Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Der chaotische Hauptfaden

Moderatoren: Heaterman, Finger, Sven, TDI, Marsupilami72, duese

Antworten
j.o.e
Beiträge: 552
Registriert: Fr 29. Nov 2019, 01:15

Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von j.o.e »

Gestern, beim „Ausfüllen“ eines Formulars mit Okular (ich verwende dazu i.A. die Typewriter Annotation ALT+5) schoss mir das richtige Stichwort durchs Hirn: TYPEWRITER (!)

Das erinnerte mich an einen Straßenfund aus letztem Jahr: Eine noch pfennig-gute „elektrische Schreibmaschine Brother AX-110“
Tja – wieso spar ich mir da nicht das ganze Rumgehample mit PDF und fülle diese zugesendeten Formulare nicht nach Alter-Väter-Manier per Schreibmaschine aus?

Ein kurzer Test brauchte die Ernüchterung: Das gute Teil hat zwar ein Lift-off-korrekturfähiges Karbonband sowie das und passende Korrekturband – aber leider kann man ohne massive Verrenkungen das eben Getippte weder erkennen noch sieht man genau wo hingetippt wurde.
Trotz aufgezogener Helligkeit sieht man NIX - dabei hatte ich die Zeile „brother AX-110“ getippt.

Das kann doch so nicht gewollt sein?

mit Plexiglas - man sieht gar nix
mit Plexiglas - man sieht gar nix
ohne Plexiglasabdeckung
ohne Plexiglasabdeckung
Nur wenn ich steil von oben – praktisch im 90°-Winkel rein schaue und entfernter Plexliglas-Abdeckung – kann ich ansatzweise erkennen, was getippt wurde.
Ansicht steil von oben - nach Halsverrenkung
Ansicht steil von oben - nach Halsverrenkung
Gibt es da einen Tipp oder waren diese Dinger von vornherein Kernschrott?
Muss für solche Aktionen etwa die alte "Underwood" aus der Vitrine holen?
Benutzeravatar
Smily
Beiträge: 2402
Registriert: Di 13. Aug 2013, 04:02
Wohnort: Coburg
Kontaktdaten:

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von Smily »

Das ding ist so scheiße.
Die Maschine ist eher dafür gedacht, irgendwelche Texte runter zu rotzen.

Für Formulare und ähnliches geht nichts über die gute alte, vollmechanische reiseschreibmaschine von Uroma!
Benutzeravatar
Lötfahne
Beiträge: 2848
Registriert: Sa 9. Nov 2013, 10:43
Wohnort: KBS 669 bzw. 9401

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von Lötfahne »

Versuche mal, ein "Demoprogramm" laufen zu lassen. Das ist eine bestimmte Tastenfolge. Hat bei meiner Schreibhilfe auch Wunder gewirkt. Siehe: https://fingers-welt.de/phpBB/viewtopic ... ma#p300506
Benutzeravatar
Desinfector
Beiträge: 11034
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 07:50
Wohnort: ___3,1415(...)___

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von Desinfector »

Fürs Eintragen in Tabellen ist sowas natürlich blöd.

aber ist das nicht schon eine, wo man Texte erstmal in einen Speicher schreiben kann
und dann den Text im ganzen los rattern lassen kann?

Omma hatte anno 1989 (wimre) so eine mit Speicher.
Benutzeravatar
Joschie
Beiträge: 2466
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 18:19
Wohnort: JN58FG

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von Joschie »

Jupp, das ist normal bei der Maschine.
Aber glaub mir, die Triumph-Adler (jetzt Twen) und Canon ist auch nicht viel besser, die hat nur das Farbband ganz leicht anderst geführt und der Bereich des nichtssehens ist etwas schmaler.

Zur Positionierung der Buchstaben dient bei den Typenradschreibmaschinen ja auch der Bügel über der Schreibposition, er gibt die horizontale Position des Schreibpunktes präzise wieder.
Für die Vertikale Positionierung dienen die beiden Ausstanzungen im Papierführungsblech am Schreibkopf.

Die Plexiglasabdeckung hab ich bei der auch immer offen da der optische Verzug relativ groß ist wenn das geschlossen ist.

