Anstrich für Holzfenster

[Propeller]

Hallo, folgende Frage:
Wir haben Holzfenster, deren Originalfarbe nun nach knapp 25 Jahren abblättert und dringend erneuert werden muß.
Ich würde am Liebsten alles runterholen, das Holz mit Halböl o.ä. ordentlich sättigen und dann irgendwas Pigmentiertes auf Wachs- oder Ölbasis streichen, was man Jahre später ohne allzuviel Schleiferei einfach überstreichen kann. Praktisch so ähnlich wie Wachsanstriche für Holzfassaden.
Gibt's da ein besonders empfehlenswertes Produkt?
Auf keinen Fall möchte ich mehr schichtbildende, synthetische Lacke verwenden.
Danke schonmal für jede Empfehlung.

[gafu]

ich kann jetzt auch rückblickend nach 3-4 jahren immernoch den ölfarbenanstrich von farbmanufaktur werder empfehlen. Der anstrich sieht noch wie neu aus.
http://blog.gafu.de/?p=1730
https://www.farbmanufaktur-werder.de/ca ... p?cPath=22

Einziges manko an ölfarben natürlich: man muss 3 mal anstreichen um gute deckung zu erzielen, den ersten anstrich hab ich mit zinkweiß in öl durchgeführt, das zinkweiß bringt einen geringen holzschutz gegen biofilm/algen/moos.
Der lack enthält balsamterpentin, das ist ggf allergikerrelevant.

[Heaterman]

Woraus ist eigentlich dieses Schwedenrot?

Wir haben vor gut zehn Jahren die Sauna damit gestrichen, sieht immer noch aus wie neu.

[Bastelbruder]

Schwedenrot scheint doch tatsächlich eine RoHS-kompatible Pigmentmischung zu sein. Nicht wie das vor wenigen Jahren verbannte Rot der "Amidon-Kerne", das einem eher rotbraunen Farbton weichen mußte. Naja, etwas Schwermetall und Spuren des hochgiftigen ... ist da auch drin. Ich erwähne jetzt lieber nicht woher das Bleilot-Verbot kommt.

Bei der Sauna ist natürlich nicht das Pigment, sondern hauptsächlich der Binder für die Haltbarkeit relevant. Und diese Pigmentmischung dürfte auch im benachbarten Solarium beständig sein.

[ZBPDT4MWM]

Ich bin Freund der Öl-Farben von Kreidezeit.
Ganz wichtig: je matter man das Ergebnis haben möchte, desto anfälliger wird die Öberfläche! Also im Außenbereich lieber vollfett oder eben öfter nacharbeiten

[gafu]

Woraus ist eigentlich dieses Schwedenrot?

Traditionell holzteer, leinöl und gebranntes eisenoxidpigment mit schwermetallverunreinigungen aus dem schwedischen kupferbergbau.
Oder als später aufgekommene schlammfarbe mit roggenmehl als billigem andicker und leinöl, und was sonst gerade noch billig war und weg musste, hauptsache es klebt irgendwie.

Modern halt reines eisenoxidpigment für die rote farbe, und ein bindemittel... das kann von acrylat über kunstharze wie alkydharz, bis polyurethan ja heutzutage alles sein, wenn man das im baumarkt kauft....

[manuel]

Mir hat mal ein älterer Herr seine Fensterstreich Technik erklärt, und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Es geht wie folgt:

- Holz soweit anschleifen das Farbe haften kann. Also soweit schleifen bis zum Holz oder die alte Farbe hartnäckig ist.
- Deckende Holzlasur (Amonn Lignex Renova, Meisterlasur oder vergleichbar) in hellem Farbton,Ocker oder Beige satt aufpinseln. Je nachdem ob es saugt, zwei Schichten mit leichtem zwischen anschliff.
- Nicht deckende Lasur (Amonn Lignex Renova, Meisterlasur oder vergleichbar) im gewünschten Ton, Kastanie, Mahagoni oder Kiefer usw dünn auftragen, immer in Richtung der Maserung. Ohne absetzen, den Pinsel im Flug abheben Falls man ein Holzsegment nicht am Stück schafft. Durch wiederholen kann man beliebig dunkler machen. Die Farbe ist dann in den Maserungstälern stärker und die Maserung wird wieder sichtbar. Um das nicht zu stören muss man Pinselspuren vermeiden. Auf keinen Fall zu dick auftragen.

Wichtig ist die Qualität der Lasur. Kann Amonn nur empfehlen. Lasur aus dem Baumarkt ist nicht zu vergleichen.

Meine Haustür wurde so gestrichen, dort brennt die sonne schon seit Jahren drauf und die Farbe denkt gar nicht dran irgendwie sich zu verändern.

