Altes Tauchspulmesswerk restaurieren

Der chaotische Hauptfaden

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2moose
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Altes Tauchspulmesswerk restaurieren

Beitrag von 2moose »

Hallo,

ich hab zwei Messgeräte erstanden, einmal 150V AC/DC (das nur an Schmutz und einer lösen Lötstelle litt viewtopic.php?p=480753#p480753 ) und eines mit 100mA. Letzteres schien ordentlich misshandelt worden zu sein.

- Schraube der Messwerkaufhängung hat sich gelöst und blockierte den Zeiger.
- "Ausgleichsgewichte" verbogen bzw. lieblos ersetzt.
- die Widerstandskaskade? der Messbereichsbuchsen hat sich fast vollständig ausgelötet.
- und da baumelte ein einseitig angelöteter Draht, aufgewickelt auf ein Stück Papier, rum. 20 Ohm hat der auf die ganze Länge.

Faszinieren tut mich auch die Skala, deren Teilstrich-Abstände scheinbar willkürlich variieren. Mal mehr, mal weniger, dann wieder mehr.
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2moose
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Re: Altes Tauchspulmesswerk restaurieren

Beitrag von 2moose »

Schaltbild rausgepinselt:
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Konsole
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Re: Altes Tauchspulmesswerk restaurieren

Beitrag von Konsole »

Laß die Ausgleichsgewichte bitte unbedingt erstmal so, wie sie sind. Das kann Absicht sein.
Damit stellt man die Skalenlinearität ein, wenn man das System nicht kennt, nachdem dabei vorgegangen werden muß (ich kenn es auch nicht!), hat man schnell eine Beschäftigung für mehrere lange Winterabende.
Daß das Instrument nur für Senkrechtbetrieb gedacht ist, hast Du sicher schon gesehen?

Bei dem Alter und der Herkunft (S&H, Wernerwerk für Meßtechnik Wien) bestehen gewisse Chancen, daß ich Unterlagen dazu finde.
EDIT: Leider nicht. Lediglich, daß diese Bauform für Gleichspannung eine lineare Skala haben müßte.
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2moose
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Re: Altes Tauchspulmesswerk restaurieren

Beitrag von 2moose »

Ich hab die "Fühler", auf denen die Gewichte sitzen, nur ein wenig zurechtgebogen - die haben am Messwerk gestreift.

Ja, stehend war klar ... das Ding hat hinten einen Stützfuß, damit es gerade steht. Ist das etwa das Symbol mit dem auf den Kopf gestellten T, das die Ausrichtung vorgibt?

Unterlagen wären schon der Geschichte wegen fein ... die Instrumente stammen aus der medizinischen Fakultät der Uni Wien. Und um das Ding zu verstehen ... wie man z.B. die Nullstellung wieder hinbekommt. Der Stellbereich der Abgleichschraube reicht nicht (mehr) aus.
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2moose
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Re: Altes Tauchspulmesswerk restaurieren

Beitrag von 2moose »

Die vom Spannungsmessgerat ja, linear. Die vom Amperemeter scheint Naturmaß zu sein.
Konsole
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Re: Altes Tauchspulmesswerk restaurieren

Beitrag von Konsole »

2moose hat geschrieben: So 19. Nov 2023, 21:59 Ich hab die "Fühler", auf denen die Gewichte sitzen, nur ein wenig zurechtgebogen - die haben am Messwerk gestreift.
Na dann is eh wurscht :(
Dann hat schonmal jemand (absichtlich oder unabsichtlich) dranrumgebogen.
2moose hat geschrieben: So 19. Nov 2023, 21:59 Ja, stehend war klar ... das Ding hat hinten einen Stützfuß, damit es gerade steht. Ist das etwa das Symbol mit dem auf den Kopf gestellten T, das die Ausrichtung vorgibt?
Ja genau. Es gibt einen Satz von Zeichen, die auch heute noch verwendet werden. Das kopfstehende U mit dem Punkt unten drin kennzeichnet ein Drehspulmeßwerk etc. Eine Übersicht gibts bestimmt bei Wikipedia.
2moose hat geschrieben: So 19. Nov 2023, 21:59 Unterlagen wären schon der Geschichte wegen fein ... die Instrumente stammen aus der medizinischen Fakultät der Uni Wien. Und um das Ding zu verstehen ... wie man z.B. die Nullstellung wieder hinbekommt. Der Stellbereich der Abgleichschraube reicht nicht (mehr) aus.
Die Instrumente sind ziemlich ungewöhnlich. Eigentlich sind es Schalttafel-Einbauinstrumente, die natürlich einen festen Meßbereich haben (ich würde bei beiden auf 1mA tippen, das ist recht verbreitet). Da hat jemand oben sehr ordentlich Meßbereiche dazugebaut und ein schönes Schild draufgenietet.
Dann sind es Intrumente mit eine eher seltenen Skala mit 270° und auch noch mit einer nichtlinearen Teilung (ich würde sagen bei beiden). Die Skala scheint gedruckt und nicht mit der Schablone gezeichnet (was bei Kleinserien durchaus üblich war). Außerdem ist keine Genauigkeitsklasse angegeben.
Sog. "Betriebsintrumente", also einfache, nicht übermäßig genaue Intrumente mit mehreren Meßbereichen schauen anders aus.

Mein Buch ist von 1936, Skirl: "Elektrische Meßtechnik", und stammt von S&H Berlin. Mehr hab ich imMoment nicht im direkten Zugriff.

Zur Nullstellung: Die Drehspule hat zwei Lager und meistens zwei Rückstellfedern. Die vordere hat den Nullsteller, die hintere kann man aber auch (vorsichtig!) verstellen. Möglicherweise sind aber auch die Federhalter verbogen.
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Bastelbruder
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Re: Altes Tauchspulmesswerk restaurieren

Beitrag von Bastelbruder »

Die Gegengewichte lassen sich eigentlich ganz einfach justieren. Man braucht eine Halterung in der das Instrument um 360° drehbar ist. Und eine kleine Hilfsskala um die Zeiger-Ruhelage.

Dann wird die Abweichung von Null in 4 Positionen (jeweils 2*Zeiger senkrecht und waagrecht) aufgenommen.
Mit etwas Intellenz läßt sich vermuten, wo sich der tatsächliche Schwerpunkt befindet.
Und mit etwas Probiererei (Übung) kriegt man den Fehler auch minimiert.

Ich weiß nicht, welche Sorte Kleber verwendet wurde um die Gewichte und Drahtröllchen zu fixieren, ich vermute irgendwas Wachsartiges. Es gibt einen Honigfarbigen Schmelzkleber, mit dem auch Fädeldrähte auf Platinen geklebt wurden.
ALF2000
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Re: Altes Tauchspulmesswerk restaurieren

Beitrag von ALF2000 »

Mega.. noch jemand mit der Macke alte Instrumente zu reaktivieren...

Ich hab eine ganze Sammlung davon und werde naechsten Winter anfangen Schalttafeln zu bestücken(:

Viel erfolg und Spass mit den Schätzchen.

meine sind alle beiweitem nicht so alt..aber ähnliche werkstoffe..(bj 1960-1989)
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