Und ja, da gewöhnt man sich daran, hab auf soeiner Brother AX irgendwas jahrelang jeden Tag zig Überweisungen ausgefüllt, auch heute noch ist die Maschine für Formulare unersetzlich.
(Und für Paketaufkleber!! )

Ein Selbsttestprogramm hat die AX-110 meines Wissens nach nicht.

Noch eins zur AX, die hat doch seitlich den Hebel für die Lösung der Walzenanpressung damit man das Blatt ggf. neu ausrichten kann.
Sollte die mal nicht mehr gehen, Maschine öffnen, die untere Papierwalzenwanne wird von einer Kunststoffnase gehalten, die ist dann abgebrochen.
Als Reparatur empfhiehlt sich hier zwei kleinere Stahlnägel heiß in den Kunststoff zu drücken, abkühlen zu lassen und auf 3-5mm Länge abzuschneiden, dann kann wird die Papierwalzenwanne wieder sauber gehalten und die Maschine macht die nächsten zigtausend Seiten.

Grüße
Josef
j.o.e
Beiträge: 552
Registriert: Fr 29. Nov 2019, 01:15

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von j.o.e »

Herzlichen Dank für die vielen Tipps.

Zumindest eines habe ich aus dem Faden mitgenommen: Schreibmaschine ist ein Muss für den geplanten Einsatzzweck (Formulare ausfüllen). Auf jeden Fall werde ich mir Papas Reiseschreibmaschine (im Koffer, rein mechanisch) sicherstellen - bevor der noch auf dumme Gedanken kommt und das Ding "entsorgt".

- Demoprogramm hat die AX-110 nicht.
- Auch kein Display, so dass man erst mal in einen Speicher schreiben und vor dem Druck komfortabel die Zeile editieren könnte.

Jedenfalls hab ich mal die ganze Maschine zerrupft und eingehend untersucht - aber da ist nix verharzt oder verklemmt - auch nicht im "Druckkopf".
Auch war die Maschine wohl gut im produktiven Einsatz - sind doch Farb- und Korrekturband von Pelikan und nicht von Brother.

Was mir allerdings aufgefallen ist: Das Farbband steht wohl maximal hoch. Das wird von der Schreibmaschinen-Mechanik nicht geführt, sondern lauft frei zwischen den Hörnern der Farbbandkassette.
Farbband
Farbband
Durch den Hochstand wird natürlich maximal viel des geschriebenen Textes abgedeckt - was natürlich Kacke ist.
Könnte es sein, dass die Farbband-Kassette nicht zur Maschine passt oder dass der Pelikan damals "Müll" produziert hat?

Falls es keine Umstände macht: Könnten die Noch-Nutzer einer AX-110 das mal checken? Blick aufs Farbband reicht.

Beim Korrekturband ist das jedenfalls anders. Aber da ist es auch egal: Das wird nur bei Bedarf über eine Nockenscheibe vor des Typenrad gefahren.
Korrekturband
Korrekturband
Ich hab mal eine Menge Fotos gemacht - für den Fall, dass jemand näheren Einblick in die Maschine braucht.

-joe
Benutzeravatar
Joschie
Beiträge: 2466
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 18:19
Wohnort: JN58FG

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von Joschie »

j.o.e hat geschrieben: Di 30. Jan 2024, 14:41 - Auch kein Display, so dass man erst mal in einen Speicher schreiben und vor dem Druck komfortabel die Zeile editieren könnte.
Soll ich jetzt groß loslachen?

Die einzige Typenradschreibmaschine die ich bisher in die Finger bekommen habe bei der der Ablauf Schreiben - Korrigieren - Drucken komfortabel war und wirklich schön ging waren die großen AEG Olympia mit dem beistell Bernsteinmonitor (war glaub ich CGA oder schon EGA?) sowie die Sharp mit dem großen monochrom halbgrafik LC-Display und dem Thermodrucker hinten drin für den es keine Bänder mehr gibt (die dafür Texte als rtf und Tabellen als CSV auf Diskette ausgibt).

Alle anderen Typenradschreibmaschinen mit so einer oder zwei Zeilen Text Display sind nerviger und produktivitätshinderlicher als die direkt druckende Variante. Außer natürlich man schreibt mit der Einfingeradlerflugundzugrifftechnik wo man jeden Buchstaben gleich nach dem erfassen kontrolliert.