Andere Häuser Fenster auch so gestrichen, seit Jahren wie am ersten Tag.

Öl oder Wachs ist bestimmt auch gut, aber wenn man Jahrzehnte Ruhe haben will ist gute Farbe das mittel der Wahl.

[gafu]

das lignex renova system ist ein alkydharz anstrich

[Sir_Death]

Osmo Landhausfarbe.
Ist auf Ölbasis.

[gafu]

Auf Basis natürlicher pflanzlicher Öle (Sonnenblumenöl, Sojaöl, Distelöl), Paraffine, Eisenoxid- und organische Pigmente, Titandioxid (Weißpigment), Sikkative (Trockner) und wasserabweisende Additive. Entaromatisiertes Testbenzin (benzolfrei). EU-Grenzwert für das Produkt (Kat. 1.e): 400 g/l VOC (2010).

Auf basis billiger pflanzenöle statt leinöl und fast die hälfte waschbenzin.
Billiger inhalt teuer verkauft.

Ich hab so eine dose hier, schon allein wegen den benzindämpfen nicht sooo geil, war auch vom anstrich selbst nicht überzeugt. Beim "high solid natural effect" anstrich mit gleicher zutatenliste wird empfohlen, das lieber nochmal mit einem zweiten anstrich, z.B. mit alkydharz, zu schützen.

[TDI]

Lacke auf Wasserbasis sollen inzwischen besser sein als Lacke auf Mineralölbasis.
Meine Hölzer sind mit Produkten von Remmers grundiert und gestrichen. Die wurden mir von von Fachleuten empfohlen die die auch in ihren Betrieben verwenden.

[Bastelbruder]

Zählt Leinöl zu den Mineralölen?

sollen

Und warum ist Unrad oder wie der Tempel heißt besonders erwähnt?

[gafu]

Also bei mir war das holz unter reparaturstellen mit acrylbasierter fensterfarbe im schlechtesten zustand, und der lack hatte feine risse entlang der holzmaserung und wirkte wie eine plastiktüte mit löchern wo es darunter schwitzt. 7 Jahre nach dem anstrich.
Mag sein das die "ventilations"anstriche da etwas besser geworden sind, aber das ist auch das teuerste was man kaufen kann.
Klar ist der teuerste anstrich immer noch billiger als nach 5 jahren alles noch mal abzukratzen, aber ich bin nicht überzeugt.

Ob das so hält wie die 1960er jahre fenster hier, die mit urspünglich leinölfarbe gestrichen und später mit alkydharzlack nachgestrichen wurden nach 60 jahren immernoch gut erhalten sind, das muss die zeit zeigen. Ich habe erstaunlicherweise nur 3 schichten lack insgesamt auf den fenstern gefunden.
Also was ich sagen will: die alten anstriche haben bewiesen, das sie tatsächlich eine sehr gute und langanhaltende schutzwirkung für das holz haben.
Und bei den neuen acrylbasierten werden wartungsanstriche alle 3 jahre in den datenblättern gefordert, um die schutzwirkung zu erhalten.

[Geoschreiner]

Wenn es halten soll: Mach einen klassischen Ölfarbenaufbau, also erstmal das alten Zeug komplett runter. Dann Grundierung mit gekochtem Leinöl oder Halböl und drei Schichten Leinölfarbe, ggf, am Ende mit Zugabe von etwas Standöl. Man kann so ohne Probleme komplett lösemittelfrei arbeiten, ggf. hilft eine kleine (!!!) Menge von Balsamterpentin mit dem Verlauf. Ich arbeite so ohne Lösemittel. Meine Farben beziehe ich von reine-leinoelfarben.de; dort erhält man neben sehr guten Produkten (fein geriebene Pigmente etc.) auch sehr kompetente Beratung. Solche Farben lassen sich übrigens recht einfach mit Seife aus den Pinseln und von den Händen entfernen und enthalten weder Konservierungsstoffe noch Biozide.
Alternativ zur klassischen Leinölfarbe kann ich auch die Standölfarbe von Kreidezeit empfehlen, die hat sich schon vielfach bewährt. Wenn ein solcher Anstrich (reine LÖ oder Standölfarbe) matt wird bzw. zu kreiden beginnt, sollte man mit einem öligen (Leinöl natürlich) Lappen die Flächen abwischen. Folgeanstriche können so sehr sehr lange vermieden werden.
Bei allen Preisvergleichen sollte der Preis pro Fläche und die Haltbarkeit berücksichtigt werden.

