Hilfe ich muss einen Brennofen bauen

[Hope]

Guten Morgen zusammen,
ich habe von meiner Frau einen Auftrag bekommen.
Sie ist Künstlerin (und bekennende Werkzeugfetischistin) und möchte jetzt auch in den Rakubrand einsteigen.
Kurz zur Erklärung:
Dabei wird Keramik auf gute 1000°C erhitzt und glühend aus dem Ofen entnommen und in Sägemehl oder ähnliches geworfen.
Nach 15 Minuten wird der Scherben dann in Wasser abgekühlt und gereinigt. In den entstandenen Rissen lagert sich der Ruß ab. Auch die Glasur sieht durch die Reduzierung besonders gut aus.
Erste Versuche mit einem kleinen Dentalofen waren sehr zufriedenstellend. Allerdings ist das Ding zu klein.
Ich brauche also etwas in Größe von einem Backofen, damit Teller und Vasen reinpassen.
Solche Öfen kann man kaufen, aber ziemlich teuer und unlustig, weil kaufen kann jeder. Also selber bauen.
Ein Toplader ist unpraktisch, weil man die glühenden Teile nur schlecht nach oben herausbekommt. Also muss ich einen Frontlader mit Türe bauen.
Elektroöfen sind wohl nicht besonders haltbar, weil die Heizwendel Schaden nehmen, wenn man die Tür aufreißt, wenn diese noch glühen. Also muss ich was mit Gasfeuerung bauen.
Folgende Probleme stellen sich:
1. Wo bekomme ich ein Messgerät her, welches halbwegs genau die erforderlichen 1000°C anzeigt?
2. Welchen Brenner muss ich nehmen um die Kiste aufzuheizen? Das wird mit so einem Dachpappenbrenner nix oder? Die einschlägigen Öfen sprechen von 20kW
Im Moment schwebt mir ein Einkaufswagen hochkant vor, den ich innen mit Brennofenfasermatten auskleide. Bei Nichtbenutzung schiebe ich das Ding dann in die Garage zu den anderen Öfen.

Ich bin sehr gespannt auf Eure Ideen.

Mit besten Grüßen aus Stuttgart.
Hope

[Chemnitzsurfer]

Bei 20 KW würde ich eher einen Brenner aus ner alten Gasheizung nutzen, die sollten auch die Temperatur bringen.

Wenn einen Aufstellung im Garten möglich Brennraum aus Schamotteziegel mauern?

Thermometer, da müsstest du aufm Schrottplatz schauen, wenn irgendwo ne Industrieanlage demontiert wird.
https://www.de.endress.com/de/messgerae ... hermometer

[RMK]

Thermometer-PT1000 gibt's mit Edelstahlelektrode
günstig und haltbar...

Der Künstler den ich kenne benutzt einen Toplader,
problemlos. Beheizt wird der mit einem Propanbrenner,
etwa so gross wie ein Dachpappenbrenner.

kaufen- ab und zu gibt's Brennöfen für wenig Geld (~350 EUR)
oder sogar "für Abholung" wenn mal wieder eine Schule
rückrüstet.... für den Preis bekommst kam mal das
Material dafür

[Desinfector]

Falls es auch mit Öl gehen kann...
Da gibts auf Yuttupp einen Kanal

oilburner

wo einer mit einfachsten Mitteln
auch auf weit höhere Brennerleistungen kommt.

[MatthiasK]

1000°C kann man eigentlich nur noch mit Thermoelementen (Typ N oder K) messen. Platin-Widerstände sind nur bis 850°C genormt, oft halten sie weniger aus.

Wichtig beim Gasbrenner ist, dass man eine Vormischflamme (Blaubrenner) hat, sonst erreicht man die Temperatur nicht.

Ich hätte noch eine 20kW Gasheizung, allerdings ist das Gasventil defekt. Wenn du davon etwas willst, kann ich dir was ausbauen. Der Brenner ist ein Flächenbrenner (könnte z.B. als Ofenrückwand dienen) und kann durch öffnen und verschließen von Öffnungen am Lüfter und wechseln von Düsen auf verschiedene Gasarten (Methan, Propan) und Leistungen (12-25kW) eingestellt werden. Ich weiß aber nicht, ob ich noch die Anleitung dazu habe, originale Ersatzteile gibt es aber keine mehr.