Ja, das Schreibband müsste der Optik nach zur Maschine passen, das Pelikan ist analog zum Brother und ein paar Euro günstiger.

Es könnte u.U. sein das bei deiner Maschine der Bandträger nicht mehr voll in die untere Position zurückkehrt. Dieser wird ja angehoben wenn das Korrekturband angesprochen wird.
Aber ich würde es so lassen.

Bilder meiner AX bekommst du heut Abend.

Nebenbei, man könnte ja auf einem nächsten Treffen mal einen Schnellschreibwettbewerb veranstalten, genormter unbekannter Text auf Schreibmaschine geschrieben (ohne korrektur).
Wäre mal interessant was da für Geschwindigkeiten rauskommen.

Grüße
Josef
Benutzeravatar
Chefbastler
Beiträge: 2704
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 20:21
Wohnort: Südbayern

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von Chefbastler »

Irgendwie bin ich ja da heute doch ganz froh das es bezahlbare Computer gibt wo man alles schön formatieren kann und dann einfach ausdrucken :mrgreen:
j.o.e
Beiträge: 552
Registriert: Fr 29. Nov 2019, 01:15

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von j.o.e »

So was in der Art hatte ich vermutet. Daher auch die Zerpflück-Aktion. Wie schon geschrieben konnte ich dabei aber keinen Fehler feststellen.

Die Hebemechanik des Bandträgers habe ich eingehend untersucht. Diese springt ja aber nur im Zusammenhang mit dem Korrekturband an. Das Farbband, das bei meiner Maschine offensichtlich etwas tiefer sitzt, behält seine Position (im Sub-Millimeterbereich) mehr oder weniger bei. Zum Check habe ich mal mehrere Meter des Farbbandes zurückgespult und die Einschlags-Position der Typen verglichen.

Vielleicht ist meine Maschine auch nur beschissen justiert. Muss ich mir bei Gelegenheit noch mal anschauen.

Meine Fotos ergaben zunächst mal:
IMG_1324e.jpg
Der rote Pfeil zeigt auf den Mitnehmer, der in der Nut der Nockenscheibe (weißes "Rädchen") geführt wird. Dreht sich die Nockenscheibe (Korrekturfunktion) so hebt und senkt sich der Bandträger. Die Nockenscheibe definiert damit wohl auch den oberen und unteren (wichtigen!) Anschlag.

(Anm.: Der grüne Pfeil zeigt auf die Drehachse des Bandträgers)

Wenn ich nun die Schraube (blauer Pfeil) etwas lösen würde, könnte ich vermutlich die Position der Mitnehmers justieren und damit dann die Position des Bandträgers in der unteren, entscheidenden Position beeinflussen...

Aber wie schon gesagt: Ich schau mir das bei Gelegenheit direkt an der Maschine noch mal an.
Joschie hat geschrieben: Di 30. Jan 2024, 16:01
Ja, das Schreibband müsste der Optik nach zur Maschine passen, das Pelikan ist analog zum Brother und ein paar Euro günstiger.

Es könnte u.U. sein das bei deiner Maschine der Bandträger nicht mehr voll in die untere Position zurückkehrt. Dieser wird ja angehoben wenn das Korrekturband angesprochen wird.
Aber ich würde es so lassen.
Nochmal herzlichen Dank für die Tipps und fürs Schubsen auf die wohl richtige Spur.

-joe
Benutzeravatar
Desinfector
Beiträge: 11034
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 07:50
Wohnort: ___3,1415(...)___

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von Desinfector »

j.o.e hat geschrieben: Di 30. Jan 2024, 14:41 Herzlichen Dank für die vielen Tipps.

Zumindest eines habe ich aus dem Faden mitgenommen: Schreibmaschine ist ein Muss für den geplanten Einsatzzweck (Formulare ausfüllen).
Für Behörden?
Handschriftlich wird allgemein anerkannt und geht schneller.

Wirklich sinnvoll ist so eine Mascheng, wenn man gewisse Ätzbeschriftungen auf Metall-Werkstücke machen will.

