten. Die Beleuchtung des Spalts für die Tonabtastung muss möglichst gleichmäßig sein, sonst gibt es Intermodulation. Der Spalt muss gerade sein (90 Grad zur Tonspur), sonst gibt es bei bestimmten Frequenzen Phasenauslöschungen, kann man aber mit einem Messfilm einrichten (dazu muss aber natürlich der projizierte Lichtspalt fein justierbar drehbar sein...).
Mit einem Linienlaser geht das Abtasten auch recht gut, bringt aber neue Probleme mit sich: durch das kohärente Licht gibt jedes Stäubchen Muster in der Ausleuchtung (d.h. ungleichmäßiger Spalt), man kann das kaum sauber genug halten. Zudem ergibt das rote Licht weitere Probleme, denn die Filme sind auf Weißlichtabtastung (eigentlich v.a. Infrarot, darum die Silberschicht im Film in der Tonspur, auch bei Farbfilm) ausgelegt. Bei der Umstellung von 35mm von Silbertonspur auf Farbtonspur (und der damit verbundenen Umstellung auf Rotlichtabtastung) gab es bei Rotlicht-Abspiel von älteren Silberfilmen teils Tonpronleme. Bei 16mm ist der (Licht-)Ton eh nicht soo toll, vermutlich hört man da die Verzerrungen davon nicht.
Die Tonabtastung ist wirklich ausgefuchst, alleine schon die Stabilisierung des Filmlaufs, um das Flattern der unteren Ausgleichs-Schlaufe (zwischen Bildfenster und Tongerät) von der Tonabtastung mechanisch bis aufs Letzte fernzuhalten... das ist echt eine Wissenschaft für sich.
Auch der Abstand zwischen Tonabtastung und Bildfenster sollte übrigens auf 1 Bild genau passen, noch mal eine Einschränkung mehr... :roll:
Die Montage des Tongeräts muss auch mechanisch solide sein, das Ding darf in sich nicht schwingen. Bei einem Siemens 2000 hatte ich mal festgestellt, dass das Gerät (obwohl Robust gebaut) im Betrieb deutlich "klingelt" im Ton wenn man den sauber (Kopfhörer) abhört - offenbar schwingen da irgendwelche Teile der Tonabtastung. Normalerweise geht das wohl im Rattern unter... hängt natürlich auch davon ab welche Maßstäbe man an den Ton anlegt.
Empfehle: so original lassen, oder ein originales Tongerät zum Umrüsten suchen, oder das Tongerät eines anderen Projektors dranbauen - falls das reversibel möglich ist. Wäre schade, den schönen originalen Projektor durch Frankenstein-Umbauten dauerhaft zu verhunzen.
Falls Du es doch machst: richte Dich auf ein längeres Projekt ein :lol: Aber man kann sicher ne Menge dabei lernen.
MSG
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von MSG »

Ist zwar off topic aber bei uns ist HR schon seit Ewigkeiten erst "Human Capital Services" und jetzt "People and Culture" ;)
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Spike
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Spike »

Gorbi hat geschrieben: Di 5. Apr 2022, 15:04 Wie nennt man so ein Werkzeug? Unter dem Suchbegriff "Nutringzange" findet sich nix g'scheits. :)
Das gibt es ganz stumpf unter "Objektivschlüssel" - ist quasi ein doppeltes Radkreuz ;) - naja, so eben - ganz knapp.
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von rene_s39 »

Ich glaube die Frage war noch offen.
Bei dem Wellendichtring reicht ein gewöhnlicher aus NBR, meist schwarz oder blaugrün.
Am besten wäre einer in Bauform BASL, also mit Staublippe. Die kommt dann diesmal nach außen hin, die Feder immer zum abzudichtenden Medium.
Wenn im Getriebegehäuse ein Druck entstehen würde, würde dieser dann die Feder zusammendrücken und abdichten. Wäre der Dichtring andersrum montiert, würde es gnadenlos raussiffen.

Bestellen immer erst dann, wenn eindeutig geklärt ist, welche Maße benötigt werden. Es gibt zu viele Variationen und Dicken, und die falschen passen meist nicht.
Eine wunderbare Suchmaschine findest du bei http://agrolager.de, da siehst du sofort, was auf dem Markt so gängig ist, auch wenn dort nicht alles erhältlich ist, das meiste deckt es ab.