[erwin]

Schau mal hier https://www.pinterest.de/reinersebastian/essebrenner/

[Anse]

Das es die Heizspirale in E-Ofen übel nehmen, wenn man die Tür im Betrieb aufreißt ist mir jetzt neu. Was sie nicht mögen ist mechanischen Stress im kalten Zustand. Hat wohl was mit der isolierenden Oxidschicht zu tun, die sich bei der ersten Anwendung bildet.
So ein Ofen hat normalerweise genug thermische Maße, dass man die Tür zwischendurch mal aufmachen kann. Das Problem liegt eher auf der anderen Seite der Tür.
Mein Vater hat eine kleine Töpferei betrieben. Alle kleineren Öfen haben sich mit 1ph 230V bis 3,6kW begnügt. Die Isolierung muss halt gut sein. Mehr Leistung ist auch nicht nötig, da der Aufheizprozess eh nicht zu schnell sein darf.
Die gröẞte Leistung mit 11kW hatte der große Ofen mit 1m * 1m * 1,2m wenn ich mich richtig erinnere.

[ch_ris]

Ich hab mal einen gebaut, ein Würfel mit 60cm Innen.
Bestand aus einer Grundplatte mit Tischbeinen und einer Haube mit Abzug oben.
Der 8 cm Dachpapp Brenner war viel zu groß, hab ihn gegen 4cm getauscht.
Und damit trotzdem den braunen Raku Ton (800° damit das braun erhalten bleibt) verbrannt.
Es gibt so Test Hütchen die bei einer definierten Temperatur bzw Wärmemenge schmelzen/wegsacken.
Hatte ich nicht, und die Glühfarbe...naja, die Zeit spielt halt auch eine Rolle.
Raku ist ja nun aber gerade keine Wissenschaft, von daher würd ich einfach mal machen.

[Später Gast]

Beim Rakubrand will man das Gas wg der reduzierenden Wirkung. Die Glasuren reagieren unterschiedlich, je nachdem wie oxidierend die Umgebung ist.

Selbst bauen sieht nur auf den ersten Blick günstiger aus, bis man die benötigten Materialien alle beisammen hat, ist man schnell bei Preisen, die der Gebrauchtmarkt problemlos unterbietet, und da bekommt man fertig entwickelte Öfen. Zumindest bei Elektro, Gas hab ich nicht gesucht.

Favorisiere auch runde Toploader. Bessere Volumennutzung und man kann der austretenden Wärmestrahlung gut ausweichen.

Temperatur wird mit gekapselten Thermoelementen gemessen. Da man bei Keramik gerne über 1200°C geht, oft mit typ S, typ k verschleißt zu schnell.

[Luftwatz]

@ ch_ris: vermutlich meinst Du die Segerkegel: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Segerkegel.

[ch_ris]

Ja genau.

[scotty-utb]

Den Brennofen den mein Schmied hat, gabs mal für 50€ "ungetestet" (einer der 3 Typ-S Elemente war desintegriert) zur Abholung.
Der ist aber Größe "der Backofen passt komplett rein" und hat 32A CEE (Abgesichert mit 25A Block, hält)

[jay]

1000 °C geht sehr gut elektrisch.
Ich kenne solche Öfen als Härteöfen für die thermische Behandung von Stahl, manche Stähle härtet man bei 1050-1080°C.
Der Verschleiß der Heizwendel kann nicht so dramatisch sein, die meisten Öfen an denen ich gearbeitet habe waren weit älter als ich und da war noch alles original.
Wobei ich sagen muss das wir vielleicht 1x die Woche etwas Gehärtet haben, die Öfen liefen nicht den ganzen Tag durch.
Man bekommt diese Heizdrähte auch gut und günstig zu Kaufen, als Ersatz oder für Eigenbauten.
Ich wollte auch mal so einen Ofen bauen und hab damals zügig und unkompliziert Anbieter für diese Heizwendeln gefunden.
20kW braucht man da auch nicht, jedenfalls nicht für Keramik in üblicher Haushaltsgröße (nehme mal an Teller und Schüsseln und so?) dafür müsste man mit 230V 16A noch hinkommen.
Aufheizzeit bei solchen Öfen ist dann halt ne Stunde oder so, und die haben schon ein paar cm Isolierung drum.

[PlusistMinus]

Meine Mutter hatte für Raku-Brände von meinem Vater einen Gasofen gebaut bekommen. Gehäuse ist ein emaillierter Einkochtopf aus Stahlblech, ca. 50cm hoch und 50cm Duchmesser. Die Auskleidung besteht aus ca. 50mm Keramikwolle. Als Brenner diente ein kleinerer Dachdeckerbrenner. Sie hatte auch ein Thermometer mit Thermoelement, ich weiß aber nicht, wie gut sie damit zurecht gekommen ist. Es gibt wohl auch Töpfer, die die Athmosphäre in ihrem Elektroofen beeinflussen, aber das war ihr zu heikel.