Jegliche Form von Kunstsharzanstrichen führt bei direkter Bewitterung über absehbare Zeit meiner Erfahrung nach zu Schäden, die auch die häufig zudosierten Biozide nicht aufhalten. Welches Lösemittel da zum Einsatz kommt, ist zweitrangig.
Remmers ist bei den konventionellen Systemen einer der besseren Anbieter, würde ich aus heutiger Sicht aber auch nicht mehr verwenden.

[Propeller]

Vielen Dank schonmal! Ich arbeite mich mal durch Eure vorgeschlagenen Anbieter von Ölfarben durch.

[jodurino]

Lacke auf Wasserbasis sollen inzwischen besser sein als Lacke auf Mineralölbasis.
Meine Hölzer sind mit Produkten von Remmers grundiert und gestrichen. Die wurden mir von von Fachleuten empfohlen die die auch in ihren Betrieben verwenden.

Ganz genau
alles was ich in Vergangenheit für draußen gestrichen habe war seit (huh) Anfang der 90er mit Remmers.

Werde es wieder verwenden wenn es was zu streichen gibt am Haus


Na und dann habe ich fen Beitrag vom Geoschreiner gelesen und komme ins Grübeln

Also immer wieder neu lernen weil man ja nicht jeden Tag im Thema ist

[Mechanix]

Interesannt, Remmers hatte ich vorgestern im Pfuschermarkt in der Hand. Brauchte Firnis mit etwas mechanischem Schutz und wollte nicht auf den Postboten warten.
Nach Durchsicht aller Hart-, Hartwachs- und Arbeitsplattenöle war Remmers der Hersteller mit dem meisten unaussprechlichen Zusatzstoffen (sofern auf der Packung Oberhaupt angegeben). Sichert sicherlich ein gutes Ergebnis, ob und wo man das möchte sollte man im Einzelfall entscheiden.

[gafu]

der Preis pro Fläche und die Haltbarkeit berücksichtigt werden.

Der preis der natürlichen anstriche liegt einfach in den langen trockenzeiten, und das man mindestens 3 anstriche braucht, je dicker man aufträgt desto länger muss man warten. So 2 wochen sowiso.
Also eher im aufwand, und das es weniger komfort ist das sich der ganze käse nicht an einem tag herunterreiten lässt.

Mehr material (in liter/qm) braucht man dabei nicht, die schichten sind etwa dünner als beim kunstharz/plastikdispersions lack.
Die "guten" anstriche der chemiebranche sind ja auch teuer, da liegt der unterschied nicht.

[Old-Papa]

Ich habe gerade mehere Fenster restautieren müssen. Teilweise angfault (Wetterseite) und der Kitt längst mausetot.
Mein Bruder (restauriert sonst Möbel und historischen Kram) hat einen Rahmen mit teilweise neuem Holz versehen und ich dann verglast und gestrichen.
Dabei habe ich konsequent auf Tungöl (von Farbmanufaktur Werder bei Neuruppin), etwas verdünnt mit Balsamterpentin (auch von dort) gesetzt. Tungöl härtet unter UV Strahlung gut aus (im Sommer ideal) und ist nach ein paar Tagen überstreichbar.
Dabei nicht geizen und satt auftragen, solange bis nichts mehr einzieht. Danach Überschüssiges abwischen.

Irgendwelche Wunderlasuren haben bei mir nie wirklich zum Erfolg geführt. Diese verkleistern das Holz, es kann nicht mehr "atmen" (austrocknen) und fault unter der Lasur oder Farbe.

Old-Papa

[C2H6O]

Moin,
wie Geoschreiner schon geschrieben hat, ist Standölfarbe das qualitativ hochwertigste was du für Holzfenster machen kannst. Der große Vorteil ist (abgesehen davon, das wenig/keine abgefahrenen Dinoendprodukte drin sind), das die Farbe nicht rissig wird und abplatzt wie bei "normalen" Lacken, sondern mit der Zeit auskreidet (dann kann man einfach noch mal drüber ölen) bzw abwittert.

Du hast also erst mal mehr Arbeit mit dem Streichen, weil:
- Grundieröl, wenn das Holz stark saugt
- Standölfarbe Halbfett
- 1. anstrich vollfett
- 2. Anstrich vollfett
Dazwischen Trocknungszeit, wobei das bei den aktuellen Temperaturen und der Sonneneinstrahlung auch erträglich schnell geht. Aber dann hast du sehr lange Ruhe und Ausbesserungen&Auffrischungen gehen auch sehr einfach.

Gerade an der Wetterseite ist pigmentierte Standölfarbe deutlich haltbarer als nur Öl. Die Produkte von Kreidezeit sind top und letztendlich auch sehr ergiebig.

Grüße,
Felix