Bestellen bei einem Online-Shop deiner Wahl, ich bestelle öfters beim o.g. Agrolager oder auch bei http://hug-technik.com.
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Gobi
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Gobi »

MSG hat geschrieben: Mo 4. Apr 2022, 18:20
Gorbi hat geschrieben: Mo 4. Apr 2022, 10:16Immerhin habe ich jetzt mal den Wellendichtring freigelegt
Ich hadere noch etwas mit dem Anblick. Eigentlich [tm] gehört die offene Seite mit der Feder zum Öl. Bei dir ist er andersrum eingebaut.
Gut bisher hatte ich nur Auto Motoren und Getriebe in den Fingern, aber da ist das immer so.
Das stimmt! :shock: ?
ch_ris
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von ch_ris »

gibt auch welche mit 2 lippen und wurmfedern.
Gorbi
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Wellendichtungen eines 16 mm-Projektors

Beitrag von Gorbi »

Im Filmvorführerforum hat jemand reagiert und mir zu SAE30-Zweitaktrasenmäheröl geraten. Aber vorher muß ich das Ding dichtbekommen.
berferd hat geschrieben: Di 5. Apr 2022, 21:58 Wäre schade, den schönen originalen Projektor durch Frankenstein-Umbauten dauerhaft zu verhunzen.
Falls Du es doch machst: richte Dich auf ein längeres Projekt ein :lol: Aber man kann sicher ne Menge dabei lernen.
Jemine, vielen Dank für die Abhandlung! Ich lasse es sein, denn mein Keller ist noch voll von anderen Lernobjekten. :? :lol:
Manchmal denke ich, daß die Menschheit durch die Digitalisierung mehr Fertigkeiten verlieren wird als sie neu hinzugewinnt. All das mechanische, elektromechanische oder alt-elektronische Wissen wird doch nicht mehr gebraucht, wenn alles mit Milliarden von Transistoren erschlagen wird.
Ja, im Bekanntenkreis habe ich auch jemanden, der sich "Kopf von Leuten und Kultur" nennt. Ich persönlich brauche auf der Arbeit keine Kulturangebote, die gönne ich mir nach Feierabend, indem ich ins Konzert gehe oder eine Serie glotze.
Eine Dichtung habe ich jetzt mal rausgepult. In Ermangelung eines Objektivschlüssels (Danke für den Begriff - sind die verstellbaren aus der Bucht wirklich stabil genug?) habe ich den Schraubring mit Belloschlägen auf einen tangential schräggehaltenen Schraubendreher losgedreht.
Das Agrolager ist ein Top-Link! Leider sieht meine Dichtung anders aus, als alles, was dort gelistet ist.
Laut meinen Messungen brauche ich einen Wellendichtring mit den Maßen (Wellendurchmesser x Außendurchmesser x Stärke) von 8,0 mm x 22,5 mm x 1 mm.
Dateianhänge
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Gorbi
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Wennendichtring

Beitrag von Gorbi »

Tut mir leid, daß ich immer so viele Photos reinhaue, aber ich denke, "ein Bild sagt mehr als tausend Worte". Und mehr Bilder sagen noch mehr. 8-)
Ach ja, wie bekommt man eine neue Dichtung über die Welle, ohne die Lippe an der scharfen Kante gleich zu beschädigen?
Dateianhänge
16mm-Filmprojektor_Wellendichtung_l.jpg
16mm-Filmprojektor_Wellendichtung_m.jpg
16mm-Filmprojektor_Wellendichtung_n.jpg
Zuletzt geändert von Gorbi am Do 7. Apr 2022, 11:19, insgesamt 1-mal geändert.
Gorbi
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Bilder durchklicken

Beitrag von Gorbi »

P.S.: Wie kann man eigentlich hier im Forum durch Bilder blättern, ohne sie einzeln in neuen Tabs öffnen zu müssen oder nach jedem Bild mit "zurück zur vorigen Seite" in den Beitrag zurück zu kommen? :?:
ch_ris
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von ch_ris »

nur mal so als these.
der wedi ist extra so herum, damit zu viel öl/druck rausgedrückt werden kann.
ist das Getriebe belüftet?
oder.
die Wurmfeder sieht komisch aus, neue machen und alles ist gut.
vielleicht.
oder ist der Gummi sichtbar beschädigt?
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Bastelbruder
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von Bastelbruder »

@ Gorbi:
Ich öffne grundsätzlich alle Links in einem neuen Tab. Beim Feuerfuchs ist das ein Klick mit der mittleren Maustaste.