Es gibt dafür Durchschlag-(Nicht Kohlepapier sondern richtig mechanisch durchstanzend)-Papiere,
die dann als Schablone zwischen eine Elektrode und ein zu beschriftendes Werkstück gelegt werden.

z.B. hier

https://www.picoelektra.de/signierschablonen.php
Benutzeravatar
Joschie
Beiträge: 2466
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 18:19
Wohnort: JN58FG

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von Joschie »

Hallo Joe,

hier noch die versprochenen Bilder
Typ-oben.jpg
Wagen-seit.jpg
band1.jpg
ganz ehrlich, lass die Maschine so und nutze sie einfach.
Man muss nicht alles bis zum erbrechen optimieren.

Grüße
Josef
j.o.e
Beiträge: 552
Registriert: Fr 29. Nov 2019, 01:15

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von j.o.e »

Danke Josef für die Fotos.

Deine Maschine benutzt (band1.jpg) doch einen deutlich höheren Bereich vom Band. Dein Band läuft folglich tiefer, damit ist die Sicht auf den getippten Text besser. Und 1-2 mm können da schon was ausmachen.

Vielleicht (!) - wenn mich das Ding mal wieder nervt - fummle ich doch noch mal dran rum.

Ich habe ja noch eine zweite Maschine - meine "Gabi" (Privileg electronic 3000, der Erinnerung nach baugleich mit einer TA Gabriele) im Vorvergammler stehen. Die hatte ich als Jungingenieur mal auf "Typenrad-Drucker" umgefrickelt: Centronix reingefummelt, hardcore das EPROM (für i8039) gepatcht: Tastaturscanner raus und Ringbuffer nebst Centronix-Handshake rein. Die lief an meinem CP/M-Rechner und musste im Gespann mit WordStar für zig Studien- plus Magisterarbeit meiner Holden herhalten.

IMG_1175b.JPG
IMG_1177b.JPG
Mit dem kleinen Kippschalter kann man 2 Bereiche im EPROM anwählen: Original Schreibmaschine oder Typenrad-Drucker.

Nachteil der "Gabi": Das ist ein RIESSEN Koffer - und das Typenrad ist irgendwie verschollen. Dafür ist bei der die "Sicht" besser.

Desinfector hat natürlich auch recht - sofern die Handschrift sich nicht an Sütterlin und "Pigs Latin" annähert ...

-joe

Joschie hat geschrieben: Mi 31. Jan 2024, 09:55
Hallo Joe,

hier noch die versprochenen Bilder
Typ-oben.jpg
Wagen-seit.jpg
band1.jpg

ganz ehrlich, lass die Maschine so und nutze sie einfach.
Man muss nicht alles bis zum erbrechen optimieren.

Grüße
Josef
Benutzeravatar
Bastelbruder
Beiträge: 11566
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:28

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von Bastelbruder »

Im Gegensatz zu aktuellen Schreibschriften ist Sütterlin eine Schönschreibschrift, die kann garnicht so einfach hingerotzt werden.
Wikipedia hat geschrieben:Die Sütterlinschrift, meist einfach Sütterlin genannt, ist eine im Jahr 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelte Ausgangsschrift für das Erlernen von Schreibschrift in der Schule.
1941 wurde die heute wegen allgemeiner Dummheit meist als Nazi-Schrift bezeichnete Schrift verboten ...
Mit dem ursprünglichen Gedanken werden Elemente dieser Schrift seit gefühlt 15 Jahren wieder in der Grundschule gelehrt.

Pigs Latin ist eine Sprache, keine Schrift.

Und Handschriften gibt es viele, Schreibschrift habe ich in der Lehrzeit verlernt. :(

Gibts eigentlich den Beruf des Büromaschinenmechanikers noch?
Benutzeravatar
ESDKittel
Beiträge: 3153
Registriert: Fr 23. Aug 2013, 13:18

Re: Elektrische Schreibmaschine - Brother AX-110

Beitrag von ESDKittel »

Smily hat geschrieben: Mo 29. Jan 2024, 07:31 Für Formulare und ähnliches geht nichts über die gute alte, vollmechanische reiseschreibmaschine von Uroma!
Genau, es geht nichts über ein FFT (FormsheetFilloutTool).
Vor Jahren hab ich mir dazu eine Olympia Splendid 33 (schon die Digitalausführung mit extra '1' und '0' ;) ) aus der Bucht gefischt.
Antworten