Speziell mit Werbung belastete Links werden gleich nochmal weitergeleitet und dann ist "zurück" völlig unmöglich! Die Affi-Brüder gehören Einer mit dem Anderen geschlagen!
MSG
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Re: Wennendichtring

Beitrag von MSG »

Gorbi hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 11:11 Tut mir leid, daß ich immer so viele Photos reinhaue, aber ich denke, "ein Bild sagt mehr als tausend Worte". Und mehr Bilder sagen noch mehr. 8-)
Ach ja, wie bekommt man eine neue Dichtung über die Welle, ohne die Lippe an der scharfen Kante gleich zu beschädigen?
Bei so ... seltsamen WeDi sind mehr Bilder immer gut.

Zur einfachen Frage, wie man die drüber bekommt: Die etwas Isolierband um die Welle und Kante wickeln, dann den WeDi drüber. Bei den dickeren vom Unimog nimmt man dafür gern auch eine 0,5l Sprudelflasche. Die Kanten sind in der Tat nicht gut für die WeDis.

Der Durchmesser von deinem Lagerloch ist 22,5mm .... sehr ungewöhnlich. Noch blöder ist allerdings die Dicke mit 4mm.

Hier gibt es einen WeDi mit 8x16x5 BASL. Da könnte man eine Buchse drehen mit AD=22,40 mm und ID 16,00mm und die in das Loch einkleben. Dann passt der WeDi ... fast ... weil er ist ja dann immer noch 5mm hoch
https://www.agrolager.de/product_info.p ... d=31003296
Meinst du, da könnte ein 5mm Ring reinpassen?

ch_ris hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 11:19die Wurmfeder sieht komisch aus, neue machen und alles ist gut.
vielleicht.
Wenn der WeDi aus dem Baujahr des Projektors ist dürfte der wenigstens 50 Jahre auf dem Buckel haben. Da ist jeder Gummi fertig. Frag mal die Kollegen, die vorher so auf New Old Stock geschwört haben ;)
ch_ris
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von ch_ris »

ja, wirst wohl recht haben. aber wenn man so ne feder eh noch rumliegen hätte...
rene_s39
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von rene_s39 »

Diese spezielle Bauform wird wohl nur noch schwer zu bekommen sein.
Daher meine Idee: Diese Mutter mit Loctite 511 oder reichlich Schraubenkleber niedrigfest "öldicht" einkleben, und dann einen Wellendichtring besorgen, der in diese Mutter hineinpasst.
Dann braucht man wahrscheinlich auch keine Drehteile.

Gruß,
Rene
MSG
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von MSG »

rene_s39 hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 16:03 Daher meine Idee: Diese Mutter mit Loctite 511 oder reichlich Schraubenkleber niedrigfest "öldicht" einkleben, und dann einen Wellendichtring besorgen, der in diese Mutter hineinpasst.
Wäre auch eine gute Idee, wenn es da einen passenden WeDi geben würde
Gorbi
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Beitrag von Gorbi »

rene_s39 hat geschrieben: Do 7. Apr 2022, 16:03 Daher meine Idee: Diese Mutter mit Loctite 511 oder reichlich Schraubenkleber niedrigfest "öldicht" einkleben, und dann einen Wellendichtring besorgen, der in diese Mutter hineinpasst. Dann braucht man wahrscheinlich auch keine Drehteile.
Schade, dann wäre der Projektor nicht mehr im unverbastelten Originalzustand.
Ja, Drehteile kann ich nicht herstellen. Trotzdem messe ich den Innendurchmesser der Ringmutter mal aus.
Wie wäre es, aus einer neumodischen Wellendichtung das Metall rauszuziehen und den Außenring abzuschneiden (rote Markierung)? Die Rumpfdichtung entspräche dann dem Original.
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Zwischenablage01.jpg
MSG
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Re: Getriebe eines 16 mm-Projektors abdichten?

Beitrag von MSG »

Der Ring müsste Stahl sein.... Besser dremeln.
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